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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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CeUe 2

Heidelbel'ger Zeitung

Freitag. den 7. Februar 1919

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 33

verlicf L-er dsirch den Königs-berger Funkjpruch in-
Keleitete Vorisuch ergoonislos.

Grcnjfchutzzoue OsL

Königsberg, 6. Febr. Ms Masmabmc gc-
gen die beranrückenden Dolschcwijten sind jetzt dis
ostvreufrischen Erenzscstungen in Vertei--
digungsz ustand gebracht worden. Die Ge->
bictc von Memel, Endtkuhnen unü L y c!
wurden als Erenzschutzzone erklärt.

Die Zpartakusbewsgung

Vrcmen, 8. Febr. Die Marincbrigade hat eine
Unternchmung wcserabwärts grmacht und hat 0a-
bci crhcbliche LUaffcnmengcn cingebracht. Dic
ganze innere Stadt ist völlicg in dcn Hän-
den dcr Rcgicrungstruppcn. Die Vorstädte dürf-
ten im Lause des heutigen Tagcs bcsctzt werden.

Nuhe in Berliu

Entgegen aNen Erwartungen ist der gestrige
Tag in Verlin völlig ruhig verlaufen, obwohl
seit Anfang dieser Woche in den Berliner Betrie-
Len unter den Ardeitern eifrig agitiert worden
war. dast sie am Donnerstag die Betriebe ver-
lassen und gegen die Nationalversammlung de-
monstrieren sollten. Zn allen Betriebcn hatten
stch die Arbeiter vollzählig eingefunden.

DüsseLdorf

Düsseldors. 6. Febr. Dcr gestrige Abend und
die Nacht sind im allgemeinen ruhig verlaufen.
Starke Trupps bcwaffneter Sparta-
kisten durchzogen die- Stadt. Bei einer Schie-
ßerei in der Karlsstrahe wurde ein Passant schwer
verletzt. Der Streik der Post- und Eisenbahnbe-
amten unr ded Angestellten der Stadt hält an und
macht,sich empfindlich sühlbar. Die Spariakisten
suchen nach Hilfskräften, um die streikenden Be-
amten zu ersetzen und dadurch den Verkehr auf-
recht zu jerhalten. Der Streik der Ge-
schäftsleute gewinnt an Ausdehnung.

Verbrecherisches Vorhaben der
Hamburger Spartakisteu

Der Hamburger Soldatenrat hat
nach Cuxhaven am 4. Februar an die dort
ktzende Spartakistenleitung in einem Fernge-
fpräch angeordnet, zur Hilfeleistung für die Vre-
mer Cpartakisten Minenboote gefechtsklar
zu machen. Die Eeschütze auf diesen Booten ha-
ben keine Verschlüsse, da diese infolge der Waffen-
stillstandsbediiigunqen entfernt werden muhien.
Der Haniburger Soldatenrat hat nach Curhavcn
zugesagt. Verschlüsse durch Schiffe zu senden. Der
Loise hat sich wegen Eisgangs geweigert, das
Cchiff zu führen. Znfolge dieses Umstandes kam
es also nicht zu einer Ausführung des Vorhabens.
Zn der Mitteilung nach Cuxhaven heitzt cs, bei
dcr Armierung der Schiffe müsie vorsichtig ver-
fahren werden, damit die Besatzung der dieser
Tage eingelaufenen englischen Krcuzer
nichts merke, da die Lieferung der Verschlüsie ge-
gen den Waffenstillstandsvertrag
verstosie. Die llrheber waren sich also des Ver-
brecherischen ihres Tuns vollkommen be-
wutzt. Das Schiff sollte Eewehre, Dlunition und
Eranaten mitnehmen. Man denke, welche Fol-
pen es für das Reich, für das ganze deutsche Bolk
K-Habt hätte. wenn durch groben -Bruch der Was-
stnstillstaiidsbedingungen, wie diese wahnjinnigen
Führer der Unabhangigen ihn planten, schwere
Repressalien gegen das ganze deutsche Volk
-erbeigeführt worden wären.

DLeFordernngen der SoldatenräLe
abgelehnt

Der Zentralrat Lat der Regierung über den Aus-
oang der Vevhandlungen mit >den Korvssoldatenrä-
len auif telephonischem Wsge MitteUung nach
Weimar semacht. Hierauf iist dem Zentral-
ra t «m «estrigen Mittwoch nachmittag aus Wsi --
Mar ein Funksvruch der Regierung zuge-
vcmgen, der «die Forderungen der Solda-
Lenräte im wesentlichen ablehnt.

^ Es giebt Diebe, die von dcn Eesetzen nicht ^
L bestraft werden und dem Menschen doch das A
« kostbarste stehlen. (h

A Napoleonl. §

Oassels verhaftung

kumorlst. Berliner Noman von Friedrich Hey.

(23. Forlsetzung.)

Sie rief es fast leiden'schaftlich, die klsinle, tav-
Hkue Hilds. Und nun schotz es ilhr durchs KÄvschen:
Eine SäMkanvevadin war Lehrerm gsirwltden, eine
«ndiere Korrchpondentin. bei ihrom Papa lsiah Frcvu-
lcin Lottchen. e'm« lisbliche, sänfte Blonidiire, als
Slenogravhistin unid SchreiLfräulein, Onikel Köcke
l:«1te, wie er fo ost erzählte, zwoi reizenkde Buch-
ibalterinnen. Und Pava hatte su Ailcrma ibcdru--
lungsvoll und mit allem Nachldvuck geljagt, das
Fräulein iim Kontor sei eine durchaus ansdä-nd-ige
junge Dame, aus sehr guter bürgerlicher Familie.
Dah Onkcl Köcke seine Vuchbalterinnen nux vries,
um seine Frcru zu Lvgern — davon ahnte sie in
itrer jugenidhchen Harmlosigkeit srsilich michts. So
tröstets sich das mutige kleine Dina mit dam Ent-
schluß'. Jch werde selbst sür mich forgen, ich werde
arbeiten!

: Unid mit dichem Emtschlvuh wcrr sie vlötzlich reii
Unid klar seiworden, iiber das Dasselsche Daunen--
inest crls ein flügges Menschenckind frei mit iHrem
Hsryon in die Höhe gestiegen. Nuin war's mit
einemmals, alls druckten diese Msinlde nicht mehr
mit banger Zulkunftssorge lluabvoll ibre Soele.
t SMlünldig! Für sie lag in diesem Wort kein
Dannm und ko'm Schmers, sonldern nur «in Trost,
^ine Zuwersicht.

-s «Allein mir -urchhelfen' Allem!" Da vlötzl ch
^varv es ihr, «rls vifss vhr etwas in dsr Senle «nif.

Die SsziolrsLenbonferenz

Am Schlusie dcr Dicusbagssitzung liesi nach Be-
eilditmcrg o-cr D.ev>atte üoer die Schuldsvage, die

: - > Aieyrheitssoztaldemokra-

tre foloende

Entfchliehung

üüerroichen:

,.Zur Fra de r S chu ld am K r ie g« hat
die Delogation der doutjchcn SotZiialdemokraue
solgei)oes zu cxtlauon: Die iozialL-emotrattsche
V-rrtei Deut,ch'>ands ist der Auffajiung. dasi der
WeL.Lviog imi aüscmrc.inen eiine Folge der im-
p >e r i« 11 >i 11 a--e a Volitbk des vergan -
6 cnen I « Hrzehnts ist. doch erkennt sie gle-ich-
zeitig die Verpflichtung ain. düejenigen Vorgango
sostzuistelloii. -düe uniinttolbar das vi-eriährige Völ-
tevmor-den vcrurs-acht lmben. Diose sind in erster
Lim« das öslierreichrjchs Ultinmtmn an Serbien.
die allgenueiiie russrche Mobilmiachuing und die
bilerauf evfolgt-e Kriogserkläruing Doulschlands an
Rusi'-aiid und F-rmikroich.

Wir lchn'cin icde Derantwartuiir« für den Aus-
Lruch und die Fii1,ilimg d«s Krveses ab. Wir ha-
ban den Krieo nicht sowollt und nicht MWrt.
Damit die Verauttvortung feftgc.stellt wird. sor-
derr d-ne s-ozi-a.ll,tisä)e Par-tei De-utschlanids die
re-stlose A'Ufklärung dieser Vorgänae
Mie ste die vuss'/ä'-e SvmsetrcQi-ovuns bc>gonneii
l>at u-nd wie wuch die sogiabistische Rosierunig der
dout äM Ropuiblik sofort nach der Rev-olution er-
klärt hat. di« den Kri.-g bo:rcisfonden Dor.iinente
aufs a-eniaili'M zu prüfen u>ich z.u veröffeEichen.

Wir erwarten aber von den Pavtsigonosi-en
aller übvigen kvbogführemden LänL-or. dasi sie von
ihren Rogierungen das gl-eicheVorgchen
vEamaen. dawit die Schluldfvag« in ihver gcrnzen
Ausdehnung aeklärt wird. Die doutsche Sozial-
damokratie ist wäbrenid des Krieges stets für ei-
nen Frieden der VerstänLigung -und der Verföb-
nung dor Völker eingelreten und wuvde deshalb
von allen deeit'chen Kriegchetzerii und Annexioni-
sten aufs schärfste angegriffen.

Dio deutsche Sdaldamrkratie wird mit allen
Mrtt-eln sode Maknai'W.e unterstüben. dasi in lder
zu grürchenden Ee>.elÜ äuf!t vor allcim deu klei-
nen Nationen die volle Unabhänkv^qkoit und
Sichevhoit -sowährlMvt wevden foll Die Partci
bat volles Verständnis sür die diurch Idsn Emmarfch
der douischen Truvpen in Belaien und in der
ganzon W-51 erzeu>gten Stimnmng.

Sie denLt nur mit schnverzilichem Dedatucrn an
die schweren Lai-den,. die das am Kviiege u.u^ch'.U-
dige belgifche Dobk währenld mehr crls vior Zabre
zu erduldcin haite. Die funa>e dcutsche Repu-
Llik hat keinen <Srund. irgenld semand
l u-i chII e n. dessen Schcili^ an d".r E-'ifesiolui'q
dos Völkerinl-o-r!dens isicstEtellt werden kaiin. Die
doulsche Sozialdemokvatie wird ibvon sanzen Ein-
flusi aufbioten. damit die Verantwortlichen
voll zur Berantwortii'N.g gezogen rverden".

Auf Vorschilag von Branting wird diose Reüo-
luti-on zuüammon m!i dor Refol-ution Thomas.
die dc-e Flrai-ie der Vevantwor'lichbe't init dcr
der Mitb.ilfe vorbindet. einer K-omMis-
sion übcrgoben. die aus zv'vi noch ?,u ernonnondcn
englischen Mitql!>d>ern bolttben soll. und aus deu
deutscben Mitgliedern Wels und Ersner. den
ftanzösischen Renaudel und Longuiet. dcnn deut'ch-
wt-erroichvschen Ellonbogen und Lom tschechi'chen
Nemec.

A'if Anfra>d» Adlors wird erkllftt. Idasi die
aus der Kommissionssitzmvg borvorgehendcin End-
resoliitioiven nicht ohn>e. vorhevqehen/de Geneval-
debatte angenommen weüden sollen,

Der Vräsident der von der i n t e r n a t, o n a -
len SoAialistenkonferenz einqesetzten
Kommission teilte am Mittwoch mit, datz die
Kommission sich auf den Text folgender
Entschliehung

geeinigt habe:

Die Vereinigung der Völker zu einer
innigen Gemeinschaft gehört von seher zu den
vornehmsten Zdealen der sozialistischen Jnterna-
tionale. Dieses Zdeal entspringt einer Soli-
darität der Proletarier aller Länder
und aus dem sozialen Endziel, das fich nicht na-
tional. sondern nur innterantional verwirklichen
lätzt. Der Weltkrieg hat dieses sozialistische Zdeal
d--r GeseMchaft der Nationen zu einer drinqenoen
Aufqabe der Eegenwart auch für die nichtsozia-
listischen Parlamentarier gemacht und gezeigt,
datz bei der heutiqen HLHe der militärischen Tech-
nik und des Verkehrs jeder Krieg die Tendenz

hat, die ganze Welt in zwei 'feiildllche

Hcerlager zu entzweien, die gcgen emander
mit den grilacnooll,ien Mitteln der Kriegsüh-
rung bis zur völligcn Erschöpfung sich
Lctämpfen. Der jüngsie Kricg hat die Welt an
den Rand des Abgrundes gebracht. »Der
nüchste würde sie völlig vernichlen und schon
die Vorbercitungen zu einem neuen Kricge wer-
den die Welt zugrunde richten. Dieses Unhcil
kann nur gehemmt werden durch die Hcrbeifül)-
rung der Eesellschaft der Nationen. Die
Ee,cll,chaft soll von den Volksoertretungen der
verschiedenen Länder gebildet werden. Sie mutz
ausgehen von einem R e ch t s f r i e d e n, der kei-
nen neuen internationalen Koiiflittsstoff hat.
Die aus dem Erundsatze des Selbstbestimmungs-
rechts der Völkcr aufqedauten Staaten müssen in
die Eesellschaft der Nationen aufgenommen wer-
den. Älle Mitglieder der Eesellschaft der Natio-
nen haben die gleichen N e ch t e und die
gleichen Pfl'ichten zur Durchführung ihrer
Aufgaben, und die Völkerschaften, die noch nicht
zum Sclbstbestimmunqsrecht qelangt sind, sollen
von der Cesellschaft der Nationen gestiitzt und da-
hin entwickelt werden, datz sie die Fähigkeit er-
langen, Mitglieder der Gesellschaft freier Völker
zu wcrdcn. Die erste Aufgabe der Gesellschaft ist
es, neuc Kriege und Krieqsrüstungen zu verhin-
dern. Sie müssen Eir.cichtungen schaffen, die
durch Vermittlungen und Schieds-
spruch alle Streitigkeiten zwischen den Völkern
entweder verhütcn oder heiligen können. auch
solche Fragen, die als Lebens- und Ehrenfraqen
bezeichnet werden. Dieses Schiedsgericht mutz die
Möglichkeit haben, jederzeit Erenzberichtiqungen
unter Veihilfe der Bevölkerung vorzunehmen,
wenn solche notwendig werden. Die Gesellschast
der Nationen hat alle stehenden Heere auf-
zuheben und schlietzlich die völlige Ab-
rüstung herbeizuführen. Solange eine be-
waffnete Macht durch die internationalen
Verhältnisie notwendig ist. solle sie unter dem Ve-
fehl der Eesellschaft der Nationen stehen. Sic
musi über das Mittel ökonomischen Drucks
verfügen, um die Durchführung ihrer Entscheidun-
qen erzwingen zu könnsn wcnn es notwen-
dig ist. Wo Zolltarift bestehen, sollen sie
abbännig von der Zustimmung der Nationen sein
und die Gesellschaft soll i n t e r n a t i o n a I e
Verkehrswege und Verkehrmittel di-
rekt in ihre Verwaltung übernehmen. Die Ee-
sellschaft d erNationen mutz Vefugnisie bekom-
men, die ihr gestatten, sich zu einem Organ z u
entwickeln, welches die Erzeugung und Ver-
teilung der Lebensmittel und Nohma-
teriale der Welt zu regeln und ihre Produk-
tion im höchsten Erode zn entwickeln in der Laqe
ist. Zu den gcmeinschqstlichen Funktionen der Ge-
sellschaft der Nationen gehört auch die Herstel-
lung. Meiterentwicklung und Durchführunq eines
internationolen A rb e i t e r r e ch t s. Die Vil-
dunq der Eesellschaft der Nationen wird jctzt
erfolqen unter dem Drucke der, Nachwirkunq des
Krieges. Die Cesellschaft wird sich indessen später
wenn die Nachwirkung an Kraft verliert, qünstiq
entwickeln und ihren grotzen Aufgaben qerecht
werden konncn. wenn das internationale Prole-
tariat mit aller Macht hinter ihr steht und ste
vorwärts dränqt. Ze kräftiaer dic vroletarilche
i" qllen Löndern ill. se mshr die Mög-
lichkeit der Entwicklung der internationalen Auf-
qaben, je entschlosiener das Proletariat in jedem
Lande jede Machtbefugnis der eiqenen Reqie-
runq bekömpft. je mehr vom Sozialismus an der
Verwirklichung und kraftvollen Durchführunq der
internationalen soziakistischen Zdeake gearbeitet
wird. um so kräftiger und lebensreiäier werden
die Wirkungen der Eesellschaft der Nationen sich
gestalten. _

Die badische VerfassungsberaLung

Der Neglionsunterricht irr der Schule

Der VevjftssunssiTiilssckiusi der bad-ischrn Natto-
NAjl-vLchaswnrftmg setzte evsteril n-achmittaia die
Aneijpraävs üb.r den Röligionsunterricht in der
Schuil-e fort. Das Zentr-um zioht se-inon An-
trag amf Streichung des Nbsahes 2. 8 und 4 bes
^ 19 znruck. Drnsür wird von ibm ein Antraa
Kopf -ein«giebracht. der lam-tct:

„Die B-efrei-unq vvm Besuch de§ Ne°-
li giansunberricht s in der Sämle wird- ie-
doch rmr ettcilt. wenn ber Schüler vvn einer hier-

zu qooigneten Person einen -eutsvrechenden
ReU6ionsu.ilterricht erbätt".

Dw SoziaDemiolratien erklärten sich a„ den
Znterpretalionen dcr bürseruchen Parlcien über
den Relisionsuil.terr.cht m der Bo-lkschule nicht
zu be.-oiligen und ertchttui serner die Ausnahm-
dl^-er Ääpimmung in d-ie Ve-r.fasiung «!s eme
Verschl echt-er u n«. die der Sozia-l-dLmoftiitie
den Enljchlutz -erschwere. für diej-e Versasju.ch M
jlumil-en. Von soz.atüamo'kratlich-er Scile wird ge,
wünscht, datz dieja Frase dcm Schutgesetz
vorbcchalten bleibe. Dem stehr eiuqeuen, d<is.
woitere Avjätze dcs 8 19 namlich die Ab.ähe 3 nnb
4 dio in das Schnl-sesetz verwlösLn wevdcn könn-
ten, acMde nach bsn Wünicken dcr SoLialde.nio-
krarie in der Verfa.ssung stechen bleiben
isollcn.

Die Verankerun« -der Materie in der Verfas-
sung detrachen die Demolraten r..dessen als
geboten, wchl di« soqlalLemokratiichon Aniräse die
Rengioil als Pfmchtfach bejeltigen wollen.

Erne aussührliä>e Aussprach-e ruft dcr Antrag
der ioemokrati, chen Pattei heroor. die Fest-
legunq des Reliüionsunttrrichts als Pslichtfach
auf das vo lks j chul p f l i chl ige Alter zu
beichränten umd Eewisicmsfve-ihe.it des Kindes und
des Lchrers zu gewähvla.isten.

D:e Sozialdemokraten bafürchten da-
von eine .chlechtere Stellung der Pro,letar ier°>
kinder unid startc Austritte ans der Kirch»,
die gejchchen, um dem Reliaivnszwana zu ent-
gehen. Der weitestgel.-erche Antraa der Sozlal-
demokraüe. datz Naligchn k-ein htfach

weder für Lchrer noch für Schüler sei. wird mit
14 gogen 7 Sti-mmen abgelehnt. dcr Antrag
Schoser (Zentr.): „Religiion ist ein Pflichtsqch des
Schulu-nterriästs" mit 9 scarn 5 Stimmen ange - >
nommen bei 7 Stimmeilthaliung.-ou der Eoz-ial-'
demokratie. Der Antrag Holdermann (Die-
niokrat) „Neligion ist ein Mlicht.mch für dqs
volksschulpflichttge Alter" wird boi der Sachlagq
zurückgezo-gen.

Der Antraa Schofer: „Dcx NelisionLUnber-
vicht wird im Mistrag der zustänüigen ReliMons-
ge.mein'schaft etteilt u-nd von ibr überwacht."
wrrd mit 9 gegen 1 Stimme bei 11 Stimmenthal-
tungen angenommen. Die Regievungsvorlage ae-,
laivgt ici der Fassmrg des Antrass Schoifer: „Kviir
Lehrer wi-rd wider seiner erklärt« EgiösS
lleberzeuguilg zur Erteiiluug des Religionsunter-
richts oder zur Vornahme lirchb'uher Derrichtun-
gen gezwungen werden" mit 14 Stimm-en hei ?!
Stimmenthaltunsen zur Annabme.

Der Antrag des Zentrums. dte BeftÄUng
vom Eeuiisienszwang gogenübeT Schülern über-
haupt zu streichen. wird mit 18 gegen 8 Stimmea
abgelehnt. Der Antras Holdermann
(Dom.): „Kein Echüler darf widcir dia rLlisiöss
tteeerzc'Ug^'ig -der Er z i eb u ngsber echt i g°
ten zum Besuche des Religionsunterttchles üw.
gezwugnen werden" wird mit 14 gegen 7 sozial-
deinokrattschen Srimmeil angenommen. Der
oben zu Eingang des Berichts erwähnte Antrag
Kapf wird mit 14 gegen 7 Stinrmen miae->
nommen.

Eli- we-iterer Antrag Kvvs: "Menn die Un-
terrichtsstunden des aus der Erteilunq des Rcli-
gionsunterr-ichts ausssschi-edenen Lcbrers nicht von>
c-'nem im gleichen Orte angestellten üehrer>
übernommen werden können. musi der Lebrer auf>
A-ntvag der obersten Schulbebörde von dex Ee-
meinde vers-etzt wevden" erfährt mit 12 gegen!
9 Slimmen A ble-h num q. Es bleibt al'o bier>
-bei der Regelung dieser Frage bei den Bestim-i
m'.mgen des Schulgesetzes und der Uebung
die sich mä dem Antrage Kovi übrigens decken.
Der Antraa Schofer: „Niemcmd dars we-gen seinerj
Zugehörigkeit zu e.iiNLr religEen Orgaiiisa,
t,.'on votn Ambe eines Lebrers oder einer Lehrerin
ferngehalten werden." will die Bestimmun-
gen des ? 137 des Schulgesetzes Absatz 2. woläer
d'e Stt'atsaenehmigung verlangit. be»
s e i t i g e n.

Dieser Antrag wird m-it 16 geqen 5 Ctimmen,
angenommen. Der Satz der Regierungsvor-
lage: «Zum Besuche der öffentlicken Volkskckule
sind alle Kinder vei-flichtst" erfährt ALändc-!
ru.ngsanträge: 1. durch einen Antrag Schoser,,
welch»r lalutet: „Alle Kinder müssen eine dem^
Schul p lan entsprech ende Vildung er-
ha-lten. Vie nach Art und Umfana der besonde-
ren Eesetze fsMefftellt wird".

2. ein Anttag der Doniokraten. welcher ver-
lanat, einzufüsen' „bis zum etmaige-n Besuche
einer höheren Lohvanstalt".

Sre sedacht-ü des grotzen. tie-fsihmev-lichs« Erleb-
nisies, bas thr so oiel Leid gäbracht hatte. Dieise
Wundo in ichrsm Herzen hatte sich n'vö schiliehen
können, hatte leüse weiter geblutet. Aber jetzt kmn
«s jhr vor, als wäre ein kühler Bailsmn davcruf ge-
strichen, zur Beruhigung tbres heimlichen LeL-os.

Wie, wenn ihr Schicksal jetzt mit dom eines an-
Äern verknüvft wäre? Jhr Vatar' hcvtte sie da->
mcnls nur vmmver und immer Lviäder sescholten,
batte ibr von ftiih bis abends vorgevvcbigt, datz
dveser Mann niichts anderes wollte, als sich ibre
kindliche Unerfaihrenheit zunutze su machen, uim
eine reiche B-vaut su gewinnen.

„Wenn du kein Ee-ld bättest, pfiffe er aüf dich
der Mosjö, der Leutnant, der —"

Nein^ das hatts sie nun und nimnve-Mlelhr sr-
gkaubt. Einem liebenden Herzeu wie dom ihrigen
war so etwas mcht einzureden gowss'en. Das war
vvol ru idea-l und schwärmerisch vevcknlagt, mn die-
sem Dlanne Motive unterlegen su kömven, die des-
sen sanzem Wesen widersvrachen, ja so'onen- Eha-
iMer gevaldezu Liigen gestraft hätten. Nein. d'ie-
sen Chavakter hatte sie wobl erkamnt.

Datz sie verzichtet, datz sie 'chre Solvgkeit geavsett,
ihre Träume und Haffnungen begvaben hatte, das
batte einen anderen Erund geihabt: sie hatte sich
dem Machtwort vhres Vatoes gehous.am umd denrü-
rig gebeugt; in kindlicher UnselbständigkLit, M-
hiingigk-eit und llnklarbeit hatte der Eehorsam
übcir ihre Neigung gesiegt. Das Wsrscch sie jetzt
auf einmal alses k>l.rr, als wenn der Stuum vlötz-
lich eiaen Nebol vor ibren Augen serrisien hätte,
u: dem sie bisher ibren- Msg gegangen war.

Nimi sah HAde, datz dioser Meg, den sio mit ilhrevi
heimlichen, n-öchtl'ichen Trä'ien betaute, trotz alle-
vem der richtise g'wesen war. Welch ein Elend,
welch ein grenzmkoses Unglück würde das jetzt soiin^
wer-n in Len Zus-vmmenbruch ichres äutzeren E>lUck.s
das Dlü-ck auch jones Mannss mit hin-sliiü-erisien

wäre! Wenn sie ichttm Verlobten ietzt sagen mützte:
„Zch brn arm gow-orden' Wir müsien unser Bünd-
itts ssrreitzen, unsere Liebe serschlagen. denn — wir
lönnen uns ia nismals Verernlgen!"

Und da sie ilhn kannte, wutzte sie, dah er in ssl-
chev Ungliückssümide sich am allerwenigsten von ihr
tvenilpn würde. Ach. u'nd> dann hätte sie auch ihn
sc namenlos uirglücklich gemacht, ihin sein ganzes
Leben verdorbenI Unwillkürlich pretzte sie ihre
ceiden Hände auf die Vrust und tat einen ti-efen,
erlösenden Seuszer. Eott ser DwnL- Er war frei!
Eott sel Dank, dab es sich so gefiigt batte! Datz
gleich von Anfana an, bei sciner Wstbung, das
Sch'vcklsail das Blündnis vereitellt hatte?

Ein Gcdanke taiuchte da in ilhr <ruf: Pava hat
es wcchrlscheinlich nm deshalb nicht zugeben wollen,
weil er schon damals schwere Vevluste gohabt, tn
Langer Sorse um sein Vermögen gewchen i-st.

Deü doin Ecdanken überkain die Angst um die
Eltern sie wieder nrit aller Heftigkeit. Za, die
Eltern! .Meine guten Eltern! Mo sind sie?
Was werden sie fttzt erduDen müsien? Ach —
und sväter — sväter —?" Die Tränen schossen ihr
wi-eder die Wangon herab. ,Mias wird aus mei-
n-en arnren Eltern werdcn?"

Jetzt aber mutzte sie vor allem wisien, was ibren
Vater betroffem hatte. Dioso -bange Ungewitzüeir
war die schlimMsle Ou-cvl. Und chrem Vater mutzte
Beistand. Hikfe werden. Aber wio? An wen sich
wonden? Hier versqgte ihr Gsi-st nv völliger Un-
erfcchrenheit. Aber sie wollte, sie mutzto sort, ir-
gendiwobin.

Hilde klingeilte. Mattha erschien, ein Tablett
mit dem Abendcssen sorssmn in den Händen
ttagend.

„Fritz soll sofort das Eoupee anfva'nmeil!"

„Dns stcht schon kange scrtig, soll ich melden.
Fritz meinte. . . Aber wollen gnädigss Fränkein
nicht evsü etroas su sich nechmen? Gnädiges Fräu--

lein wsvb-en Huuger hcvben. Und man mub et-
was essen, schon um Kvaft zu bühalten."

Damii setzte sie Lie Platte mrt den RebhühneiM
auf Len Tisch n'ioder.

Hilde sah ein, das Mädchon Hatie recht. Obu«,
weitores nvchm sie ihren g-swohnten Platz am Tische
ein. Mattha wollte ihr die Platte re'chen.

.vDlanke, ich nchme mir selbst." Sich jetzt noch in>
gowohnter Meise Ledionen zu lasien, widerstritt
lbvenr Eefühl. ,

.Mestellen Sie, bitte, Ftttz soll fogkttch vor-,
fahren!" . >'

(Fortsetzung folat). ^

Theater und Musrk

Aeidelberger SLadttheaLer

«Die veriunkene Glocke"

Jn dies-en Zeiten tiesiter Not DeuifchlLmds
slüch et man nur zp gerne ins Unwirk iche. tns,
Alarchen, wo nichts an die ftirästbaren Sorgen des
Tages genmhnt. so orblickte nvan mit Eenuqtuung
wieder Eerhart Hauptmann-z deutjches Aiarchen«
drama, wie es der Dichter mit Rechl senannt hcvt,
und genotz mit lniliger Frvude die schoivön Dcrse.
die ln threr tiefenZnnerlichkoit zu lchafftn nur ein,
Deutscher fähig ist. Und ist Las Märchon von der
versunkenen Elocke. dve tief im Soo schlumMert.
ader deren Stimme dock noch einmal miit lautem!
Schall ertöiven wlpd. nicht förmlich eiu Synvbal,
für Doutschlands daihingoschwundoivai» Glanz. dec
in spüter Zukunst. wir glauben uivd hosfcn es.,
wieder auflouchten wird so strcvlftend wle je? Ein
stnirler Aleistier Hoinrich hnt dia doutiche Reichs-'-
glocke eii-nst geschnicdet. sie vst in den Abarumd
stürzt. aber — gesprung-on ist ste nvcht. Für die
ftenisch nicht clinfiachs Ansfü'bvung war im Rcch'
nien des Gcgebenen wo>hl das Mögliche gescholieiv
— umsomehr liegt die Anreguna nabe. ob nicht
durch eiiven jährlichen Zttckuk -der Stadtgeineinor
weniglstens der Fundus unseves Thoaters alllmah»
kich erneuett lverden könnte. An Stelle des ev«
km-nkton Herrn Horst hatte Horr Becker vom
Lardestl^sater KavlsruhL d>s Nolle des Glvaeste

UM-k-

WWr

Ouelle

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