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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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EeUe 2

Hcrdelberger Zeitung

Montag, den 10. März 1919

Fernspreck-er Nr. 82 und 182

Nr. 88

Die Sozialisierung in der
Nationalversammlung

W'eimar. 9. März.

Jn FortseM-W der VEtuns des

Sozjalisierttttgsaesctzes

t»nd des Gch-eszes iober di-e BerhiaiMuiiOen der K-o-h-
leniioirlscha'st M>rt

Abg. Henke (U. S.): a-us: Die b-reiite Ak-asse der
Ar-Lstter erlvar.e-1 mit v-o-lliem Rechl von dex So-
zia.isierung sine Ver-besserung iisiver L-uosns-
laoe. Dasi dlese Vorlage odne Mgrunümng er-
schecnt, ivlrd oon inoinen ürvu-nden svr>r b<kbagt.
Äiit der Evle kann man sich nicht ent'.chu-w-üüsii.
denn d« S^zvatiisreruiv-g des Bevüiliaues -uiu-d emer
Llnzahl anderer B-etrieve ist eine ernfache Aufaabe.
deven Lösung die Arbeiter längst geforüert HMen.
Nach Ansicht nremex Parioifreumde kaim d-ie So-
zialisierungsfraüe nur auf dem Wege dcs
schärfsten Ktasfenkampfes gr'ilost lverden.
Auch nveine P-artevfreuinde erkemnen ohne weiteres
an. dasi die Schwuerigkeitem gerad-e gegeuwärng
seh'r grosi siud. Wir stelien der Sozialistevuug ru-
hia unld nüchtern gegenüber. Ihre SchwveviMei-
tvn sind gvosi. Man inusi dsssialb die senüiLivnde
Borsiäsi walten l-asien. Ich hvffe. dasi das Dran-
gen der Aüasse dvcvusien. das weiter gohen. wiLd.
dio Nosieruillg dazu ireibeu wird. sehr baitd nut
anderen, Lesseren SoäicvlisieruiiMvorlaisen zu
Lomnnen.

Abg. Hugenberg (D. N.): Meiilie Wrrtsi w'ird
ontsiprecheiid ihrem Progvamm mit feder Art So-
zialisierung einverslanden sem. für die über-
wiegonh Gvünde des Gemeinwohls sprechen.
^llan kami «ber niä)t fo soziarisieren. wte die bei-
den

entfesilich oberflächlichen Gesesientrvürfe
es wvllen. Wr stehen grundsäsiltch auf dem Bop
den der freien W irtschaft. Wenn fetzt das
Dmnagogentum der Stvasie. dcvs sich dsm Unter-
nelMertum entgegenstellt. von der Nogieruivg ge-
stüsit w-ird, so nimmt man dem Privatbetrierb das
init äutzerster EnLschlossenHoit und unbsugsam die
Aufsicht des Neichs bedoutec weiter mäüs. ai>s dasi
der Aechenbssisi auf llmwssen ol>ne Sntschadi-
gung aus sseincvn sämbbichen Privatrecht herai^s-
gejesit wird. Das ist die Verwirklichuna des Kom-
mniiismius. Wird dieser Wvg b>.fichvit1en. so
würde unfe-rs Dolkswirtschaft Msrunde gMichtet
rverden und Si« alle rvevden später weinuen.

Ministerpräsident Scheidemann: Die Beha-uo-
tung, die Regievnng hcvbe imter dom Druck der
Strahe diesie Vor-aige gsmacht. woilse ich cvuf das
entschiedenste Wrück. Wir tzaben fesit, wo der
AuMnblick dazu geko.mm-en jsi. angiefansen, nn'ier
Rogllevungsprogra-ntm zu verwirklichem. Wir kön-
nen die Ohren oor den Stimmen der Aeit - mcht
veüschliesien. Eegenüber Verbrechen werdein wir
mfit äuhevster Entschlossenheit und imlboussmm d>.e
Gesesie hamdhcvben. Ich mache kein Hechl, dasi ich
den Äüassenlstreik in diese-m Augenblick crls poli-
tisches Kampfmittel verwerfen inusi.
Gr war in diies«.m Augenülick ein Verbrechen
.am ganzen doubchen Dolk. Es ist cvber PUicht der
Regierung. dah sie cvuf Tdrheiten nicht init neuen
Torheiten antwortet. siondern d«n Levechtiistieln Ker'.i
heramsMholen sucht und das tut. mas dsm Allse-
ineinwohl dient. Das glaiuben wir am üesten zu
tum wenn wir nach den palitischen Fesse-ln feut
auch die wirtschaftnchen lösen. wenn wir die Ar-
beiter M gleichberechtigten Mitver-
waltern dies wirtfchaftlichen Lebens
machen. Was hier geschieht, jst «in woHldnrch-
dachter Zlan, der nicht scheitevn kann. Was
die Sehnfucht von Millionen in allon Ländern dcr
Welt gewefen ist. isobanse «s eine MvbsitLvbowe-
vung gibt, soll l)äer zum erftenmal Wr Tai wer-
dsn. Darinsoll die dou-csche RepuLM ein V-ovbiud
der sanzen Welt sein. dasi sie disse Tat entschlvsscn
und ohne Acm'dern cvusführt. lLobih. Voifall.)

Abg. Molkenbuhr <Soz.): Die KaVrtalisten sind
in mcmchsn Be^rieibsn vollkommen über-
flüsfig gewovden. Nach devn ZusammvnLbruch
der alten Eesellschaft müssen die Arbeiter ihre
Fnvderungen idurchjichesien. Kein Mensch denkt in
Deu.sch.and davan. nach bolschewistlsschem Mustier
den Kapita'lismius W zerstö'ren. Die Sozralifierung
in der vvvgesckKiNenien Fovm wird uns aus dem
Chaos berausbriaMN.

Abg. Zmbusch <Ztr.): Mancher sScckllnt heule
ckilber das Verlangen der breiten iMassen nack> So-
ziat'ifierunig. Er würde nicht staunen. wenn er sich
mehr in die Gefühle der Volksmassen hllneinvcr-
fetst hätte. Trotz der -glanzenden Entw>ick-ung war
doch in unsererWir schaftsardnung nicht alles voll-
Eominllen. Das Schlimmlstis war. dasi der Avbsiter
bisher nicht als gleichberechti gt an-
gesehen wurde. Er kam nicht als Msivsch zur
Eöltung, sondern nur als Arbeit skraft. Mex
w>ir läbsn doch nicht, uim M produzieren. sondern
wir prodMeron. am zu leben. Don oi.<r entschä-
digungslosen En'ioisniung kamin gar nicht sssprochen
wsvden, Die Pvophezsihimgsi? non sinrein Unter-
gang sind nicht so tvaMch W nShmen. E>lsick>s
Pvophezeiungen in früheren Jahren sind ivicht in
Erfülluillg gogangen. Den Hauptwert logon wir
aiuf eins Soziabisierung der Eewinne.

Znder Nachmittagssisiung spüicht
Abg. Wallbaum (D.-N.): We-nn die Rogierung
Ewbt. durch disse Dorl'cllge diie revolutionären
Emnüter bevuhwgt W hccken. so ist sie i>m Zrrdum.

^^.^szia .isterung nicht grund-
Proisvolitrk des Kohbsnsiindi-
Debaftung des dsutfchon
^ der Schn>erindi-ftr>e
"i der Erkenntnis sekommen. dsn Arbei-
Fnktor amWerkenneu so
Monaten unterb-ie-
den. Pei dem Mangel an PWcht- ^nd Vsvant-
wortmigsaefulil m den Massen M vie SoNT'-

«mg ein Mwagtes Experiment. Eine Esfallir liegt
^ck die Znitiative der Uiiternebincr

und Betriebsloiter nicht mohr sv W svüven !ei.i
« w wie in der Vergangenheit." Wsnn L Er"
periEt der So.zialrsierung nich> den newü-.sch-
Eüü. ist es mit unscrer Konvnrrenz-
fELkOtt dcim Anv and «egenüber aus iinaAeLbvrl!
Zett vorL^.

Neichsministcr Gresbcrts: D-as Kabinett ist m.
Lvr Frvige Ker Soziilllisierung vollkommen
ein -i-g. D>ie Dorlagen sind keine Z'.^ttrai-dniffs
vn dce Revciiution, svndvrn ein Zugeständnis
air dcn Gefst der neuen Z e it. Mr suh e n
stllvch mitten in der sozmlen Nevolutioii. Wer lich
ükr lvindersesit. der treckbt Deutschliand ckn die Aamr-
chie smd das Elbkos hvsin. 'Menir auf die G-e-
(sahr des V'b.schswismus hingMie'eii wivd. f» wird
nie^wwnd der Regievmig vcirwerfen köiinen
"'cht alle Mi-tte' llnscwendet hat. uiin d'e
Aber. wcr batte bei uns

Boiden goübnot? Die Verireter des Grosi-
k ap it a l'isinu s, dio uns iene russckschen Arboi-
tvr importiert haL-on. die jefst die Träger des Bol-
schäwismris srnd. Es m-usi sin Wea Mfunden wer-
den, uin die Arbostssr«ud'i«keit des Volkes M er-
halten i> nd das ist der Wsg eincr vernünfti-
gen SozvM'sierung. (Lobh. Bnifall).

Abg. Koenei, (U. S.): Was fesit göschieht. stieht
durä>aus nicht im Eink ang mit dem war wir ims
unter Sozialisnuis vvristelbSii. Aus dom jehigen
wirtschastbichn'n Ehaos ko>imnei,i wir nur herams,
wenn die Avboiter. Hauld- nnd Kopfarbeitor, in
grösi em Unifange an don Betrieüon intic>ressiert
werden. <Sohr richtigl boi don Unahhänsigen).
Dopju U konseauenter. uiivorfällsäster Svzia.ismus
notig. der den Arbsitorn die Ueberzougiuna brmgt,
dasi ihro Aius-beuter ausgeichaltet sind. Sig kvin-
incni uin das Nätcisystem ntcht horirm. wenn Sie
aus dem Llxvos hcraus wollen.

Neichswirtschnftsmln.ster Wissell: Mrr wollen
keineswcss die Kriegswirtschaft mit ihron Fehlern
und ihrer Vnreaukratie mid ihren Entbehrungen
für das Vv'lk verowigeii. Aber das Durchhalren
i'm Kr'ccgo wiar nur rnöglich. durch die Unter -
ordnung des Etnzelnen unter das
Gianze. Wir wollen schnffenlde Menschen in der
ivirtlichastlbichoii Vc-ätigung in Gewerbe, Zndiustirte
mvd Landwirtschaft Wsamimonfassen in einhcitli-
cher Sechstverwailtung.

Abg. Dr. Strcsemann <D. Wst.): Mit den
Schlnsiworton des Vorrcdners sinld rvir wockil alle
o'mig Trosidom kann m-a„- Bedenkon geseu dis
Wirknng dio?eg Evfesies hwben. Zch ibin nöomals
ein Fvoim-d der Spnd'iLa« soivos'on.; sie lähmion die
Fvoilhoit den Zniticvtive — noch mehr oiber tun
das die StaiatsbetrÄbel E:n St-aatsbetriob -musi
nnd wird Wr ibrrtschaf lichen Arterllonverkalkung
füchvcm. G-evcvde L«i dor Kob'e. die in nüchst-er Zeit
uns«r wichtigfter Erpü'rtartikel sein wird. musi in
don Beziiohuncven z>um Ausland die Privattnitia-
time erha ten bleibrin. Woun Sie durch eine über-
triebowe Kontrolle der Einzelnon diesen die Arboit
in Deutschl'and verbsDen. danm entstciht die Ee-
ftchr. dasi auch fülhrcnde Kräfte mm.serer
Industrie ins Ausl-and gohen. das sre niii
Kuisihand aüfivohmsn würde I Den Gegnern der
Vü-rbwge biegt das Wohl ldcr EesanrthoA etbenso am
Herzen wie der Reaiiorrms!

ALg. Erkelenz <Dem.): -Die Kiritik der ämsier-
ston L-inkon iv-rd d-ie der cstisiersten Rechsen E>.at uns
onttäascht. Wir find der Aivsicht. dosi mit der
Durchführunig der pokitisäMr Demokratie die Ent-
wicke amq noch nckcht aibgicfchs'o.ssen ist. dasi chr d's
wirtschMlichc DoinsLMie fcligen musi. Wir wol-
lcm keine wahlloif? SoM'cksic-vuiig. d-ie möglichst
schnsll fvzicülisveren foll. Wcr wo>llen das bisheriüe
Kbaffen-Famlstrecht crtzesisn durch sime demokrati-
scho Weawttltun-g in dcm Btotrieben. . Mrt grosier
s^cmde begTÜsien wir die Schafffinvg eines Arbcckts-
vechts. das glewde eino»i aüton Munsch crus unle-
ren Kveisen erstilkt. Zm Äbahmcn des Arbeckts-
rechts wüinschcm w>ir dke Bilbnmg> von Arbeitskam-
movn. Wlonn' die Tvllwut. dibe heute durch
D-eutschland gehl, vorbei ist. wird die srosie
Mehrheit der derutschicm ADbeckt'erichaft sich bald auf
dom Bllüen dvciier Gvm-L(cst.e Wsmnmenfmden.
Zch bSdaiuere. dasi dcke Arboiierschci-st sich von her-
gelauf-enen Literaten verführen läsit, die
niemllls in vhrem Läbcm etwvs Dernünst,'i'ses ae-
arbccktet hvibem! Hoiffe, t-lckch erkon.irt rmch die Un-
tornehm-erschaft den kritcschien AilLionNick. in dom
wir l-oben! (Beislaff).

Danvit sMiesit die ersts Leffiuivg. Die Gelesi-
oilltwürfe gehen an don N eckchs hau sbo lt s-
amsschutz. Nächfde Sisiung Mvn-bag. nachmittvg
2 Ubr: Zwterpelbation über dir Sicherstellung dcr
Ernähmng. _

Die Krisis in Bayern

Die beiden sozialdemokratischen Fraktionen
des Landrags, der Bauernbund und die Veauf-
tragten des Nätekongress.s haben in Erweiterung
dcr Nürnberger Äbmachungen Vereinbarungen
getrosten. die dem Landtag gestatten sollen. eine
kurze Tagung zu halten und eine roin-so-
z i a l i st i s ch e, dem Ratelongresi ebenso wie der
Volksvertretung verantwortliche Regier.ung zu
ernennen. Die Btschlüsje wurdcn, da sie eme
wesentliche Etappe auf dem Wege zur Räteherrschast
darstellen wie zu erwartcn war, vom Rätekongresi
mit überwaltigender Ncehrheit angenommen.
Damit ist. abgesehen von der Formalis der Wahl
des Ministeriums die gewählte Volksvertre-
tung Vayerns praktisch a u s g e s ch a l t e t.
Es wird sich nun zeigen, ob sio selbst dazu Willens
ist und ob die mehrheitssozialistischen Abgeordne-
ten durch ihr Abschwenken zum Rätegedanken
ihrem demokratischen Bekenntnis ins Eestcht zu
schlmgen bercit sind Die Stimmung im Land ist
durchaus gegen die Näterepublik. Die Sol -
daten- u. K a s e r n e n r ä t e des 2. Armeekorps
verlangen die sofortige Einberufung des Land-
tags. Sämtliche Truppenletle stellten sich dem
Ministerium zum Schutze des Landtags zur Ver-
fügung.

Müttchen, Vreste-„Freitzeit"

Die Presseabteilung des Zentralrates hat jetzt
die Richtlinien für die A u s ü b u n g der P r e s s e-
zensur bekannt gegeben. Daraus entnimmt
man, datz die g-genwärtigen Verhältniste in
Bayern und im Reichs eine vorläufige Neberwa-
chung der Preste zur Notwendigkeit gemacht ha-
ben. Die Ueberwachung erstreät sich über das
ganze rechtsrheinische Bayern und erfolgt bts auf
weiteres durch gewählte Vertrauensleute der lo-
talen Räteorga'iisationen. Die sozialistischen und
bauernbündlerisckien Blötter bleiben von der
lleberwachung befreit. Alle Aufsätze und Mei-
nungsäusierungen stnd mit dem vollen Na-
men des Verfassers zu decken. Jede agressive, per-
sönliche, dem öffentltchcn Jntereste iNidersprechende
Polemik mutz unterbleiben. Diese Richtlinien ste-
hen in schärfstem Widerspruch zu den im
ganzen Neiche geltenden Necht unbeschrnnk-
1er Pressefreiheit. Uebrigens ist. wie be-
richtet wird. in verschicdenen Städten Vayerns
die Prestezensur wieder aufgehoben worden.

Ruhland und die Enteute

Eiiicin r.ussische.'i Funkspruch zuifölge wird vc.ni
Lorioärts mitgcteUt, dab !die russifche Sowietregie-
:ung zu Ver h andlungen «.uif den Prinsen-
i 'iseln unter nachstehendcin-, von dc« Entonte a-uif-
gestellten Bodckmgung-en bereit sei: 1. WieL'erlher-
stellung L-sr cmnullckerten Anleihsn: 2. Veisicht
aus revolutronäre Propag'aiiida: 3.Si-
chci"stell'Mg der wirtschastlichen Intor-esssn der Ver-
büilldcten durch Konzesfionen und Eebiet s-
abtretunoen.

Die Bewegung im Reich

Dle Streikbewegttttg itt Oberschlesien

nimmt infolge spartakistischer Schüre-
reien zu. Es besteht die Absicht, die Betriebs-
anlagen zuzerstören. Bei der militärischen Zen
trale in Beuthen laufcn fortgesetzt Hilferufe um
Schutz ein. Jnsgesamt sind 17 Eruben am Streil
Leteiligt. Auf dein Lorsig-Werk wurde der Ge-
neralstreik verkündet. Die Beamten des Hütten-
bezirks sind tätlich angegriffen worden. Der Ober-
ingenieur des Stahlwerks wurde schwer verletzt;
sämtliche Veamte sind schlietzlich geflüchtet. Jn
der Laurahütte erzwangen Spartaktsten das Lau-
tcn der Glocken und das Blasen der Dampfsirenen.
Die Bewegung nimmt einen bedrohlichen Eharak-
ter an. Reuhof wurde von den Spartakisten ge-
stürmt und eingenommcn. Die Spartakisten be-
mächtigte» sich sämtlicher Waffen. Eine Gegen-
Lewegung wurde eingeleitet.

Dic Lage in Mrtteldetttschlattd

hat sich erheblich gebestert, in Halle wird bereits
wieder > berall gearbettet, in Erfurt ist der Ge-
neralstreik und der Proteststreik der Bürgerschift
beigelcgt. Die Magdeburger Arbeiterräte
haben den Sireik als dummen Zungenstreik eben-
salls abgelehnt und im Kreis Bitterfeld
haben am Samstag 40 000 Streikende dio Arbeit
wieder aufgenommen. Da auch in Leipzig die
Lage für die Streikonden allmählich unhaltbar
wurde, sind ihre Fiihrer mit Vertretern dsr sächsi-
schen Negierung in llnterhandlungen getreten nach
deren Verlauf die Wiedsraufnahme der Arbeit am
Dienstag zu erhofsen ist.

Der Staatsvräsident von
Mürttemberg

StutLgart, 8. Mrrz. Jn, de-r württem/berg schen
LaiiLesoepsammlung ist mit 100 von 129 aibgoeelbe'
nen Stmllmon der bisherige Ministervräsvc'Snt
Vlos zum Staatsvrä-sidenten gewäblt
morden. 28 Stimmsn waren ungültig. Eine
Stimme entfiel auf Dr. Li.itdc.monn.

Neue Uebergriffe der Feinde

Die doutsche WässenstillstanLskommistion teilt
mit:

In dec Vollsrtzung dc-r Waffenist llskaüdskonw
mckstion in Spaa vvm 6. März ist im lMufftrcvge der
kdeutfchon Regckerung de„ Mliieröen solgenid-e Note
übergeben wor^en: Die dcutschs Negierung hat
dwvcm K-enntnis erhalten, datz divlomatifchc Vcr-
treter <der Entsntc'sta-aten nicht nnr in nentra-
lcn Starrten Europas, sondern rruch i-n rnchereiurc^
vä-ischm LLnidern daraius hckrvwckiken, die de-ntichcn
Vankgu 1 haLsn und Essekt-en su sver-
ron und somit den Angchörigen d?s Dentschcn
Risiches -das ihnen nach dem Lan'desgesetz zustehende
Versimungsrscht stber ihron crnsländischcn Bcsttz
schmälern. Alle dck-ese Versi'che rvackden unter Hini-
weis -cricf idas am 13. Dczember 1918 in Tri« r
gctrosfene F ina nyab? omm « n imternommcn,
wob-cii j-eidoch rur Begvündung ein Mortlaut cmge-
fiihrt w'rrd, der sang unzutresse n>kd> gckürzt ist.
Es handclt sich dabei um cine dnrchons unrich-
tige MioL-cWaibo der von Dentchl-md Lezügl'ch
des Bcfftzes von Pr-ioatcn und G-elseNchaften Lber-
uommen'sn Venpflichtungen. oine Wi-edergabe, die
deni Schritt zu« Spcrrung von Werten e'ne Hnnd-
bäbck zu bicten eeoignet erschoint. Mit Riicksicht
auf dieses Vorgeben imd im Hinbl'ck a"s die da-
dnrch imter den Betrefsendcn he-rvorgerufsn-e Bsun-
ruhigung siol't sich die d-outschs R-ogierimg vcran-
latzt, ausdrücklich zu -ercklären, datz ihre Wor-
treter in Trier keimerlci W-rvsl cht'mgen ein-
segangen sind. durch d-ie das Dersügungsrecht der
deutschen Neichsangehörig-n übcr rl>r Guthcnben
vnd ibre Wertvavicre im Anslande mgrN'd'v-ie e'm-
g-ckschrnnkt wird Es wüche dcr dcutschm R-egie'.ung
übrigens auch -cvus rechtlichin, Grckind-'n durchaus
nnmöglich geivesen se'm. Lckese W-evpslichtungen
einzugehen. Sio sieht sich abcr auch zu ihrem Be-
dausrn genötckgt, da'-aus h/wiumscksen. datz es ihr
boi Fortsetnmg jen-er Sverrverfnch^ Schcr-'-er!g?e't«m
bereiton würde. ihrerseitv dis Ve-rvslichiung
einznhalteir, di-s sie übernommen hat imd d-ene-n
nachzuikommn sie bsstrebt ist.

Aufruhr in engl. MMtärlagern

Liverpool, 8. März. Der Lckiv-eLvooler Expvetz
moldet: Das Misioergniigen über die L-arllgsanttttt
der Demobrlmachung sührt-e su «cknem evnstsn
mili 1 ärischen Ausruhrim L-agsr von Rhyi
in Wales. Die Vorräte wuiLsn geplünderr.
Eckn Vettrster des Kriegsamtes hielt oine Aiw-
sprache ani di-e Mannschci'ften unkd versvrach ihnon
dio dlbstellung dsr Mtzständs.

London, 8. März. Nach dcn amtlichsn Mit-
tsilimgen ist es im Lager von Rhyl jetzt wi-cdsr
ruhig. Es besteht keins Essahr, datz es su weck-
teren Uiwuhen kommen wirb. Die kanadilschen Bc-
hörden stcllten- die Orldinung ohns UntovsLützuillg der
britilschen Truppen wckeder hsr. Sis tsiltrm dsm
Kviegsamt mit> dasi sie auis kden Au-fruhr- hin bine
vormobrtsn Eiillschiffungsn wünschten. Dio kana--
d-.schen Bohörden übernahinsn die volls Vsriantwor-
timg fiir dcksziplinattsches Vorgehen. Sie verbas-
jeten eins -Anzahl Loute, die bei den Schrstzers!-en
betelligt ivarsn. Das kanoldcksche Hauptquartier in
Londan erläsit fernor Sins Verlcrutbiirung. wottn
es heisit, geven dcke Aufrührer. von idenen e-in grotzrr
Teil schon verhaftet worden ist. werde scharlf vorge-
ga-usen -wer-den. Eine 'Anziabl von Zivilisten
nahm ain den Unr-uhen tei-l. ZmÄlf von ihnen sind
bereits fostgenommen und d-cn Ziwcklbehörden über-
goben worden. Jm Verlaus Ider Unr-uhen wurdcn
diei Ausrührer und zwe-f Wochtvosten
ae 1 ötst. 40 Mann, d-avunter -wc i Ofsckziere
wurdcm venwuuldct. Zm Laser von Nhyl besi"den
sich 25 000 Kanüdier. die aulf das Einlch->sscn
warten.

Badische Politik

Die Wünsche der badischen
Landwirtschast

Anlätzlckch ecklner vo-r wen-igen Tage-n ckn Karls,
ruhe abgehnstensn Besprechung -der Rieüier-ungsvsv
treter mit 120 Vertretern dsr Landwirtscha.ft o-us
dem sanzsn Lande unterbreckteten d-er Esn-osj'en-
sllMstsverbanld bad. landw. DereiniMngen. der
Bauernrat und b-ad. lia-ndw. Vsrsin der RegcksrLiing
e'me Ein-gabe, in der die Wüusche der Lad. Land-
wirtschast niedergelegt waron.

Darin wird hervorgvhob-sn. dis Landwirtschast
erkomie die Notlag-s der Stäldte und die Zwav^s-
krge der Riegcksvung an und sei beveit. dcke Ergeug-
n-isse in grötztmöglicheni Umfang don Sädten zur
Verfügimn z,u stollen. Erotze Veunvuhiisung babe
aber in 'andwittsastlickMi Kreisen die Forderunig
auf soisortigen Abbau der Preise für londwirt-
schcrftliche Erzougnckffs hervorgerufsn. Die Höcbit-
preise -des Ernteiahres 1918 sollten als Mindssi-
preise 'für 1919 der Landwiittsch-ast Wgebiilli'gL
werden. Bsi einem schllocki-on Ernteans,f>all sollte.
wenn nötig. oins Dreckserhöh-nng eintrete-n. An e>i-
nen Abbau derPreise könne in di-ssem Zahr
nicht gedacht wsrden. Ferner wird gefordert,
datz die Resierung mit allsm N-ackdvuÄ g s g s n dio
WiodsreinfA>rung -der Sommerzsit ointritt.
des weitereii, datz bsi gutemi Ausfall der RaM-
futterernite die Verordn-ungsn über d>ie Aib> i-se-
rungspflicht und die Höchstprsif-e für Heu.. Stroh,
Nüben und Eemüse ai'ifi^ieb-olbe-n werdsn. sben-so
dis Höchstpreiikss und BeschlaiMalhms vom Tabrk,
Branntcwoin. Han-f imd Flachs. Zur Verhcknde-
rung dss Vieh-- und Fleckschkchleckchhand-ols empfeh--
len dis Lcmdivirts die Einfüh-vu-ng des ViiehEata-
stsrs. Dcke Viehihöchftproii's lollten arügcsio.Lei,
und redligttch die Flsickchhöchstvreise in W-rTvm-
koit bleibon. Untsr all-en U-mständsn sollten so-
fort die noch vorhan-dsnen Zuchttiere. MÄch isre
und Wr Zucht geei'ignste' Kialbinn-sn von der
Zwanascibgabs bttrett werdsn. Vom Bogirnn der
Erünfütt-erung -alb s-ollsn die Vishah-lieferunson
ein-geschränkt unkd der Tsrmin der H-aussch-lacht-un-
gen bis 16. April v-svlängsrt werden.

In der Eiillgabe wivd bann fsrner woch eine
Nsihe Wünsche bezüg>'ckch der Eut-oian-mig von Hou
und sonstigem Rauhfutter, bszimlich der Wtt-
schaftskarte und der Beschafsung vvn Düngemckt-
teln vorgetragon und schlietzlich kdsr Wunsch uach
Schcrfstmg oines Landwittsck-astsimtmistsrmms vor-
gebracksi. __

Aufheünng ües Bel agerun gs,u.
staudes in Mannüeim. Der Belaaerungs.
znstand ist am Sonntag durch Beschlnh der badischen
vorläusigen volr-regierung fiir Mannheim auf-
gehoben worden.

Aus Baden

Spartakus in Mühlhausen
bei Wiesloch

Miihlhausen v. Wiesloch. 9. März. Mie wckr in
dsr ,Missl. Ztg." lofen, hatte das Ersbischöfl.
Ordinar-iaL einen von dem „Soattttkuoklub
Httbslbsvg" milerzeichnetsn Drvhbttsf erhackten. in
osm dis sofortige Versetzung L-es Pfarrers Geils <
aus M'chlhausen vsrlangt wurde, anidsrufalls er
von den Svartakisten mit Gowalt entstrnt w-ürd«.
Von Äiossm Brief hatts Pfarrsr Gsi-ler K«nntnis>
unb sr bospvach ihn im Eotteskdie-nst. Davauf wurde
«rm Mttwoch letztsr Woche dis Einaoohnsrschaft
durch Glvckengeläuts uilld Tronivstcnblaissn a-lav-
m'stt und c-rne 700kövfigs Msnschennrsnge ifammelte
sich vor Lsm Rat- und Pfarrhaus, wo aus der,
Mitto der Devsammlung Lsr Rücktritt des
Bürgermeisters und Gemsinderats ge-
fordert wurde. Man schickts eins Mwridirung zn den
GemsindsVSrtretsrn, Lcke fich -aber wsügottsn, zu ver-
handsln. DarcruWn wurde lurzsrband der game
Gsmeinderat sür abgesetzt «rklätt vnd sin ncusr
Bürgsrmeck-ster sowie nsue Eeineinderäte gewählt.
Schlckesil-ich gelang es aber dem Vszittsamt
loch, dcke Mngslsgsnheit zu schlicht«n.

Mannheim, 9. März. Dsr 19jähttge Raübmörj.
der Zosef N «idig, tzsr hisr die Ehefnm d?r Ste-
rcotypsurs Grunert srmordsts und beraubte, ilsi!
festgenommen worden. Jn der Nacht WM
Samstag wurLs Nsidig gegsn 12 Uhr von si-nc-m-
Sck-utzmann srwbscht. als ex übsrm Nsckar in der-
Alvhornstratze am Marktvlatz beck ssrncni Druder
sib'lld. Nsidckg datt als iib-ettühtt geltsn. da di«
Kette einer Uhr, dis zu den g-eraiibten Gsg-enftän-
den gehörte. vor ccknigsn Tags-n bsi L«m V-rnId?'»
cntdsckt wurde unb so anf dis richtige Spuv fü-hrte.
Nsidrg hat sonisni Ov-fer nicht wsnigs, als 45
Msfferstiche beigebracht.

Ettlingen, 9. Mär». Zn dc-n -letzten Tagsn sind
zwai Krcksgsgefangsne nach verwegcnsr
F-lucht bci ihven Angehöriosn in Ettlingsnwsisr
«tngstroffe-n. Sck-e warsn, wto Hmidetttoüfniids v-n-
serer Landslev'te. zu Len A-u fr ä u mun gs a r-
beiten wuf dem KriegsschnvVkatz hsrangczoscn
wovden. Dort mritzten di-e Eeffangenen schwcr uvd
untev grötzten Gefahren arbeijen. Mtte
werden nckcht wiederkehren.

Aus dsm Leserkreise

(Fiiic Lie Auskassungen unter dieser lleberichrffk
trägt Lis Schriftleitung nur Lle prctzgesetzllchsi
Verantmortung. — Die Zuschriften müssen der
Schristleitung segenüber mit dem vollen Ncnnen
dcs Einsenders versehcn sein. Aus Wunsch wirv
der Name verschwiegsn).

Irnpser, für die Echulcnr
Wegen der Blatterngesahr sollten in allen
Cchulen alle Kinder llassenweise geimpf»
werden. Auch jene bei denen cs in den letztcn
Zahren- schon geschah. weil bsi Nielen die Jmpfung
doch nur sehr schwach ange»gangen tst. Eile tu»
aber Not!

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