Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0317

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



LLtz-

-ngcsvrdn,..

N'Mg d»

' ckgckedrten
igkettLüericht

hnuugSablnqe
lchtedenes. .

"' '"»A-j

tag -b-nd:

uhbaum poli^

IlelSsr
icliM

in grotzer

Silly Breittvich-

>ioyrl»acherstr.7S.D

lverse N

und

vssserst

zu verkausen.

HauptstraM

Hridelberger Zsilung rrsch«ut an j«d,m 'tr.uhkiiral, mn«a,.>» .e Nl,r. rl-n.tUches BerMibi-
tzuugrblatt. ll>rali»beiiagrn siub die Heidelbergcv Faiiktllcnbtiittlr, aus««rdeni amilichrr Wohnunqv-
anzeiger. Die tzcidelbcrger Zeitung kann dnril, all« Posirmstalteir, durch die '.'lgentiii-eii a.if dem
Lande, die Tragcrinnc» nnd bei der VieschäflosieUe selbst — Hauptstrabe 2!i — nionallich und
vterteljährlich beskekil werden.

Hauptschiiftleiter: si 11 r t Fischer tn Heidetberq.

Dnick u. Periag: Theodor Berlienbusä», He.^eibrrger Verlagsanstaltu. Drncherei, Heldrlbcrg.

VezuqS' ,tnd Anzrigenprets. Die .Heidelbcrger fteiii.ng" kostet bel jeder Postanstalt
„wnatlich l.36 M., vi«rte>jäl,rlich -t.üS M. misschliehlich ftnsteNgebnhr. dnrch dle Agenturen ooer
dte Triigerinnen fret Halir manatltch 1.45 M. - Dte sechsgesvaltene Petitzetl« oder derei, Rainn
kostet NS Pfg.: im Neblm.ieletl di« viergrspaltene Petitzeile 1.20. mit Ptahvorschrlst > 4» M.
Bri NUederholmigen Nacklas, nach Tarlf. Erfüllnngsorl ist Hridelberg. Einzelverbanf lo Ps,.
Druck n Verlag: Thcodor Berkenbnsch-Heldelberger Verlagsanstalt u. Druckerei Hetdelberq.
Postscheckbonto Harlsruhe Nr. 8047. Fernsprechcr: Redaktton 182, Gejchitftsstell« 8^

HeidelbemerZeitmig

Nr. 57

« (Anabhängige Tageszerütng)

Nsrküttdignngsblatt für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern, Hessen und Württemberg.

Samstag, den 8. März ÄlS

81. Iahrgang

Die Verhandlungen in Zpaa

Die deutsche Note

In der VollMuiirg der inleralliiertcn. Waffen-
ftilksha^dskoMniifton. d've noch rvie vor in Spaa
tast. Ä. wie schon kurz gemeldet. eine Note iiver>.
reicht rvorden.

Es mird darin darauf vermieiem. das; dic En-
iente n-ach Arttkel 2ft des Mkoimnens von, 11.
Roveml»er in Ausstcht gestellt katte. Deutschkand
mährond d?s Waffenst'illWndes xu vevioracn. Troh
des wiederholten drinaeniden Evsuchens hahcn ober
dic Alltt-erten dve Berhandlunigcn iibeT dle Le-
bensmittelbrliefenmg evst in der Tri?,konfereliz
am 18. JanuQr aufgenEinr-en. Es ist klar. so
hcifst es in der Note. dak miv uns. vei cinen, so
»mgecheuor wichTgen Schr.itt w'.e der tlobcrgabe
der MNM.N Flotte. zuvor eines Programms
verjichern michbsn. >das unsore üeb-ensmlttelver-
soialmg Hts M dem Z-eitpunkt sicherstellte. wo
Tsautschkand micder aus foiv-Lr oigdnon Lrraft feine
Nahrungsm-ittel sjch heschafson kann. al>o bis zur
nächstan Ernte. Die 270 000 Tcmnen. die die En-
tente Mnächst W bowilliiiMn 'kereit gewesen fei.
hälten hächstens den Anfcmg beiÄcgit-et.

„Von eimrr Zurvorfügungstiell>u.nü >ec Schiffe
hätbe mu: die R-cide foin kön-ncm. menn di-'ses Ao-
kamlnon. nämlich die gesichrrte Ernährung. er-
xeicht war. So allein fei das Trierer Protokoll
zu vorft^hen gewdien. Deutschkand kömic gder
ntcht. schon mtt Rüäsicht au.f das ilinmer miedcr
-on dsr Entente gobvauchte Arsum-viit: ..Es sei >a
noch Krteg" serne ganze Handelsflvtto äus oer
Hand goben. Btnvsnde Erklärungen der Entente
miikten ^orliegen. Es »Mc aluch Klcvcheit ge-
jchaffen werdon dasi Hinfort jede Vcrguulung des
Schiffahrts- und Ernährungsabkanlmens mit a n -
deren Materbon a u s g efch l oss>e n soi. oam'.
iviirde Deutschland ochne iveiteres icine Ha-ldels-
flotte zur Bersügung stellen. Hierbei würde
Dvutschlland. vsm der Wuuljch der a,in-ov»La!risä)sn
R-esi-erung bLkannt Hei. ihre entckabrlichsn Trup-
>pen fo schnell wie möglich in die Hoimat zu be-
förldern. zunächst solche Schiffe bereit zu stelleu. die
zum Tvuppenrrcmsport stch vornehmlich eiguen"

Gerade dor letit-e Punkt in 'dor Note dcr oeu:--
schen SLogiEeung ist besonders böd.iu-tscmr.
Wmevi'La herrscht mt>e man uns borichtet. noch im-
zner c>im stlartzes Mihtrauen segen Düuffchlaao. Die
deuischfeiäoltchsn Srrömungen sind in der lLtjien
Zeit el-er n-och aemachsen und desbakb wiro sich
Kmpfetzlsn. gerade diefe Dinge brscmdsrs zu un-
i-evstreichen.

Der Stattd der Dittge

Die Mfffemshikfftandskomlnissron legt Weit dar-
aui. mrtzuteilen. dasi die Lebensm-ittolkommissi-on
Svaa verlllssen hat, dak aber die Berliandlu-ngcn
vicht gärrzlich abgebrochen, sondern ver--
tagt sinid. Dis Entente-Dekesierten hatten gesor-
dcrt. daH äber Mannheim den Tschechen
Leben v m i t te l zugeführt wcriden sollen
-^rnd zmar fottto Deutschland su d'esen Liefe-
rungon di-e Waggons und Lokomoti-ven
sicllen. Diefe Forderung führte sum Abüruch
dcr Berhcmdsungen, mozu auch die meitere Forda-
rv:'ig dsr Enten-te, Denffchlan-v sollte in Danzig
der Landung polnischer Truppen zu-
st i m men, beitrug. Die deutschcn Delegierten der
SchffMrtskommisston m Spaa find l>eute tn We'.-
.iirac ebngetroffen uird hatten fofort nach ihrer An-
'ku-M eine Vchpr-echung mit der R«-sierung, an der
Mch di-e PMtcfführer teilnahmen.

Frankteich der Schulsige!

Die Newyork World schreibt. dah es voll.
stäadig auf Fr-ankreichs H-altung zurückzu.
kühren ssi, Äatz die Unterhandlungon abgübrochen
seien. Frankreich wolle nicht, datz Deutschland i-r-
genid melche Geld-r für seine BersorgMa benuht.
Seine gHamten Gutbaben sollten sur Leistu.ng des
Cchaldsnei^ahes verwandt werden. Die vcrbünde-
ten Zlclkionen haben alles getan. Frankvetch su
einer an-deren Ansicht zu bringcn. aber alles
mar vergeblich. Dt-e anrertkanrschen Kominff-
fionsinätglioder, die von den britschen untcrstiihl
murlden, versuchten, oine vorlävfftgo Löfuiig zu f'in-
den. stl-esien ''rlaboi aber übcratt aus Hindernissr,
l nicht -nur aut settea der Deufschen. sondern auch bri
! ibren Verbündoten Daher musite eine Verla«

^ g ir n g stattfinden, während 'drr 'dle Dole-Ticrten
j 'iach Paris zmiückkehren. um dort von d.m Qbeosten
^ Nc.l »lerve Fnstruiktionen zu evhaltcn.

Die d^rage des SiuLett Nheittttfers

L Dtie französische Presse beschäfftgt sich meiter
PM lnr ZrE Annekt i erunü des lin.

Deutschlanös Trauer

um 8V0088 ssiner in Feindssland als Gssangene zurüÄ-

gehaltenen Zöhne

soll es der Welt zimi eindringlichen Bewusitsein bringen, dasi schon

das GeboL der Menfchlichksit

die sofortige Freigabe der deulschen Gefangenen Ln Feindesland fordert.

Zur brennenden Schmach würde es der Welt gereichon, wenn der üeendigte Woffenkrieg
fortgesetzt werden miisite zu einem Kriege znr Befreinng von Hunderttousenden deutfcher
Soldaten. die zu Sklavendiensten herabgewiirdigt werden.

Deutschland ist ausier Stand gesetzt worden, seiner tiesen Traner um das seiuen Söhneu
zugesiigte Uurecht auders als durch Notschreie Ausdruck zu oerleihen.

Das Gswissen der z'wilisierten Welt

musi durch diesc Wehklage erweichen und diejenigcn Gelvalten zur rettenden Tal ansrnfen,
denen dis Macht gegeben ist,

schreiendes Unrecht zu bessitigen!

DeutfthlanSs Trausr

-kann uicht gemitbcrt rvsrden, bevor nicht der letzte seiuer
geratenen Söhne aus unwiirdigem Frondienst befrcit ist.

ivch den Krieg in Gesaogenschaft

D-rr Serliner Generalstreik beenSet

Die MehrhertsKozialistett gcqett den
Streitterror

Die Mehrheitsfszi.ilistcn vc-rbreitcten ein Flug-
ükatt, das zum Abbruch dcsStreiks auf-
sordert imd fich in fchärssten Wortrn gegen
ben Streikterrorismus wendet, dev nicht
davor zurückscheue, durch Stiliegung ber Wasscr-
werke die Vavölkerung aus das schmcrste zu gesähr-
den. Das sei eiu Bersahren, wie es schlimmer auch
dcr ärgste Fernd nicht anmendct. D'e Äirbeiter
rverden aufgefordert. biesem We. hnsinn cnt-
g e g e n z u t r c t e n.

Die (^robevttng Des AlcLarrderplatzes

Bet ä>er Wiodoreroberung des AlexirndLrplah'.'s
traten alle Mittcl der Fel'ckchlacht in Tätigkeit:
Lvichte un-d schwerc ArttllcKe, As'm-siimevfer bis zu
20 Zcinitnorn, Flieger crls Atiickläver mrd Flteger-
bcmbvn. Dic Flieger follten.vor allem die Ma-
ichmensewöhMLster sesfftctte-n. An 50 Meter Höhc
strichoil ste übrr den AlexattÄevpllrti haHin unld
stellten sest, auf we.lchen Häuisern Maschinengcwchre
ausgestellt wnren, und griffen sie nrit rhren siaeiien
Mi2lschi.ilengeme.hrcir cm, die sie zum Schweigcn
brachtm. Jn iver Nähe dcr E-e.oraenkirche stellte
ein Doppewcckor e-in von Matrofen bed'.entes Ve-
schütz sest. Ei.nv Bcnrüs üeniigte, nm Eeschiih nnd
Mcmrischnst autzer Gesecht zu sehcn. Gin-e H„u>vt-
ausgäbe dor Angreiser war cs noch. die Stettungcn
der Svartalistcn an den Arisgcinsen der Untex-
grunidba-htt su zcrstören. Der AloUrlÄrerplah
wuvde nvit schwevcn Minen beb-gt. die Löcher von
6—7 Motcr Tre>fe tn den Boden rffson. Sie dm-ch-
schlu-gen die Stvaw-'irdecke über dem Untergrund
bcrhn-Tunnel und vichtetcn u'wtor den Spartakilsten
'darin.erihüblichs Verhosrungen an. Die Au-fvülnec
räumten in miE'rr Flv.cht ihrc Siübpunkte, leiste.
ten icdech noch in »rrhrcrcn Kebäuden am Alexcvr
dcrplut; hartnäckigcn W'!derstand, sodasi auch dns
LcchrcrvevLinshaus und das Case Vvaune nrit M>
nen.bclcgt lveüdcn musiten. Die Wirkung war mi-ö
gemüul'cht: Die Spart-akistcn stür.ste,r ins Freie
und wnkd ->i> von den Negicrnngs-rupven vevhaftct.
Al'ch das Warenbaus Tteü erbielt 2 M'nentresfer.
Nrichmittaas zm'scksn 6 und 6 Uhr nlusiten dio Au-

stündischen auch die lctzten Prmkte anr AleM-nlder-
plah räumen. Jm Poli-z-e-iprästdrum murtde dte fo-
sc-rt -ei.ngLdrung^ne Spaatatistenbesclmng von etwn
56 Personcn gffcrng n gcnoimneu Uich» nach der
Atcx-anderckasc-rne gcbracht, wo im Laufe des
Abcn-ds noch w-eitere 150 Pe-'son n oingeliesert
lviwoon. »

Di-e' Ma r i n ed i v is i o n w'nd nach don> lohten
Vocgän-gen ausgelö st, da sie sick nls unzuver-
lässig emv'lssen l>at. Wenn dt-e Mannschaffen sich
wicder sirncmolu. wcrden kc-'in-e Löhne mohr -auSbe-
zahlt. Bet dcm Sturm autf d-as Msavinehaais cnn
Branjdettburger Usc-r wurbe reichc Beuto ge-
m-achi: Tauisendc von EowrHren, über 160 Maschii-
iren-gNve-liro. 2 Panzekkraitmagen und grosie Vor-
räte an Lebencm-itteln sielen in 'di-c Hände der
Ewberer.

Die .,m>i.litär i he Lagc" kann daher i»r allgenrei,-
nc-'i alo gwt bi: nchnet wrkden Alle öfftnt-ltchcn
Gebäilide siwd scst in der Hand dev Regierungstrup-
p» Die Zcchl d r Dstfer, di-e die Unruben gofoidert
hcvbon, konnt'.u b.sher noch nicht festsestellt wrrdein

Die G-a s - und E l ek t r i z i t ä t s w e r k e mur-
dea mit Htl'sc i-on Ing",rieuren urid von Fachleu
ten, d.ie sich ci s d-cn Neihen der N-egiernngstrunv '.n
zur Verfügung stclltcn, miodcr in C-aiig geiracht.
Dws Massovmc i üst voll in Bstricb. Die Bahn'ver-
dti'idmigen nckch ausmäris sind sast lahmg-clegt. 9kni.r
es..,ige Borortbadncn erhalten eincn nold'vvstigen
Wevkühr ausvcchi. Am Hauptti-legvapehnamt wido
der Betrieb. rvcnn auch im verm'in'dertcn Umsang,
wcitorgesübrt. ebenso an> Ferirfprechamt.

Ettde desi GeneraSstreiks

Berlin, 7. Atärz. 7 Uhr abentzs war bcr Streik
tatsächlich üeendet. Die Untergrund-
bahtt nahm dcn Verkehr gleich wieder au-, d'e
Setzer und Drncker kehrte» olsbald on ihre Sllbeits-
stätten zuiück, das Telcpho» wurde fiir den Privat-
veriehr freigcgeben. Eiu foriuetter Abschlusi des
Slrciks liegt zrnzeit noch nicht vor. n'^il ein e»d-
gültfger Beschlick des Arbeiterratv von Grosi-Brr,
lin noch nicht v! röffeiktlicht worde,» fft. Im,!'erh;,t
begintten die Strosicn ik r gewöhuziches Anssehen
wi-der anzunehmett.

te np Nhel.nlisers. .Jonirnal" stellt fest. dasi
eii'e folcke Anneriom nickt de-n WLn-schen »md Ab^
sickten der fvanzösischei' Ncgieruttg enffprechr. ,Als
mU tärchche Ggrantie n;ü»se die -Besetmng mffre-cht
orhillilivsir blöt'beii, h.s De'utjcklanid seine Fvickaens-
deöi,/"ui''gen evfiillt habe. Di-c Fvatge dev Sag r--

ib e cke ns uich L.a n d am s. ' haben nack- Ausicht
vvn Icck-ramls '.o»>d Doinvs in-it sokjer Arg-el'M'n-
-heit nichts i.un. Lve-il es fick vot der Ana.-siic--
ruicg der bvsh ctc an Frcmkreick wur nm elue W >-'-
oerLut'macktT-tüg lurrMe -al t c n Unceckts wud
ein« GntZthilÄ-Znng crn die Veemverke Fuantrerckv

Weltrevolution?

Die Gefahren, die eine Weltrevolution dem
deutschen Volke zu seinen schweren Sorgen
noch bringen müßte, schildert eindringlich dte
Sozialistische Korrespondenz für Zn- und Aus-
land. Die Weltrevolution wäre, so heißl es.
wenn sie jetzt käme, nur das letzte und ooll-
stündige Verderben von Deutschland. „Nicht
nur, daß die inneren Schwierigkeiten bei uns
ins Unermeßliche stiegen, daß der Kampf zwi-
schen Bürgern und Vauern einerseits und Ar-
beitern andererseits die Reste unseres sozialen
Lebens zersetzen würde. Die Hauptsache tst
vielmehr die, dasi wir Einfuhr an Lebens-
mitteln und Rohstoffen in kürzester
Zeit brauchen, wenn wir nicht einfach phy-
sisch verhungern wotten. Und über diese
äußerst harte brutale Tatsache hilft uns die
schönste Weltreoolution nicht hinweg.

Deutschlands Lebensmittelvorräte an Brol,
Fett. Fleisch und Kartoffeln gehen im Durch-
schnitt spätestens am 1. Mai zu Ende.
Mehr als ein volles Vierteljahr bliebe die
Masse des Volkes von allen Nahrungsmilteln
abgeschnitten, wenn uns das Ausland ntcht
hilft. Nun wäre es ja sehr wohl mSglich. daß
die Weltrevolution einen mächtigen Auftrie-
des internationalen Vewußtseins nach der na-
tionalistischen Kulturverwilderung des Krie-
ges mit sich brächie. Aber wir brauchen, um
nicht zu verhungern, die Lebensmittel
in kürzester Frist. Iede Revolutton
bringt nun ganz naturgemüß eine starke Un-
ordnung und Vergeudung von Vorräten mtt
sich. Ehe die neue Ordnung erreicht wäre,
wäre der kritische Tag allgemeinen und aku-
Len Lebensmittelniangels für Deutschland er-
reicht, und die Hilfe der internationalen Solt-
darität käme nur Verhungerten zugute. Jn
verzweifeltem, nacktem vhysischem Hunger wä-
ren im Mai und Juni dte Industriestädte ent-
völkert, die I n d u st r i e b e v L l k e r u n g
nicht dezimiert, sondern halbierr.
wenn im Iuli die internationale Lebensmu-
telzufuhr wieder einsetzte.

Deshalb ist die S p e k u l a t i o n auf die
Weltrevolution nicht die Ausstcht auf
Deutschlands Nettung, sondern die Verbür-
gung seines gewissen Untergangs.
Wir können und dürfen nur den einen Wunsch
haben, daß die revolutionären Umwälzungen
in den Staaten der Alliierten, wenn sie em-
träten, mindestens nicht so früh kommen, daß
unsere Nahrungsmittel- und Rohstoffversor-
gung daran scheitern müßte. Die Zeit drängr
jetzt so. datz selbst ein Aufschub um ein paar
Wochen, wie er durch eine Revolution in den
Lieserungsländern zweifellos hervorgerufen
würde, unsere endgültige Vernichtung bedeu-
tete.

Gewist besteht keiuerlei Sicherheit dafür, dafi
die Entente uns wirkltch etwas liefert. Cng-
lisihe und sranzöstsche Chauvinistenkreise wün-
schcn vielleicht sogar den Sieg des Bolschewis-
mus iu Deutschland in der Voraussicht, daß
Deutschland daran endgülttg zugrunde gehen
möchte. Aber die Hoffnung auf En-
tentelieferungen, dte ja auch nicht un-
begründet erscheint, weil die vernünstigen
Menschen in den Ententestaaten einsehen, daß
der Bolschewismus. wenn er erst Deutschlano
überflutet hat, vor ihren eigenen Ländern
nlcht Halt machen würde, ist unsere über -
haupt eiuzige Hoffnung auf Net-
tun§/'

Die Soziallstische Korrespondenz fatzt schlietz-
l'.ch ihre Aufsassung wie fostft zusammen:

„Es liegt deshalb nicht nur so. datz rvir an
die Weltrevolution nnht glauben. weil wir i i
den siegreichen Staaten zwar heftige st^tale
Kämpfe. aber doch keine revot>0k''niürc O cbrr-
terung sebcn. sonderu wir wünsche" ft> '
ei-lmal. Wir ba,n--i uicht den Mut 5« dem

trauriaeir Hasardsgiel »n ^ Mestre^o-
§1. nuf U'Neraana. Iv«e ev die -ffe'rii n,

luUM' für D'-utschland in dlcft-m AugenbNS
 
Annotationen