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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0347

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Kr.62

Heidelbergec Zeitung

Freitag, den 14. März 1919

Deutsches Reich

- Osivreunen im Belagerungszu-
stand. Ucber ganz Ostvreusrcn wurde dcr Bela-
gernngszustand verhängt. Dex Eiscnbahn-
verkchr m»t Thorn, Bromberg und Schneidemühl
wurde eingcstcNt.

* Die riinstige urens,ische Berfassung. Die ver-
fassungsebeiide preusgsche La n.dosv ers-ammil-ung
stellt die kiinftige preuszische Vers.assung sc!st und
erlässt EeieLe, die keinen Ausichuib dul-den. Ihr
Prnsvdent berust die Nogierun«. Der Minister-
präsident fübrt in i>br den Vürsik un>d gibt bet
Sttminengieichheit doi, Ausschlag. Ieder Staats-
niimster bedars i,u soiner Anttsfübrung das Ver-
traucn der verfassunggebonden Landesversaimm-
l-ung und ist ibr verantwortlich. Die vollziechende
Geivalt st-eht lder Regievuirg ?iu. Dio StaatLiim-
uister sind verpflichtet. auf Verlangen i.n der ver-
jassunggobenden Versammlu.ng i-iu erscheinen oder
einen Grund für di,e Mchterteilung emrer sc-s-or-
derten Ausknnft M seben. Das Gosek tritt mit
der Annahnve durch di-e Laitdesoebfamlmtung, tn
Krait.

» Di< prenhische Landcsversammlung ist aestern
in Berlin schammengetreten. Minrster Hirsch
hielt die Eröffnungsansvrache. Alterspücisiident ist
Ider Jeittrumscvbgeovdncte Herold. Akg. Hosf -
mann (U. S.) brachte e'men Anivag aus Avfho-
bung des Be-la-gerungszustiandes m Berlin e-tn.

-i- Aus dem spartaklstischen Sckimpflerikon. Die
«Rote Fahn-e". das Zenivalorgan des SpartaEus-
bundes. hat vor tzurzem den L-eiter des »Vor-
wätts". F-riedrich Stampfer. wisderholt eiinen
Mörder gcncmnt. rvsiil er angebttch nicht ver-
hindert habe. dast SpartaEisben. die den „Vor-
wärts" bcheht hatten, erschoffen worden stnd. Mtt
dem Borwmrf Mörder, Blutb-und. Verräter N
das Organ des Spartakusrbundes überbaupt scbr
froigebig. Ein Mitarbeiter des ..Vorwarts" bat
deshalb eine Schimpfftatistik für dte „Note
Fahire" aufgemacht -u-nd heransgevechnet. dast die-
ses Bl>att in den ketzten sechs Wochen — in 42
NiMmern — 318 mal den VorwurfMör-
d-er. 227 mal den Vorwurf Bluthund und
461 mal dem Vorwurs Verräter erhobsn
hat.. Von kapitalistvschsn Söldl'ingsn unirde 30ö
mcrl umd von Schevgen des G-rokka-vitals 259 mal
gesprochon. — Das ist für ein vaar Wochen eän
reichlicher Vsvbrcruch starker Worie. Aber. rvi«
immer tm L-sben. machem starke Worte beir -all^u.
reichltcher Medsrhalunig. ke'men Emdvuck mebr.
Lrn Vluthund ist schlimm. eiNL Meut« von 227
Bluthunden ist lächerlich.

^ Der Streik im Nuhrrevier kcmn als Leendet
angesshan rverden, da am Donnerstag morgen m't
verschwfndenden Ausuahmen die Belegschaften aller
Eruben an-gestrhren sind.

Aus dem Leserkrreise

(Für die Auslaffunsen unter dieser Uebcr>christ
trägt dle Schriftlettung nux die prebgesekliche
Verantwortung. — Die Zuschriften müffen der
Schriftleitung gegenüber mit dem vollen Namen
des Einsenders versehen sein. Auf Wunsch wird
der Nance verschwiegen).

Erklärung

Es ist wsnÄier ein v-ersönlicher An-
>6 r iiff auf mich erfolgt. in der Süddeutschen
Zeilung, und wrrd in Flugblättern unter der
Beoölkerung Heidolibergs verbreitet. Der Angviisf
erfolgte anonym. Ich bitte die Leser der Zsitung.
<vuch bei Mkünfttgen Angrisfen keine Antwort von
>mir M erwarten. Anstelle oimer Äniwort soi es
mir gestattel. e'm VmbÄ-wort M sehen: „Da nun
das Kraut wuchs und Frucht bvachte. da faM> sich
auch das Unkraut. Da traten die Knechte ?,u dc-m
Hausvater und s-prachen: Herr. bast du ntcht Mlon
Samen auf den Acker gelsät? ÄLober hat -er dcrnn
Unkraut? Er sprach zu ihnen. das hat dsr
Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du
denn, dast wir hijugehen und es ausiäten? Er
sprach: Neinl auf dak ihr nicht zuglei ch don Mtt-
-en ausraufet. fo thr das Unkraut ausiätet. Laffel
beides mrt etnander wachfen bis zu der -Ernte."
(Ev. Mt. 13. 26—30). Mcvn vevlanae nicht. dak
der Knecht -immmehr doch bas Unkrcvat ,zrr fäton
trachte! Hans Ehrenberg.

SaSisthe Nationalversammlung

Annahme der Städte- und Gemeindeordnung

Fernsprechec Nr. 82 und 183 Serte 3

Ausschreitmlgen Tn Villingen gegen das dortiae
Volksblatt und etn Antrag der Deutsch-
nationalen. der ecne Aktion der Nationatver-
sammlung zugunsten der Kartofselversorauna des
Landes verlangt. » »

Karlsruhe, 13. März.

Präsident Kopf eröffnete um 9 Uhr 20 Min.
die Sitzung.

Abg. Kiefer (Ztr.) frägt vor Eintritt in die
Tagesordnung an. wann die Beantwortung seiner
Jnterpellatton iiber die T e x t i l t n d u st r i e er-
sotgen werde.

Abg. Dr. Leser (Dem.) weist darauf hin, dah
auf eine kurze Anfrage über die K a r t o f f e l v e r-
sorgung Hetdelbergs ebenfalls noch keine
Antwort erfolgt set.

Präsidcnt Kopf leilte mit, datz der Ernährungs-
mlnister sich bereit erlläre, die kurze Anfrage des
Abg. Leser und andere Anfragen über Ernäh-
rungsangelegenheiten zu beantworten.

Das Haus setzte dann die Beratung der Ge-
setzesvorläge über die

Städte- uud Gemeiudeordnung

fort.

Abg. Ceck (Soz.): Die rasche Entscheidung der
Vorlage wäre aus mehreren tprünben notwendig,
vor allem, weil das bisherige Wahlrecht nicht meyr
in die neue Zeit paßte. Es habe überall Eenug-
tuung hervorgerufen, dcih die Vorlage so rasch ge-
kommen ist.

Abg. Vogel (Dem.): Für die Zukunft möchte
tch doch bei der Veratung der Eesetzesvorlage ein
gemäßigteres Tempo sehen. Das Gesetz ist
dem neuen Zeitgeist entsprechend ausgefallen. Jch
war auch stets ein Gegner des Klaffenwahlrechts,
aber so schlecht wie das preußische war es nicht.
Wir haben jetzt das freieste Eemeinde-
Wahlgesetz. Das Wahlrecht zu den Gemein-
den, von dem man annahm. es käme zuerst, ist zu-
letzt aekonlmen. Den sozialdemokratischen Antrag.
daß oer Oberbiirgermetster nur auf 6 Jahre ge-
wahlt werden svll. kdnnen wir iiicht empfehlen.

Abg. Dr. Mayer-Karlsrühe: Eegenüber dem Ge-
jetzeirtwurs haben wir schwere Bedenken. Jn den
Krelsen der Techniker herrscht Mißbehagen dar-
über. baß sie in der Venvaltung der Städte nicht
genügsnd verwendet werden.

Abg. Marianne Webcr (Dem.): Die Mitarbeit
der Frauen in den städtischen Kommissionen hatte
früher nur einen symboltschen Wert. Das Haupt-
gebiet, das bisher die Frau in der Eemeinde be-
arbeitet hat, ist die W o h l f a h rt s p f l e g e, die
auch in der Zukunft bleiben werde. Bis vor dem
Kriege waren 11 000 F auen bei den Städten
ehreuamtltch', 900 Leruflich für die Wohlfahrts-
pftege tätrg. Ietzt werde sich ihre Zahl noch be-
deutend vermebrt habcn. Es müßten aber noch
mehr systematisch vorgebildete Frauen von den
Gemeinden angejtellt werden. So sollte sich über
das ganze Land etn Netz von angestellten Kreis-
fürsorgepflegerinnen ergeben. Während
des Krieges haben dre beiden Kreisfürsorgsrinnen
in Heidelberg ganz besondere Arbeit geleistet.
Wichtig sind auch die Schulpflegerinnen. Weiter
sordern wir P o 1 i z e t p f l e g e r i n n e n. Jedem
einzelneii Fürsorgefall haben wir liebevoll gegen-
überzustehen und den Einzelmenschen zu behan-
deln. (Beifall ltnko.)

Abg. W-deman» (Ztr.): Die Gemeindevertre-
ter haben während des Krieges ihre Pflichten er
ftillt. Die Selbstverwaltung der Eemeindsn muß
weiter ausgebaut werden. Mehr als bisher muß
sich die Gesetzgebung um die Eroßstädte beküm-
mern. Den sozialdemokrätrschen Antrag auf Ab-
änderung der Wahlperiode der Oberbürgermeister
lehnen wir ab.

Abg. Schön (Dem.>: Die Gemeinden werden
die schnelle Arbeit begrüßen. Die Eemeindebeam-
ten. die jetzt abgelöst werden, haben im Iahre
1911 ihre Arbeit übernommen in der Hoffnung,
daß sie m drei Jahren abgelöst werden. Sie hatten
aber einen harten Dienst von sieben Iahren, rn
denen sie sehr unter der Kritik zu leiden hatten.
Der Gesetzentwurf bringt Verbefferungen gegen
früher. Einsichtige Gemeindeverwaltungen haben
sich bemllht, Angehörige aller Parteien aufs Rat-
haus zu brtngen, damit sie sehen können, daß auch
da mit Waffer gekocht wird. Die Frauenarbeit
in der Eemeindeoerwaltung wird dazu beitragen,
daß die Bürokratie auf dem Rathause sich nicht zu
Lrett macht.

Neues aus aller Welt

* V llenkolonie kaiserlicher Familienmi^glieder.

Wde Waldecksche Zeitungen berichten. bsabsichttgen
Mitglieder der kaiserbichen Fcvinüilie in dvm Bad
Wildungen benachbarton Badeorte Reän-
h a r d t sh au>s e n stch anzuste-dsln. Es foll be-ab-
stchtigt wevden. eine Villenkoloirie dort zu orrich-
ten. Zu br-ei-sin Zwecle sind bereits -Ln-gsbltch eine
kafferliche Hof>dam,e -und ein friibe-re-r kaiserlicher
Arch'tekt vom Hofftaat bort eingetroffen.

^ Ein Ceschenk der Stadt W en an die Stadt
Zürich. Dier Staatsrat tn Wren bat besch offem.
die in Wien befinbliche Handschrift der Briefe
Gottfried Kellers -an Paul Heyse zu
erwerben und ber Studt Zürich in Erinnerung an
die Schwe-i^er Hilfeleistung znm Gesichenke zin ma-
chen. In Zürich mird dieHe ltt-evarische Gabe mit
waöme-m Danke -aufgenommen. Die SamiMlu-ng
d->e manches Kl-oinod Kellerscher Brieföuinst -snt-
hält. ist ein Vermächtnls Pauil Heyses >an >seänen
Wiener Freunb Max Kalbeck. dem bekannten
Brabms-V-iographen. Kalbeck bcrt didse Briese erst
vo.r wenigen Monaten. gogen Weibnachten 1918.
verösfentlicht.

* Der Rächer seiner Ehre. Vor dem Schwur-
gericht Güstrow stand dieser Tage der Zahniarzt
Prof. Dr. Reinmöller unter der Anklage. den
Schauspieler Brings vorsätzlich «ctötiet zu ha-
ben. Frau Nemmöller hatts, als ibr Catte i-m
F-elde stand. ihre Gunst besonders dem sen.ann:en
Schauspteler zugewandt. der. als Professor N vo-n
der Frvnt aus Urlaub zurückkehrte. di-ese Bez>Ä)Un-
gvn unter Ebvenwort in Abrede stellte. kann aber.
als ste eklatant erwieisen waren. rür ben betro-
genen Gatten nui: Hohn und Svott'hat'-e. Der be-
leidi^te Eheniann schoß daraus -den als Fraueniä-
ser übel berüchtrgten Verführer turzer Hand me-
der. Die Geschworenen berücknchtigten die seelt-
scky'n Vorgänge bei dem Angellagton imi Augeu-
blick der Tat und vern'.-inten dte Schuldfrage. Där-
«'-tthiy erfolgte die Freisprechung des An-
igeklo.gleii. die überall sympathisch ausaeuommen
wurde.

^ Dcr Theaterarüeiter als Haupldarsteller. Es
war in den Tagen des 'Geiieralstreiks. Das deut-
sche Künstlertheater in Verlin war tn Verlegew
heit. Herr E ö tz. der Dichter und Hauptdarsteller
der ..Nachtbeleuchtung". war infolge etnes Ver-

kehrshinderniffes nicht im Theater. Sein sonstiger
„Ersatz" war auch nicht aufzusinden. Indeisen
wartele das volle Parkett auf den Beginn. Schließ-
lich ordnete Direktor B a r n o w s k y an, daß der
Schauspieler Morgan die Götzschs Nolle lesen sollte.
Etn veinliches Verlegenheitsmittel. Da meldet sich
der Theaterarbeiter Rolf Pilarsky: er er-
biete sich die Nolle auswendig zu spielen. Er will
für das absolute Eelingen sorgen. Es ist Nevolu-
tionszeit . . . man wagt das kühne Experiment
und vertraut dem Theaterarbeiter, den man nie
als Sckiauspieler sah, die Hauptrolle an. Siehe,
es waro ein glänzender Erfolg. Pilarsky
spielt und liesert eine so glänzende Kopie von
Kurr Götz daß das Publikum, die Mitspielenden,
der Dirertor aus dem Staunen nicht herauskom-
men. Berlin ist über Nacht um ein erstes Dalent
reicber und wenn wir Glück haben, fördert der
nächste Generalstreik auch einmal eine noch un-
entdeckte Ophelia zutage, die einstweilen noch
Earderobenfrau ist . . .

* Der Druckfehlerteufel. In einem württemb.
Oberamt veröffentlicht namens des Bezirksaus-
schuffes der Volkshilfe für württembr. Kriegsgefan-
gene der Oberaintmann in seinem Amts- und An-
zeigeblatt einen Aufruf zu Protestversammlungen
gegen dte Zurückhaltung unserer Brüder in der
Gefanaenschaft. Es heißl darin: ..Die 800 000
Deutschen. die noch hinter Stacheldraht schmachten,
mit den 24 000 Drückebcrgern darunter. sol-
!en wiffen usw." Allgemeine Entrüstung der Le-
ser, schweres Kopfzerbrechen Des Nätsels Lösung
im Druckfehler: es sollte 24 000'W ü r t t e m b e r-
ger heißen.

" Dao sterbends Vcnedig. Wie die „Idea na-
zlonale" mitt>'ili. ist Venedig das seinerzeit beim
Beginn der Oktoberoffensive 1917 von vtelen tau-
send Einwohnern verlaffen worden.ist, auch hwte
nock eine sterbende Stad. Von den 160 000 Ein-
wohnern sind heute kaum meh'r 50 000 vorhanden.
Die Venetianer leben noch immer in ganz Italien
verstreut uud warten auf eine Besserung der
Lage.

* Der allqemeine dentsche Zeittralverband zur
Vekämpfung des Alkoholismus E. V. wendet sich
in einer Denksckrift an die Nationalversammlung
in Wetmar gegen dte Verwendung der Gerste
zu Brauereizwecken und fordert die restlose Be-

Abg. Martin tZtr.) wünscht eine größere Selb-
ständtgkeit für die Gemeinden, namentlich auch
für dte kleineren Eemeinden. Durch die Kriegs-
wirtschaft yabe sich das Amt des Bürgermersters
zu einem unerquicklichen entwickelt.

Darauf wurde die allgemeine Aussprache ge-
schloffen.

Jn der Einzelberatung wurde der Antrag
der Sozialdemolraten, die Amtsdauer der Bürger-
meister auf 6 Jahre festzusetzen, abgelehnt.

ribq. Venedey <Dem.) erhob die Forderung. daß
die Wahl der Bürgermeister und der Gemernde-
räte direkt ersolgen werde.

Abg. Leser (Dem.) vertrat einen Antrag zur
Abändernug des tz 20. Dieser soll dahrn erwertert
werden, daß auch i,r den Eemeinden von 2000 und
4000 Einwohnern in mehreren Wahllokalen ge-
wählt werden darf.

Der Anrag Leser wird mit der Aenderung im
Sinne der Anregung des Abg. Seubert einstim-
mig angenommen.

Dte Gesetzesvorlage wird einstimmig angenom-
men.

Nachmittagssitzung.

Abg. Maffa (Dem.) verlas setne kurze An.
frage über die Schaffung eines Ernäh-
rungsbeirates.

Minister Trunk: Die Negierung hat einen
Ernährungsbeirat gestaltet und dabet die früheren
Mitglieder des parlamenkarischen ErnLhrungsbei-
rates zugezogen. Dieser Ernährungsbeirat hat tn
zwei Tagessitzungen die Fragen der Volksernäh-
rung durchberaten. Der Ernährungsbeirat wird
alle 14 Lage zusammentreten.

Abg. Dr. Leser (Dem.) verlas seine kurze An-
frage llber die

Kartoffelversorgung der Stadt Heldelberg.

Minrjter Trunk: Es ist der Regierung be-
kannt, daß in Heidelberg in der letzten Zeit
auf den Kopf der Bevolreruag je zwei Psund Kar-
tofteln gegebön wurden. Leioer ist Heidelberg
nicht oie emzige Staöt, tn der die Kartoffelver-
sorgung zu wun,chen ubrig ließ, denn die Lage der
Kartofselversorgung ist tm ganzen Lande schwierig
gervorden. Den Städten tonnen aber jetzt nicht
ausreichend Kartofseln g.ltefert weroen. Eme Zu-
weisung der Kartoffeln von Lestimmten Ueber-
schußverbünden an Städte ift nicht angängig.
Einer Erhöhung der Kartoffelpreise kann die Ne-
gierung nrcht zustimmen.

Darauf solgen die 3 Interpellationen,
die Ernährungsfrage zu ihrem Grunde hatten, dte
des Abg. Weißhaupt (Ztr.) über die Erhal-
tung des nötigen Vichftandes, der Jnterpellation
des Abg. Vogel (Dem.) über die Fleischver-
sorgung der Bevolkerung der Städte Mannheim
und Heidelberg und uber die Jnterpellation
des Abg. M ü l l e r - Schopfheim (Soz.) über die
Notlage der Landwirtschaft infolge der Futter-
mittelnot.

Minister Trunk beantwortete alle drei Anfra-
gen zusammen und verweist auf die Verordnun-
gen, oie zur Bekämpfung des Schleichhandels und
seiner Vegleiterscheinungen eOmssen wurden. Diese
sollen in Zukunft scharf durchgeführt wer-
den. Er verlangte in dieseM Zusammenhange,
daß dte Autorttat der Ueberwachungsstellen und
der Bezirksbeamten mohr wachsen müßte. Anstelle
det Vtehkataster solle einö" ständige Ueberwa-
chung der A i e h b e st ü n^r-in den einzelnen
Ställen durchgeführt werden. Etne Herab-
setzung der Fleischration werde vom näch-
sten Monat ab erfolgen müffen.

An die Ausführungen des Ministers schloß sich
eine lebhafte Aussprache an. an Ver sich die Abgg.
Frhr. v. Gleichenstein (Ztr.). Kurz (Soz.),
Neck (Dem.). Karl (D-N.). Spang (Ztr.),
Nemmele (Soz.) und Ftscher-Lahr (D.-N.)
beteiligten. Dem Abg Fischer, der Beschwer-
den der Tabakbauern gegen die Dabalhan-
delsgefellschaft vorgebracht hatte, erklärte der Mi-
nister, daß die Tabakpreise erhöht worden seien
und daß diejenigen Tabakbauern, die frllher ab-
geltefert hätten. eine Nachzahlung erhalten sollten.

Während der Sitzung maren zwei Anträge ein-
gelaufen, ein Zentrumsantrag wegen der

schlagnahme

Um halb 8 Uhr wurde die Sitzung abgebrocken
Nachste Sitzung: Freitag vormittag 9 Uhr'.
Fortsetzung.

AuZ Baden

Ai!annheink, 13. Märr. Ssin 25jähri!ges Jubiläum
als iSchlotzb'lblioMEar federt Prof. Max Oeser,
der bekanntlich auch Mitbsgrünber dos Iourna-
lfftsir- ivnld Schrtftstellerveveins Mannheim ist. Der
Iubiliar wurde 1894 durch Mmffter Aug. Lamey
zur Leitung der Mannheimer Schloßb'ckliochek de-
rufen unb hat im> dchem Amt segsnsreich gswirkl.

Mannheim, 13. März. Zwei wortere Svartir-
kistenfübrer. beilde Arbeiter b-im >tädtisch:n
Easwett Mannheim, wuuden hier verbaftet. Einer
von tbnen nmmns Vraunig vühmte sich se'men,
Arbeätskollogen gegeittvber, einer der ersten gewe-
sen zu fvin, dte das Amtsgericht gestürmt haben.
Eruttd! lag für ttin darin, serire Strafakten. die we-
g-en verschiedon-sr Taten dort lagen. cms der We-lt
zu schäffen. Davaus gebt sanz deutlich heroor, dcch
d!e Spartäkisten nicht für die N»eale dss Kommu-
nisnrus, sondern nur für ihre eigenen Iittercffe-Ni
putjchten.

Karlsruhe, 12. Märs. Dte Badische OLst-
versorgung hielt bntte vorm-ittag im StänldS'
bause tm Sitzmrgchaale der früheren E 'sten Kain.
mer. sine Bösvvechung ab, an dsr sich Virtreter ver
Koiisumenten, der Produ-snten, dss Hand.cks, i>er
Regierimg un!d der Preffe bsteil'gtenr Mit 25Stöm-
men wurde bsschloffen, die Obstoersorgung auch
im laufenden Icrhre dbenlso zu gsstalten. wie ttn
Icrhvs 1918. 7 Stimm-en svrachen sich für etne Der-
scharfung der Bsiforgungsmaßnähmen <ms. 5 für
den fveien Hand'l. Nachmtttcvgs hislt d'e Bädischs
Gemüseversorgung eine ähmlichs Besvrech-
ung ab. BcMlüffe wurden nicht sefaßt.

Pforzheim, 13. Märr. Die Zahl der air Ty vhu »
erkuvnktsn Personen beträgt etwa 700, meistens sind
Frauen und Kindsr davon beiallen, Männer wer-
den von der KvanLbeit selten ergr'vffsn>. Man nimmt
an. datz dte Ansteckung durch Waffer erfolgt fft unü>
zmnr durch eine Lsitung, die bereits vor 25 Jahrsn
eine Seuche hevvargsrufen hat. Es sollen auch To-
des-källe vorgokommon sein.

Lörrach, 12. März. Der hichrge Bolksrat uich
das Eeweaikichäftskartell lteßen eine -Bekanntmach-
uiig anschlagen, worin mitgeieilt wird, daß der Lei-
ter des stäldt. Nahrimgsmtttelamt-es. Scheme--
nau. dsr Vorsi>cvn,d dss Bszivksamts Dörke uinÄ
dsr ArmeiMßlager Kolb ihrer Posten enthoibe-n
w:rden. Mehveve städtffche Bcointe erhielten ernste
Vermarnungein. Der VEsrat gibt d!ese Woche
B ü chs -e n fl eis ch -aus unter Atusichaltung der
besseo gestelltön Bürgerschaft.

Zimmern (b. Engen), 12. März. Eine von vielen
Landwirten besuchte Versammlung befaßte stch mit
der Erwerbung v. Fürstl. Fürstenberg-Gü-
tern. Es wurde eine Entschlteßung an dle bad.
Volksregierung gefaßt. in welcher gefordert wtrd,
daß die Verkäufe der Fürstl. Eüter eingestellt und
die abgeschloffenen Verkäufe wieder rückgängiq ge-
Macht werden follen. Die Aufteilung oes Groß-
grundbesitzes soll derart durchgeführt werden, da-
mit sich alle Landwirte der betr. Eegend daran
betetligen können.

Villingeni, 13. März. Svartakusleute ha-
b-en das .LZillinger Volksblatt" bosstzt. Sie voilan-
gen dre Entfevnuirg des iyncn mißl'.ebigen Schrtft-
leiters Fehrecke, der seit kurzem das Blott le'i^-
tet. Früher war er Rodkateur des „Zollers" m
Hcchingen. Der Bürgermeister von Vill ngen hcij
sich nnt dsr Bitte rmr militärksche Hilfe an das Mi-
nisterium geiwandt.

lagernden

der in den Brauereren
Gerjren- und Atalzbestände.

' Der Zirkuo Sarrasanj hat während des Krie-
ges fast ssinen ganzen Tierpark wegen mangel-
hafter Ernährung oerloren. So sind umgetom-
men alle 36 Löwen, und 24 Tiger, 30 dänische Dog-
gen, 1 Elefani, 1 iliilpferd, eine ganze Herde As-
fen. 24 Kamele, 44 Renntiere, Seehunde und See-
löwen, 30 Slrauße, 4 Zebra. 3 Känguruhs, 2 Ta-
piere. Es wurden auch viele Pferde zum Mrlitär
etngezogen und sind verendet.

* Ein Walilkuriosnm war in eiinem Dorfe des
Oldenbuvger Landss bei der Oa-ndtagswahl M
verzeichnen. Em Wälh.er zog vevsehentlich statt
des Wahlz-ettels einen Wiegeschein aus
ljeiner Briestafche -und steckte- ihn in den UiMstaa.
So gechaih es benn. daß bst der VerküivdrgiMg des
Evgobntffeis statt dor Kanditatennamen vo-vge-
lejen wuvde: „Ern Ochse, 602 Pfund
schwe r".

* Der Allgemeine Deutsckie Sprachverein wendet
sich rn einenn ofsenen Bri-ef am dte Rö.chz-ve-gi-c.
run-g nnd di-e Nationalvevscnniink'ung in Wemmar.
Darim heißt es u. a.: Etne Hairptfovderu-ng n cht
irur des D.eutschen Sprachvereins. saa-
dorn des acm.zen deutfch-en Volkes ist geaon-
wärtig -auf chne aate Form der n-ouen Verf.iffu.i-M-
urkunde gerichtet. Das ^u schaffem.de Neichs-
grundgef'etz muß in allem i-öuien spvachltchen
Wsmdumigen und Worstin in klarem. geiwstnu-er-
Mrdstck/sm. gittsm Deutsch -äbgeoßt seim. Das «ilt
öbenso für dm Entmurf des „Gesetzes über die vor-
läufige ReichMervalt" wre für dve zn bsichließende
cknbgültiige Verfassungsurkunde. M auch
bei demr Gntwiirf?>,, dicher oiue 6-ewisss spv-'chltche
Sorgstrlt ittcht M verkennen. so fälst dock durchmeg
neben mamchem Kansteidemtsck n-ock der H-am.g zu
Breite undWe'ttfckviveifigkett äuf. dte dasVerständ-
nis erschweren. Der „Borwärts" in Nr. 50 vE
28. Ianuar 1919) verlaugt deshalb icke-a jetzt die
M-i tarbett von S p r-a ch i a ch v e r st ä n d i g
be>l der endaül'stgc-n Fiffuna-. „Der Entwuaf selbst
mi-e jelde Aend-evimg und jeder Zusatz der Na'i->-
nalv-riiammrlung öollte vor der Abstiimmung sprach-
kich ku>",d'tten Eut>achl^rn vorge-le.gt w-.-rdem. D-'n
Schicksa'lsfvagen der Nittion zientt nicht das alttcke
dürre G>estt?esde>utsch y>io etnra den Formar-ttä en
bes ZivilpvMeffes. Den stärksten und einmütlg-

stem WLderspruck» evfahren dre m Ausstcht gemoim-
mvenen uudeiutichem Bezoichnurrgen für dte neuen
dautschen Emrichbungen. Aemrter und Wüvdon.
Mrt Necht wird darauf hingewiesen. daß b-iGrün-
dumg des Deuffchen Miches 1871 die neuen Ober-
bohörden durchweg deutfche Namon erhielten. Es
wurden kerne Retchs m i n i st e r i e n gebildet. son,
dern Roichsämter, kern Reichsmrnisterprä,
sident murde eiugo'-etzt. soudevn eim Ro'.cho-
kanzler. Völliig doutsch benannte mam das
Reichsamk kes Innern. das Neichsjchatzcttni (iiickst
NoiHsfinanzcvmt). das Reichspostamtt. das Reichs-
geiundhoitsaint (nrcht Rorchssaustättantt). das
Rsichseifeiibahnamt. Und dis ovft svü ex gesrün-
dcston Aenttor, das Nieiichsjmstizamt uiid das Reichs-
mrartneamt. wäro,i daiuats Mvoiifelllos Reicks-
reck)tsantt umd Re-tchsflotteiraiut bemamnt wovdem.

' Dadnrsmns. Ueber diese neue Nichtung, deren
Namen von dem i2tammeln des Kindes „da da"
abgelettet ist. tst schon oft gescherzt worden. Es
jst eben ntcht jeder in der Lage, neue Nichtungen
und neue Jdeen zu verstehen, weil es noch vie>le
gibt, die vorztehen. in altgewohnter Weise zu den-
ken. Einige Proben aus dor Zeitschrift der Da-
daisten mögen illustrieren. wie diese Gruppe jun-
ger Ltteratcn die deutsche Literatur bereichert:

„Die große Senkrechte kam mit dem Pomp des
befiegten Iahrhunderts. Sie ist das Gesetz der
Schrvere sie iit das Gesetz der Statistik und von ihr
ans rasen die geteilten Flächen, von ihr aus
schwirren die Piirabeln und Ellipsen (Vumerang!
Bumerang?) Wir halten die Schweinsblase in
der Hand u. fangen das brennende Werg mit den
Ohren auf. Wtr sind feierlich und so melancholisch
wir alten Priester. Im Tale schläqt man dic
großen Keiselpauken, es stetgt die Zinnoberflut
die Por'eUansterne fallen herab — eioeh, eioey
— wir sind so feierlich und ernsthaft um diese
Stunde. Wir haben dte kleinen Dinge verlernt
wir rissen die Hyazinthen non unsorm Koof. wt,
klapvten die Erde aus unierm Vauck. Das bederi
tet. daß wir febr feierlich sind. Haben wir iai.'ni,
mehr Grund gehaltt, uns tollcr. schöner. wahnw,^

aer. feierticher zu gebardcn. ^ „nsere,

0'-r:>nd a''6abl dl-'n alubenden -'Ech rZilua-'r

Nas° -,chi„«cn °>n>Y



°,n »i°r.°ttnbrbundc-^-n., d°si°n.

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