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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0213

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Nr. 39

Heidell'erger Zertung

Samstag, den 16. Febcuar 1919

Fernsprecher Nr. 62 und 182

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gungsnachweis gelieseri. Sie hat uns

nicht die Eiiihcit gebrocht. Wenn die frühere oberste
Stelle noch im Zuli 1917 dns Ohr ofsen gehabt
hatte für die Ncehrhcit des deutschen Volies. dann
hätten wir heute vielleicht Lerhältnisse wie in
England (schr wahc!). dann märe vielleicht das
Doppelwort „Demokratie und Kaisertum" bei uns
verwirllicht! Wenn es anders kam. so lag das
an der Monarchie selbst. Wenn wir jetzt die Ne-
publik ausrichten wollen. so darf nicht übersehen
werden. datz alle Republiken technisch betrachtet
sehr schwierige Apparate sind. Wir sind zusam-
mengekommen, um die deutsche Republik zu ma-
chen, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern
die wirklich sunktioniert. Hier langen ganz grotze
Schwiergketen, wie sie schon vor 70 Zahren vorhan
den waren. Dezentralrsation — Zentralisation:
Bundesstaaten: Zwiespältigkeiten zwischen Nord
und Tüd! Wtr sind ketn einheitlich schematisch
gefiigtes Lolk. Ein einheitliches republikanisches
deutiches Lolk zu machen: das ist die Aufgabe, für
die wir hierhergeschickt sind!

Wir sind nicht hierhergeschickt worden, um uns
s'nsationell zu zanken. Man wtrd die National-
versainmlung nur nach dem Endergebnis be-
urteilen, wir den deutschen Volksstaat fertig-
Kebrocht daben oder nicht! Wir müssen selbstver-
ständluh de» neuen Staat^in seiner Erötze, F:stig-
keit und Selbstverständlichkeit aus unserer inneren
Lage heraus auf Grund des ganzen Volkes hervor-
geyen lassen. Das Weggehen der Könige stellt uns,
die wir hier beisanimen stnd. vor die grötzte und
komplizierleste Ausgabe, die es gibt.

Wir waren schon auf dem Wege zur Demokratie:
Hätten die Staatslenker die veränderte Tempera-
lur dcs 1. Aug. 1914 verstanden, hätten sie die Neu-
orientierung nicht immer weiter hinausgeschoben.
wäre das alte Vreutzen an jenem Tage schon zu
Ende gewesen, oann wäre auf dem Boden des
neuen deutschen Staatsbllrgertums, einschliehlich
deo Abgeordneten Haase, die neue Staatsgründung
mögltch gewesen.

Der Krieg ging verloren, weil man ihn ohne
Kenntnis der Menschenpsychologie
geführt hat. Wir ttehen jetzt in einer Welt-
jituation, wo der polttische Typ von Amerika aus-
geht: Wie 1915 vom Osten mit dem Kaiser Ale-
xander von Nutzland die „Heilige Allianz" kam,
so kommt jetzt, ein neuer Älexander, Wilson vom
Westen mit seiner „Heiligen Allianz" des Vol-
kerbundes. Wir brauchen die Einfügung in die-
sen Welttyp notwendig. Jn der Welt besteht jetzt
die große Legende von der Brutalität des deut-
jchen Volkes. Der Deutsche erscheint in der Welt
vrautzcn als das Raubtter innerhalb der Mensch-
hett, das vernichtet werden mutz. Jn Wirklichleit
waren die Deutschen unpolitisch. harmlos.
gute Soldaten, aber ohneeinheitlichen
Willen, war Deutschland das Schlachtseld der
Nationen, des Dreitzigjährigen. des Siebenjähri-
gen Krieges, der Napoleon-Feldzüge. Auf diesem
untergrund erwuchs im letzten Jahrhundert der
Lille zur mtlitärischen Selbsterhaltung. Durch
ne Pflicht der Verteidgung ging Deutschland in
ien MUitarismus hinein und über die Erenzen
jinaus. Wenn jetzt dte draußen sehen, datz wir
von dem, was von unseren Heeren noch übria-
-eblieben ist. wieder Heeresteile formieren, damit
oir nicht ganz von Polen und Tschechen auf-
zefressen werden, rust man in Fmnkreich: Seht
tie wollcn den Frieden nicht, es ist ihnen nicht
ernst damlt! Nein, wir alle wollen ehrlich den
Frieden. aber wir wollen auf eigenem Boden nicht
oon Fremden aufgefresien werden. denen es fcheint.
als lagen wir jeht da wie ein halbverendeles gro-
tzes Tier, an das sich alles kleine Naubgesindel
hkeramnachen und an dem es herumfressen kann,
wetl ste meinen. es könne sich nicht mehr reqen!
Wcnn in dieser verzweifelten Lage die driiben
nicbts anderes zu sagen haben, als: Rührt Euch
mcht. latzt Euch weiter fressen! so kommen einem
doch

tiefe Zwekfel an der Wahrhaftigkcit der grohen
Deklamationen von der Zivilifation!

Wenn Deutschland von der Last in der Mitte
Europas. von bem Druck. von allen Seiten erstickt zu
werden. besrcit wird. kann es freudig aufatmen
und dann wird das bisher so viel geplagte Volk
der Kriege der vergangenen Jahrhunderte'der auf-
richtigste Freund des Völkerbundes sein! Ist das
aber >o. so müsicn wir verlangen. datz auch die an-
Tü!—,,», ...

Seite 3

derc Welt, die Welt der Sieger, das Eefühl der
Anständlgkelt, der Menschlichkeit. der Noblesse uns
gegenüber besitzt, und dann kann man nicht scharf
genug aussprechen: Das was uns hcute zerreitzt.
ist, datz wir seit unserer Niederlage die übrige
Welt von einer Härte kennen lernen, die un -
erhört ist! Wir sind den Vollern entgegenge-
gangen, indem wir in der Hand trugen die Sätze
von Wilson, in dem wir sprachen: Wir haben
chrlich gekämpft, wir sind die Schwächeren gewe-
sen, wir stellen uns auf die Sätze von Wilson,
auf dieser Grundlage wollen wir Frieden. Aber
da hietz es von der anderen Seite von Anfang an:
Erst gibt es die Probezeit des Waffenstillstandes!
Und nun wird dieser Waffenstillstand verlängert,
und für uns geht der Krieg weiter — wenigstens
die Leiden und die Schmerzen des Krieges! Un-
sere Eefangenen, Hunderttausende an der Zahl,
sehnen den Tag herbei, wo sie zu ihren Familien
zurückkehren tönnten. Und wahrlich: sie würden
die stärksten Verkünder des Friedensgedankens u.
des Frieoenswillens sein! Also warum hält man
sie drautzen weiter fest?! Und wie kommt man da-
zu. den Waffenstillstand dazu zu benutzen, um schon
alles das vorwegzunehmen. was man im Frie-
densvertrag für sich durchzusetzen die Absicht
hat?! Fast scheint es. als ob man bei der jetzt
bevorstehenden Erneueruna des Waffenstillstandes
unsere deutsche Handelsflotte opfern will.
denn alle grötzeren Schiffe 'die es auf deutschem
Fahrwasicr oder in deutschen Häfen überhaupt
gibt, sollen wir hergeben. und lch frage: Welche
Sicherheit haben wtr. datz wir ste wieder bekom-
men, wenn stch die Entente jetzt soqar die Bau-
pläne der Sckiffe. die wir auf den Werften habcn,
geben lätzt, damit sie unsere ganze Handelsschif-
fahrt in der Hand bat? Wenn die Entente so ihre
Hände auf unsere Flotte legt. was nützt uns dänn
die Frciheit der Meere? Warum sie jetzt versucht.
ihre Hand auf die deutschen Vergwerke und
Eisenwerke zu legen, was können wir dann
für einen Frieden rnachen in valkswirts^altlicker
Beziebuna? Unter diesen Umständen müsien wlr
auch als Freunde der Mitglieder dieser Negierung
dic Fvage stellen: Wie werden diese Dinge ge-
macht und oerwaltet? Und ist es möglich. datz
man die deutschen Schiffe ausfabren lätzt. ohne xu
wisien. ob man sie jemals wiederiehen wird? Mir
wollen auch wisien. zu melchen Aemtern und De-
partements die Bebandlung dieser Dinge gehört,
welche Sachverständige dnbei beteiligt gewesen
sind? Hier liegt ein grotzes allgemeines nationa-
les Interesie vor. datz wir nicht xögern dürfen vor
dem eigenen und den fremden Völkern darüber zu
sprechen.

Was macht aus uns der Wafsenstillstand?

In diesem Zusammenhange muh auch weiter
der Entente gesagt werden, datz sie allein die Au-
torität hat, dcn Polen und den Tschechen die
Erenzen anzuweisen, innerhalb deren ihr Vor-
gehen berechtigt und erlaubt ist. Wir yaben
versprochen, auf die Wtlsonschen Punkte einzu-
gehen: mögen sie sauer oder sütz sein, ste werden
geyalten werden bis aufs Letzte, aber darüber
hinaus ist nichts bisher versprochen worden. und
ich frage: Wo liegen die Nechte für die Polen
jetzt vor dem Friedensschluh unsere Ostgrenzen zu
iiberfluten. Wir werden durchaus und freiwillig
die Elieder des Neiches, die fremdspracbig bei uns
wohnen, gehen lasien, wohin sie gehören, aber
ebenso wollen wir avch das Wort von der Selbll-
bestimmung angewendet missen >auf die Angehöri-
gen der deutschen Nation! Ueberall. wo es Deut-
sche gibt, müsien ste das Recht baben, zu uns zu
kommen wenn sie wollen. Das gilt vor allem von
Elsatz Lothringen. In Elsatz-Lothringen gibt es
deutsche Teile französiscke Teile, gemisckite Teile
Wir saqcn nicht: Die Deutschen sollen durch Ge-
walt bei uns gehalten we'-den. nein. wir sagen:
Man soll den deutschen Elsösi-rn die Möglicki'eit
geben. als Deutsche zu votieren! Und vor allem
müsien wir dabei auch denken ckn unsere deutsckien
Brüder in Böhmen und Oesterreich — diese
unsere Br'"der. di>» zw-i Menscheckalter hindurch
oiu-'aeschlosien gemesen sind vnn der gemeinsamen
Fühlung mit der deutschen Nation und die nun
aus Hunger und Not zu uns kommen —. wir grü-
tzen sie aufs herzlichste?

Wir müsien ieden ubertriebenen Pessimismus
überwinden und dürfen d"n Elausien an uns selbsi
nicht verlieren. M?r Wenn wir

über die inneren S^mieri-i^eiten des Bol-

schewismus uud dcr Arbeitslosigkeit hinwegcom-
men sollen, müssen die Türen zur Welt offen sein.
Es ist die Tragik dcr deutschcn Sozialdemokvatis.
datz sie in einem Augenblick zur Herrschaft ge-
langt, wo der Kapitalismus von seiner Höhe
heruntergesiürzt ist. Soweit noch Eewinne ge-
macht werden, miisien sie in ganz anderer Weise
dem Eemeinwohl dienstbar gemacht werden. Aber
wir dürfen und müssen jetzt, wo wir krank und
nicht der Theorie wegen Experimenie machen; das
würden unsere Knochen nicht^aushalten. Wir hof-
fen als Volk noch einmal aufzuerstehen und leh
nen gerade deshalb mit aller Entschiedcnheit ab,
datz man uns mit Rubel - Gelo von
autzen her den Ausbau siört! Wir wollen
gute Beziehungen mtt Nutzland. aber wenn der
Nubel, so wie srüher auf dem Valkan scin Väter-
chen, jetzt durch Radek zu uns rollt um eine Poli-
tik der Sobversion durch Celdunterstützung von un-
ten her zu machen, so lehnt das die überwältigende
Mehrheit unseres Volkes als unterträglich ab! Wir
hoffen. datz wir auch vor den Gefahren bewahrt
blctben, die das Wesen der Republik mit sich
bringt: Es ist sehr leicht möglich, datz in einem
republikanisthen Staatswesen das Verantwortlich-
keitsgefühl oes Einzelnen nicht den Erad von Nein-
heit und Sauberkeit hat, der dazu gehört. um eine
Volksregierung dauernd sauber zu erhalten. Den
Volksstaat aufzurichten ist ebenso ein technisches
Kunstwerk wie ein moralischer Entschlutz. Um
beides möglich zu machen, gehen wir mit der
neuen Negterung.

Deusiches Nsich

^ Eine Reich«abgabenordnun,. Die „Deutsche
Allsomoine Zeitung" meldet: Ele'chzelttg mit bem
Krlegssteuergüsetzentwurf wirid ver Nationalvev-
sammlung dor Entwurf einer Neichsabaaben--
ordnungKur Beratung und Beschluhfasiung vor-
gelegt wevden. Diese enthält e'me Re-he von Bo-
sttmmungen. die den Veranlagungsbohördn die MÜt-
tel an die Hand geben, unr über den wirklichen
Stand desEinkommens urvd Vermögens
zuv-srläsiigen Aufschlutz ru erlangcn. Dcvbei ist a ch
e'nv Vorschrrft in Aussicht genommen, d'o d'ie Ban-
ken verpflichten, in gcrvisism Sinn undUm,-
fang über die Höhe der bei ihnen beftsherrden
Guthaben Auskunft zu erteilen.

* Das württembcr ische Heer. Im Verfcsi-
-ungsaiuSschutz des württembevsischen Qcmd >ags
wurde folganider. von allen Bardeien mit Aus-
nahme der U S. stngobrachter Antvag mnge'oni-
mon: Die württswberg schen Trupoen bclden sinen
Teil der Reichswehrmackst. Sie wevdon <ruf die
Rsichsvevfassuna und die würtdembsrgische Vsrfaf-
fung vereidigt. Sre sind sin in sick gesch^osisn>sr
Truppenverbamld nach der vom Neich fsstzuisetzen-
den Eliederuin-g. Di-e Oberste KaMmMiridogewalt
unld die Bervcrfnrunig ftehen der S'aatslei -una nach
Matzgäbe des Sonderrechts m. die Württemberg
«ruf Erund seiner Abmüchungen nrit de,m Roich bc-
sitzt.

* Eine Uebersicht Uber die Parteü^ogramme bie-
tet das in der Reicke "Die nsue Zeit — Sckrrften
zur Nsugesbaltunig Deu^ch'ands —" im Verlage
von B- G. Teubner. Lervzig. erschienene. von
Profesior F Salomon bsarbeitete Heft. das
rmter dem Titel: ,'Die ns'-en ParteiprasvÄmme
m'ct dsn lekte-n dor alteir Partsien M'aimirmge-
stellt" in iibersichtlicher Erupv eruira die Wachl-
amfrufe und sonstigen Kuudsebung-en oller nouen
Parteien. mit den Revolutbonserlasien der nsuen
Regierung bsginnond. mit den zu^ekt gültiaon
Prograimmen der Pcrrteten vers'migt. In-

baltsverze chnis und Ragister erleicht"rn d.m Ge-
bramch Eieichzoitig biotet die Schrift das befte
Mcvteriasi für die polctische Aufklärunig.

Aus Badsn

Karlsruhe, 14. Febr. Der Verband der Be-
amten- und Lehrervereine Badens gibt
neuerdings unter dem Titel „D er Beamte"
eine eigene Zeitschrtft heraus.

Donaueschingen, 14. Febr. Jn der Nacht zum
12. kam es hier zu Zwistigkeiten zwischen Mann-
schaften des Erenzschutzes O st, die den Bahn-
hof und die Post besetzten und dem Soldaten-
rat. Die Nuhe wurbe abcr nicht gestört, da es
gelang. eine Einigung herbeizuführen.

ÄiedelungsgestLsichaft für den

Kreis Hewelverg

In den letzten Tagen haben die Ermieinden
Rohrbach und St Ilgen den Britritt zur
Sledolungsgesellschaft für de» Kreis Heidol-bera
mit StammcmEen von 60 000 und 6000 M be-
jchlosien. Der Bürgcrausschutz der Eameinds' St.
Blüen hatte tn «iner früheren Sitzung wr!gon der
ungünstigem finanziellen Lage der Eemeinde und
der dunklen Zukuiift des Roiches eine Betoiligung
an der Siedl.uugsgefelk!chaft für >den Kreis H-ck-
delberg einstrimmia -a-bgslehnt. Am l-etzten Sams-
tiag zoichne.E er «venso einstimmia e>ne>n Siamm-
anteil von 6000 M. Die Vürgerausschutzmitglie«
der liessen sich durch di^ Ausfübru, g.sn von Obcr-
a-mtiMLnu Specht über die Bedeutuna der Woh-
nunasfrage und durch dte techn.lchvn Äufklärungen
von RegievimgsbcmmsSster Koch übcrzvugen. datz
trotz der äutzersten Sparsamkeit. wolche die kmn-
n.enden grotzen Laften den öffentlichen und dcn
privc.ten W.r.fchLften auferlog^, w-rdei. die
Mittel für Lebensnotwendtgle'»» des
Votcrlandes. für Ä-re Lösiung von Aufgaben.
u-.cke den Lebensnerv des beurich- n Volk S
b-rübrei. unbodingt aufgebracht werden müssen
umd können.

Nach dem Anschlutz von Nohsbach und St. Ilsen
stehen -die Verhandlungen über die Eründuua der
SickdlungsgeseUchaft für den Kreis Hcidelberg
vor ihrsm Ahschvutz. Die Erricht>unader Siod«-
bunLsge.sellschaft wird nock in dief«-mMo>nat
erfolgen. Die Sickdslungsgsfelllchcvft srftvobt
nach tz 2 ihver Satzunson. ,.die Schaff un g von
Wohnstätten, die tunlicksi mit einer dsm
wirtschaftlichen Bedürfnis des Ansiedlers auge--
patzten ertragsfähiaen Bodenfläche
ausgestattet sind. für Arbsiter. AnMtiellte. Boaimte
HMidwerker. Kleingswerbetreibende -und Kleän-
landwirte. Mindcrbem.ttolte KrieÄstckilnehmer
und deren Hinterbliobene. sowie kinderreiche Fa-
milien sollen vorzugsweise berüÄMtigt werden.
Die Tätigkeit der Eefellschaft soll se-
meinnütztg und cvuf d < Erücültima und Stär-
kung der deutschsn Volkskraft gerickiet sein. dabei
abor doch auf wirtschaftiichen. sine ausve'chsnd«
Verzinsuna der Siammeinlagen erstrobenlden
GvunLsätzen beruhen. Die Eefellschafter. varmvgs-
wsise vi» Gsmeiniden. sind vervflichtst. die Siede«
lungsgchellschaft in ihren Beftvebungen niack Mö«-
lichkeit zu unterstützen. Das Tätigkoitsgebi^ der
Eösellschaft. welche unter Beteiliguna des Staa-
tes und des Kreises Heldelberg di>e für di^ Lö»
siuna der Wohnungsfrage in Betvacht kommenden
Kreise: Eemeinden. Arbeitseber- und Arbei neh-
me-r. Angestcllte. Beamte und mivate Wohltätcr
zu einemi leistungsfähigen Unternslmren zusam-
menfchlietzen will. sollte sich ursprünglich nur auk
den Landbezirk Heidelber« erstreckem
Die Wohnungsnot im Nachbarbezirk Wtes-
loch und die ihrcr Beseitiguna entgeaenstehonden
Schwierigkeiten habo,i dann zur Eiivbeziehung die-
seg Bezirks und schlietzlich infolg« der von dem
Kreiscvusschutz Hsidolbcrg an die Zeichnuug «ives
Staimmkap.it>a!ls von 20 000 Mk. seknüpften Be-
dingung. allen Eemsindon des Kresies Heidetbers
die Beteiligung an der Siedelamgsseselli-chaft
fre'iMstellen. zur Ausdehnung des Arbeitsfoides
auf dsn ganzen Kreis-Heidelberg ge-
führt. Die Eenneiiiden des Hoidellberger Dezirks
habon beinabe alle. die Eeineinden des Amtsbe-
zirks Wiesioch in dvr grotzen Mehrzaül den Beb
tritt zu dom Sie-dolungstuntern/shmen bsschlosien.
Die Eemsinden haben zusammen mit dsm Kreis
Stanrmcmteile in Höhe von 543 800 Mk. übernom-
mon. Einicre Gemeinden. wi< Wieblingen. Leiinen
Nutzloch. Sandhcmsen und Walldors bringsn <ruch
Baugelände in die Siedelungsgesellschast ein.

Die im Landbezirk Heidslberg ansäsiigen odsr
tätigon gewerblichen Unternehmen wol«
len. von verschwindendon Ausnabmsn abgeisehen,
der Siedebungsge-sellischaft als Eesellschi-f'.er b<i-
treten. Ibre Zetchnungen betvaaen vund 380 000
Mark. sodatz di« sezeichneten StcvmmanteAe sich
bis ietzt cuiif 923 800 Mk beiatuifen. Es 'st zu hos.
fen. datz auf das demnäckst ergobende. Rmndschrei-
ben des <vu>s Vertretern dsr Arbeitgeber nnd
Arbcitnebiner. dor Eenreinden und der ^^4^
Verwaltungsbc>hördvn gebildeton Eründungs-
ausschusses ans Industriekresien ivack wei>re
Stammanteile übernamnven werdsn. Denn gov>rds
die Industrie ist an der WobwiE-frage nicht
niur nnttelbar sondern auck unmitteilbar inter-
esiiert. ^

Der derzeitige Bedarf an Mobnungen
im deuHcken Reick wivd üb-r«instiinm«md auf 7-

Am Quai d'Orsay

»u Pariz versammeln sich die Männer, die
.'S sich zutrauon. die Welt in neue Formen zu
schmieden, uud die jedenfalls in wenigen Mo-
aaten schon so viel fertig gebracht haben, daß
auch in Neutralien selbst ihre wohlwollensten
Freunde gegen ihre Gcsinnungen und Versprech-
ungen mitztcauisch geworden sind. Dieser Kai
licgt am Südufec der Seine gerade gegenüber
dein Tu'llleriengarten und dem Konkordienplatze.
Zwischen sein^n Vahnhöfen findet man auch
ein paar gesck i btliche Bauwerke. Zuerst liegt
da hinter Büsche gelchmiegt ein kleines mun-
teres Chateau mit einem halbrunden Garten-
saale, worin man sich etwa eine elegante Da-
Mengesellschaft zum Fünfuhr-Tee versammelt
denken möchte. Das ist der einstige Wohnsitz
der Frau von Stael, den jetzt die Ehrenlegion
m Besitz genommen hat. Tas zweite geschicht-
liche Bauwerk des Kais ist das Parlais Bour-
don. und das hat eine ganz pikante Geschichte.
Gegenwärtig ist es bekanntlich das Haus der
französischen Volksvertretung aber noch in den
^agen Ludwigs XIV. lag hier ein Sumpf, in
dem nachts die Frösche quakten. . Bis eine
Tochter von ihm, die ihm die schöne La Valliere
geschenkt hatte, auf diesein Froschsumpfe sich
einen Palast erbaute, nnd zwar einen, der
dem Hofe bei seiner nachnüttäglichen Ausfohrt
Serade so recht in die Äugen stechen sollte.

deutlich benonnte sie den Bau „Palais
Bourbvn." Ec wurde dann in der Nevolution
m eiir „Haus der Nevolution" umgetauft uud
der Sitz des Nates der Fünfhundert. Vor
das alte S Ickotz wurde später eine klassische
vassade als Thkatrrdc'sorcit!c,u vorgebaut, die
»ls Gegenstü'r 7..> -.rche o-u anderen

«fer der -

Der Nachbar dieses geschichtticheu Bauwerks
ist, wie Auker Kirkeby in einer Plauderei in
„Politiken" erzählt, eine giotze „Kiste". auf
die man an sich nicht weiter achten wllrde,
weil sie das Schema si der öffenttichen Bau-
werke in den europäischsn Hauptstädten dar-
stellt, wie sie aus den üblichen Wettbewerben
unter den üblichen Professoren hervorzugeben
pflegen. Kurz: frauzösische Sckablone d.s 19.
Jahrhunderts. Der prachtvollste Flügel dieseS
Bauwerkes ist der gLgen die Seine. Jnwen-
dig weist er theatralilche Marmortrepp?n und
eine Unendlichkeit von vornehmen Sälen in
akademischen Zeichenbrettstile auf. Hier ist
alles Stille. Doppelte Türen öffnen und schlic-
tzen sich wie unter einem Zephir. Dicke Per-
serteppiche dämpfen die Stzrirte. Ein Däm-
merlicht schwebt durch die Gordinen vor den
hohen Fenstern und verschnnlzt mit dem ge-
dümpften Lichte, das hinter den grnnseidnen
Lampenschirmen der Bronzekandelaber hervor-
scheint. Jn jedem Saale ein grotzer Tisch mit
grünem^Zilz. Jn jedem Saale ein Marmor-
kaniin mit Spiegel und Sevresvasen und ticken-
der Uhr auf dem Kamin. Jn jedem Saale
vergoldete Barockstühle mit weinvotem Seiden-
bezuge. Jn jedem Saale ein menschlicher
Panoptikumsautomat im Frack, mit einer sil-
bernen Kette um den Hals und eiuem Silber-
knopf in der Hand, Gesellschaftsschulie an den
Fützen und sieben Siegeln vor dem Munde.
Man legt ein Goldstück iu den Schlitz der
ausgestreckten Hand, wocanf der Automat mit
dem Auge zwinkert, einen Augenblick verfchwin-
dct und dann mit der Vemeckung zurückt'ommt,
datz der Minister sich zur Konsereuz begeben
habe.

Da- ist da' französiscke Ministerium des
Answärtigen an^Onai ü'Orflw, - grötzte

von ollen Sülon mit grötzerem Kamin und
grötzerem Spiegel und grötzerer Uhr und län-
gecem grünem Tische ist der Gesandtschaftssaal,
und hier ist es, wo die Konferenz der Alliierten
togt. Dies Ministerium hat keine Geschichte.
Jm Gesandtschaftssaale ist nur ein einziges
w chtigereS Abkommen, zur Zeit des Pariser
Kongresses, unterzeichnet worden. Die Stätte
besitzt nicht die Patina, die sie geeignet macht,
WeltgLsthickte zu schaffen. Das ioll ja auch
wohl Versaittes vorbehalten bleiüen. Aber
mitten in der lärmenden Weltstadt ist hier ein
stllles Anitsgebäude, wo man in Nuhe und
gut arheiten kann.

Neues aus allsr Welt

^ Das Münchener Oktoberfest kommt
wieder. Nach füttfiühriger, dnrck' den Krieg
bedingter Pause, wicd die Münchenerstadt
wieder das altbecühmte Oktoberfest genietzen,
das von jeher die grötzte Anziehungskraft vor
allem auf die ländlichen Kreise Bayerns aus-
übte. Ureigentlich eine grotze Preiszuchttier-
schau des bayeriscken Landwirtschaftlichen Zen-
tralvereins, ist dpS auf der grotzen Theresien-
wiese zu Fützen des Vavaria ° Monuments
veranstaltete U.nternehmen im Lauke der Jahre
etn richtiges V o lksfe st giötzten Stils gewor-
den, an dem sich hoch und niedrig, alt und
jung beteiligt und dem sogar der königliche
Hos durch sein Erscheinen Glanz und Farbe
verlieh. Unendli.he Mengen von Bier,Weitz-
würsten, „NadieS", „Stekelsischen", „G'sc.chtem"
u. a. urbayerischen Leckc-rbissen wurden alljähr-
lich aus dem Oktobersest vectilgt und die ans
allen Teilen des Neiches dazu herbeigeeilten
Schansteller erzielten mit ih"en verschiedenen
Uuteiue'nnungen grotze inaterielle' Ersolge.

Nachdem nun inzwiscken Hamburg seinen weih-
nachtlichen Vergnügungsmarkt den „Dom",
Dresden seine berühmte „Vog elwiese" und
Bremen seinen „Freimarkt" wieder verlangt
hat, wird auch das Münchener Oktoberfest
wieder in altem Glanze erstehen und wahr-
scheinlich auch trotz aller Not der Zeit sein
Massenpublikum wiederfinden.

* Hindenburgs Dank an die Felv-
post. Zum Ende der Feldpost hat General-
felomarschall von Hindenburg ein Schreiben
an den Feld-Oberpostmeister gerichtet, in dem
ec den Dank und die Anerkennung für die
in 4Vzlähriger Kriegszeit dem Feldheere ge-
leistelen Dienste ausspricht. Die Verdienste
iverden, s^ heitzt eS darin, vor der Kriegsge-
schichte ihre wohlverdiente Mnrdigung finden.
Der Ausgang des Feldzuges bringt auch füc
die Feldpost ein andeces Ende ihrer Tätigkeit,
als sie gehofft hatte. Dabei wird vielfach füc
den einzelnen die wohlverdiente äutzere An-
erkennung ausbleiben müssen. Ein Ersatz mutz
in dem Gefühl innerer Befciedigung gefunden
werden, das treue Pflichtersüllung gewährt.
Jch habe das fesle Verlrauen, datz die aus-
scheidenden Angehörigen der Feldpost den Geist
strafser Ordnung und o »ferwilliger Dienstfren-
digkeit mlt in ihren bürgerlichen Beruf hin-
übernehmen werden, den in der schioeren Zeck,
der wir entgegengehen, der Aufbau unseres
Vat-'rlandes von jedem deutichen Mann fordert.

-i- Das Ende des „Kölschen Boor." Z.i Beginn
des W-ellkrieoe-» batte ma», wie in ralilie-chen a-n-
deren deutschen Städten, so auch in Koln etn -an ^
bildi zu Gunsten der Kriegsfil^oroe g chalien. <

o Guillanme g^tiitet. nebst e.Nltti Tewv». IN
der Eün'nichstrasie aufg.stellt wurde Das l>n c.-

bu.ie L'ondb'ld ilbto lxrld el.i« desondrre Anzie-
 
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