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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 27 - 50 (1. Februar 1919 - 28. Februar 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0265

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Kr. 46

Heidelberger Zeitung

Mittmoch, den 26. Februar 1916

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Seite 3

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VurgerausschuWtzung

Heidelberg. 25. Fsbr. 1919.

Den Biirgernusschutz ist heute mm evsten Aknle
mrch venr Kriege in seiner alten ZBaimmensehung
rvioder vovsanrmelt gewesen. Es wick, aber auch
vielloicht die letzte Sitzung gewchen sein. Neue Watz-
l-en stchen vor der Tüve und die einselnen R.ednor
lichen durchbltcken, dah <mch ste an ein oeränder-
tes Bik> der ZuLunft glauben. Die Fraktionen stcll
ten ie einen Rodner zur Generaldebatte. die sich
alle mtt niehr oder woniser kle'men AusstelllMgen
mit dem Voranschlag oinoerstamden erklärten
und für die Arbeit der Stadtoäter schöne Dankes-
worte fanllden. Am meisten wurde über die Wo h-
nunasnot, dis Eiinifülirung der Lustbar-
keitssteuor un/d' auch über die Tbeaterver-
bältnisfe — manchs meinen MMverhältnlsse —
gasprochvn. Auch der angekündigte „Weibsteufel"
hat oinzelne Eenriiter schon m Vdvschuherregung go-
Lracht. Lsider hatte manr mit der weisen Zeit-
s v a r s a m k e i t, die der Krieg gsboran hatte, go-
hrochsn unld otne gvohe Nede — oielleicht nrit Hin-
sicht auf die konrmenden Wahlen? — solgte der
andeven. Hoiffon wir. dak sie in ieder Bezichung
auch groke Früchie tragen. Die Bessprechung wird
heute fortgefetzt.

Sihungsbericht

Zn der hsilte nachmittag 3.10 Mr ksgmnen-
ten SitziüNlg -des Bürseraus>schusses waron mehr
als 80 .M'itg ieder airwesend. der VüTgeraluÄichaik
tst aüsc» beschlustfähig. Vor Eintritt in die
Da>gesoödii.u-nig gedachte Ohe-rbürgernrgMsr Dr.
Walz der Lielsen ini letzten Iahre verstorbenen
MitgMder des Kollogiuims. der Herven Oel-
dorf anid Rübsamen. Die Versammlung
ohrto das Andenken der Versstovbenon aiuf die
übliche Weife. Nach Bogrüstumig kder aius dom
Felde zurücksekehrtE Mriiglüeder führte

Oberbürgermeister Dr. Walz

etwa fotligeivdes cms:

Der Vovanschlag Lraucht nicht nmhr wie
in den letzten Jahren ein doppeltes Gesicht
su seigon, das -sowo>hl den hervschemden Krvegszu-
stand bsiiückstchtigte. wie mit der Möslichlkoit des
überocüschendsn Eintritts des Friedons rechnete.
Mer wsM auch 'der Krieg heute als gesenavärtiser
Dauersustand auslsche4det, so stnd die Borhält-
li i sse. wie Sie alle wisfen,' deshalb doch nicht eiir-
facher unld keineswegs leichter gewor--
den. Jm E-ssemtsil, die danmls schon hecangetrs-
tenen Echcheinungen, welche auf die Ausgsstaltuing
unsever Eebdwtrtsschaft ein 1 rübosBild werfm,
hcübsn sich immer mehr verstärkt und su füstsn For-
men vendichtet. dde als drückendo Gowichte zentnev-
schwer auf unserer Eemeinde la'stenl.

Ssit dem Boginn des verflossenon Jahres Mar
dve Stadt genöt-bgt, wsitere 5 MMionen Mark im
Mege der Aufnahme sich zu besschaffen. Die Zin -
senlast Äov städtischen Schuld ist damit auf
1701212 M. gestiegen, wenn noch 584 100 M. für
die Ttlgung hinzukommon. Dor ganze Schul-
dendienst -e'bgt rn dor Ausgcübo eine Abschluh-
g>M von 2 302 612 M.. denew bei den Ednnahmen
nur 120 000 M. aus verdienton Z-w'iIschenzinIsen ont-
gogonistshen. Die laufenden Ausgaben für
die städtiische Schuld mnfasien aliso etwa 36
Proseut unserer gesamton Ausgaben und bleHben
hintoü den nicht durch Umlage aufzudri.ngendon Ein-
nabmon der W'vrtschaft nur um etwa 600 000 M. ru-
rück. Ein solches Vevbältnis evfüllt die Verwal-
tung mit grotzerSorge, zumal dte Bsfürcht'llng
nicht ausgeschlosson tst, datz in dev nächsten Iukunft
»ooitero Ausgaben an uns hsvantreten werden, die
nur vm Wegr der Kapitalaufnahmo bestrit-
ten wevden Lönivon. Eine gswisio Erletchtorung

wird uns die im, den letzten Wochen vorgenommen«
Umwandlung eines Teils unserer schwebenden
Schuld m eine 4prazentige feste Anleihe berei-
ten, deren Tilgungsbedingungen für die ivächstie Ge-
noratvon etwas günstiger gvstellt werden sollon.

Das zweite schwero Eewicht, das unfere
Wirtschaft bedrückt, ist das gowaltigo lAnschwellen
des Personaletats. Nach den gemachten Zu-
sammenlstellungon rvurden in den Kvvegsiahren an
oinmaligor und laufender Teuerungssulags
im ganzen etwa 2100000 M. vemusgäbt. Davon
stnd 975 000 M. auf die Wirtscha.fi übernoinmen.
Jm laufendon Voranschlag lbeträgt der
Mehraufwand an Perscmalausgäben im Vergloich
mit dsm letztonr Iabr rund 1 Mill. M. Es liegt
noch ern nsuer Antrag der städtischen Arboi»
ter vor, dor eine Neuordnung der bostshendcn
Rechtsverhältnisse dieser Klasie in dor
Fovin eines Tarifvertrags und insbesondero
eine Erhöhung der bestehenden Lohn-
fätze verlangt. Eino gleiche Bewogung macht sich
innerhakb der städtischen Beamten, Angostell-
tsn und Lehrer goltend. Wir ha-ben dsshalb
den Entschlutz gefatzt. den Arboitorn. Boamtsn, Lsh-
vern usw. bis auf weiteres eino täglicho Zu-
lago von 2 M. unter der Vovausisetzung der Go-
nehmigung dos Bürgerausschusies in Aussicht zu
stellen, anch den aushilfsweise Angesstellten für den
Fall der ErkvwnEung ihrein Wunsch sntsprechend
cntgggenzukommen. Der hver aufzuwondendo
Mehrbotrag allein boi Annahme oiner Awev-
marWlago beläuift sich auf iähülich ctwa 900 000 M.
Sollto dieso Steigerung keine dauevndo ssrn, so
l'es-o stch dtäfe aus An l eih e n s nr i t t e l n ontneh-
mcn m'rt gcvnz kurzer Tilgungszoit. Jst os keine
vo-rübergcihonde Matznahmo, so müsien d'vcss Mohr-
kosten auf d've Wirtschaft iübernommm wevden.

Vine weito re Schw i e r igk ei t bieton die
sehr stavk gestiegemon Kohlenprerse. Dadurch
ift dio Vorlage wogen Erhöhung dor Ea s- und
St ro mpreis e mn je 5 Pfg. wrcder gegenstcmds-
los gciworden. da rur Ausgloichung unseres Vovcm-
schlages oine wertere Erhöhung um 6 besw.
6 Pfg. nötig wurde.

Dsx Schwerpunkt der Abhilfematznah-
men lvegt in der Bemesiung dex Ga s- uind
Stromvreise und in ber Neuvsgelung der
Einkommensbesteuerung. Was hvor bo
züglcch der Einkominensbesteuerung verlangt wird,
ist notwondig. Die Schwierigikciten, die sich
ber drr Aufftollung des Vovanrschlags ergeiben halbem,
sind sehr grotz gswesen. Wir werden aber mit noch
gans andere-n Summcn in der nächsten Zsit su
rochnen haben, wonn wir <vn d've Ausfiührung der
schon vori dem Kriege eineeleitetcn Untsrnohmun-
gen hovantreten wollen. Trotzdem ader wollen wir
den Koof uicht bängen lasson. sondern ungvachtet
aller Mühsale und Sorge mit frffchom Mut auch -n
dem hoffentlich bald eintvetendcmi Fricden dcr Ar-
Lert entgegengohn. ieder an seinsm Platz. arberts-
willig und arbeitsfreudigm tremr Him-
gedung an dio Heimat.

Der Obmann deö Stadtverordneten-
vorstandes

Stadtv. Sauter bogrützte auch im Naünen
des Bürgerausschusies die hoimgekohrton Kriogor
und bchprach d>e einzelnen Vovlason M Zusam-
menhang mit dom Voranschlag. Dor Wunsch al-
ler. der Büvgerschaft einen -möglichst gerin-
gen Umlagesatz zu biieten. sei boi der jetzigen
allgsmeine-n Lage und der dadurch bsdvivgton
nan^ago der Stadt leider N'vcht möglich. Die
Stadtoerwal^ung, deven umfichtige Ver-
waltungstätigkeit alls Aivorkenmming ver-
diene. habe eine grotze Arbeit var sich. wenn sre
die st'ädtisschen Finanzsn in Ordnuns halten wolle.
Die Amtsperrodo des gvaomvärtigen Bürs-er-

ausschusses sei eiigontlich schon längsst abgolaufen

und dio küniftige Zussamlmensetzung werde wMr-
schslnlich ei>ii!anderes Bild h'veten. Der kam-
monde Bürgermisschutz halbe schan allein init der
Amortisation der Schulden eine ge-
wllltige Arboit. Nach eÄivor kuirzen Bsssprechung
der W ohnu n g s p o l i 1 i k der Stadt einpfahl
Herr Slluter dom Bürgovausschutz den Voranschlaü
-ur Annahme. Hveraus trat man m dio

Generaldebatte

ein.

Im Namen der neugebildeten Bürgerausschutz-
fraktion der

Deutschen demokratischeu Partei

zu der sämtliche Bürgerausschutzmitglieder der bts-
herigen Fortschrittltchen Bolkspartei
und die meisten Bürgerausschutzmitglieder der
bisherigen Nationalliberalen Partei
zusammengeschlosien sind, sprach Professor Dr.
Häberle ungesähr folgendes: Zunachst möchten
wir mit Eenugtuung seitstellen, datz der Voran-
schlag von Iahr zu Iahr übersichtlicher wird.
Auch dieser Voranschlag ist immer noch wie der im
Vorjahre ein K r i e g s v o r a n s ch l a g. Ein be-
sonderes Gepräge verleihen ihm die Teue-
rungszulagen. Die Ausgaben der Kriegs-
kasse haben nach dem Voranschlag bereits die
stattliche Höhe von 6Vs Millionen Mark erreicht;
in Wirkltchkeit sollen es sogar 9 Millionen setn,
von denen jedoch der Wert der vorhandenen Vor-
räte in Abzug gebracht ist. Dazu tritt die S t e i-
gerung fast sämtlicher Ausgabepositio-
ii en. Bei der Erhöhung bezw. Neueinstel-
lung von Ausgabepositionen ist daher die
grötzte Vorsicht geboten. Unsere Einnahmen
sind in den letzten Jahren leider nicht entsprechend
den wachsenden Ausgaben gestiegen. Bei dieser
Fiuanzlage ist es unumgänglich notwendig, sich
nach neuen Einnahmen umzusehen und
womöglich auch neue ertragreiche Steuerquellen zu
erschlietzen. Viel bedeutender aber ist die indirekte
Belastung durch den Krieg infolge der gestiege-
nen Löhne und Materialprei e. Was
die Finanzreform anbetrifft, hat der Stastcat mit
seinen Vorjchlägen das Richtige getroffeii und
wir werden ihnen unbedenklich zustimmen; bei ein-
zelnen Gebiihrensätzen möchten wlr sogar
noch eine weitere Erhöhung anregon. Die
neuen Lasten sind nicht so grotz. als datz lle nicht
getragen werden könnten. zumal sie sich der Mchr-
zahl nach auf leistungsfähige Schultern vecteilen.
Der Ausbau der L ust b a r k e i t s st e u er ver-
trägt sogar noch eine weitere Steigerung.
Wer jetzt noch Eeld für Vergnügungen und Feste
übrig hat, kann ruhig zur Deckung des Eemeinde-
aufwandes eine entsprechende Abgabe leisten.

Durch die Erhöhung der Einkommensteuer wer-
den endlich auch die ständigen Klagen der
Erund - und Hausbesitzer verstummen, datz
das Liegenschaftsvermögen zu sehr zur Deckung des
Eemeindeaufwandes herangezogen würde. Die
stärkere Erfasiung des Einkommens entspricht
durchaus dem sozialen Emvfinden. Mit dem A b-
buu der gegenwärtigen hohen Preise und
L.öhne wird zunächst auch eine beträchtliche A b-
nahme beim Steuerwert des Einkommens
und Betriebsvermögens. durch die Vermögensab-
gabe aber auch beim Steuerwert des Kapikalver-
mögens und Einkommens eintreten. Darum gilt
es. neueSteuerquellen zu erschlietzen,
bezw. vorhandene besier auszubauen. Bekanntlich
lätzt der Staat die Einkommen von 900 Mark
steuerfre i, die Stadt dagegen kann von einem
Einkommen von 500 Mark ab bereits Um-
lagen erheben. Es kommt ja bei solchen Bezügen
nur ein verhälinismätzig kleiner Betrag heraus.
aber viele wenig machen doch ein viel. Eegen-
wärtig werden an Angestellte und an häusliches
Personal so hohe Löhne gezahlt, datz bei Einrech-
nung von freier Verpflegung und Ünterkunft sich
ein ganz ansehnliches umlagepflichtiges Einkom-
men ergibt.

Erundsätzlich sind wir der Ansicht. datz sich alle
städtischen Betriebe (Schlacht- und Vieh-
hof, Abfuhranstalt und Hallenbad) finanziell mög-
lichst selbst erhalten sollen. Zu den noch zu
erschließenden kommunalen Steuerquel-
len dürfte auch eine Verbrauchs-abgabe
auf nicht alkoholhalttge Getränke, z.
B. Mineralwasser gehören. Zu den Kosten des be-
absichtigten Baues etner Feuer- und S a.n i-

tätsw a ch e könnte..auch das Rote Kreuz bet.
jteuern. Vielleicht könnten auch die Feuerver«
«lcherungspolicen für Fahrnisse über
hohere Summen, z. V. von 12 000 Mk. ab. mit einer
Steuer belegt werden. Der Reinertraa un-
^k^^^^/^ungen (101000 Mk.) liehe sich
vlelleicht noch dadurch erhöhen. datz bei den Wald-
wegen wenigstens zunächst die teuere Veschotte-
rung mit Porphyr für besiere Zeiten nach Möglich-
keit zurückgestellt Mrds. Besonders liegt uns am
Herzen die Hebung und Förderung der wirtschaft-
lichen Lage unserer Handwerker und Ge-
werbetreibenden. die unter dem Druck der
geegnwärtigen Verhältnisie schwer zu kämpfen ha-
ben. Viele Handwcrksmeister verdienen weni-
ger, als Arbeitslose an Unterstützung be-
kommen. In unseren städtischen Gebäuden (Schul-
häuser, Hallenschwimmbad usw.) sind so viele I n-
standsetzungsarbeiten auszuführen, datz
zahlreiche willige Hände dort beschäftigt werden
könnten. Die Stadtverwaltung mutz auf diesem
Eebiet mit sozialem Verständnrs und gutem Vei-
spiel vorangehen.

Der Abschnitt „Soziale Fürsorge" erfor-
dert etn Mehr von 155 000 Mk. Hier stehen uns
nach dem Kriege noch hohe Aufwendungen bevor,
namentlich aus dem Eediete der Jugend- und
Wohnungsfürsorge. Die Bereitstellung
von Mttteln für das von und seit Iahren ange-
strebte Jugendamt begrützen wtr auss wärmste.
Das notwendigste aber ist die Einführung eines
regelmähigen Schulunterrichts. Ein
rveiteres Mittel zur Ertüchtigung unserer Iugend
sehen wir in der Förderung des Turnens,
insbesondere der Bewegungsspiele, auch
für die bereits Schulentlassenen.

Die insolge des völligen Darniederliegens der
Bautätigkeit gegenwärtig herrschende Woh-
nungsnot erheischt in dringendster Fürsorge,
und zwar nach sozialen Eesichtspunkten. Aus den
hohen Auswand, den unsere Armenpflege
erfordert. habon wir bereits wiederholt hingewce-
sen und angeregt, das hter bestehende System zu
gegebener Zeit einer gründltchen Prüfung zu
unterziehen.

Unser Theaterbetrieb hat sich unter der
jetzigen Leitung recht erfreulich entwickelt. Hoffen
wir, datz der vorgesehene städtische Zuschutz von
32 000 Mark nicht in voller Höhe in Anspruch ge-
nommen werden mutz. Anregen möchten wir, an
Nachmittagen auch Schülervorstellungen
zu veraustalten, um die Jugend aus den Kt-
nos fernzuhalten. Die Ausgaben für die
Landwirtschaft wären für die Folge im
Jnteresie e-iner besieren Uebersicht unter einem
gemeinsamen Abschnitt zu vereinigen. In den
Bereich des Landwirtschaftsamtes fällt auch die
sachgemätze Verwertung aller brachliegen-
d e r, nicht landwirtschaftlich genüützter Flächen.
Dazu gehört z. B. auch der Exerzterplatz bet
der neuen Kaserne.

Unter dem Druck der aegenwärtigvn Verhält-
nisie werden wir kaum alle Aufgaben, die tn
den letzten Zahren liegen geblieben llnd,
sobald wieder aufnehmen können. Unaufschiebbar
stnd aber z. B. dte nötigen Schrttte zu einor besie-
ren Wasserversorgung und zur möglichst
baldigen Fertigstellung der elektrtscken
Vahn nach Eppelhetm bezww. deren Weiter-
führung nach Schwetzingen. Nach Zeitungs-
berichten wird in unseren Nachbargemeinden Wieb-
lingen. Kirchheim und Rohroach ne-uerdings die
Eingemeindungsfrage wieder lebhaft er-
örtert und namentlich in Wiebltngen scheint man
sie ernsthaft betreiben zu wollen. Wir stehen die-
ser Frage durchaus freundlich gegsnüber und
wünschen eine befriedigende Lösung unter Wah--
rung beiderseitiger berechtigter Jnteresien. Jch
möchte aber ntcht schltetzen. ohns den Beamten
der Stadt. die trotz erhöhter Arbeit und ver-
minderter Zahl unter oft recht schwierigen Ver-
hältnisien den Betrieb in allen seinen Zweigen
voll aufrecht erbalten haben, für ihre Opferwillig-
keit und ihr Pflichtgefühl unsere volle Anerken,
nung und Dank auszusprechen.

Für dte

sozialdemokratische Fvaktiorr

sprach Stadtverovdnetier Kilser und vsrsicherte^
datz seine Fvaktion <rn ber notwsndiigsn Besierrmg
der ietztgM VevhLftmsse täti.g miturrbeiten werde.
Mit der geplanten Lustbark-e itssteai er sst

Kunst und Mssenschaft

* Hochschulnachrichten. Der a. o. Profesior für
Strafrecht und Strafprozetz an der Universität
Frankfurt a. M. Dr. jur. E*nst Delaquis
ist zum Lelrer der schweizerischen Polizeiverwal-
tung in Bern berufen worden. Dr. Delaquis
studierte Rechtswisienschaften u. a. auch in Heiüel-
berg. — Prof. Dr. theol. Karl Etrgensohn
von der Universität Dorpat ist zum a. o. Pros.
der systematijchen Theologie an der Universität
Eretfswald ernannt worden. — Der Stratz-
burger Rechtslehrer Geh. Justizrat Prof. Dr. jur.
Andreas vo n Tuhr wurde zum ordentlichen
Profesior in der rechts- und staatswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Halle ernannt. — Der
Privatdozent an der Universität Hallo, Pfarrer
Lic. theol. Dr. phil. Robert Jelke, wurde als
ord. Profesior auf den Lehrstuhl der systematischen
Theologie an der Universität Nostock berufen.
Am 18 Februar starb an den Folgen der Erippe
der Chirurg Stabsarzt Prof. Dr. med. Franz
Eoldammer in Berlin-Steglitz im 43.
Lebensjahre. — Geh. Rat Prof. Dr. Ioh. Ga-
damer, Direktor des pharmazeutischen Jnstituts
in Vreslau hat den Ruf an die Universität
Marburg angenommen. — Der Rektor der
llniversität Bonn gibt im Auftrag der brttischen
Behörde das Verbot von Mensuren mit
scharfen Waffen, von Zweikcimpsen und des Waf-
fentragens bekannt. Autzerdem ist das Tragvn
derbunten Mützen, sowie von jedweden son-
stigen studentischen Abzeichen Untersagt. —
Jn der medizinischen Fakultät der Universität
München wurde Dr. med. Adele Hartmann
<aus Neu-Ulm), Assistentin am histologisch-em-
Lryologischen Universitätsinstttut. als Privat-
dozent für Anatomie zugelasien. Sie ist der
erste weibliche Privatdoz ent in Deutsch-
land. — Der Privatdozent für Philosophie an oer
L e i p z i q e r Unive'-sität Lic. thsol. Dr. phil.
Friedrich Netnhard Lipsius ist zum nichtpöan
Mätzigen a. o. Profesior daselbst ernannt worden.
-- Dr. phil. Nudolf Malten. Oberlehrer am
Fichte-Gymnasium in Verlin-Wilmersdorf, hat den
an ihn ergangonen Nuf an die Universitat
Königsberg i. Pr. als a. o. Profesior für

klassische Philologie angenommen. — Prof. Dr.

Wilhelm Cerloff von der Universität Inns-
bruck, dem vom 1. April 1919 ab das Ordinlariat
der wirtschaftlichen Staatswisimschaften in
Ereifswald übertragen worden ist. hat seine
Entlassung aus dem preutzischen Staatsdienst
nachgesucht und erhakten. — Dr. Jng. Martin
Strell, Assistent an d».r Biologischen Versuchsan-
anstalt für Fischerei in Münche n, erhielt die
ve-nia legendi für die Fächer „Wasier" und „Ab-
wasier" in der chemischen Abteilung der dortigen
Technischen Hochschule. — Der a. o. Profesior Dr.
med. et phil. Rudolf Pöch ist zum ordentlichen
Profesior der Anthropologie und Ethnographie an
der Wiener Universität ernannt worden. — Jn
Mödling bei Wien starb der emerit. Kustos der
Vibliothek und des Museums der Stadt Wien
Dr. phil. Karl Schalk im 69. Lebensjahre. —
Der ord. Profesior für Eisenhüttenkunde und Eie-
ßerei an der Technffchen Hochschule zu Aachan-
Eeh. Negierungsrat Dr. Jng. h c. Dr. mont. h. c.
Dr. phil. Fritz Wüst ist zum Direktor des Kaiser-
Wilhelm-Instituts für Eisenforschung ^ß.id >zum
ordentlichen Honorarprosesior in der Abteilung
für Bergbau und Hüttenkunde, für Chemie und
Elektrochemie der genannten Hochschule ernannt
worden.

* Prof. Louis Tuaillon, der bekannte Vild-
hauer ist in Berlin gestorben.

* An der UniversiLät Freiburg i. Br. hat sich
ein Freiburger Akademischer Assistenten-
verband gebildet, der sich als Ortsgruppe Frei-
burg i. B. an den deutschen akademtschen Asststen-
tenverband angeschlosien hat.

* Eine Jahrhundertgedächtnisausstellung für
Sand. Am 23. März wird ein Iabrhundert verflos-
sen sein, seit der Student Karl Ludwig Sand in
Mannheim den Dichter Aug v. Kotzebue ermordet
hat. Der Mannheimer Ältertumsverein plant
aus diesem Anlatz cine Säkukarausstellung zur
Erinnerung an diese politisch folgenreiche Untat.

* Herbert von Berenberg-Gotzler-Stifung. Am
22. Juli 1918 starb der a. o. Professor der Ana-
tomie. Oberarzt der Landwehr 1 Dr. med. e,t phil.
Herbert von Berenberg-Gotzler an der Westfront
bei der Vornahme einer Operation den Helden-
tod. Er war einem Fliegerangriff auf sein im
Vesletal belegenes Lazarett zum Opfer gesallen.

Zum Andenken an ihren Eatten hat nun seine
Wrtwe Elis'abeth geb. v. Mallinckrodt
in hochherzigster Weise der Universität Frei-
burg i. B. ein Kapital von 60000 Mk. als
Erundstock einer Stiftung überwiesen und damit
den Namen dieses hervorragenden Gelehrten und
Forschers für immer mtt der Albert Ludwigs-
Universität verknüpft Der Zweck der „Herbert
von Berenberg-Gotzler-Stiftung" ist die Förderung
der durch den Krieg schwer geschädigten Frei-
burger Anatomie durch Ermöglichung von
Anschaffungen und durch Unterstutzung wissenschaft-
licher Forschungen und Unt'ersuchungen, in erster
Linie auf dem Eebtet der Histologie und Ent-
wicklungsgeschichte.

Theater und Musik

Volkstümlicher

Wagner-Liszt-Abend in Mannheim

Während SpartcvLus in der Stqdt s-ein blindwü-
tm-zerstörendes Nenime'nt basonmeii batte. fanlden
sich am Samstiag aibe'Nd woihl a,i viertMissend
Porsonen i>m NibelrMMiffacul zu denn Mm B sstsn
unserer gefcmgenen Briider veraliDaltebe-n arosten
volkstümbichen Wagner-Liszt-Akoiild oiin. Jhn er-
öffnete e-in von Schvftsteller Fritz Droop-Mcmn-
Heim verfatzter vo,n Fritz Odemar vom Natio-
naltheiatcr packemd gesprochsner Prolog. Der in
alltcngsfernor Sprack>s gohaltene Prockag war eine
Mahnuna. der g-efange-nen Briüder aiwf fvemider
Eckde zu gedsnLen. die in liarter Frohn ihr tmtl-
rtges Los ertvcrgen. Heili'ge Wrücken sollon nach
des Dichters Munsich die Musen als Priüessterinnen
aller Zonen sckMgen zu fernen Ufern. „Wenm al-
les Menschl'iche versaist. dann mutz die Kuirst. die
Göttliche. das Werk v-allbringen".

Dem mit starkem Vsifall amifgenommenen Pro-
log schlotz sich MEchst die äutzev'rch sv blondende
Nienzi-Quverture >cmi. mun Orch ster des Nntionial-
thmters unler Herrn Lodercrs Führung auck,
an den höiklen Bläserstellen in eindvucksvolb-r
Steigevung gebracht. 'Anstatt Wagirer nnd Liizt-
Liedern kam dann irur der Letztere mit sel-rsr Lo°
re-ley z>u Gehör. die Fvau F reund - Na m e n in
bekannt scrtter. wanner Tongobima und echter Ver-

innorlichung s>ang. F-ür den erkrankten Herrrr
Birliigt. der als Vi-allimssolo Wagners ..Alibuxiiblalt"
spi-ellen svllte, ssprang Konzertmeüster Müller
-oin. der dve gleiche Komposition amff seinom Cello
in cbenso warmer wi-e reine-r Tonaehun-g zu Ge-
här brachte. Er wurÄe. w'ie schon vovher Frau
F-roimd-Nauen, dabei am Bechstom-Fckügel diskrot
von Hervn Loderer uinterstützt. üffzts symbhonische
Dichkmg „Les PrsHuides". von Fel-ix Ledorer
mit bezwingeudem Tempevamont gosührt. kain
dann in ihren leidsiffchaftdurchpnlsten heroffchen
S isllen wie in ihrer dcvnrit oft so mundorooll kon-
trastiersnden Lyri? glsich mitroitzenld Mm KUn-
gen. Nach der seradezu triuimphicrl gessteigertett
Wiedergabe wurde Herrn Lederer mtt Recht so
stürmischer Beffall, datz er ihn auch auf das Or-
chester ii>bertru-a.

Nach diSMi orchestvalen Gipfel des ersten Deils
spiocke im zwsiten zimäM Lili Koppel Lffzts
entschieden ämtzerlirchers imgcrrische FantMe für
Klavier nvit OrchesterbogMtuinig. Vom Orclstffter
bagleltot. hatte Fräu>lloin Koppsl hier Geiliogvnhert.
von nouem ilhre hock) entwickelte Technrk zu zoiMir.
besonldors hinsichtlich ihres nuaneenwoichen pianos,
das ihr an don reizvollon thonraiffchen Linien
diefes Kon.zertes schr zu statton Säm. Stark r,
herzlichor Beifall dcmikte für diese müt beste Lo'i-
stinvg. de wr nroch vcm Läl!r Koppel hörton. S >att
Motains Abschted klamg idann infolge EvkvMrkung
ldes Herrn Bcihling dcrs Siegfried--Mnll auf. vom
Orchester tn seinem sanzsn lyvischen Duft gespielt.
worauf das Mofftersmger-Vorsspiol. unter Herrn
LeÄsver sovgsam gagliedert und niitrditzend em-
porgoführt. don Abond stvcchlend krönie. Möckte
sv. wie er uns Schönheit gnb er unferen gefcmge-
nen Br-üdern Ltndevung brmgeu l —a—

* Ludwig Fulda hat eine dreiakttge Koinödie
„D a s W u n d e r m i t t e l" vollendet.

* Felix Weingartner hat sein Amt als Ge-
neralmusikdirektor der Darmstädter Hofoper nie-
dergelegt. Sein Nachfolger wtrd d-'r betaunte
Bayreutber Diriqent Michael Ballina.

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