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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0240

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Seite 2

Heldelbelger Zeitung

Freilag, den 21. Februar 1919

Fernlprecher Nr. 92 und 182

Nr. 44

Annahme der neuen
7^ Kreditvorlage

Weimar. 20. Febr.

Präsidcnt Fehrcnback eröffnet dre EiMna
u„,r 2.20 Ilhr. Vvr Cmiritt in die T-agesordmlNg
erhcrlt Lns Mort

Abg. Dr. Vögler <D. Vpt.): Nnck den EMärnlt-
ge» des Reichs^ninffsdevs Erzherger hal diefer am
15. De^einlher 1918 voin dainaligen StaatÄsetretär
Dr. Mmlber omren V-vies erhaiite-n. in dem gesiwat
ist. ich solle eme Beru-simrg als Sach-oerständiser
abaelehmt lxwben. -strlls nich-t au-ck Zrrr S mines
LuMifen iviirde. Ich erkläre. dah oine solche An-
frasv s-c-i-tens des Rncksrv-irt'sckaftsoiintes nie-
»n a l s a n mich er -g a il ge n rst und ick ni-c-m-als
da.zu clne so-lche Stelllmg eingenommen ha>br.
Eben^oWciiNg ist dles seitens der m>r.dlveWichon
Cruppe des Vereins doutfcher Eisen- u-nd Stahl-
-induströellon geschehen. Diefer hat vi-elmehr noch
am 23. D^emiber füinf Herren. darunt-er anch mich.
Mit me-ii/er Z-ustlilnilMiwng. ails Sackoerstä-ndige vor-
geschilasen. Ans den Erklärrmaen d-es Mmitswrs
ErAerger ergüb-t sick weiter. dak nbeimials ein DeLc-
eraimu oder Schreiben iin Vieser Aagel-eMnheit
mit fcne-m Inhalt feiteiis der Gruppe a!lMfem-dt
worden ift.

Neichsminister ErzLerger: Ich häbe- mick !bei
»ne-iiien DarleiLUngrn sestüht E eän rrmt-liches
Schrai-bim dcs Re'chswirlschaftsamts -und hacke
keine Verainlass-uing von dic-s-em amtlichen
Schremben irgend etrvas abstreite-n W strsf-ei,. Ei-
nen persÄilichen Vorwnrf haibe ich denr Äb-g. Dr.
Vöüler in Ler Sachs des Tel-egram-ins nich' machen
vrollen. Alles weitere dehalte ick -mir vor, bis
dic Anfklärung ooar seit-en des Rsickswirtlfchoffts-
aniles crfolLt rst.

Hieraiuf seht das Hcms die Besprechims der
Erklärung der RiMssregieruiivg fort.

ASg. Dr. Traub (Deutsch-national): Mr m-iifsen
uns hi-er -vn der MtioinaLversaiminr'l-Ullg amck der
VoogängL aiuhsrhallib unse-ver Vreniie erinnern. Es
hat -uns gofreiut. dah Iapan unfoven Miss-i«men
Miy cmders ent Waengeko-iiim en ist -als EnvlLud.
Dem Vordoingsn der SiiWawen im Siidösterveich
ffollte -man mehr Bieachtimg sche-nken. Wewn Oeffter-
reich-Ungarn erst einmml von der B-tldfläche ver-
sckwLmdoi, ist. -w-erden sich noch viel grökere Rei-
d-ungsflächen -in Mtte-leurova ergäben. Eine Kul-
turpflicht ist es. unserer dem-tscken Brüder amher-
halb der R-eichssvoiWn W gedenken. namentlich
aiuch der atus NuWaind ansgewi-esenen Ncffchsldemt-
sthen. Ich fwu« mich. dast der ReicksininDer
Erzbergier gestern! «ndl-ick d-en Aus<dru>ck Erpres-
s-erpolilik für die Ha-ltuiiig der En-'enie a-uff-
venommen Hat. Ick schlage vor. Vast dÄ Kriegs-
gestrngenan, wvnn fie wirklich sür uinker-e Feinde
From-arLert lÄsten nrüsson. dnrch fveiwillig gäst-ellte
Hilffskräfte cms Deutschland abgelM werden.
Wenn fich di« in w-eiten Kreif-en am-f Wtlso-n ge-
dehten Hoffstumsen erfüllen. so würde nuich das sebr
freuen, a-ber ich hab^ kein Z-utw-uen M i-hqn.
lSehr ricktig! reclsts). Er hat all dte drückenden
WafffenstÄlsbandsbediiigumei! m-stsenvachit iumd os
ist seffährlich. dast wir bei Abschlust des Wiffsen-
ftillstcmdes L-is an die Grenze der Würde-
lysigkeit gescrimcn sind. Wir kuckaluern, dah
div elsast - lothrinsffschen Wbseorthveten
tticht ün der Nationül-v-ersamimlnng ihre Stlimme
erhobsn konnton. Dsn Anspvuch auf unsere Kolo-
nien erhalten rv-ir aufrecht. Mr wünlschen alle
orwen baldigen Frieden. Dte Revolution ab-er hat
uns den Frieden nicht gebracht. sondern rms wdster
von ihm entfernt. (Lärm links).

Nun Mr inneren Pollittk. Wir Demffsch-
natffonalen stnd, eine scmz neue Partsi. (Lachen
links). Wir lousnvn sar nicht dte Zus-amme-n-
hänge nrit den ailten Varteien So charakter-
los smd wffr nffcht. (Stürmffsches Eälächter liiinffs).
Was üst eig-entlich nrtt dem ailten Snste-m? Aiuch
heuffe regiert moch der alffe Vethmrannhilock. uiid
nach dem.Mff-litarismus sehnt stck unser Volk fecht
erst rvcht Mrück. (Sehr richtig! rechts. Wtderspvuch
lffnks). Eogen Fehler und Auswückie rovven wffr
nüenrals bltnd. Wer äber SlaiuLt. dsn Kastengeist
-oeruichtet zu ha-ben. mit der BerivMug otttiger
Könige. der irret. Wir rverdon

in keine Eegenrevolution einlreten.

(Hvrt. hört! links), aber gerade die ffeGgen Zu-
skände stnd d-ie bssten Schrittmiacher für die Mo-
narchie. (Sehr richtig? rechts). Wir schen in dem
9. November Änen Tag der tiiefsten Schmach. (Sehr
Nichtigl rechts. Lärm bei den Sogiälldeimcckr-cvtienl.
Das deutsche Bolk erwartet von de-r Naitipmal-

-vlcr^m-m-luino V'.ifftändnis dMr. dast Hastst. Neid.
ckivr und Hads-ucht nicht «chr Lirc Ralle spielcn
dürfon rvir bisher. dast der GeD des Matorialis-
nvus und des Mammonisnvus schioinden inus, (L-eb-
h-affter Beffffall rechts. Zischm bei der M-eh-cheit'.

Das Haus wendet stch W der

Erledignng der Keeditvorlage

Dazu liegen eine Roihe van Unträgen vor die
die Herab-etzun-g dcs Krodites van 25 aiuff 18 Milli-
ardan bezw. die Abi-ehnnna der 25 MMarden sor-
dern und nlir die 300 Milkcmen ffür Bau- und
Mohnungszwecke berc--illigen wollen. Auste-ck'eni
haboi'. dio Deiutschnatioinalon strst ihre sivmMchen
bisher gestcüton Initicttnxrnträae in eincr Msam-
nvenfaffeildcn Entschllestung zur Lmeütoi, Lestmg
der KreditvorlaiFe wicder em«äbvacht

Ncichsminister dcr Finanzen. Schisser: Ich
Litte. alle dieffe Anträge absielehncm. Die Albbeh-
nung des Krevites würde das Reick völltg mtttel-
los hmstellem. lleber dieffe Unmöcklichkeit verlff-oro
ick woiter keii-n Wo-rt. Bericht übt-r die Verweii'
d-rmg der alton und neuen Krisgskredite wttd er-
stattet werden.

Neichsminister Cothein: Der Abg. Traub hat
eine Desperado- oder Verzweiflungspolitik darin
sinden wollen, dah wir die furchtbar schwersten
Waffenstillstandsbedingungen angenommen haven.
Das ist uns wahrhaftig nicht leicht gcworden
und wir haben es erst nach sehr eingehender Er-
örterung getcm, weil wir uns eben in effner ver-
zweifelten Lage befinden. Wenn Herr Traub für
unsere Stellungnahme nllchterne Erwägniigen in
Anspruch nimmt, so lann ich nur sagen: vor dem
Kriege und während des Krieges hat man von
solchen nückternen Erwagungen bei ihm und sei-
nen Freunden nichts gemertt, sondern sie haben
eine

Politik der Züufionen

geführt, die durch die Tatsachen aufs grausamste
desauvouiett worden ist. Zustimmen kann ich
Herrn Traub, wenn er fagt. dast das schlechte Sy-
fteiu- nicht in der Monarckie beruht hat. Selbst
ein Bebel hat gesagt, dast eine Monarchic anf
demokratischer Grundlage ihm lieber sei als eine
Nepublik auf kapitalistscher Erundlage. Aber
wir kommen doch trotzdem nicht au der Tatsache
vorbei, dah allerdings das monarchistische Systcm
vor und wahrend des Krieges versagt hat, weil es
sich immer auf die Sette derjenigen Deutschen ge-
stellt hat, deren Politik jene unfelige Machtkon-
stellation gegen nns herbeigeführt hat und jede
Möglichkeit. den Krieg rechtzeitig zu liquidieren,
verhindert k>at.

Reichsnnnister Erzberger: Wir treiben in der
Waffenstillstandskommission keine Verzweif.
lungspolitik. wie sie der ALg. Dr. Traub
uns vorwirst. Wir treiben eine

Politik der kühlcn Bernunft nnd des klaren
Rechtes.

Die Grenzen für uns find die angenommenen 14
Punlte Wilsons mit allen darauffolgenden Er-
klärungen. Diese Grenzen sind nicht überschritten
worden. Die verlangte Denkschrift über die Waf-
fensttllstandsverhandlungen wird dem Hause be-
reits heute Abend oder morgen Vormtttag zu-
gehen. Ich hoffe, dast dadurch die Debatten ÜLer
den Waffenstillstandsvertrag erheblich abgckürzt
werden. wenn alle Damen und Herren diefe Denk-
fchrikt sorgfältig studfferen. (Beisall.)

ASg. Dr. Kahl sDeutsche Bolkspartei): Die
politische B'etätigung derFrau ist
keineswegs ein Monopol der Sozialdemokratie.
In der nationalliberalen Partei sind wir längst
dafür eingetreten. (Widerfpruch bei den weib-
lichen Abgeordneten der Cozialdemokraten.)
Allerdings i'st der Sprung etwas grost. (Aha! bei
d"n Sn-ialdemokroten.) Ick verfönlich hätte es
für richtiger gehalten. die Frauen zunächst in der
kommunalen Verwaltung in weitestem Umfange
beranzuziehen; jedenfalls find wir der Meinung,
dast das Frauenwahlrecht jetzt ein dauernder
Vestandteil unferer politifchen Rechte fein
must. Wir werden es auch in die e v a n g e l i f ch e
Kirchenverfaffung elnfllhren, allerdings
mit einem böheren Wahlalter. Meine Fraktion
Leaniragt Ueberweifung des Nachtragsetats an
eine Kommission. Die

Cewandung der Oppofitionvpartei
patzt mir nicht besonders, denn ich bekenne mich
nicht gern zu dein Eeist, der stets verneffnt. Die
Erwartung einer starken Reichsinitiative undEr-

kutive hat gerade auf d'em jetzigen wichtigsten Ge.
Liete fich nicht erfüllt. Der Besehl zur Ilnterzeich-
nung des Waffenstillstandes hätte von der Natio-
nalvcrfammlung auvgehen müffen, die Anhörung
der Fraktionsführer war kein Erfgtz dafür. Dic
Regierung der Parteien von heute kann keine
endgültige sein. Ich glaube nicht daran, dast der
heutige Mehrheitsvlock lange zufammenhalten
wird. Betrübend, ja beschämend und niederdrük-
kend ist die Wahrnehmnng, dast der Zufammentritl
der Nationalversammlung und die Bildung der
neuen Reichsregierung an den Zuständen tm Reiche
nichts wesentliches geändert hat. Man scheint fich
um die ueu aufgerichteten Eewalten nicht im ge-
rinasten zu kümmern: natürlick, weil der Neichs-
exekutive die Stärke fehlt. weil fie eines für diese
Zwecke geeigneten Heeres entbehrt. Die gänzliche
Auflösung und Zertrümmerung unserer Wehr-
macht, ihre planlose brutale Demobilisierung ist
eines der Verbrechen der Revolution.
(Lebhafter Widerspruch bei den Sozialdemokraten.
Nufe: Huhu!) Die Nationaloerfammlung hätte
fich nur selbst geehrt, wenn sie sofort bei threm
Zusammentritt Hindenburg eine dankbare
Huldigung dargebrackt hätten. Die Soldatenräte
müffen aw solche verschwinden, desgleichen die Ar-
beiterräte, beide haben ein dauerndes Existenzrecht
nichtz Es gibt kein Necht auf Revolution.

Reichsminister Lanvsberg wendej sich segsn dffe
AibvL Traub u-nd Kv h l.

Frau Zietz <U. E.) brmgt allerbcmd Beschwer-
dett vor. Sch-arfe Angrifs-e richtet sie gege» Noske.
ErenMaitz und Hes-nmtschuitz lüiilt sie für unnötia.
Wesett Bezieffchnung des Eiserne» Kreuzes
a-ls Bl-utmal erhä-lt sie einM Ordimnigsrii>.f.
d-esaleichein für ihr-e Sck^iustrvorte. in deEi fie vvn
Kainszeffchen des Brudonnordes der R-egierung
sprach E-benso crhielten irir-eii uimMLnKiM So-
zialldenwttatM. ldie d-b>s-e Aussprache mit „Sehr
rffcht-tgl" begrffistton. Ordimngsrufe.

Der Antrag imf Berwcffffiuttg ber KreditvVr-
lage mr eiiiM AirÄsch'D wird geaen -dffe SttiimiM
der Rechten und dex Unaibhäns-i-aen a.bgelelM.

Slbg. Bock-Eotha <U. S.) : spvickff für div Ab-
l<chnuny Les Kredits -n»d wttd schl-iestlich. als er
über di-e Vvrgänge Gotchag spr-ack. vom PräfidM-
t-e-n vttterbrockM.

Als Golhaischer Bevollmäcktigter
versucht darmiif ein Dr. Loewengard au-f-u-
tre'en.

Neichsminister Erzbergex teilt i-edock mä.t, dast
die Reglderung beschilioffe,w hiabe. einen Vertre-
ter von Gotha nicht anzuerkennen. da
dvs in der Noffverfaffiuttg entbattenctt Doraus-
setz-imgM -Ur d-ie Zn^-afii'p, nffckt erf-üllff leffen.

Unter «uin-giehetieretti Lärm der Un-abhättgigen
wvrd der angsblichL Rvgieruingsvertret>er aus
dem Hause entfernt.

Schliestlich wird die Kredff-tvovkcwe imter Ab-
lebmnva aller Anffräss in Rv>eiter uiid a--ch in
dritter Lefmvg gegen dffe Sttm-m-e-n der Un-abhängi-
gM imd der Deutsch-Naitiona5-0tt a-ngenommen.

NäMte Siyimg: Frettias nachmittM, 2 Uhr.

* Bertagun« d«r Nationalversonunlung. D e Na-
tidcrlveifammlung wird fich von Frvttag cmf
Dfcns 1 ag ver 1 agen. Es ift zu evwartett,
dast idffess Patts-s von einer grötzeren Antzahl von Rs-
giermiMmitgliedern bemitzt wird, um nach Wrlin
-u komnnen.

* Die neuen Stcuervorlagen. vor albM die
KriegsstMer. Befitzsteuer und das Zuwachsbteuer-
sesetz. werden in -misefähr 14 Tagen demr Staa-
ffenausfchust zur Beratumg M-gehett.

Die erste VertrauLttskunÄgebttirg

Jm Anschluh an die Generaldebatte über die
allgemeine Politik wird am Freitag etne na-
mentliche Abstimmung übcr die Stellung der Na-
tionalversammlung zur Regierung stattfinden. Die
Mehrheitsparteien fordern ihre Mitglieder vuf.
bei dleser ersten namentlicheri Abstimmung und
Vertrauenskundgebung möglichst vollzählig zur
Stelle zu sein.

Schon letzt gilt es in parlamentarrschen Kreisen
als feststehend, dast von den Kommissionen, deren
Arbeiten bci der grotzen Verhandlungspause der
Nationalversammlung Mitte oder spätestens Ende
ncichster Woche anheben sollen, wenigstens die Ver-
faffungskommission nicht tn Weimar. fondern in
Berlin tagen wird, da ihr nur hter vas erfor-
derliche Material zur Derfügung steht._

Sprerrgttttg des Braunfchweiger
äkattdtags

Im La n'dt a g s geb ä ud e in B-rauirschweig
kanr es, während dort über cinc Eingabc drr Ni>
beilsloson iberaten wurde, zu fchweren Aus -
schreitunsen. Aus ernoin Demonstrationszug
vomi 12 000 iM-hefftslosen brang ein groster Teil in
das Landtcmsscibäude, stiirmtc in den Sihungssaal»
schlug TürM Fenster ein und- zertrümmerte
Stühlo und Ti'fchc. Die Abseoidneten verlicsten
fluch-t-arffrg dM -Saal. Der Lattdtagsoräfiidsnt. Dr.
Jafver (Soz.) und einige ardcre Mseorduete
wurdc-n unter Ti-schen uird StüWen Leg-ralrM und
niit Fäüsdett un-d Stöckcn misthandclt. Der
L-ürscrliche Aibgc-ordnete Fa-brMiroktor Müller-
Braunschweig, der lurs vor-l>er in einer N-ede einen!
Terl dcr Nr-bcfftslosen als arbefftvscheu bcgeffkhnct
lmtte, w-nrde ion Sitzumgsfaal blutig geschla-
g e n. Bvim Verlassen des Landtagsgebäudes' w-ur-
den auf der Straste dffe Führer der demokr-atischM
LaiiLdtagsfvctttton noch Le-fonders bedroht. Ern gro-
ster Toil der LattdtassabgeordnetM will infolge
diefer Vorfälle und w-ei-l der Landtag schutzlos
dasteht, von ei-nsr w-eiteren Taguns in der Stadt
Bvmttfchweffi; nffcht viel wissM, wMN nichff fchleu-
nigft Schrfftte unternomnncn w-erdcn, dre eine Mie-.
derholung dc-rartrger Szenen unmöslich machen.

Schwere ttnruhen in Hanau

Jn früher Bormittagsstnnde am Mittwsch »og
ein Trnpp IugMdlichcr nach dem Polizeigebäuve,
um eine Zigermerin z» besrcien, die angehlich vsn
dcr Kriminalpolizei verhaftet rvarden sei. Als den
Leutcn ihr Zrrtum klar gemacht worden umr, ro-
gen sie wciter nach dem SchlostPhilippsruhe
Lcs Landgrafen von Hesscn. Hier ift feit Kricgsbe-
ginn ein Lazarett eingerichtel wordew. dav
vollständig ausgeplündert worde. Die
Wohirrärrme des Schlosfes vcrfielen dem gleichen
Schlcksal. Wäsche, Tepyiche, Kleitmngsftllcke, üL«r-
haupt alle wertvolle» Gegenstände, die nran fortzu-
schleppen in der Lage war, wurden geraubt. Bom>
Ul an enr egi m e n t kamen alsbald untvr Füh->
rung eines Rittmeisters Mannfchafien auf Wiageu
angefahren, die tatkräftig gegen die Plünderer ein-
schritten. ihrren den Ranb zum gröstten Teil wieder
abnahmen- un- das Schlost vor weiteren Plünde-
rungei» fchiitzten Znzwifchen waren Lie erstcn
Nachmittagsstunden herangckommen» Lie zu den
errctztesten zu zählM sind. Als die ständige Mlr,
tärwache vor dein Sandratsamt abgelöst wcrden
sollte, wurdc sie auf dem Wege zu dem Bestim-
mungsort von jungen Unruhestiftorn angehalten,
cntwaffnet und zur Nückkehr indieKaserne
gezwungen. . Die Demonstrationsmeuge vor
den Kaserncn vcrgrösterte sich und die Mannschaft
des 88. Jnsanlerreregitnents rückte vo« zur Unter-
stützung und SUisnahme ihrer zurlickgeheu-en Wach-
mannschaft. Es fielen gegenseitig Schüsse. Das E<-
wchrfeucr wurde stärker, MaschinMgewehre griffen
ein mi- es gab Tote «nd Verwun-eie. D<r
vor Ler Znfanteriekaferne gelegM« Parodevlatz war
der S-chauplatz dieses Kampses. Vier Tote wurvn
in die Räume des Rathanses geschafft, drei Tote in
die Kaserne, acht Schwerverwundete in das Sand-
krankMhaus. Non diesM Cchwerverwundetei» ist
cinev bereits gcstorben. Von d-sn 88ern find zwei
Soldaten getötet. mehrere verwundet wor-
den. Die andern Toten, derM Namen noch nicht
festgestellt find. truge» meist auch Uniform »nd hat-
ten r»rm Teil Munition bei fich. Auch einige
Fraucn und Kinder sind bei drr Schiesterei verwuu-
det wordM. Bfitglieder des Roten SoldatMbun-
des haben in den NbcndstundM das Nathans hcsetzt.

^ Die richtigste Vernuftehe ist, ein reiches Mäd- ^
^ ans Liebc heiraten. "

Cngel

Oassels verhaftung

Humorist. Berliner Roman von Friedrich Hey.

(33. Forisetzung.)

.M-aichM Eie dus nicht, mein gnüdtgcs Fräulein?
Wenn er semeirkt hätte, dast sein Plan raiider Er--
wartM- mistslückte, so bätte er schon effnM Bormaiid-
aesuniden, rechtzcfftig zu perschw'mden. Unld er kal-
kulierte ganz richtig: Wlenn man ihm M Ansan-g
Glcvichen schenkt, so würlve- mcrn ihm- auch ive-iter
glmchen. Er konnte ja aber pvch rn allerletzt vor
den verffchlofiMen Porta.len in Miciabi-t mit irg-end
oiner AinsreLe um dffe Ecke seffn. zur Not aus dem
W-c-sen sprnigen, um cinen vevmcffntlichcn Ge-
richtsrat cMNlreben, solche Sipitzbichen wifien alle
Tri-cls. Jch Verstehe nur nicht, dast niemanid in
IHre-m Hcm-se an den Gednnken gükommsn ff-st, das
Gericht ansutclevhonicren."

„llniser Tcl-cvhon geht ia nicht!" ricff Hff-kdc. ,.Ich
babe vsn d-er Kottditorei cvus mit Mania fprcchen
wvllon. es hörte ccher niemanb. And t-as Amt
fagte, L-a rv-öre wohl die Lefftunn gestört "

biiben rvir es ja! T-er LSmmer s-at ohne
Zmcisel, bcvor ex sich mrlden licfi, den Draht dn ck)-
aasihnfftten", sagte Akar Lange.

Herr Dnfiel M wie versteinert aui d:-m Stuhl
v-or dem Mttstischs ld-'s Leutn-antv. Datz be, dcr
Giisch'chte tt'icht all-es in Ordmu-.g wor. wai- jhm
läivcist klar 6-öwvrdsn. llnd- effpe dumpfe Ahnung
r.cn -ii'mem Schw-indel hatte er schen in der Ackr-
str-nste aethtthl. Älber u.misom-ehr hatte sr noch an
Miihvelstän'dnis, cinen Irrtir-m ldcs Go-
oLsr Schutzinanm's olanben wollen. Dies
^ HechffnunL scwesen. dcnn jenor Mrdacht

wcrr gar zu schrccklich. Und nrm idestätigte er sich?
Sc- schön unjd labenld -das Geffühl war, r-ein und un-
schuildchg daÄNstehM mid nur das Ofer eincs mastlos
gemeinen VerbrcchMs sn sein, — es wa-r Loch nle-
decträchtig genu-g! Er, der- neunnml neun gescheite
Tdurcrr» Drafiel, der uiibarncherzige nud immer
überlegMe Krfftikor aller Welt uud aller MMsth-
lichen Einrichtunigien, er, d-er immer mit Stols von
sich zu sagen pflegte: Mir kann keincx — von set-
iier Klcvra stch er dabei in wsi-ser Setbstertennlms
ab — er, just er. musttc auf so haarstr-äffchende
Weff'so hereffnfallcn! O, wie wüvde maii sich dar-
über anrüsiorM! Ach, was rMvden sie auff der
Bö-rse für Mrtze Idarüber reffsten, ihn uzen. anuliken!,
M-ar er Loch -sonst selbor imrmor eincr der erstcn bei
so etwas gewesen? Wie sie ihm das jetzt hciimah-
len wäiv.^n-! Hrmm-el nochmal! Und das Schlimmste
-von -allem: d-Lst gcrade diäser Mensch, diciser Atar
Lan-ge, es sein mnstte, der ihm diesen Trank -der Er-
kvnntnffs reichte?

Eribost -schlnettte er hvch. „ZuchthEis m-üssen sio
kriegcn, idffäj-e Halunken' Lckbe-nsIänÄlichcs Zucht-
baus! -Prffigc-lstrafc must effnvchührt wvrden iiir
solch« VerbrcchM!"

„Die werdon grnz gehörise Straffe bekommen,
seiien Sffo -defien versichcrt! Auc-rfft a-ber m-ijsse-n wir
sie haben? UnL- zmair so rasch <rls möglffch, d'a-mit
ihn-Mi dffe BÄute noch rechtzcitis wbgLiiommen wrr-
den kann. Für jetzt ist die Hauptsackic. dast Sie
wicder zu- Iil-rem- Gelde konvmen, Herr Dasscl."

-D« hcuben S.o recht", lxstät-igte dieser plötzlich
sehr z-ustlinniend.

Der PdlÄcfflentnant ffrug. ob Dassels. 'lruff irgend
jemnnd Vordacht hättsn. Slc sinLen alle Schätze
eb.ema-liüer Dffonstmädche'n. d-urch, cs iand sich aber
nicht g'-ringste Spur. Aber es ivar doch eine
ganz «uis'strllenido Sachc: Eestern war das Ec'.d o»
geko-m-men, und hmite wm-de der Schu'ndel verübt.
„Dg must doch irüend ctn ZUsammciihang fein-.

msinte der Boamtc u.ter den stvahleniden Aiugen
Hildies, dev stffn Schavfsinn gerälde-u übormenschlich
erschien

„Mistte man in Ibrenr Geschö^ etwus von der
Sendamg?" Mhr er fort.

„Neln, keffn Mcnsch."

„Auch Ibr K.assenbotc nicht?"

„A-usgeschlofien! Günzlich ausgeschlossen! Der
Kerl ffst durch und -durch ehrlich. Er spart. Mae-
sahM daivon, dnst er gern nmil c-ins tr-iniktz aiber nur,
wenn es nichts kcstet. DeÄhalb mncht er den Bicr-
nusgäber un-d Lvhnkellne-r ^ sonst Lvnn-t er sich gar
nichts. Auistcpdcm ist er verhciratet."

.Hm ja! Mbcr rs kommt inr. dast verheffratete
AiÄ'nner Lffcibschasten untevhaltc-n" — Frau Dassel
rückte effn wcnrg 8111 dem Stuhle hin untd hcr ,
„nnmentlich ffn, niedeien Ständen konmnt das vc-r
— unv d-a, das eino kostspielige Sache sffir solche
Leute tst —"

„Gott bcWtchre! Er hat «ine sohr tüchtige, nette
Fr'au. Ich kenne sie. S'.e macht das Kontor rein ..
Moun der Mann wirklich M Aibwegc gcratcn
wollte, so> brmuchte cr kein so umstänidliches Unter-
nehmen zu riskfferen. Er hätte im Geschäft felbst
oit geii'Ug Eclcseicheit, mit 100 000 M. durchzir-
brennen."

,/vurHbrennM — ia! Abcr Las wotten eben
manchö vermelsven. Es würe doch möglich. d-atz er,
uin in Brrlin und in seiner Si-elluns su bleibM,
sich heiMlich nvrt clneni Unbc-kannten verHunden
hätte. Letzterer hätte Lcv Streich ausKeMrt, er-
stcrer rbu erLacht, und beide tSi-ltM srch ff-n den
Sr-auib —"

„Ilnsinn! llivsinn! Dr Kassenbote konni-s keinc
Nhnung baben von dem Gek> in meinem Hause."

,,Auch nffcht durch dM Gce-Ibrteisffrägsr? M-n,
wffc werden ia sohen! Wic stoht cs mcff Ihren
Diciistboten? Äe babM ia -ffnM Kutfiher —"
„Der Kerl ist dffe Dämlichkefft selbsts M-.tzerbem

ist sein ^t-r effn mohlhabender Blvier? EbenfallF
-^cschlofien." _

Theater und Musik

Konzert

Herma Studeny—Maria Nomber^

Man m-utz es den h-effden Dam-en. die fich gestern
dom HeideiderM-r Konzertpublffkum porstieltlM.
krfiM: ste hatlen Maiff. ein derartff-g.es aus Meis-
-maim, Reger. Palganini urild Sunnann znsattunie-n-
gchctztes Progvamm W ivagoiv. ste batffon aber mlcki
diö lffraft, das Wff-rsnis zn bostebon. Wäre di-cs
«lleiin schon Froude. so wivd ste nock er-HÄit durck
die vornehme und gedkMne Art ffhr-os Vortrass.
Das g'ut vo.rn-ehmlich yon der Eeffgeriii Ciu-
d-eny. die oiuff effne-m. nebenb-ei bemwrtt, praäsi-
volleir InstrmMiit. eine erstaunliche Krast. L-oben-
d-iigkefft. Ton und Schattfferung enffwickelt. datz
sielbst ein so sprödrr Sto-fs. wie Regers g--moli
Präludffum un-d Fug« rmter ihrem Strich sch nicü-
und biegsam wird. So nxiren denn die Mp'iniiit-
EaprffcM lediglich als g'rvsier*<Teckcffk>-V:.fäh-i
aimgsnachweis W werten. während die Sevle »»ck
-dffe Vc'Meist.g-'.itta a-us den Werken von Inlius
Woffsmann (Variationen und Fuge) und Robcri
Schuin.au n iSenate d.nioll) liWt-e. End.ückte
SckI--ttianns Molo-dik. so ffnterefiiert-e Loi Meis-
mann dch' Mwci-len an Reaer geiiiahneiiid-e Ent
wicklnng nnd Durchsühr-ima des Tbeiuas. llnter-
stützt w-urde Herma Studeny auss beste vaii
Maria Romberg. dercn äustere anmiillge
Ersch-eimmg i,n p-Iiaitten Gegen^atz L, dcr LVucht
und Ki'xift stM. di-e fie am Kla-vier ,vi entlwickeff-»-
woitz Datz ihr noch nicht völlig gelingl. die Ton-
mafiv,! zusani-men zu Lalleii odex geg-eneinynder
aibzuwägen. zvigte sich namentlich 'n- ben drei
Brallinsstückcheii, die wie schone Falter ohne Far-
benIsMXb erglänzten. Ab.iesehen h.ervon ab-er
fesse-Ite i»ich d's selbstvorstündffickv Unbekuimmerr-
hrff-t. mtt der ste die reichtick for'.nalen Afiusic-
the-orieir Mchs-mamis aiiging. Das i>t suff-e Art
und befies Ho-lz. ai-.s' d-ein uns-ere- modornen Pmn»
stimi-e-n geschnltzl iem nrüfien

Dte Hörer wurden sichtlick warm und
fchiittelM beffde Künstlermnen mit stck ^iidw
fteiger-iHem Beisatt. für den die Kon- ^taeber 10»
rcvstiitzs nnt e-iier Zugabü da-nkten. K. F.

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