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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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Seite 2

Geidelberger Zeitung

Donnerstag, den 30. Februar 1919

Fernsprecher Nr. 82 und 182

^äiutäticgkeit iM offncm rollvg Anrenta-blen E-esäniit.
Dnher sind stcvailliche Zn.chchse iroüwciad-i-g. S e >ol-
leu arwndsätjlich nu-r flir ^F.-ackch-a/.ft-e-n ssgeLen
lverden. Besondere Mrsorge sM drn Sied-
lungsgesellschaften Mteii rverlcven. Die
Gewäl>rung v-an Zuüchüsfen an LiML'L'esitzer kairn
an Ueberncchme der VerpplichluaW Mr V-ermietnng
an kmderreiche K-cun.Även gekniipfft uxDden.

Preichijcher Kriegsmm.stcr Oberst Neinhardt:
Djie Verwenidung der TvuPpen mr Ansrcchterlial-
1iu»vg u>nd Horslellunig der inneren Ordnung
ß>st nnorfrenlich. belonders fnr die ibelerltglen
TruppanfichDer imd Eoldaten. Von NnüiÜ'Lnd hcr
iwit /Ni-enschen. Ge.d uich We.rbmnictbcln nntcrfftiü1;t.
entfachten die Spwrtakuslclute g.sen die üiberwie-
geivde Mehrcheit bes aLbe-utenden bentsch.m Doäkes
nach der NovonvborumwälMira einen neuen
Dürgerkrieg. Die Truppen nnld Freiw-illige
inrusjten notg-edrunvgen wiedcr an die Kaimpfarbeit
ffilm die erwerterch Freichcit der NovanvbevMnwäl-
»ung zn rettem. Diefer Kampf M uwercxmcklich und
er ist militärisch nächt leicht M snbren. Er wird
oerschärft dnrch die tllckiffche b-Mck.-ew.sÜffchc Kann-
pfes>wc>ise der Ruhestörer. dve von ungomiein, gr--
ffährlichen Schwärmern ang-efnbrt werden.

Auf diesem Untergrund vollzog sich die Tötung
der Frau Luxemburg nnd Liebknecht.
Welches auch immer das rein me.nschliche uird po-
litische Urteil über die Bedeutung der Schuld die-
ser beiden Persönlichkeiten sein mag, als Soldat
kann ich es nur anfs tiefste bedauern, das; das Be-
gleitkommando nicht vermochte, dke Häftlinge un-
versehrt den Rich^ern abzuliefern. (Grohe Unruhe
bei den U.-S., erregte Zwischenrufe:'Unverschämt-
hcitl Sie haben sie sa selbst gemordet. Sie sind
oer Mörder! Fülschcn Sie die Eeschichte
nicht!) Der kommandierende Geneval v. Lütt-
witz teilte meine Auffassung. Darin erblickc, ich
die Gewähr, dah bei der dem Kommando des Ge-
nerals unterstellten Garde-KavaLc-rie-Division
alles Nötige zur Feststellung des Falles und zur
Bestrafung der Schuldigen , gefchieht. (Neucr
Ausbruch des Stnrmes bei den U.-S., Zwischen-
rufe: Unerhört! Unpcrschämtheit! Mörder usw.)
Das Versahren rst nickt eingestellt. Es ruht aber
auch nicht und geht fV' Ich werde den Tag feg-
nen, wo die Verwendung der Truppen als Polizei-,
kruppen aufhören kann, Zn diesem Stttne kann
ich mitteilen, dah die Regierung den Plan gefatzt
hat, die Militärstrafrechtsordnung so umzuwan-
oeln, datz rein bürgerliche Straftaten vor das
hiirgerliche Eericht kommen.

Solange wir keinen Frieden haben, müssen wir
mit Ucbergangseinrichtungen auszukommen suchen.
Die Verordnung

Lber die Kommandogewalt
vom 19. 1. 1919 hat mir soroohl vonseiten der
Offiziere wie vonseiten der Soldatenräte Anfein-
dungen eingebracht; viLlleickt liegt gerade darin
der Beweis. datz ich die rechte Mitte eingehalten
habe. Jch meine, wir müsfein in diesen ernsten
Zeiien nicht trennen, wir müsfen vereinen. (Ge-
lächter und Zurus bei den Unabhängig-cin: Mit
den Maschinengewehren.) Möchten wir Lald über
diese Notzeit hinaus rn eine sonnigere Zukunft
blicken können. Icb alaube. wir erreichen das am
besten, wenn wir statt einsam rückwärts. gemein-
sam vorwärts blicken."

Abg. Frau Marie Jucharcz (Soz.): Der Ne-
volution verdanken wir unseren Sitz im Parla-
ment. Für Deutschlcmd ist die Frauenfrage damit
gelöst. Die neuen Rechte können uns nicht wiedcr
genommen werden. Wir werden aber

niemals unser Frauentum oerleugnen

da nun auch wir in die politischs Arena gestiegen
kind. (Allseitiger Beifall.) Bej der Beratung
der neuen Verfassung werden wir dafür zu sorgen
haben, datz nun auch in der Verwaltung die Frau
als gleichberechtigtes Mitglied herangezogen wer-
den wird. Vor allem gilt das für die Iugend-
pflege, für die allgemeine Volksbildung und für
dis vielen Zwsige der Wohlstchrtspflege. (Beifall.)
Wir fordern eine Aufbefserung der Bezüge unserer
Aliers- und Jnvalidenrentner. (Zustimmung.)

Das befreite Deutschland sendet seinen Volks-
genossen, die noch immer in Kriegsgefangenschast
im Ausland schmachten müssen, brüderliche Erütze.
(Bcifall.) Es ist das furchtbarste. was die En-
tente sich noch in diefer Stunde zuschulden kommen
lätzt, datz fie das wehrlose deutsche Volk noch weiter
dem Hungertode Lberliefert. Die Völker der
ganzen Welt sollen zusammenwirken, um der Ee-

rechtigkeit und der M e n sch l i ch k e t 1 zum
Sicge zu verhelfen. (Lebhäfter Veifall.)

Aüg. Mayer-Kausüeuren (Zentrum): Wir be-
l)rützen die Zusammenarbeit von Mann und Frau
in diesem Hause. Möge es von Glück seiin für un-
ser Volk und Vaterlano . (Beifall.) Eines der
dunkelsten Kapitel sind die Milliardenver-
luste an Heeresgut. Für die Verwertung
der Ncstc dieses Heresgutes ist ein Neichsverwer-
tungsamt geschaffen worden. Wir möchten bei der
Eelegenheit den Wunsch aussprechen, datz weder die
Kriegsgcscllschaften vercwigt werden, noch etwa
neue Gcfellschaften ähnlicher Art ins Leben geru-
fcn werden. (Beifall im Zentrum.) Eine der
wichtigstcn Aufgaben der Zukunft wird der
Wiederaufbau unferer Exportindu-
strie sein. Sie mutz planmätzig und nicht mosaik-
artig untcr gleichzeitiger Berücksichtigung wirt-
schastlichcr und finanzieller Gesichtspunkte durch-
gestihrt wcrden. Eine scharfe Kontrolle der Ein-
fuhr wird sich nicht umgehen lasien. (Veifall.) Vor
allen Dingcn gilt es auch in der Hoimat land-
w i r t sch a f t l i ch e s Neuland zu schaffen.
Wir sehen heute den Eeneralstreik in Rheinlanv-
Westfalen als Protest gegen spartakistische Eewalt-
akt». Das aanze dcutsche Volk ist darin einig,
datz die Verhindermig der Arbeitswilligen durch
Spartakisteu keinen Tag länger geduldet werden
darf. (Lebhaste Zustimmung.) Angesichts. diescr
Uebergriffe ist eine wcitere Stärkung der deutschen
Neichswebr imorlötzlich. (Veifall im Zentrum.)

Abg. Fakl-Köln (Dem.): Wir Nheinländsr
lieben unsere engere schöne Heimat von ganzem
Herzen. aber mit derselben Hingebung bekennen
wir uns zu unserem deutschen Vaterlande. (All-
seitiger Beifall.) Wir wisien, datz die Nhein-
lande zu den Stammlcindern Deutsch-
lands gehören und wenn jetzt der Uebermut des
Feindes die Hand nach rheinischem Eebiet aus-
streckt ,so maa der Feind wisien, datz er das tui
aeacn den Millen auch des letzten Nheinländers.
(Lebhafier, allseitiaer Beifall.) Wir tvagen die
Lasten des Waffenbillstandes, verlangen abe-r. datz
uns diese Opfer nicht durch ungecignete Matznab-
mcn dcr Rc^inrunn cxschwert werden. Frankreich
schcint den besten Willen zu haben, sich das Saar-
gebiei anzueicmen. Ob ibm das gelingcn wird. ist
eine andere Frage. Ietzt spüren wir den Ueber-
mut des Siegers und jetzt zoigt sich. wie recht die-
jenigen batten, die den Krieg beendigen wollten,
als Deutfchland noch nicbt webrlm; am Boden laq.
tLebbafte Zustimmung bei der Mebrheil.) Eben-
so grotz ist der Uebermut der Polen. Der
Grenzschutz ist desbalb militärisch notwendia. Es
ist nicht zu verantmorten. wenn A.- u. S.-Näte die
Nnwcrbung des Grcnzschutzes verbindern. (Lebh.
Zustimmnng.) Die harten Waffenstillstandsbedin-
gungen konnen nur ertraaen' werden, wenn wir
sie als vorüberqehende Matznabmen betrachtcn.

ab-"- Geist beim Friedensschlutz sich

geltend machen wollen, dann müsien wir uns da-
gegon stemmen und wehren. lBeifall.)

Neichsminister Erzberger: Mit denr Vo-vvcld-ncr
lxrt das M-b-Tcst> dieseg Hrrukios aus dom

besekten GEst gesvro-ben rrnd dte Re-sbevurrg er-
greift gcrne d-üe G-eleE-nheit. um d-m lii>nksrb«cii-
nÄcb>">n Brüd-ern ftn-Mch" und alulfrichiice Erüb«
zu fenden. (Brifall). Wsnn aiuch Mcreniwärtig
pc-'" F-Mlde e'-n» Nbieänsvcn^ sezogen ist. ome
gs'-fftiige Blo>ckade kann dsr FeLn-d ni<in>alls verhän-
Mn Die Uab«ckschveitiu.ng der BclbinEUNgen des
MastenrUlifftand-^vrtvags. imlmsnUäch d-urch die
fvcr,nzösilch?n Nff>otziun-c^ibö-v>^n. gabt über al-
l-es erträsliche Matz bina.us. (Alsieit'A:
Zwst-'-mjmiin'n'i Der Ei'dibalh-ndirLkticnsivräffident
in Saarbrücksn ifft W acht T-aaen Stübenttrrcfft
pevurteUt wn-rden. waiss er nach Melnümg d-er
Fanzolen nicht entffM'-ben g-enn-g aiuf die Eiffen-
lv-'bnavbeiter dnlbin oin-cvnrürkt sicrben soll. -mr die
Stolle bes Ackift^'-ndsnta-iss den ZehrfftlundMiüag
einMD'ibren. (Lebihaifties ^ört. bört!) Dag deut-
fchc Volk kann au^si^its der Nerg>Swlalt'Mings-
pläne e-'nzeln-er dnr Alhiie-rten nickt oft geninia und
nicht la-ut ge-ni'a s-cine Stimme erheben. (BckKll).
^n.ech»sandere meisen wir ernmütia von !der äutzer-
st'en Neckien b'cs äntziorsten Linken die fva"zö-
siscksn Annerimrsach-sichtsn auf das Saargebiet
Wrück. (Beiia.ll). Das

Saargebiet ist mrd bleibt deutsch
unld kann uns <mf keinen Fall genonr>men w-erden.
Deln Kampf gegen den Bo,lschewismus
im Osten betrockte-t d-ie Risgieruna als eine ih-
ver wichtigst'en Aulf-gia^-en. Di8 Alliierten lällen
«ms a-uch in dlr-effenr Kcmrpf. den rvlir dock nichä für

uns. sondevu für die gesamte Ku'lturwelt Wren.
im Slich. (Lachcn bei den Unabbärmigeir) Un-
sere Brtto. einige Lleine- Kreuzer in Dtenst stellen
zu dürfen. Llanrit mir von Libau aus den Kanipi
geisan die vorstürmiendein Sowiettruppen aiuiinel)-
men können. ist von der Entente a-bge-lehnt wor-
den. (Hört. hört! — Aibg. Acvcr.se: Durchaus rrch-
tig. — Pfu-irufe und Lärm.) Die Regilevung tut
alle-s. um das üos der Kriegsgefangenen M mrl-
dern. Vor allex Welt stelle ich sefft. datz Deu-tsch-
land einen Kri.eg nicht mehr führen will
und nicht nrehr -führen kann. Wenn sl-eich-
wM eftiseitig urrffere Kriregsgefang-Lnen WrückgL'
b-cvlten werden. so ist das eine Vavbarei. w>ie sie
die menschliche Gerechftgik-oit nicht kennt. (Lielbh.
-allseitige Zufftimmuns).

Präsidcnt Fehrenbach ertclilt nachträglich dem
Abg. Hao.se w-ogsn des Ausdrucks: »Echaml-oise
Verdvehung" einen Ordnu-ngsruf.

Nächste Srtzung Donnerstag, 2 Uhr. Fiortsetzung.

Die Elsatz-Lothringer i»r Weimar

Ein Antvag Heintze Md Gen. veg>! cm. den in
Wecnvar erschionenen Mrtg.ioder der el'atz-lo-thrin-
gi.lchen DÄogcvtion alle Rechte der Mit-
glieder der Nationa>loerffamml>ung -m-it Aus-
n-a-lmve des Stmvmrechts zu vevl-cihe-n.

Die Diäten ver Abgeordneten

beitrEtt nach dem nsnsn Eeffetzon.'wuvf 1000 Mk.
iivcEtlich für die Dauer der Tagung. Wsnn dce
N,a-tio>nia'tvers-aimimluir'g läng-e-r <iLs eine Wocke W
einer Wollffitzung n cht Mammrentritt. während ei-
ner ihrex Aiuslchüssie tmgit. erhalten dessen. Mitglie-
d-er aiuitzer der AiiifwcvnLisen'ffckä-ditgiunL ein Tage-
seilld vsn 20 Mark iür joden Taig -rhrcT durck dos
Sitzumigspvo-tvkoll des Musffchusies nackgew-iesenen
Anwieffenheit. Für fe-den Taig. -am dem ein Mit-
gl-tckd der Nationalversamvmlun« der Vollsitzung
ferngsblrüben ist. roird von der Entschüdigung ein
Betvcvg von 30 Mark cvbs,ezo,gen. Für die Dcvuer
der Verscvmmlun-g so-mie crcht T-age nach deren
Schlutz wrvd freie Fahrt <mf den deutffchen
Eis-enbahnen gewälrrt.

Verhafiunü veö Unabhängigen
Lindemann

Der FMrer der UZSoziallsten in Mioimar, Lin -
d-emann, der d-er kommuntstischon P-artei (Spar--
taku-sgriuipps) nähcffteht, wurds gestorn vorm. wäh--
veilL» einer Sitzung du-rch dvci Zvvilpoliz fft.m ver-
baftet. Dve Verhaftun g Liürfte im Zuffamm-cm-
chang mit einvm Flugb-latt stohen, in d-enr m den
wüstasten Törwn segen die Rcelchsvegleruing. ilhre
Anbänger und dre Natioualverstrmmlung gcchetzi
wivd. Am Schluitz dss Fluglbl-attes wird su Strcv-
tzondsmonstratwnen und ru Masionstreüks mvfgs-
ffordert.

tzindenburg über Ludendorff

Da in der Presie mehrfach die Veröffentlichung
des Briefes des Eeneralfeldmarschalls Hinden-
burg an den Ministerprasidenten Scheide-
mann gewünscht wurde, erfolyt sie hier zugleich
mit dem Antwckrtschreiben Sckeidemanns:

Euer Exzellenz haben in oer Sitzung der Na-
tionalversammlung vom 13. Februar 1919 den
Eeneral Ludendorff als H'asardeur be-
zeichnet. Mich und viele anders, die dem General
Ludendorff treu ergeben sind. baben diese Worte
von verantwortliche-r höchster Reichsstelle gespro-
chen, schwer verletzt. Eeneral Ludendorff ist
ein glühender Patriot gewefen und hat
nur das Beste für das deutsche Volk in seiner kraft-
vollen Art erstrebt. D'as gewisienlose und leicht-
fertige Wesen eines Hasaroeurs liegt ihm ganz
fern. Jch kann nicht annehmen, datz Euere Exz.
meinem treuen Mitarbeiter in schwerer Kriegs-
zcit, für desien Tun ich mit v<"-cmtwortlich war,
das reine und ernste Wirken fü? des Vaterlandes
Wohl absprechen wollen. Mit der Versicherung
meiner Hochachtung habe ich zu sein Euer Exz.
ergebener

v. Hindenburg, Generalfeldmarschall.

Dle Antwort Scheidemanns 160101:

Euerer Exzellenz darf ich mein Vedauern dffrr-
über aussprechen. datz meine Aeutzerung über Ee-
neral Ludendorff Euere Exzellenz verletzt haben.
In der Sache selbst kann ich aber von meinem
Wort nicht abgehen. Hasardeur nenne ich den

Nr. 48

Mann,
gen zi
nach sich zieht.

' auf eine Karte setzt, ohne die FÄ

E Versagen dieser KaM
Weise Ludendorff in dicffA

Varlomen?n^ " , davon habe ich mich als'

spieler/ ^mme nnr vor wie ein Hasard-

^ch bleibe mit der Bersicherung meiner 5>ock>-
achtuno Eurer Exzellenz ergebner

Philipp Scheidemann.

Fortgesetzter Bruch des
Waffenstillstandes durch die Polen

Berlin, 20. Febr. Nach dienstlichen Meldun-
gen dcr militärifchcn Kommandostellen hat eine pok-,
nifche Abteilunig von etwa Kompagnjesiärke anr
18. d. M. trotz Wafferstillstandcs. dcr bereits aiw
17. Februar in Kraft trat. eine bei Kettewski auf
schlcsischem Boden stehende Postierung angegri (-
fen. Die Polen wurden zurückgeworfen.
Auch an der ganzen Netzesront wurde der Waf-,
fenistillstand durch die Polen vorgestern und auch ge-
stern noch gebrochen. Unsere Posten am Seü»
tenausgang von Nakel nnd bei Deutsch-Krnfchini
westlich Netzwalde erhielten Maschinengewehrfeuer.
Die Gegend der Nakler Zuckerfaürik wurd mit Ayß
tilleriefeuer durch die Polen belegt.

Deutsche; Reich

* Eine koloniake Kundgebung deutscher Frauen-
vereine fcmd dieffer Tag-e im B>evl!rn ftatt. auf de^
folMii.de Enitschlretzuing gchatzt wurde: „Zm Na-
me,n der Kultur -uind der Gevecktiigkeft erhelbE
DmrtffÄ!-crn/ds FvM-en Einffpruck Mgen lden Ra-uÜ
lder deutschen Kolonien. der nicht nur eine Ver-
letzung der Wilffonffchen Friedensbotschaft bedeu-
tet. svndern a-uck einen Teil des deutschsn Volkes
ff-etner Arbeff uuiv seine-s Eigentums berauibt, mis
-miff-eren Anteil an den umgeh-chenen Schätzen der
Erdo vewwehrt und Lwe TWedererfftarkung unfferer
Volkswrrtffchaft auf das Schwerste gofäihrdet. Wir
wois-en die B-effchuld-'GumMn -Hezüg-Ück u,ngerechter>
Be-handl-una der Einsshpvenen nackdrücklich Wvück.
Wir ffind ftfft überMi-gt. datz sie umi'-er -alken Völ-
kem v-on d-en Dautisihe-n a-m MSnWichstein behsrn-
d>e-lt roerden. Das bewsist >uns die Treue der
Schwarzen i-n Ostaifrika".

Aus Baden

Freier Handel oder öfsentliche
Bewirtschaftung?

Fn der von dex Badiffchen BeLbrauchLr-
kammerder Regierung einge^ichton Krvr>dgebung
übcr dis öftentliche Bewirtffchafftung oinvr R-eihs
wichtiger Nahrllngsmitlel wftld ausgeftkhrt, ldatz di«
BerSvaucher Lvn ffchroersten Monaten dox
ganzsn Krieg-ss-eft entgegensohen. Die Vrotver-
sorswng in dem bffshsrff-gen llmfang ist ohne Ge°»
Irsidee-infuhr unmöglich und auffd-em Ge-
bret d-sr Kartoffffelverforgung fftehen w-ir!
vor smer Not, w-ie wir sie srvtze-r -währvnid des
ganz-sn Krveg-es nicht zu verzeichnen h-att-en. Ange^
sichts L-ies«r Nvtlcvse hält es d-ie iBaldiffche Vecbmun
chsbkcvmTner ffiir ganz unTnöglich. dve öjffentliche Be-,
Mkrtschaftung j-etzt fchon auffs-use-hen. Sie warnt LlaX
vor, in d'ceffcr Aeit dsr grötzten Not Erverim-Mite rw-
grmfftien -des Aandals -vorzunehm-en. Auch d-ie Ver--«
brauchorPammer hält die Zwangswirtffchaft nicht
M omen iidscvl-em Zustand, fis ffagt aihsr. der Krieg
.häb-e gszeigit. datz in Zeiten grotzen' Nicchrungsmfttel-
mmvgols allom -die vlanmätzi-ge Eint-oilimg umU
Vsrtailung vo-r der Aungsrsnot in der ffchli-mmster»
Form schiitzon könn-e.

Donaueschiigen. 18. Fobr. Die Fürfftenber-'
giffche Standesherrschaft hat dainvtt be-,
gonnen. bisher verpachtete Grundttücke <m- dijck
Pächter zu oerkaufen.

Wenn du kommst, uns zu erfreuen,

8 Wirst du siets willkommen sein. ^

H Bist du traurig, bleib allein, y-

V Wenige zählen zu den Treuen,

« Bodenstedtw

Oassels verhaftung

Humorist. Berliner Roman von Friedrich Hey.

(82. Forlfetzung.)

„Ia, verührter He-r-r Dasiel, da häben Sce ja gar
uichts zu -'pucheN, Sio gehören sum Lanldgerichtsbe-
lirk Nummer 1."

,^errgott". frchr Asrr Dasiel auf, „,d>as ifft ja eff-ne
fchöne Eefchichte. Ietzt sind w'r nach einem sans
ffalffchen Gericht geffahren! Dort hat der llnter-su.-
un-gsrichteir vergeiblich auff mich Mwartet! Unld ich
lbin nicht dasoweffen! Das k-ann nvir wiodor fchöffve
Sck-ereroion «ftchringen! He-rx Leutnwnt. nicht

avahr. Sbe werlden mir bszsvgen, datz ich nichts -osv-
fäu-mt halbs? Ach, Domievwetter, dort sitzt auch lder
Mechch, dsr Schutznmnn, mit meinem Geldel Und
iver Einftrltspinisel. der Dr. Epvfftein, dsr an dsm
ganzen Kwemv-el schuld ifft, dsr — lder Schnorrer,
der Schmierfinike; Die werden sonst was von mft
gedacht haiban, wi-e -sie mich in dsr Ackeristvatze ab-
bolen wollten unld nicht mehr geffu'nlden haben!
KZarmn bin ich aber auch Nicht dort gühli-sbsn?
Darmi bifft nur du schulid, Klara!"

„Ich?" risf Frau Dasisl emoört. „Ich ffoll darcm
ffchuld feln? Ich möchte dich denn doch recht bitt-en,
imci-n lickbcr Edu-a-rld-"

Ui-ud sie warf ibm eineN Mick W, gena-u desselbsn
Lichalts w-ie sein letzter an Hrlde. Und wenn Frcm
^lara in solcher Detonung „moin lrckber Eduard"
»a s»ge-n vfteato, La war das -so -viel wi-e Stmm-
«xirnwng- Min.dstä"ke 12, Taiffuu. Er hislt cs ida-
>be, ffür a<ratSm, v»-n Strom seiuss/Aergsrs von de:

Lebensgofäihrtin wsg nach dem-amtlichen Tisch zu
lenken.

„Das Lann miir kolosiale Una-nnehmlickrsitein ein->
bringsn! Ietzt läufft die Polizoi wahrlscheinliich ffchon
auf den Bcvhichöffen herum und pabt -Mff. och ich
nicht nach Lcmld-o-n abrei.se."

„Ganz gewrtz nichi", verffuchte Mar zu büschrvich-
t-igen.

„Mer was ifft daran schuld? Unfere Beäinten-
dämlichkeit! Kann sich so e'm Gsol -von Schutzmann
nicht mercken, zu welchom Laln'rigericht ich gshöre?
>Mer es ist nvit der bevühnftsn Schneidigkefft der
Pol'isei genau drssÄbe Sache w-io m-it -der Mndis-
keit dsr Po-st. Steht iminer in den Zeitungen da-
von, alber in Mrklichkeit ist's Mluimpitz!"

Frau Dasiol -unld Hilde warfen einen erffchrockenelnl
Blick auff -den Polizeileutnant. Mer gottloch, !d!ie>-
ffor vsagierte auf die Wutausbrücho nicht/ ffondorn
lächelts. Lüchelte ffein und mild über das ganze
Gesicht.

.^Aerr Dasiel", unterbrach er den Redeschwall, „in
di-effom Falle wird die KLmigliche Polizeff wohl koin

Vovmurff treffffen, denn -der Mann. der Sie.

Mer noch eine Fra-ge, Herr Dassel: K-annt-sn Sie
schon von ftübcr her die Legitimationsm-arko un-
ferer Krimincvlbeamten?"

.Flekn."

Dov Offizffer klknlgelte. Ein Schntzmcmn erfchien.

,-Bringsn Sie -mal eine Erkenniuingsmarke herein

-und sevgen Sie dem Herrn da! --Nun? Herr

Dasiol, sah das Ding, was Jhnen vorg-olegt wurde,
ffo aus?"

„Icmoohl, senau so."

„Jrr-en Sie sich nicht? Bitte, d>ve Marcke gcknlaü
anzulsehen. Es koimnt auch eine Wlschung in Be-
tracht."

„Gott bvwahre! Akkurat die namliche!"

Der Polizefteutnant schüttelte bedsnklich den
Kopf.

„Und Lvch war sie geffälscht! Herr Dasiek, ich nrutz
Ihnen loider ffagen: Sie stnd effn-em ELrunerstvoich
zum Qpsav geffallen! Nach allsm, was ffch oon Ih-
nen vevnommen habe —"

Herr Dassel fuhr auff.

„Ia, seilvib, und solche Spi tzbubengeschichten kom-
men alle Tago vor. Jn drcser boldeulos dreisten
uiid vE'mfferten Weise sind fie alle-rdings felten.
Dio Art und Wskse, wie jener Mann Jhnsn die
Vorl-cqdung gübracht Hat, wie er die V-erihaftmig -l-
werckstelligte uffw.. stimmt wahl im grotzen Eanzen
mit dom -bohördlichen Verfahren übercin. im -
zelnen aibor -wichi! So, s. B. die auftällige Fahrt
rn der Miet^utfche! Ein «hter KrmnnaLboamter
mmtzte den kürzesten Mg einschlagenff und S e
Jliren sigenen Lvagen oder ein -Ajuto unbcldenklich
bemitzen lasien. Dcr Eauner hcft zweiffellos dffese
lange Irrf-a-brt angestellt. um Zeit su gawinnen,
Sie ffür eine Evvresiung oder fonst eine Eelegonlhefft
zu boarbeiten. um Ibnen unverdächtig die Geld!-
summe abnehmen su könn-sn. Es ist ganz klar, dab
er von Anffang an den Meg nach der Ackcrsftatze vor-
herbostffmnft hat, denn -er und der vermckintliche Dr.
Evvsteffn halb-en Ha-nd in HaNd gearbeffteff."

„Mer der Kriminalschutzmann selbev hat doch
gar nichts von der Kaution ges-aat — cruff dcn Es-
dan-kea -sind doch wi^ allein gekommen!" rieff Herr
Dasiel auffgore.gt, und Frau Mama beteuerte: „Ste
ffrr-e'ni, Aorr Loutn-ant? Erst wir, erst ich hcffbo durch
langes langes Bitten vermocht, datz ev uns den
-Aiftläger. den Dr. Eppstein nannte."

,^>as tst ja eben der seine Kniff dabei," sulhr dcr
Polizeibl-eutnant ffort. ,Menn der Kevl felbst damit
herausgerückt wäre, so hätten Ste Verdacht go-
schövst. So a-bor bat er Sie sicher gemackt. rndem
er d-ie Initicfttoe dazu Ihnen selbst überlietz. Er
konnts fast mit Sffcherheit darauff rcchnen. datz Sie
in Ihver Auftegung mit irgend welchen AngGotc'ri
kommen würden."

„I-a," -warf dffe kleine kluge Htlde plötzftch daswk'
schen, .ftvenn nun äber Papa sich cmf nffchts oingäi
lassen bätte und mfft ibm n-ack Mo.adft gofahreij
ware? Dort roäre doch der Betrug ans Licht ge»
kommen unld der Mensch wäre entlavvt gewefen."

- l

Rückkehr aus der Gefangenschaft

Von Marianne Kosiel
Hart ist's, gefangen sein, Mutter,

Ünd Mauern ringsumher.

Man wünscht, dag man ein Vogs^

In freten Lüften wär'.

Man sieht die weisien Wolken

In fteien Lüsten ziehn

Ilnd gilt es auch oas Leben, Mutier

Man denkt nichts, als entfliehn!

llnd einmal wird es wahr. Mutter.

Man wagt es und entspringt,

Man kennt nicht Furcht :>nd Bangen,

Man weitz nur: es gelingt.

Man lennt im fremden Land
Gar ost nicht Weg und SteZ,
llnd doch weih Man gewitz, Mutter:

Es ist der rcchte Weg! —

De-r Tag ist sturmbewegt. Mutter,

Und hoch geht heut die See,

Doch weitz ich tief im Herzen,

Dntz ich Dich wiedorseh'.

Ich hänge hoch am Maste,

Das Schiff schwankt her und hin —

Du weitzt. Gott hilft mir durch, Mrftter.
Wenn ich nur furchtlos hin.

Ich kann das Land schon sehn. Mutter
Mein deutsches Heimatland,

So tiefe, heitze Liebe
Jch niemals noch empfand.

Es steigt aus meinem Herzen
Ein Schrei, ein Iubelschrei.

Jch Lin daheim, daheim, Mutt-?»-.

Und — Muttcr! — ich bin freil —

Dieses Gedicht wurde von Frl. MariannS
Kofsel bei dcr Bezirksversammlung des Roiest
Kreuzes zur Gefangenenhilfe sclbst vorgetragen.

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