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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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Geidelbergc-r Zeitung

Mittwoch, den 12. Februar 1919

Fernsprecher Nr. 82 und 192

Nr. 89

Die Borgänge in Leimen

Die Portland- Zementwerke in Leimen hatten
auf gestern morgen eine Arbeiterausschuk-
sitzung und euie Berjammlung der Ar-
beiterschaft zur Besprechung der BorfäUe am
Eamstag einberufen.

Die Bersammlung der gesamten Belegschaft
von elwa 1000 Arbeitern wurde von Geh. Nat
Schott eröffnet, der dcr Ansicht Ausdruck gaü. datz
es die Arbeiter des Zementwerkes bisher .'icht nö-
tig hatten, sich von den Arbeitern einer frcmdcn
Fabril helfen zu lasfen. Jeder Arbeiter bat seine
Aüinsche bei der Direktion oder beim Arbeitcr-
ausschuß anbringen können. Wenn einer zu ihm
gclommen wäre Lei Tag oder Aacht, seine Türe
wäre ihm jederzeit geöffnet worden. Das würde
niemand Lestreiten lönnen. Er wäre immer stolz
auf seine Arbeiter gewesen uno fei auch heute nock)
der Aiisicht, das; er gute, brave Arbeiter habe.
Der Angriff der Fuchs'schen Waggonarbelter am
Samstag wäre vollständig überraschend -^elommen
und er molle nochmals anerkennen, datz die Ar-
beiterschaft des Zementwcrles sich tadellos betra-
gcn und keine Gemeinschaft mit den meistens jun-
gen Burschen gemacht habe, sondern ruhig und
anftändig nach Haus gegangen wären. Zu eincr
in ciner sozialdemokratischen Versammlung im
„Erbprinzen" in Leimen gefahten Entschliesiung
macht er folgende Ausführung:

1) Er habe sich nie darum gekümmert, ob ein
Arbeiter organi>iert ist oder nicht. Die Behaup-
tung der Koalitionsrccht-Beschränkung wäre ooll-
ständig unwahr.

2) Er ware der Anflkbt, dasi die Direktion seit-
ber mit den Arbeitern in bestem Verhältnis sich
befunden habe. Wenn irgend jeinand etwas än-
deres behaupten könne, möge cr auftreten. ( Es
meldete sich niemand.) Es ließe sich natürlich
mcht vermeiden, dah der eine oder der andere cin-
mal scharf angefaßt würde.

?,) Die Beyauptung, datz Herr Direktor Schvtt
Grund zu der Samstag-Demonstration gcgeben
habe, sei direkt lächerlich. Die Fuchs'schen Wag-
gonarbeiter wären, nachdem sie in der FuchVi.hen
Waggonfabrik während des Morgens Auftütte pe-
macht hätten, und die Wiedereinstellung eines
Meisters erzwungen hätten, nachmittags durch
Reden berauscht in die Fabrik eingedrungen rnd
Lätten dort erllärt, Vertrauensleuts der Eewerk-
schaft zu sein un in deren Auftrag zu kommen.
Dah die Herren fich jetzt falvieren wolltsn, sei zu
verstehen.

Er habe stets im Jntoresse der Arbeiterschaft
gehandelt und werde auch heute den Betrieb wie-
oer aufnehmen, sobald dies mögltch wäre. Er
wäre sich vollständig klar darüber, daH die eigenen
Arbeiter an den Störungen und Lohnausfällen
nicht Schuld wäre und das Eerechtigkeitsgesühl
sagt ibm, datz fie darunter nicht leiden sollten,
weshalb ihnen die Lohnausfälle bezahlt würden.

Werkstatt-Zngenieur Trick führte aus: Die
Beamten stä"den zwischen der Direktion und der
Arbeiterschaft und er glauve ein richtiges Bild
des Verhältn'sfes zwifchen Arbeiter und Direktion
entwerfen zu können. Er ware Iahrzehnte lang
in anderen grötzeren Betrieben gewesen und könnte
rm feiner Befriedigung sagen, datz er ein so gutes
Verhältnik nie angetrosfen habe, wie im Zement-
werl. Wenn gelegentlich einmal eine Klemigkeit
passtert, würden derartige Fälle aufgeklart und
beseitigt. Von einer allaemeinen Unzuftisdenheit
wäre nllht gu sprechen. Ieder soll das Seine da-
ransetzen, daß dieses Verhältnis gut bleibt, auch
fernerhin.

Mcumrer Mäule erklärte: Die Vorkommniffe
am Samstag könne man nicht rechtfertigen. Blan
müfse 'mrnach trackten, e-inigermatzen einen Lohn
zu erzielen, der be! den teuren Zeiten den Fami-
lienvotern ein Durchkommen sichert. Man wolle
die Direktion nickt uberfordern, aber man glaubt,
mit ihr darüber sprechen zu können.

Arbeiter Klein erklärt: Er gehöre zu den
gekündigten Arbeitern. es wäre ihm unbekannt,
dah er mit den Fuchs schen Arbeitern gememsame
Sache gemacht habe. Die Arbeiter wollten fried-
lich mit der Direktion verhandeln und er brtte die
Dtrektion, nicht zu scharf vorzugehen uno die
Leute nickt zu entlassen.

Auf dle Frage von Eeh. Rat Schott, ob er das
Vorgehen der Fuchs'schen Waggonarbeiter billige,
antwortete Herr Klein mit nein.

EÄj. Rat Schot erwidert Herrn Mäule: Er
babe von dsn Löbns; sesprochen. Wcvs an ande-
ren Orten be,WM wülde. würde aiuck im Zc-ment-
werk beMlt. ciher mebr. Aber wenn femnnd
glancht. er bekäme M wenlg. kdamn foll er direvt m
Herrn Ti'creLitor Schstt g-ehÄr. Wemn ein Arbeite-r
ricktia käme. bätte er nock i-m-mer sein Rccht se-
funden.

Dreher Sulz«r bvachte folsende Entfcklie-
tzrmig ein: «Die beutigc Nersömmlun-g der Fa-
brikarbeäter des Zemcntwerkes erklärt es als un°
Mvbr. datz im Zeimentwerk irsendwelcher Anlatz
zu den VsrgänsM am Vemwngenen Scrmrstioo be-
ftxmd imd datz Herr Dr. Scho-tt Lurch si-in Verbul.
ten Schulld crn di-eisen Vmgäneen babe. Dle Ar-
beiter des Aementwerkes ünd crn den Vorgängen
überbAuivt aanz unbeteiligt und baben es
ntcht nöt:g sich von den Fucksicken Arbeftcrn b e-
vormunden zu lasson Sie babsn jederzeit
vei der ,>rQbriksleitUs'.g ibve Wünsche vorbriiiMN
konnen Diefe Entfchuletzung w-uäds «instimiwig
angcne>mmen

.^^uath b>E folaende Rede: Un-
zufr.edene gibt es in fedein Betricbe Es kom-mt
uborall etwas vor. Äber. datz allgsmein Uncm-
friedenbeit berrscht. das ist nichit rvcrlir. Die Fuck>s-
^ ccker die BebauVtuvg 0lU!?ge-

Dr Schott die Leämener Arb tber
benachrcn.igen wurde. Er frage Herrn Dr Sckstt
ob das wabr wäre.

.^-^b chot t erlärte: Die Fabrik bat 470 Be-
fckaftcate aus Leimen. Es wäve selbstoerständlich
schon im eigenLii Intercsse. dak er lieber Arbeiter
aus Leimen anstelle als solck>e -aus weiter Eogend
Das sck^ötze natürl-Ich niicht aus. datz die Fuibrik
für Arboiter von der Art wie er üe am Swmstag
von don F-uchsschen Waasonarbeitern kennon ge-
lernt babe. verschloffon lei einerlei von w> lchem
Ort sie wären. das läge a-uch im Fnteresse d>.r ei-
gensn Arboitersckast. Fm Uebrigon wäre diese
Mckmuptuno wohl im Hi'Mick a.us die kommendcii
Eciinc'indewaibloni von don Leimener Frichssch-en
Waggonarbeitern aufaestellt.

Nachdom nock verfchiedene Arbeiter erklärt Hat-
ten. datz das Vechältiiis zwischen Direk.ion und
Arb-'-ctern gut wäre. schlotz Geb. Rat Cchott die
Vvrsmnmlung mit den Wo-rten:

- ^Arb«riter und MitarbÄter. ick inöckte Ihineu
vorstellen und ans Hsrz legen. dotz
«ckn,»aven n-.i gc,<n tann. wenn wir
»iol>en "nt uns an einem Stro"g

wewn Wonn nackts Estet wird. kann n'Ms

ver^icnt un/d mchts be?,ablt werden. Aus der
Lutt kö'nnen keine Lötzne bezadlt werden. Wir
musien Wswmmcmhalten. Uckere beutige Bersaümn-
lung hat rum besten gezoigt. datz keine Unzufrieden-
beit bestcbt. sic wäre sonlt nicht so. friedb.ck ver-
«rusen. Dafur daiike ich Ihnen bestens uitd bosfe.
datz auch in Zutunit alle Versuche. UnzjU'fviebeu-
üeit zu stiften. scheitern werden. Wir wollen a l-
ceg tun. damit morgen wieder gear-
kla/schen ^ ^ ^ ^ ^ u kann. lBraoovuse wnd Hcmdo-

Eine Erklärnug des rlrberterausschuffes

„ Die Heidelbevger Tagoülatt unter der
^versckTrift „Aus Arbeiterkeisen w>rd uns mitge-
tetit erichienene Rcsolution Wurde in einer so-
zmlr^mokr<u.ische-n. lösfentlichen Ve-rsam'Mlmrg. zu
der d e Ei.nladungszcttol vor und wAirend der
Borksmmu-lsse im oenienbwerke «rm Samstag ver-
teilt wurdcn. auf Antrag des Eewe.rk.ckvjtsserre-
tars üefatzt.

Am Dienstag beschlotz der Arbeiter aus-
schutz des Portland-Zementwerkes hierW fol-
gende Erklärung.

1. Die Bohauiplung, datz die MvbeitevschDft durch
jahAeHntelange Acktznabmen der Direktlon in
ihrem KocrlitconsDocht boschränkt sei, bevubt auf
Unwahrheit. Jm Gegente'rl wuride vielpach
auf einsolne Atibeiter ein Zwang sum Eintritt in
die Sosialdomokratie ausgeübt, rnxibesondere durch
die unrwcrhre BeHa-uptuug dcrtz die Arbeiter audern-
falls ihre Arbeit verlören.

2. Die Bchauvtung, datz ein schlechtes Verhält-
nis zamschen Direktion und Arbeiterfchaift bcftänLe,
berucht auf Unwahrheit.

3. Die Bohauotung datz Herr Dr. Cchott an dem
Ucberfall dex Fuchsschen Avbeiter die Schu-ld und
Voran-twortung trage, mutz als lächerlich zurückge-
wickson werldon.

4. Der dem Gesetz entsvrechend gewählte Arbeiter-
ausischntz des Cementwerks verwahrt üch aufs
schävffte dwgegen, datz eine in einer volitischen Der-
sammlrmg eingosehte Kommisiion fich anmatzt. m t
der Direktion dcs Cementwerks -m verhandeln. Der
Aribeiterausfchutz hat stets die Minsche der Arbei-
terschaft — soweit ste ihm zur Kenntnis gebracht
wurden — bei der Direktion vertreten.

Leimen, 11. Febr. 1919.

Dcr Arbeiterausschutz des Portland - Tementwerks.

Aus Stadt und Umgegend

^ Von der Univcrsität. In der ,nedizintscken
FiatultÄ liabilitierte sich Dr. Albrecht Wetzel.
^.n s-ctmcr ÄntLittsvorbefuna <rm Dienstas. den 11.
Febvuar las «r über „Ncu>s Liauorproblvme bci
dea Paralule".

" Dcr Roscgger-Abend. den die Harmonie-
Gesellschast, der Kaufm. Verein, die
Sektion Heidelberg des Deutsch-
österr. Alpenvereins am Dionstag abend
veranstaltete, sollte eine Stuvbe stiller Einkehr
sein, bei einem Dichter, dem !^.r innere Fciede
über alles ging und der den Zusammsnbruch und
die jetzigen unruhevollen Zciten nicht mehr er-
lebt hat. Der Redner des Abends, Schriftsteller
Herm. Kienzl aus Graz. gab zuerst in war-
men Worten cin Lebensbild Noseggers, dem
er persönlich nahe gestanden hatte. Seine sust
märchenhafte Lebensgeschichte uud die poetische
Erschlietzung der Alpenwelt sind bei dem Dichter
besonders von Bedeutung. Dem Widerstrcit zwi-
schen Natur und Kultur trug er aus, ohne die
Natur vom Standpnnkt des Bauern aus zu beseh-
den Er b<rtte das. rnrs ondere Dorfgeschtchten-
schreiber suchen: er hatte die Vauern an fich er-
lebt, hatte sie erst später, als er in der Stadt
weilte und alles übersah. richtig verstehen lerncn,
wie er selbst sagte. Von Roseggers ..groher Weli
im kleinen^ gab Schriftsteller Kienzl noch einige
Proben: aus der „Waldheimat" und vor allem
mehrere Gedichte und kurze bumoristische Stück-
chen in steirischer Mundart. die dem Redner bei
seiner vornüglichen Wiedergabe reichen Beifall ein-
trugen. So war die wohlgelungene Veranstaltung
tatsächlich zu einer Stunde srohen Genusies gswor-
den.

* Vom Noten Kreuz. Das Hauptsammek-
lager, Hauptstratze 236, ist nunmehr geschlosien.
Die Hauptstelle ist nunmehr mit dem kriegsamtlich
angeordneten Sammel- und Helferdienst, Leopold-
stratze 31. vereinigt. Auch dic Altmaterial-
sammelttelle, Nohrbacherstr. 81 und die Sam-
melstelle bei Frau Gilbert. Handschuhsheimerland-
stratze 96 bleiben noch im Vetrieb.

* Der Tnrnerbund Heidelbcrg hielt am Sonn-
tag nachniittag in seinem Lokale zur „Neichskrone"
seine diesjährige H a up t v e r s a m m l u n g ab,
die sich eines zahlroichen Besuches zu erfreuen
hatte. Der seitherige 2. Vorstand des Vereins
Herr Emil Grupp, gab einen Rückblick auf die
Tätigkeit des Vereins während der verflosienen
Kriegsjahre, wobei er besonders der auf dem Felde
der Ehre gefallenen Turnkameraden, deren der
Verein leider 24 zu beklagen hat, sowie seines
verttorbenen Ehrenmitgliedes. Dr. med. Volkmar
Helmerich, gedachte. Die derzettige sinanztelle
Lage des Vereins trotz der seither Lestehenden
schwierigen Verhältnisse kann als sehr günstig be-
zeichnet werden. Die Neuwahlen des Gesamtvor-
standes hatten folgendes Ergebnis: 1. Vorstand
Emil Erupp, 2. Vorstand Karl Heckinann. 1.
Turnwart Oskar Klausner, 2. Turnwart Eg.
Eärtner, 1. Schriftwart Fritz Schmitt, 2.
Schriftwart Leonhard Hufnoqel, i. Rechner
Heinrich Busch, 2. Rechner Fritz Dubac. 1.
Zeugwart Georg Neheis 2. Zeugwart Rohert
Gänzler und als Beisitzcr die Turner Karl
Väuerle und Karl Gerlach. Mit einem war-
men Aopell an die Anwesenden. auch fernerhin den
Vestrcbungen des Vereins treu zu bleiben und
insbesondere fiir einen regelmätzigen Besuch der
Turnstunden bcsorgt zu sein, schlotz der 1. Vorstand
mit einem kräftig aufgenommenen „Gut Heil" auf
die edle Turnsache dte Versammlung.

* Der Gemeindevcrband Heidclbera-Land ver-
öffem'lickt teiiien Ab'ck^tz für das Iahr 1918.
Fntevesiant ist. datz der Wa-rennmfatl d-le Höbe von
Ai'ark 6 548 600.03 erreichte. Die weikeren ZaHlen
sind aus dem Anzoigenteil z» orsehen.

» Postoerkchr mit den besehtcn Gebieten. Post-
1011:11 in Fainiltenansele-genbeitvn sind ln deut-
lckver und frnnzösiicker Sprache nock dcm ftonzösi-
schen Vosatzuiiqsaebtet mis-'cklietzlich Eisak-Lo-
thririLvn uud Kebler Brückenkoaifoebiet. zuüeüal-

kezv. Deutliche Anscvbe von Namen uud Wohemng
des Abseuders ist ersorderlick
* Diebstähle. Jn eiuem Nckbenzimmer eiuer Wirt-
fchäft iu der Bcchuhofstrabe wurden Wäscke-stücke im
werte von einigen hundert Mlark entwenidet. —
Verhaft-et wurdcn ein 20jichr'oes Dienstmäd-
chen wesen Diebftcchls von Cchmucksachen im Werte
von emigon Hundert Mark, ferner ldie Marie We-
bev seih. Trommer und e'ine Monatsfrcm wegen
DieÄstcchls.

* Polizcibericht. Zur Anzeige kam ein
Mann. der mit 168 Vfund Rauckrlci^ch. 28 Pfnnd
o>nderem Flor ck. Bodnen und verickiedenen ande-
ren Lebensmitteln Handel trbeb ferner ein Tag-
löhner wegen Vettels und zwei Wirte wegen
lieckertre.uiia der Poiizeistunde.

Wiederaufnaftme des Verkchrs mit
dcr Schweiz

Lörrach. 11. Febr. Nach dem Oberländcr Vo-
ten fand erne Bewrecknna zwiscksn V:r retern der
sckiveizeriicken nnd der Ladiscken Bahnen ttatt.
Ilober die Wiodererösfnung des badiscken
B -ahnhofes in Nffel Es wuvde auf der gnn-
zen Lvnie eine Vriständiming erzielt und man
rechnet damit. datz der .Zugverk.hr nack allen
Richtung-en zrr-ifchen d<m 16. und 20. Fobruar
wieder miifgenonrmen werden Laiin.

Mannheim, 11. Fcbr. Ein beschämendes
Bild bot heute vdrmittag 11 Uhr eine Demon -
stration der jugendlichen Arbeits-
losen vor dem RathMse. Einige hrnidvrt Bur-
schen und Mädchen demonstrieckcn gegen ihre eigene
Forthrldung. Sie wollten sich die Defreit'ng von
dem obliGatorffchen Schulunterricht anf dom Rak-
baus erovesisn. Bokanutlich bat die badffche Volks-
regierung bestimmt. datz den arbeitslosen Jugend-
llchen bildender und bele-hrender Unte'rickt erle'lt
wird, und der Mannheimer Staidtvat hatte dosu b -
schlosien. datz >die Ber'eh'ing der Erwe.bslosenun-
tersliiitzunF von dem Schulbesi'ch -cvbbängig gemachr
w>rd. Die während des Krieges sich angsmatzle
Fieiheit und Selbständigkeit wollen, sich nun die
Iirgendlicksn erhalten und stch nicht mehr in lk'ie
Schivle zwingen lasien. Sie wollien in das Rat-
tzaus eindr'ngen, was ihnen aber nicht gelnngen
itt. Als Rache dcffür scklugen sie tm Rathaus-
hsf einige Fen sterscheiben ein. Von deiv
daswilschen tretenden Dolkswehrleuten wuvde einer
durch eineN: Mesierstich verletzt.

Mcrmlheim, 11. FcHr. Zu d<r Forderungder
Entente, gegen den Mnnnbeiimer A.- und S.--
Nat vorzugehcn, weil er sür das llnksrhein sche Ee-
biet bestimmies Leder nicht «usfüh-en lätzt, er-
klärt nun, der A.- und S.-Rat. dah -grrmdsätzl'ch
di-ese Einfuhrnichtbehindertwürde. Es
sti Sache dcx Alliierten etwas oinsrchtiger ru ver-
fahren und unnötige Härten zu verme'den. Elsiäh-
rige Kinder hättcn 5 Tag« lang warten mi'sie-,
Frauen aus der Pfalz, daruntcr solchs vor d.r Ent-
bindung steheude. hätten ebenfalls mehrere Tage
auf vhre Einreiseerlaubnis warten müsien nnd
seien daidurch der grötztcn Nvt ausgesetzt gewkffen.
Taulsende von Pfälzern würdsn iiv Mannlhoim bo-
schästigt werden. ohne datz das geringste an Li-bens-
mittoln gelstffert werd-o. Der Arbeite^rat sei sosort
bcreit. Lcder durchgulasien, wcnn Mannheim daffür
Schuhe bekomme. Dieses sei aber nicht der Fall.
Für die Pffalz best'immte Lebensmittel aus dein
rechtsrhoinischen Vayern feien unhcanstaudet durch-
golasien worden.

Buchen, 11. Febr. Bef der Vürgermeisterwabl
murde der bisherige Vüraermeffter von Dckers-
barg.. Augaist Hämmerle. einstimmig Min
StaLioberhaiupt der Stadt Buchen gewählt.

Aus dem Leserkreise

sFür die Nuslasiungei? unter dieser Ueberkchrk't
trägt die Schriftleitung nux die pretzgesetzlicke
Verantwortung. — Die Zusckriften miisieii de:
Schriftleitung gegenüber mit dem vollen Nomer.
des Einsenders versehcn sein. Auf Wunsch wird
der Name verschwiegsn).

Undwasgeschieht nritden Keltncrinnen?

Jn einer reckst harmlos ausküeiiden Miti'eihung
geben dfe Köckie. Kelliver und Porl'iers heLumit,
datz nach einor Ein!e,u-ivg m>it dsn Eastiwirckin un-
ter Einschränkung unb Eirtlasiung d:r w'eiblicksn
Arbeitskräfte im Sotol- und Eastwirtsck)astsac-
wevhc in den näcksten Tasen die Ei.-st'ellun^ der
mämi-lichen AnKestellten orfo'ge". Das iheitzt.
Mpp und klar gesagt: Von näckster Woche an wer'
den in den nennenswerckn M r: chwsiten Kellnsr
eingestellt und die Ke lk ner i n n e n anf die
Stratze geworfen. Diee barte amd uivgs-
rechtfertigte Matzves'-l verdient di« Aufmerfflam-
koit der Oeffentlickkeit. Vor allem dv? d-r
Frauen. da haben sie das giorrciicke MHlrecht
bekommen, dürfen in Versnimmlunig-eu vcden nnd
lassen sich Voiirag über Voitraa halten Ab r
gle'rchzei.ig wird eine Anzabl aus ichrc-ni Geschb ckt
ohme weiteres an die Lufft gcketzt. obcvobl die
Kelliverinnen gerade in Siiddout'chland cin Hsi-
matsrecht lmben und in den letzten Kriogsjahren
aiuch bei kargeni Verdtenst auf ihrem Poston ae-
blicbsn sind. Di-e Frauen sollten dech achts.-iben:
Bch den Kellnerinnein fänst nvan an. mi'it den
Angestellten im Kaufmannsbevnf fäbrt uvan fort
Man braucht ia auck dort nnr mit stiirmffckei,
Ausziioe-n und Aehnltckem zu drohvn. iilber o-uch
dte Gastwirte sollten sick klar machen. datz ste
sich hiex seffbft e-ine Rute aiuffbi-ndeil. Nicht olle
ihre Gäste wetzdcn sick die M>atzreLe-l Lieten lasseu.
Eben. in der Z',it des Dünnbiers nnb teurcn
Welns. ist es kdin Heldsnstück. die Wirt'chast zu
moidon. In einigen Wivtsckaften haben sich die
rsgelmätzigen Besuck'M i,r Listen für die B^'bshal-
tavng der Kellnerinnen ansge-svrocken. Mancher
wffrd mtt dem Trtnkgeld sParsvnier w.rden und
die Herren Sicger werden nich. so ralch z,u d u.
erträurnten Einnahmen konmven. Da glbls
dann die TrinLgeldftase. festes Gehalt. Tarif,
Gewinnbeteil'iMlng. der Vetricib wird gistört nnd
die Pensionen tzaben den Vorteil. Für den o>ber.
der die Zoit s-oit Novmiibcranfang verfoLgt ist es

cin neuex
heit.

Beweis

sür die herrchend'e Frei-
Einer für Viele.

Letzte Draywerichle

Die Reichsregierung

Weimar, 11. FeLr. Wre wir aus varlamentari-
schen Kreisen tzören, fand heute abenL im Schloh
eine Besvvechunü der Fraktionsvorstände der Alehr-
heitsparteien mit dem neugcwählten Reichsvräst-
denten Ebert über die Frage der Kabinettsbil-
dung statt. Nach den bistzerigen Disoosttionen d:r
Parteien dürsten die Reichsämter wie solat besctzt
werden: Mrnistervräfident Schordemann (So-
zialdoinokrat), Vizepräsvdent Preutz sDemokcat),
der gleichzcitig die Führun-g des Reichsamtes des
Innern übernehmen wird, Reichsverteidigungsamt
Noske (SozialLem ), Reichsarbeitsamt Bauer
sSozialdern.), Rechsernälirungsamt Herold
sZentr.), Reichsschatzami Peiersen (Deniokr.),
Neichsvostamt Giesberts (Zentr). Reissi-
nanzamt Schiiser (Demckc.), Re chswirtfchaffts-
amt Wrsfel (Sozdem.), Re'chsiustizamt Lands-
berg (Sozdem.), 'Auswärtiges Ämt v. Brock»
dorss-Rantzau. Als Minister otzrve Porte-
feuille weckce-n ernannt Dr. David (Sozdsm.),
Hue (Soaiakdenr.) und Erzberger (Ztr.)

Zur Erneuerung des
Wasfenstillstandes

Berlin, 11. F«br. Der .Msi. Ztg." susolse hat
die Deutsche Wa sse n sti l l st a n d s k o m m if.
sion ihre Reise nach Tvier vorläuitg verschie.
Sen müsien, weil dve Entontevertreter mitgeteiv
tzaben, dab nurn» den Beginn dcr Derhandlungkn
noch nicht ffestfetzen könne. Die deutsche Kommisiicn,
würde 40Stunden vortzor verständigt. ,

Die braunschweigische

Landesversammlung

wurde am Montag nachmittag durch den Vor-
stmnden des Landesarbeiter- und Soldatenrates
i-chaetz eröjsnet, tn der die Rtchtltnien se,tgelegt
wurden, die die Regierung für die Arberten dcs
Landtags als matzgebend erachtet. Jn der Rede
wuroe angesührt, d>m Landtage würden Vorlagen
zugehen, die dte Soztalregierung betresfen. Reif
sur oie Sozialisieruiig seien neben auoeren na-
mentlich die Bergwerre. Die Gefetze, die bermts
vom Arbeiter- und Soldatenrat erlasien worden
sind, ko dasjenigs über die Trennung von Kirche
und istaat gälten als unantastbar. Der Landtag
habe sich nicht mehr damit zu befasien. Der A. u.

S.-Rat bleibe die oberste Behörde und habe also
die Ictzte Entscheidung. Hier sowie mehrsach im
Verlaufe der Ansprache wurde Widerspruch
aus der Versammlung laut. Zum Präsidenten der
Landesversaminlung wurde Rechtsanwalt Iasper
(Aiehrheitssozialist) gewählt. Präfident Dr. Ias-
per erklärte in seiner Ansprache, daß die Landes-
versammlung fich vollkommen aus den Boden de,
Reichsdejchlusse stelle und entbot der Nationalver-
sammlung in Weimar die Erühe des Landtages.
Er betonte, daß man Sonderbestrebungen vermei.
den und als Brüder des großen Vaterlandss wi>
ten müsie. Jn der heutigen Sihung sollte über die
Erössnungsrede der Regrerung verhandelt Eden.
Ein Antrag ist eingegangen, die Regierung fock sich
jeder Forderung des Planes zur Gründung einer
nordwestdeutschen Bundesrepubltk enthalten vtel-
mehr dafür sorgen. daß die Republik Braunschweig
im Rahmen eines gröheren Niederiachsens ausg hf

Wilson

Präsident des Völkerbundes?

Nach einer Pariser Melduna soll nach Albkcms sek-
ner Präfidentschift Wilson Vorsttzender Les
Völkerbundes werden. Nach e'mer Melduns
bes Lyoner Progretz soll bis dahin tzer Do.fitz
im Völkerbuntz nur vrovisorisch sein. ^

München, 12. Febr. Der So.rrtat'istinsührer Dr.
Lcvien wurtze auf Veranlasiung des Staatsan-
waltes wieder auf sreieü Fu-tz gesetzt.

Verlin, 12. Febr. Die Förder-iffer aui den rheii-
nisih-westffcklisch n Zoch-en stnd in Iden letzten Togeltz
'rn fortwährenÄom Stelgen begriffen.

* Die Forderungen ber Tschechen. Die Tschecheu
verliangen jetzt das gesamte Glazer Geüiet,
das bis auff winsige Svuren tschechischer Beoölke-
rung «usffchlictzlich von Deutschen bcwob t fft.

* Der Pnlazzo Caferelli in ital enischnn Nffitz
I'n Anwcffenbeit der Bc-Hördon faivd am Sonn'ag
vn Rom die Inlbffitznaihme d?s Palazzo Lasrrell:
des S-itzes dci frühercn dmtschen Botschaft. statt.

WiticniWsbksliaPmlßciiiiekKeiiielbü.Zeitiiilz

Am 12. Febrnor 1919, mvrgenS 7 Ilhr.

Wärinc-
Grade
». 9 e

niederst. ^ höchster
Wärineg'-ad seit
gestern

Wind-

richtuiig

Hiiiimel

Luftdr.

mm

-8.6

— .83

-2.2

Ost

klar

760.3

Niederschlng — mm

Mitleliverte von gcstern:
Tciiipeialiir — 5,7

Timstdvick 2,6 mm

Nelotivc Feuchtigkcit 70.»

Wasserstände am 12. Februar 1919

Heidelberg: 1,20 m. Hcilbronn: 0,35 m
U"d in Ncckar st cinach: 9,89 m.

Verantwortlich siir den gesamten Te^tteil
Kurt Fisch er,

sür den Anzeigenteil Hermann Beyerle.

Notalionsdruck und Verlag
Theodor BerkLnbusch, s'imtl. in Heidelberg.

, 22.

- S-n'I'
S""°-

Döls^-

^zll ^ ^,,1

ö Mlb.
d. ^

Avsg'

s. etädtiscke Sp

7, Sparkaffe fü,

8. vtcnrnstratze

L-, Tr. Slsässer 50.—,
k-mnbng W.-, Camm
»Waldhilsbach 50.30—
S. Hilfe für kri
-tufft 4r Frau Hurst r
Lingemerbelehrer Heinri
U Wloch l.- Fr.
W.Handschuksheim 5.
fm llücherer, Handschul

I- LuLwig Würtele, st
smi 3.-, Frau Magd. '

II- , Frau Barb. Genth
s^hrim 5.-, Frau I,
uükliheini 8.—, Frau 8
E. Dossenheim 5.—.
1-, Joh. Harbarth, To
j-, Mulein S. Ewald
l-, 8mu Wiegand. Gpi

8r°u Anna Te
plbg 10.-. Mma Zie.
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