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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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Sel'e 2

HoidelricrgLr <;eüung

»ontcig, oen /. Ltc'arz 1V1!)

Lcn alllncrien Kommissiair r'iber Lcn VerLau-f von
Narbst»ffc-n verhvnd-cln sollto, mffchte u,loerrich -
tetevDinge w i e d e r ab rc c s n.. Die cng-
lische Reg'.erung hatte nngeordnct unÄ L^rar, wie
sich aais einer An'finge ergatb. aus volitifchen Arün-
lden, Lxrtz nur über solche Fnrbstofse ocuhanLelt we7-
den dürfe, dne sich im unbesetz 1 en deu 1 schen
Gebiet LesinL>en. Sie sollte ein Angebot nur von
solchen F«ribstu>ffen entgegennheinen^ die im unbcfcy-
ten Gebiet sosort sretfbar, das he f;t. wi-e sie er-
ttärto. i n n e r ha l b dr e i sr M o n a 1 e licfevbar
waren. Vabanntlich liegen albcx die me sten uno
grödten deutschen Farbenfabriton im b fetzten Ce-
biet. Die Fabriken des unbafetzten Gebicts stcfind n
sich a-us idvn hrnlänglrch bc-Lmnten Gr.ümtd:n in einer
übeoams fchwierigen Lage. Trotzdem e klärte dre
deutsche Kommission, dasi die Fabrik n crll s aufb'»
1m würden, d e Wllnsche der Mrborten zu bcsrieldi-
gen, und evsuchte u.m AnMibe der m Fraige kommen-
de»i Fmlbstosse. Ele'chzeitig wies ste wkd rholt dar
auf hin, dcrtz a>us dem besetzten Gebiet sosort e-heb
lichc ALengon geliefert we-vden könnten. Es handclt
sich um Faübstoffe vx»n mehreren hundert
Millionen Mark. Die alliierte Kommiff'on
beschiloH. sich diesenhalb neue In'struktionen aus Lon
don zu holen. Die Antnxrü tras nach 48stünd'v:m
Wa>rten ein und lautcte dahin, dasi ldie engl'

Favbstoifslomnvissicm ü'ber d.e im besetzten Euchfet be-
sindlichen Farbstosfe niicht verchandeln dürfe. Auf
dos Wnsebot. den Büdavs der Alliterten durch Fa
brtkation im u-nb.'setzten Geibiet zu docken. kcrm di-e
alltiorte Kommission wicht zurüik.

Deutsches Reich

Neich nnd VnndessLaaten

Der Versassu ngsansschug der Natio-
nalversammlung hat die Fragc der Zuständiy-
kett des Reichs behandeit, wozu cin demokratl-
scher Antrag oorlag. der einen Unterschied machte
zwiswen der ausschliesilichen Gcsetzgebungsgewalt
oes Reichs und der Moglichkeit, dasi von Neichs
wegen Richtltnien aufgestellt wcrdcn. Diestr An-
'rag Koch wurdc einem Unterausschuh überunesen
und Lreser hat solgenden abgeändenen gemein-
samen Antrag vorgelegt:

Artikcl 9 der Rcichcverfassung soll darnach be-
sagen: Das Neich hat die Gesetzgebung üüer:

1. Die Staat'angehörigkeit, Freizügigkeit. das
Armenwejen, das Pahwesen m.d Fccmdenpolizei,
die Auslieferung. jowie die Ein- und Auswande-
rung: 2. das bürgerliche Neckil. das Strafrecht, das
aerichtliche Verfahren, sowie die Hilfe von Zwi-
schenbehörden; Z. die Enteignung: 4- die Rechts-
verhaltnisie der Angestellten und Arbeiter, ihce
Versicherungen und ihren Schu^. sowie den Ar-
beitsnachroeis; 5. den Handel und das Mas;- und
Eewichtswesen, das Münzwestn und die Ausgabe
oon Paoiergeld. das Bankwcsen. sowie das Dör-
senwesen: 6. das Eewerbewcsen und dcn Bergbau;
7. das Versicherungsweien: 8. die Ausübung der
Ceeschiffahrt und der Seefischeiei: 9. das Preüe-,
Dereins- und Vcrsammlungsu'ekcn: 10. die Für-
sorge für Kriegsteilnehmer und ihre Hinterblie-
denen: 11. das Eesundheitswescn. sowie die Be-
kämpfung von Tier- und Pflanzenkrankheiten; 12.
den Verkehr mit Gegenständen des täglichen Be-
darfs: 13. üie Mutterschafts-, Sänglings-. Kinder-
und Iugendlichen-Fürsorge: 14. die Negelung der
Herstellung und Verteilung von Wirtschaftsgütern
für die Gemetndewirtschaften.

Artikel 9o soll lauten: Das Neich hat all-
gemeine Erundsätze aufzustellcn über 1. die
Nechle und Pfllchten der Religionsgemeinschaften:
2. das Schulwesen einschliehlich der Hochschulen: 3.
das Beamtenrecht innerhalb der öffentlichen Kör-
»erschaften des Neichs; 4. die Vodenvecteilung.
Ansiedlung, Heimstättenwesen. die Bindung des
Erundbesitzes. das Wohnungswesen und die Vesitz-
verteilung: 5. die Wandererfürsorge. Die Aus
führung der Neichsgesetze erfolgt durch die Lan-
desbehörden. soweit nicht durch Eesstz ein anderes
bestimmt wird.

Im bewukten Eegensatz hierzu steht ein
zialdemokratischer Antrag. der die

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Ma!

terie in wessntlichen Punkten anders gestaltet und

das ausschliehliche Eesetzgcbungsrecht dcm Reich
vorbehaltcn will. Ikebcr diesen Antrag und die
dazu gesiellten Abänderungsanträge entwickelte sich
eine lange Dcbatte, die yeute fortgcsetzt wird.

" Eiu Appcll an die St.Hentcnschaft. Das ein-
gelegte Zwischensemestcr sür Kricgsteil-
n-hmer wird an allen preus,ischen Hochschulen be-
reits Ende März g c s ch l o s s e n. Diese Verfü-
gung des pcruhlschen Kultusministsrs gsnt auf
gung Les preuhischen Kultusministers Noske
zuruck. Sic hat ihre unmittelbare Verankasia .g
in dem Wunsch der Negierung. den Studierendcn
die Möglichkeit zu geben. sich zum Schutze des
Vaterlandes den Fretwilligenverbänden
anzusck, lies; e n.

* Ludendorff hat ay den Ministerpräsidenten
Scheidemann das Ersuchen gestellt. ihm. sobald
die Reichsregierung den Zeitpunkt für gekommen
holt, Eelegcnheit zu geben. vor einem
Staatsgerichtshof für sein Wollen und
Handeln einzutrcten.

K Der frühere rumäntsche Ministerpräsident
Peter Carp wird vor ein Kriegsgerlcht wegen
Hochvcrrats gestellt werd n. weil er mit den
Mittcl'r'kichten i" ^ei-binduna stand.

* Bci dcr Abst'innnmg über das Sozralüi.'-
rnnasaesetz in Weimar lmt sich. wie der „Vor-
wärts" rügt. ei"e üble Läsiig^eit vicler Abgeord-
neten der sozialistlschen Parteien gezeigt. Es hot-
ten mehr als ei" halbcs Hundert Aogs-
ordnete dcr Sozialdemokratischen Partei i.'d
der Ilnabhönnigeu gefehlt.

^ Dcr frühcre Ch'f der R-'ichskanllei setziae
Kabinettschef des Neichspräsidenien. Baake ist
zurückgetreten. Er wird aber weiter dem Neichs-
n-rmdenten und d"r Nci^srepierung seine Dienste
leisten, ohne osfiziell mit einsm Amte be-
traut zu sein.

Nr. 64

Vadische Politili

* Wahlkreiokonfercnz der deutschen dcmokrati-
schen Partei sür den 4. Wahlkreis. Zwecks Or-
ganisation des Wahlkretses und Stellungnahme
zu den geplanten Organen der Landespartei hat-
ten sich am Sonntag nachmittag in Mosbach die
Vcrtreter der einzelnen Orte 2 Bezirke — wohl
109 an der Zahl — eingefunden. Landgerichtsrat
Deimling hics; dte Gäste im Namen des Orts-
vereins wilikommen. Dte Verhandlungen leitete
Landgerichtsrat Dr. E l s a s s e r - Heid.lberg, der
auch im Vcrlauf der Tagung zum Vorsitzenden
des Wahlkrcises gewählt wurda, nachdsm man sich
schon vorher einmiitig zu Heidelbcrg als Vorort
des Wahllreises ausgcsprochen hatte. Bei der Au-
sammensetzung des Walilkreisausschusses und der
Wahlkreislonferenz wurden den Interessen des
Landes in weitgehendstem Masie Rcchnung getra-
gcn, ohne dasi die Bedeutung der grosien Städte
mit ihren hohen Mitgliederzifsern verkannt wurde.
Für den Landesausschus; werden 20 Vertreter
präsentiert werden, deren Wahl — entsprechend der
festgelegten Zusammensctzung — den Bezirksaus-
schüssen verbletbt, ferncr wird der Wahlkreis ein
Mitglied für den Landesvorstand stellen. Nach
Erledigung kleinerer Organisationsfragen. schlotz
der Leiter die Versammlung in der Hoftnung.
möglichst vicl- auf der Landesversammlung be-
grüsien zu dürfcn.

^ Der Berickt drr Vrrsassnngskommission der
badischen verfasfunggebenden Nationalversawm-
lung zu dem Entwurfe eines Gesetzes, betr. die ba-
dische Verfasiung, ist jetzt im Druck erschienen. Die
Berichterstattung besorgt der Abg. Dr. Zehnter.
Der Bericht hat einen Nmfai > von 80 Seiten und
gli-edert sich in zwei Häuptteile iir einen geschicht-
lichen Abrisi über die Vorgeschichte des Verfas-
sungsentwurfes, über den politischen Umsturz in
Baden und die Vorarbeiten zu den Gesetzentwür-
fen. Der zweite Teil befasit sich mit dem Gesetz-
entwurfe und gtbt ansführlich Auskunft Lber die
Arbeiten der Kommission. Der von dsr Komniis-
sion einstimmig angenommene Antrag lautet:
Die verfasiunggebende Nationalve^samnilung
wolle beschliesien den Entwurf eines Gefetzes bc-
treftend die Verrasiung in dcr Fasiung der Kom-
mission anzunehpien. Mchrere Entschlietzungen
sollen gleichfalls angenommen. die Petit'onen und
Eingaben durch die zum Entwurse.über das Ver-
fassungsg-setz gefatzten Beschlüsse sür erledigt er-
kls'rt rserden.

DieAenderung derGsmeinde-
ünd Städteordnung

Von Dr. Euido Leser-Heidelberg
Mitglied der badischen Nationalversammlung.

II.

Die Voraussage, daf; die Beratung der No-
vclle zur Eememoe- und Slädteordnung nach Ab-
schiusi der ersten ^esung des Ausschusies für Iu,riz
und Verwaltung rasch durchgesuhrt uno wesent-
liche Aciideruiigea an dem Eesetzentwurf nicht
mehr oorgeuomiiien werden dürften, hat sich besta-
tigt. r)lachüem am Mittwoch vormittag der A u s-
schutz die zw'.tte Le,ung erledigt hatte, verab-
,'chiedete die Vollversammkung aufgr^ad
eines tresflichen Berichts des Abgeordneten S.raub
am Miliwoch „achmittag und am Donnerstag vor-
mittag das Eesetz. Dabci vollzog sich die Einzel-
beratung in u-eraus turzer Zett. und die beioen
einstimmig beschlossenen Aenderungen, die im Ple-
ilum noch vorgenommen wurden. waren gering-
fügig. Es wur die Einführung der Bestimmung,
dag auch in den Eemeinden unter 4000
Einwohnern im Falle eines besonderen Be-
dürfnisses bei den Wahlen dcs Eemcinderats und
der Gemeindeverordneten mehrere Wahlkommissio-
nen gebildet werden tonnen: ein solches Bedürf-
nis wird sich ausjer bei Eemeinden über 2000 Ein-
wohnern auch bei solchen Eemeinden ergeben,
deren einzelne Ortsteile weit auseinanderliegen.
Sodann war es der Veschlus;. das; bei den aus
mehreren Orten zusammengesetzten Gemeinden in
allen Orten von mindestens 400 Einwohnern (statt
wie bisher 1000) ein Bürgerausschus; gebildet
wird. Der letztere Veschlus; war die Folge einer
in der zweiten Lesung vom Ausschutz beschlosiencn
Aenderung, wonach zur Vernieidung der schwer-
falligen Einrichtung der Eemeindeversammlung
auch in Gemeinden, die weniger als 500. aber
mindestens 200 Emwohner zählcn, künftig ein
Bürgerausschutz besteht, in dem 24 Eemeindevor
ordnete sitzen. Matzgebend für die Einwohnerzahl
ist jeweils die letzle allgemeine Volkszäh-
lung.

Der in der ersten Lesung des Ausschusies mit
geringer Mehrheit gefatzte Beschlutz datz bei drr
Bürgermeisterwahl lediglich die Stadträte o^er
Eemeinderäte und die Stadtverordneten oder Ee-
meindeverordneten, nicht auch die oder der Vür-
germeister, mitzustimmen haben, wurde in zwei-
1er Lesuiia beseitigt: es bleibt also bei dem seit-
herigen Nechtszustand. wonach die Bürgermeister
vom gesamten Bürgerausschuß gewählt werden.
Der Fall, der einmal oorgekommen ist, datz bei der
Wiederwahl eines Bürgermeisters desien eigen
Stimme den Ausschlag gab/wird fich ^ "
nicht wiedcrholen.

In der ersten Lesung hatte ein demokratischer
Antrag den Eemeindebeschlutz, wonach in Zukunft
für 1 Pfcnnig Umlage, statt höchstcns 2, höchstens
3 Hunderttcilc der Einkommensteuersätze erhoben
werden können, dem Erfordernis der Staatsgen.H
migung entziehen wollen. Dieser Antrag wär
zwar für dic Städte der Städteordnung angenom-
men, aber für die übrigcn Eemeinden abgclehnt
worden. In der zweiten Lesung wurde der An-
trag für die der Gemeindeordnung unterstehenden
Eenieinden wiederholt und mit grotzer Mehrheit
angenommen. Dicse Eleichstellung der Gemein-
den in ihrer steuerlichen Selbständigkeit ist zu be-
grützen.

Die Wahl des Oberbürgrrmeisters iu den
Städten der Städteordnung fowie die Wahl der
Bürgermeister in den übrigen Gemeindsn werdcn
nicht mehr wie bisher von der Staatsverwal-
tungsbebörde, sondern von einem Bcauflragten
des Staot- und Eemeinderats gsleitet werden.

Abgelehnt wurde von Ausschutz und Plenum
ein sozialdemokratischer Antrag. dcr die Amtszeit
der Bürgermeister von 9 auf 6 Iahre verkürzen
w""te Es bandelt sicb bier um eine blotze Zweck-
mätzigkeitsfrage. Entscheidend für die Beibehal-
tung der gegenwärtigen Amtsdauer fprach der
I*'"itand dntz lich der Bürqermeister nur bei einer
länger wahrenden Amtszeit in sein immer schwie-
riger werdendes Amt richtig cinarbeiten, und datz
er nur dann auch gegenüber seinen Beamten wie
gegenüber der Stacttsverwaltuna«behörde die ns-
tige Sicherheit und Unabhänglgkeit gewinnen
tann.

Die vom Miiiisterium des Jnnern zn erlassende

neuc Wahlordnung wird eine VestimmH
darubcr enthaltcn. datz d:e Gemeindewal'len künZ
tig an gesctzlichen Nuhetangen. die höchsten Fcst,
tagc ausgenommen. vorzunehmen sind. Das Waitt-
ergebnls soll nach der oereinfachten Berechnungs-
weise scst cstellt werden. wie sie die Wahlordn^ng
fur die Wahlen zur verfasiunggebe.idc deutschen

Die ber.rstehenden
Wa.-len hab^n rach einem enisiimmig ana nom-
menen sozialdemotrntis h.-.,-. Antrag s"äteitenq
Mitte Mai ds. Is. stati.Linden. Äöge Ä "Ln
mutlgkeit. die dei der Beschlutzfasiung über das
Gesetz gewaltet hat cin gutes Vorzeichen sein sü,
die kunftige Entwicklung des politischen Lebens
in den badtschen Eememden!

Au.

Baden

D!e

Vorgänge in Elserrz und Windsschläg

Karlsruhe„ 16. März. Wie 'mitgeteilt. kam es in
Elsenz am 14. Febr. bei der Eelreidebestandsauf-
nahme durch die Kontrollkommission zu ernsthaften
Ausschrettungen der Bevölkerung gegen die Kom-
n l,>lo>i. Die StaaLsanwaltschast hatte gegen 14
Haupträdelsführer Haftbefehl erlasien. Da aber
der Haftdefehl nicht durchgeführt w-'rden konute,
erbat sich der Untersuchungsrichter bei der Negie-
rung Unterstützung. Die Negierung bar in der
Uebcrzeugung, datz dem Gesetz unter allen Um,
standen Achtung verschafft werden mutz, dcm
Untcrsuchungsrichter die 1. Kompagnie des Fre i-
willigen-Bataillons Heidelberg w
1er dem Vefehl von Hauptmann Mühe zur Ver-
fügung gestellt. Unter Leitung des Staatsan-
watts und des Untersuchungsrichters wurde in der
Nacht voi: Tonncrstag auf Freitag das Dors von
dcn Trupven unutellt. Ein Gendarmerieaufgedot
drang zur Lornahme der Verhaftungen in das
Tors ein. Trotz des überraschenden Vorgehens
wurde aus einzelnen Häusern fcharf peschos-
s e n. Das Dorf war jedoch o,'ch bc* ht ,o^atz die
Verhaftung dcr 14 Person"v, gegen d>- r as be;ehl
vorlag. alsbald vorgei. nmen werden konn.e. 5
weitere P^"sonen, die sich der D ircksiührung d 's
qe'-ichtlichen Auftrages widerf tzten und zum Teil
auf das Aufgebot scharfe Schüsie nbgaben, wurden
ebenfalls festgenommen. Die Verhafteten sind tn
Untersuchungshast abgeführt worden. Eine sofort
ongeordnete Auftorderung zur Waffenabgabe und
e'ine rasche Durchsuchung der Häuser förderte eine
nicht uiibeträchtliche Menge Schutzwaffen, s wie
Eewehr- und Maschinengewehrmunition zu'a-'e.
Daitt dcr tadellosen Haltung der sehr gcschickt : id
. ziclbewutzt vorgehenden Freiwillige' 'ompagnie
hoftentlich s konnte das Unternehmen durchgefüyrt werden. oh' e
datz auf beidcn Seiten jemand Schaden gcnomm-.n
hötte. Dic Truppen fanden Lbrigens e'ue sehr
gute Aufnahme bei der Bevölkerung. deren besor-
derer Teil diese Säuberung des Ortes von den
gewalttätigen Elementen lebhaft beqrüßte.

Windschlaq bei Offenburg, 16. März. Als am
Donnerstag Beaustragte des Kommunalverbandes
zur Kontrolle der Lebensmlltel- und F^ ttervorräte
p^ickicnen wurde durch Sturmläute- von der
Kirche die ganze Eemeinde alarmiert. Alsbald
Legaben >ich mehrere hundert Männer und Frauen
uttt 5>eugabeln bewaffnet zum Nathaus. wohin fich
dis Kommission und die sie begleitenden Gendar-
men gef-i'chtct hatten. Die wütende Menge dra gi
in das Rathaus ein und mi'handelte meh'- re
Komlssionsmitglieder. Da die Haltuvg der M nge
immcr drohender wurde ua^ fortwä i end Echüll"
fielen erbat man telephoni,^, aus Ofte h^rg Hil,^
In Kraftwagen trafen alsbald Mcg-'.ed-r der
Offenburaer Volkswehr und weitere Gendi mierie-
maimschqften ein. Hierdurch wurde die Mengs
"nr noch wütendcr und es bedurfte des ganzen
Einflusies besonnener Elemente. um Blutvergietzen
zu vermeiden. Erst nach langen Verbandlungen
gclang es für die Kommifsion freien Abzug aus
dem Dorfe zu erwirken.

Maimheim, 16. März. Cin Hamsterer. der
wohl bepackt mit einem Zu-g der Rheinta-lbahn
nach Mnnnheim fachvon wollte. merkte. datz die
Koittrolle kam. Zwcfchen Hockenhei.m ri-nd Ofters-
heen zoa cr die Notleine. fod-atz dor Aug cuif
offener Strecke hi'e t. Der Hamfterer stisc» a°us und
vcrfchwanL» im Walde, vhn.e datz ihu fcvnanÄ ver-
solgte.

Theater und Musik

Achles Bachvereinskonzert

Ernster als fe laLtet dnfes Mal -däe Faften-zeit
cmf denLenden. nich». ion Tcumwl verg-esienden
Meichchen. Aher des m-ustklal^ifchon Schinuckes. m>t
dcim der ferne weileinde Lemker des BachveDeiins sie
allictti-rttch wmkloidcte, follle sie doch ncht entchrh-
ren. Nüftise Krcifte haben «m dieher >so fcft b«rrün-
deten Musiikstätte im tiberkammsiien Sinn roeiter-
sowirkt.

Bach, der GctwMi!ige. -umd Schu-bert der Wclt-
lich-Himmlifche hatten sich znfcmmiengiefuircücn.

Bach mit ein-er feiaer Sololanlaten: ..Settg ilt
der Aiann" einam jcncr ins Uob-rrirdftche aufschi-
sonlden Zwi-egvspräche ftür Sopran mid Batz. die
von Empfinldungs-, un-d StimmiEsatthasi Lber-
quellen und in engsm Nahmen die unfatz che
Erötze ihres Schöviers künden.
n- mvondlichen Schv.bertrsichtiunn war die

Erotze Lhorimesse in Es-dur hercmvsrhoben. Be-
vmint ^h der Schwcmengefcma des Mei fters. mutz
>Eer. aiuch lo unfatzttchen
fast fttirmischer Ehq-
^Mstemvck?, das Orch-.,ter zi'ni Fitt,-

m « >r,m -auftalttnd dervur.

-aloichmcnm! „ gibt tzetttze
Hvhen amd «twas ftache Str-ecken. Das ..Knrie"
-'N rrvsmnem mttden. r.nrch Urch,ch.n

xllelad^nsar^ dcr Insmnnwnle umtlkidcken
h-lt Das Elorra fch-'nnst sich sn ieuncn sreudiüen
T^len zu goradezu stürnusche-r L^enfch^, ttchkeit
oeft. Das Erado »lsnzt nicht iu ltorfem prunken-
den B'rtrmu-en. L-.mmt u-e niodr ^mäckst -'ast knd-
Lich - fchüclitcrn daL>.-r. Wie uin -mnia -s Wiek^n-
lied, idas a-l^ Sc-me einsch'äscrt. erriingt mi
ZmölfEeltccitt di« Votschast ..tt incarva us ttt"
Äber mit eimcm musstvollen Scha.uer nxckt das
..cvuci-fivus e-ft". das sich bis i;um wil'oen Schrei
Mnr erschaiutcn ^reuk-esiod im Ehor suf-
Läumt. In Lrotzrmr fi.»,' riertem Sat, L- md dann
dcvs besre-'isnde ..NÄurrerit" au.fssüout. Duu- Sank-
bu>s miit der an-chbiietze-nd-ett FiiL« b eib-t Sch berts
«ürdi>s. cihtt« -sicb aLer ;u h-^oo.drver B-Leu rung m
e>rt.e!d-m. Doch das Cch lie-ri-He» -rnn stch Iiich't
^ittcWef^n >u>nd ersirtzt fikin Nlut miä iü'
yÄter Wen, Lebttche ..Venedtcms." Dicstm

et sich dia FtLSe dcs

„Osann.a" etnws sar schulmeill-er-biederiich an.
Dagegen beweat sich das sturbsrrc-gte „Ag-nus dci"
wvder in vol!kräst-i>c, pcMic-rendein Lsben. Un-ge-
riio'an >friedlich, kmddch hin-gebenL kiiagt dis Messe
aus.

Direktor Raldia ist ftir msle Entbchvungein
und manche unwürdige Op-erett-einzu-mut>u>n-Z ve-ich-
lich entschäidigt worden, iiidem ich-.a die Gimstuldie-
vuag uind Norftihnmg dicier M-esie. wie das vanzo
Kottgevc. anvertraut w>ar.

Er fand zum grosren Tckl den gattem. eckchulten
TMnenLeftanld vor. uad neu-os. nach d-r Dürre. den
Herrottstiiimnen MlgestrÄttles. niicht schl-echies,M>a-
te-rttrl. ncbLn erprvbteri .S>!üken" viele junge
Stinmrett. Dairu das -mit >dem Divisente-n eng
verwack/ens Orcl-ekler

Dittses strnd in dielfer A-uffWrun-a wieder ein-
ma-l ac'ff sckner sthönften HK-e. >bei Bach wbe Lei
Schtib-crt, sipüeüte eben fo prä.tts. als ss schött-en
Klai'.g herL-ab Es war wirl'.ich erireiulich. wie
vornehm in den einzoliwtt Eruoven. tta/m.enttich
wc. si« bcrrorlmtrin. nrWltet wurde. So z. D..
wenii di-e V obiiiLn fich vm das Kmie in Passagcn
ch.wegte-n. hier !d-i>c N'Mer itzr« ch.rakteri.stischen
ZwisHenDttfe emfü.Liten. die -Voscvunen M das Eru-
cifipus hineittschmetterteiu

Vtit grotzter unertt'.üd1:ch:r Sorgfalt ba/te Ra-
dig oftcnbuur d«s W.rk v-srbereitet. uim es so fer-
ti« tind s eckenlos hc-raus.vrhrtnLen. Dias silt in
crster N<>.he von dem Lhor.

Die Frcvuenstiittinen bedc»rt«: nicht nnr nach
Zcück. fottderu a.ch im Klans ldre stärkeve Hüilfte.
Sich.'r, rein und ruich ni>cht m ber r-öhe forziert,
in-nier sinnvoll d?;lc«nier1 wird Alles gebvach!.
Die Mäntterftimmen, wrdcr anst!->"lich anücwuch
stn. ttnKrl egon nicht mcka-. nnd iüicn sich. rvenn
auch u.ät Latt.z fo ckol im Kkang, -'eu fo wüvdig.
sicher und tzr-voU cin. Ei!!zch.'in»ätzc. nam«ntlich
zu d-n f"aierten,Sätv.'n. koi,'m-c-n oft etwas vanh.
Dir rur. orn. g.'-t.oaLe»>.en Teis-e drr MMe L«stxr!-
toten sich in diekm Gelamtchor am scköiistcn.

Rad .g t-ckn i« dc-r stzinfsvsl-un!--. e ivas omdcre
Böe-se als Wolsr'im. ist e.n FrLUnd lan-Lstumer.
Lrdrhntrr Zeitmatze. ai-ich u.m ich m r nianch-es ra-
fchsr donke. Dio «rotzm fu^i-srteqt S- k? find, Mn,
offfen scsngt. d> schnochstc Seite dcr Mcsic. und
Lottnte-n auch iricht i" packon rck-c d'u-, U.c>lwigie.

Das So istienquartett war feü:-r nllicklich und
rvirksa-nr zu-strsrüimenMstellj. Do-rcrcffnch lln So-

pran mit der KammerffänÄierin Fra-n Mniia
Kämpf-ert. im Alt mit dcni ent-:prechrnd!i--n.
echt-en Sti-iiimcharaÄ-er dcs Frättlc-in Poppen. im
Tenor mit Herrn Kra-emer. d-esitti Ovgaa noch
ttie so da-rchHrl.ngcrid und glanLend klcms wi-e se-
stern, im Batz mit dcmi grotze-n Mcrter-cil vn-.d d-r
reichen Schul-uttg D-r. Ligniez'. Mia.n verftnad
fich völlig. und d!as V-erschni-ckzLN iv-ar ron jchvn-
ster Wirkung.

Für eine N>u>7iinlrr trat abs L-.-eiter Trnor
Herr M-eier-Waelde ebonka slücklich ein.
Scine weiche. jusendlich-wavme S ümme uttd stine
lvüe Art zu sinarn berübrten sehr fvmpathftch

In dcr Bachschon Solokantate kormten Vie S^
liston ttatürlich cainz anders peftönltch wirken.
Hier geiwtz man mit Bechasen den vollen. vi allen
Lngcn gi'eich aLsgeglrchsnen C»"ran d^r F^ou
Kämpfert. ihre mit äutzerstcm technifchen
Könwrn und fosMinn Sti1cmvfitt.de:> a-usLrstuuietc.
feltene Voitranskunst.

Dr Lianiez rst heut-e vö^ Herr bincs ü-ro-
tzen Batzittaterials. und der M-ssch-L-rischÄ-cr ist
ein rc-ifer erfcübren-cr Lachänser aeword^in. d-cr
dem Pathos der DeklLiuation wis dem ^chrvLsriscn
Koloratn-rgrffatt« kü'Oleri-ch sffeüh gerecht wird

Daß Herr Deffner das Ec-m.bi.Lo stch-cr oc-
hattdslte, brmicht wokl kattm oersi hert zu werd-n.

Das „-Leistel cke Konzert " verbi-tet dc-i B->-
soll Sonst Imtte er aswitz. stark und ehrlich Ra--
di« ftir dic lchöne Tat gedankt die di- Tvadtnon
des Bachoereins in osller Würde uttd mit vollem
Erfola in dcr Zeit dcs Verwaistserns aufreck! er-
bielt _ O.. 5.

Kunst und Wissenschaft

» Neformbedürstiskeit der Fakultätcn. Proff
Avolf von Harnack ninrmt i>n den Pvttchi-ichsn
Iahrbüchern zur Frao-s der Reform d<cr llmvr.'rsi-
täten in Äusfist;runsen Stelluna. d:e für dbe Eri-
stenzbcrechtittung dcr t-hoslogifchcn Fvku!tät-en e-in-
tret-en. Hätt<>n wir. so schreibt er. hsute iittb'ila
rasa in Vezug auf dic Organisatton unscr-'r U ii-
nersitätcn -Uttd gällc os. sic v-on Eruiild cuif neu
zu bwuen. so würdc ich überhauot keine starren
Fiakultätcn fckaffcn. fondern cknen eünzigen
, Lohrkörper. der verfch-iedene und « ! n ,
' stische Kommiffiouen aus stch«HMi>i»s biL-

dc-i würde. für die verschiedei..,; Zmecke ben theo-
retifchen Wisicnschifi, j r die Zwecke oss ftnter-
richts, der Universitätsvcrwaltunq -uud der LEIks--
bilduna Eewitz würden bei'c f-olcksr Orsantfation
sich auch cine Iheo-togifchs und m>edizin>ische Kom-
misiion bilden und sie würdca wahrscheinlich häu-
sigcr zusammentreten, als andere Kommissionen,
abcr ebenso würden sich auch mindestens 1 Dutzend
ständiger wisienschaftlicher ^ommisfionen von Ge-
lehrten ergcbon, die heute verschieden-n Fa-
kultnten aiigehören und daher amtltch jetzt r. .ts
mrteinander zu tun haben. Anch wurde ein uno
dersclbe Eelehrte mehrersn Koinmissionen zuglcicy
angehören. Mommsen hat einttwl gesagt. daß dle
Wisienschaft untcr keinen Fefseln schwerer leide
als unter denen, in die fie sich selbst durch dst Zer-
teilung der Fcicher — Harnack fügt hinzu: dei ^a-
kultäten — geschlagen hat. Die starrsn Linien,
welche die Facher umschreiben, wirken fast wie
Mauern und hindern den stctigen lebendigcn Aus-
tausch der Verteter von Fächern. de: schlechtmn
notwendig ist ja lasien dicse also isolierten ^acher
gci-adezu verkLmmern. Ein paar Beispielc: Har'
nack find Theologen bekannl, die ihre Stärke in
sleißiger Erforschrmg des Nenen Testaments ha>-
tcn, abcr es für unnötig hielten, jenrals einen
gleichzeiligcn antiken Autor ldsen, qsschweig«
denn, das Korpus der InschZfien aufzuschlaqcn-
Harnack ist ein Prosesior der mittelalterlichen ws-
fchichtc begegnet. der fchon Iahre lang Ordinarius
war, aber niemals den Thomas von Aguino ooer
fonst cinen Scholatziker aufgeschlagen hntte unc
auch die ganze Eesckickt« des M<mchtums. so wei
sic nicht re.in politisch war. dauernd unbcachle ^
ließ. Harnack kannte einen Kirchenrecktsleyrer
der alle dogmatisch theologische i Werke anscheinen .
grundlätzlich als überslüssi-' bckssite ließ und N :
um die innere Seite des Kirchenrechts übcrl)nm !

lümmerte. ck.,.s alles würde sick burcharciie> ^
änderu, wenn hicr dauernde elastischc Komnnl ^
sionen aeschaffcn würdcn und die Fakultäten n ^
starre Körperfchasten verfchwänden. Aber sie >E >
tt"ck ba. so schft»tzt d»r Berline'- Eelehrte uno l .
werden voraussicktlich nicht fo bald sweckmößrge ^
und wanniafaltigeren Organisati-'>"en dlatz
chen, oboleich die wisienfchaftlicken Ak«demftu i>v
mit sokchen vorangegangen find

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