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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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Hcidelbci'ger Zcitung

MitUvoch, dcu 30. April 1919

Ferusprecher Nc. 82 uuü 182

NichtsozialistLir Angehörige desselbeir Volkes
^nd. Und da erhebt sich von selbst die Frage:
vollte nicht auch die Sozialdemokratie, nachdem
>er 1. Mai seine Erundbedeutung verloren hat,
wenigstens in Dcutschland, umlernen und sich
einstellen auf die neue Formel der Verstän -

t» i g u n g u n d V e r s ö h n u n g i,l n e r h a l b
deseigenenVolkes? Jst der Fricden und
die Einigkeit aller Deutschen nicht ein hohes er-
strebenswertes Ziel, das bei gutem Willen auf
beiden Seiten — und er ist nicht aus Zwang
geboren, sondern tatsächlich vorhanden — ehcr
erreicht werden könnte, als das Phantom der
internationalen Völkerverbrüderung? Der
Krieg hat in allen Ländern das Nationalgefühl
erweckt und gesteift. Haß, Verleumdung. Mitz-
gunst, Rache und Neid sind Schranken, die im
Laufe der nächsten Jahre unübersteigbar blei-
Len werden. Bei uns in Deutschland herrscht
Mihtrauen. Dieses zu überwinden und an seine
Etelle das Vertrauen zu einander in dem Wil-
len zu gemeinsamer Arbeit zu wecken, dünkt
uns ein edleres und besseres Ziel zu sein. Wer-
den wir es erreichen können? Wer noch nicht
den Elauben an die inneren Kräfte unseres
Volkes verloren hat, kann auch diese Hoffnung
hegen. Möge der l. Mai die Deutschen fortan
lieber unter dem Weckruf einen: Dem deut -
schen Volk und La n d!

Der Gang nach Dersailles

Die ..Deutsche Alloem. Zts." schreibt:

..Wcchl niema.s ist ein schwer -er -er Ga n g ge-
tan worden. a.s der. den jet,t Gcaf Brockdorff-
Rantzau und seine Berater gechen müsien. Es
wäre aber salsch, sich haute duinvfer Mutlofiskeit
«nd schwächlichcr Derzagt-Heit zu überlasien. Sind
wir -auch geschlagen, so sind wir dach nicht wehrlos
llnsere Wehr ist das Necht. unsere Waffen sind d e
Vernunst und die cchte Sittlichkeit. die Mein L«n
Frieden der Völkerocrsöhnung schützen rönnen.
Von dissen Waffen werden unser-e Ds.esisr «n d-en
Eebra-uch machen. der unserem Dolke un!d uuserem
Waterlande frommt.

Opfer wcrden wir üringen müsieir, schwere
Opfer. Damit nüisien wir rechnen und damit
müsien wrr uns abfinden. Eraf Brockdorst acher
«nd ^erns Mltarbeitsr werden dafür -sorgen, dasi
die Opfer, die wir zu bringen tzaiben werden. un-
lere politifche, wirtschastlickrc und n-ationale Le-
bensfMgkeit nicht beeinträch.'igen. Und wenn
dtcke Opfer dazn dienen. dem deutschen DoU- ei-
nen Frisden zu fichern. unter desien Schutz es wie-
der erstarken kann. und der Welt einon Frie-den.
der einwahrerFrieden derDersöh-
nung isi. so werden sie nicht vergeblich gobracht
sem."

Dem Petit Parisien Mfolse wird die Prü-
sun« ber Vollmachlen der deutschen De-
leg-ierLen am Mon.ag erfolgen. Der Ge-
Weinderat wird durch einen Anschlag das Publi-
kum aufsordern, währcnd der Dauer der Ver-
handlungen eine würdige Zurückha.tung zu be-
wahren. Eine Pariser Depesche des Eorrrere inel-
det: Dis sogerrannten deutichen Unterhändler in
VeLsmlles feien Eegenstand allgemeinster
unglaublicher Ne-ugier. Das Publikum
wolle felibst dte kleinfte Kleinigkeit wisien. die sich
auf bie DLutschen be.,ieht. Man wolle wisien. wo
mnd wann sie fpazieren gingen. was sie esien. was
sie trinken, wer sie rasiert. Der für die Deutschen
Vesevvierte Teil des Parks musite. um sie vor dem
petnlichsn Benchmen des Publikums m schützen.
durch em festes Eitter absesperrt werden. Ausier-
dem werden die Eäste ständtg durch oin Aufgebot
-von 80 b-erittenen Gendarmen beobach.et und be-
wacht.

Der Friedensausschuh der Nationalversamnllnng
Leist-eht a-us 28 Atttgliedern. M denen der Präsi-
deut unid die Vizepräsidenten der Nationalver-
^rmmlung gehören. Vorsihender isi der Präsident
der NationaMersammluuL Febvenbach. sein Stell-
vertreter der Vizepräsident Schulz-Östpreuhen.
Dsm AuÄchusi sehören an: 11 Sozmldemokra en.
dQrunter der Abg. Sto.ck-Heidelbera. 6 Mit-

gllieber des Zenlrums. 5 Mitglrsder dcr DoUtschen

beinolratischen Partei. L Mitglieder ber demtslli-
natioiÄr.en Volksoarter. 1 Mitslieb der Demischen
Vollspartei und 2 Ilnabhcingr«.

Gersehung des Kaisers iu den ^öffentlichen
Anklagezustand"

,^>ie alliierten und asiociierten Mächte versetzten
Willielm H. von Hohcnzollern, den srüheren Karsex
von Doutschlaiid, in d-en öffentlichen Airklagesu-
st a nd und zmcor nicht wcgen Verbrechen. die in den
Strafgosetzcn aufgcführt sinb. fonbern wogen höch-
st-r Mibachtung der interrrationalen sittlichen Ee-
sctzo und dor heiligisten Nechte dcr Vcrträge". So
heiht eo vir Artikel 1 des von kvE Ko-mit-ee füv die
Lestraifungeir und Verantwortlichkeiten ausgoarbei-
toton Zusatzes zuin VölkcrLuirdsVartrag. Aur Mb-
urtctluirg des Angeklagten wird ein besonderer
Eerichtshof eingcsetzt werden. wobei thm die
hmuptsächlchsten Earantien d s Verteidigungsvechts
zugosiihort werden. Dies r Eorchtshof setzt sich su-
sammren aus 5 von den Vsrein'ogten Staaten, Erob-
britannren, Frankreich. Italien und Icnpan su er-
nonncnden Nchiern. Er wird auch dre nach seiner
Ansicht »ur Anwendung kommondeu Strafen s-elö-
stäudrg fcstsetzen. Die allüerlen und asiocüerten
Mächte werden an Holland ein Eesuch um Aüs-
liefenmg des fvüheren Kaisers von Deutchl>an!d rich-
tcn. damit er abgeurteilt werden kann.

Jn Mrtikel 2 dicscs Zusatzantrages heibt es: Da
die deutsche Negierung d!c Bestrafung der Personm
nicht öugtzschert bat, die angeklagt sind, gogen die
Kviogvgosetze und Kriegsbräuche verstosicn zu haben,
sollon >d'iese Perfonen von den alliierten und asso-
ciioriten Aiächton vorsolgt und vor dre M'ilitävge-
richtshüfe sostollt werden. Artikel 3 enthält Be-
stimm-ungcn über Aburteilung uud Besüafuug von
Urhoborn von Handlungen, d'e gegen eine oder meihl.
rere dor allvi-ert-en und associieiten Mächte gerichtet
sind. Nach Artikel 4 mub sich die deutsche Regiorung
-vewflchlen, <rlle Dokumcnte uud Auskünste irgend-
wolcher Natur zu liefern, d'e zur Vourteilmig dav
als stvafbcrr bczechnet-en Handlungen, zur Nachfor»
schung ncch don Schuldigon und für die gen«ue Ei.iv-
schätzuug d-er Darantwortlchkeit notwoiudig sind.

Eine Ueberraschnng im Obersten Krirgsrat

Wie dor Pariscr Korr svo dent drr „Newyork Ti-
mes" erfährt, führten die Verhsndlungen in Paris
über das Schicksal dcr deutschen Kolon.ien im Stil-
lcn Ozean zu d:r für Wilson und China überraschen--
den Entdeckung, datz Ansang 1917 zwischen Japrn»
Frankeeich, England und dcm russischen Zaren sowie
Ztalien ein Geheimvertrag abgeschlosi n
umrd«. wonach sämtliche nördlich vom Aeqirator lic-
genden deutschenZnseln im Etill"n Ozean
Iapan zugesprochen werden sollen. Diese
Mitteilung verursachte in d e Sitzung geohes Aus

und höhtte Lehranstalteu, Industrie-. Ackevbau-,

Apotzhekerschulen und Scminaricn. in denen ins-
gefamt 54 836 Schülcr und SchiÜ.erinnen unterrich-
tet wurden. Der Unterhalt der Schulen koftcto
abzüslich des Regierungszuschusies etwa 422 914
Mk. im Iahre. ungerechnet die Neubauten. Der
Erundbositz. der cntschädiüungslos enteignct r>
den soll, stellt Millumeuwcr e dar. Bedeutendes
wurde in dcr sozialen Fürso.rge für die niederen
Volksklasien. für Hungernde. Kranke und Not.ci-
ldenlde aller Art geleistct. Das 600 Insasien züh-
lende Aussätzigenasril -der Cossncrstheir Mission in
Pürulia und das Lehrerseininar bcr Leipziger
Misi-ion in Trankebar waren als Musteraustalten
weithin -anerka-nnt. Bosv.nders boffnungsvoll
war ferner die Arbeit an ben sogenannten Ber-
brech-erstLmmen. D'e deutschen Misiw'.are haben
auch durch vie fältige Mitarbeit in ber staatli-
chen ttnL städ.ischen Verwaltung das Wohl bcr
E ngcborenan mannigsach gefördert. 145 OW
Ehrfften standen in veut'cher Pflege ein Neuntel
der indffchen evangeli'ck>en Missionscktzcistenheit. In
l,.,>v-,2ir - > - tzje Vevhältnisie entspre-

chend. z. B. in Ehina.

oIi°- - v'ielen Iaihrzeihnten be-
stehenden Beziehungen will Eng> and nun gewalt-
sam zerreisien, Dasi die deutschen Missionare sich
pockiti'ch unmöalich g-emacht hätten. wie >bejhaup-
tet wird. ist unwahr. Mr-e tadellose Haltung, rst
von nüchternen Männern auch aus Ler Eesenseite
anerkannt worden. Englanid w'll vielmehr den
deutchei, Rivalen überall und sür inrmer aus dem
Fede schlagen. Dabei fchreckt es uickt dävor zu-
rück. die Ue ber n a t i ona l i t ä t der christ-
lichen Mission zu verletzen. die bisher
vo-n den e.irovaischen Grostmächten fast ausnahms-
los geachtet wnrde. auch in der Kou-goakte Eegen-
stcrnd -interna iowaler Abmückuilgen war. Es
scheut a-uch nicht da-vor zurück. in. kurzstchtiser
Selbftfvcht die Interesien der eigenen Untertaw n
aufs schwsrste zu ^chädigen. Denn. d'-si fiir die Ar-
Lcit ber ausgc'tosienen deut cheu s^issicmen zu-
nächst nur höchst mangelibafter Er.satz brschafft
werden kann. liegl ar'lf der Haud. Aber auch ä-b-
gesehen davon. mutz die gepante Dergewal ig ng
der selbstlosen Arbeit der deutschen Miss'onen auss
scküirfste protcstiert werdeu. Diie deut'chen Mff-
sionscrrbeit-er dürfen nickt vor den Augen dor
Welt als Berbrech r dastehen. Wir fordern Nrcht
für die deuffche» Misiionen!

DerTextdesVö!kerbundsvertrages

'st jetzt m London bcckanmt gogeben worden. Vicle
VestimmM-ngen sind bereits veröffentl cht. Neben
den 32 uvsvrünglich n M'itgli de.n iverden noch
wsiter 13 St-aaten. daruntor d'?e Nicd/rl-ande. auf-
gcfoldert, dcm Dölkerb'.iüde -beisutrctcn. Der Hauvt-
vunkt des Völk rbundsvertrages ist, d-atz eine Na-
tion, die untcr Nichtachtung des Vortragcs Zuflucht
zuin Kriege nimmt, ivso facto als Nation angenom-
nien wtrd, die eine Kriegshandlung gcg.m alle Mit-
gliedcr b «innt.

Hwvas moildet ^wch folgcndes: Nach ^enr abeeän-
verton DAkerblNlLsstatut kann sich jedes M tgl cd
des Völk-vbrnd s cvst ai'S dem Build zuriickzi-ehrn
nach eiirrer Kün'disung:-fr ft von 2 Iahren. Abstim-
munWn der Deffaimnlung müsien einsstimmis erfsl

sehen. In der gleichen Sitzung brachte Maknio ^ sen. Ge n s rom.de zum S i tz des V ö l k e r b u n -
eincn weitereu Eeh imvertrag zur Keikntuis, der
Englaud. Froukrcich und Iialren verpflichtet, die
japanischeu Ansprüche auf Honglong zu «nterstützen.

Recht für die deutschen Missionen

Das siegreiche England sedenkt das „Eefchäst"
des Krieges mit dem Weltbovkolt gecen das
Deutschtum zu krönen. Es besteh: k-aum effr Zwei-
fel mehr. dasi davon auch die deu1sche>n Ätisstoneil
rwitbetroffen werden sollen. Wie während des
Krieges Hunderte oon deutscheu Missionarei, ver-
trieben wurden. jst nock lunvergessen. Niun -sollen
sre von ihren Ärbcitsfeldern im britffchon Macht-
bereich. wie es scheint. auck für die Zukuusst aus-
geschlosien werden. Auch d:e Missio,nen in den er-
oberten deuffcl>en Kolonien stnd in Eefahr. Wie
tief dieser neue Gerva takt einschiveiden würde.
zeigt z. B. ein Blick <mf Britisch - Indien.

Tvrt arbeiteten vor dem Krrege 6 deutsche evan-
gelfche Misiionsgesellschaften Diose unterhiel-
te-n u. a. ein blühendes Schlulwiessen. 1178 niodere

des bffttmint! dieser Sitz k..il„ jedoch cvil elncn an-
deren Ori verlogt werdnl. Das Schiedsgemvcht !st
niur! obligatorisch für jode Dlffcrenz ars der Ab-
lesrmg eines Dcrtrag-es aus dem Dölk rrccht
Der Aussschlutz eines Mitglffd.s ist uur mögl H
weun es sich eincr Verletzung seiner Verpfl chtuugen
j chuldig macht.

In der Vollsitzlma dcr Fricdenskonsercnz am Mon-
tag wuvdc dr Vertrag des DLlkerbuildes ange-
uommen. Alle Verbesserungsanträge
muvden zurückgezogen.

» Rmerikcrirische Kricgsmillionäre. Herald mel-
dck: Wätzrend des Kriegcs entstanden in Amerika
17 WO neue M'illionäre, die irefft in dex Wallftceet
da-ho'mk sind. Ter Lurus und d e Acrhl der M'ill o-
när-Klubs hat Lndurch autzo.vrdentl'ch zuge-
nonrmen.

Der Konflikt mit Italien

Die itallienffch-n Blätter bringen svalten,

Telosvamme über a n d a u e r n de D e,n o n

t ionen in aanz Jta l ien. die sofortig-
nerion dcs «anzen italienischen Dalmatien
langen. In dor Perfeoeranza wird rwisch'»
s o n und Lem Jürsten Bülow eine Parall^ ' ^
scgcn. Wie Bülow 1915 lange an eimn
lrens geglaubt lrobe. so tue es heute Wision
mevde sich abcr noch viel mchr täuschen als Niil
dcnn heute sci dar nationale Wille des'riaiienii^'
Volkes viel ein.hcitlicher als damals ^

3>..Lckiich"ng d°r °m-rir.T-u»p°„

Eerckcm:',ck)er Poliscitruvpen. die gcgonw^? ^
St°a° M»« M°„„ Rom »°tr°,^"° "
aus ^talien surückgezogen und Itali-n »i'
°m-nI°„,Ache- M„i.°riorm°ti°„--°„.r°m iür ° '
fchlossen crcklärt. '»r ge-

Keine Vermittlung Adors

Eine Roise des schwcizer Bundesvräsidenteni
Ad or nach Paris wu de mit einer angobi ch ,
Vermrttlarroll« in Zusammenhang gcbracht Eii^
Mütei-lung dcs schweizerischcn politffch 71 Tevart'-
meuts wefft darauf hin, datz die Pariser ReN -
Adors aus Aussorderung der schwe'z--risch»
Volkerbundessachocrständigen in Paris erfolgt s-i
und datz die Neise in keincin Zusammemhang mst
der Frage von Fiwme stande.

DLe Zustande in Riqa

Ein Lus Riga m Finland emgctroff irex Neffen^
der Mt über die Verhältnisse in Risa folgendo
Schilderung: Seit dcm Einrückc-n der Sowjettruv-
v'M tn Risa hcrrscht dott ein surchtbares
Elen d, das sich durch die jetzt eingetretene völlige
A.rarchie noch gesteigert bat. Die Zahl d<r Vcrhaft
tzeten muh ai-f etwa 16 000 bezjssert wetten. J„
den letzten Tagcn wurden tägl'ch etwa 200 Hin-
- tchtungen vollzogen. Von dcn Erschossencni
sind 50 Prozent Dcutsche und Deutschbilten, 40 Pro-
zent Letten, der Rost Iuden unL Personen vcffchtz>
den-sr Nationalitäten. Einig: Stadtvicriel sind
volWrndig ovakuiert und di-e Bswohner aus der
öden Jnstt Hasenholm interniett wordsn. Das wirt-
sckaftlichc Lehen tn Riga fft tot. Alle Mdisch'men,
Vorväte cm Lebensmitteln und Klei.dern und Le-
brauchsgegenstrinidcn bis aus die Mhmaschmen wer-
dcn wessesthleovt. Wenn der jetzto« Zustand nur
noch kurze Zeit andauett. fft die Zukunst Rigas <nff
lange Zcit vernichtet.

Die Streibewegung

Jn OLerschlesien wurde die Arbeit in d >r.
Kraftwerk Ehcrzow wieder aufgenomn.ei.
Das Kraftwerk Zabrcze wurde ohne Blutvergie>, ,1
militäcisch besctzt. Damrt ist der in Oberschlsjien
geplante Eeneralstreik gegenstandslos ge-
worden. — Die Bergarbeiter im Ruhrgebiet
sind sämtlich angefahren, ausgenommen 2 Zechen.
wo noch 1300 Mann feiern. Der Ausstond ift
als Leendet anzusehen. Ebenso auch in Bre-
m e n, wo die Arbeit im Laufe des gestrigen Ta-
ges allgemein wieder aufgenommen wurde. Da-
geqen brach in Iena als Protest gegen die An-
wesenheit von Negierungstruppen der Genera!-
streik aus.

^ Der Freistaat Grotzthüttngen. Am Montag
nachmittag haben in Weimar Kommissions-
Leratungen zwischen Vertretern Preutzens,
Sachsens und sämtlicher thuringischen
Staaten begonnen. Es handelt sich um Bor-
bereitung des Zusammenschlusses der
thüringischen Lande unter Anglieder"«- von
Eebietsteilen Sachsens und Preutzens zu einem
neucn .Freistnat Erotzthüttngen" mid um die ae-
geüenensalls erforderlichen wittsckaftii^^-
einandersetzungen zwischen den Einz^-"^ ^

An die Neudeutsche Iugeud

Von Friedrich Lienhard
Wann wird neu die alte stark«

Glaubenskraft in Deutschland jönen?
Volksgesang aus bestem Marke
Wann aufs neu das Lttd verjöhnen?
Etchendorsf und Uhland warten
Samt Paül Gerhardt und viel Anderrr,
Wiederum in Haus und Earten,

Durch den Werktag hinzuwandern,

Durch das Fest dcr Reigentanze,

Durch die Zöpse, durch die Kränze,

Durch die holdverjüngte Schar,

Dah dte Arbeit nicht Beschwerde,

Datz sie wieder Freude werde
Meistern und Gesellenschar.

Aus, im Donnerhall der Zungen
Schlietzt den reinen Bund der Iungen,

Die sich mit erprobten Alten
^roh ur.d ftomm an Handen halten,

Me s m grotzen Zetten war!
wlaubt s. der Schwätzer wird erschreckeu.

Die Damonen werden weichen-

Uiid der Zauber jener Zeichen
Wird das edle Deuffchland wecken!

Aus der Geschichte der Ferer
des 1. Mai

. Es war im Iahre 1889. als auf einem Pariser
soziallften!ongre,se der Vorschlag angenoinmen
vuroe, den 1. Riai jedes Iahres als ernen allge-
neinen Arbeiterseiertag zu begehen. Ein Vorbttr.
hatte diesc Einrichtung rn einem Eeneratausstande
der amerikanischen Arbeiter zugunsten des Acht-
stundentages. den dieje aus den 1. Mai des Jahres
1886 verlegt hatten. Jn Wirklichkeit knüpfte ja
der Gedcmte, den Anfangsrag des Maimonats als
Feiertag zu begehen, an uralten Volks-
Lrauch an: nur wurde durch den Pariser Veschlutz
auf das soziale Leben übertragen. was früher üer
Begrützung und der Feier der Wiedergcburt der
Natur durch die Menschen gegolten hatte. Dre
«eier des I. Mai als F-r ü h l i n g s f e st ift in
aanz Europa schon seit den Tagen des Altertums

ganz allgemcin und sehr beliebt gemesen. Ai'an
kennt die Hauptformen dieser oft sehr poetisch aus-
gebildeten Feier: den Maibaum, die Wahl der
Maitönigin, den Kamps des Winterkönigs gegen
den ltchten Maienkönig. den Maitanz, und was
der schönen Maibräuche es sonst noch gab. An die-
ser Feier des 1.' Mai pslegte im Mittelalter oie
aanze Bevölrerung-teilzunehmen: noch Shakespeare
sagt in „Heinrich V111": „Es war unmöglich.
dah dre Leute am Morgen des Maientags scklie-
fen, sie erhoben sich früh, um die Gebräuche des
Maitags inne zu halten." Von der Maiseier
nahm sich der König so wenig wie der Bettelmann
aus,' ein Maibaum w-de im Iahre 1610 sogar
in einem Hofe des Pariser Konigsschlosscs ge-
pflanzt, der seitdem den Narnen des Maihofes
trug. Eine merkwürdigs Beschreibung der Mcu-
feier in Madrid, wie sie im Iahre 1679 war, hat
die Erüfin d'Aulnoy in dem Verichte über ihre
Neise nach Spanien gcgeben. Am> 1. Mai wall-
fahrte die ganze Bevölkerung der spanischen Haupt-
stadt an die Ufer des Manzanares oder auf die
Wiesen vor der Stadt, wo man sich in Begleitnng
der Frauen, Kinder und Freunde lagette, um se
nach Bedarf und Velieben Schatten oder Sonne zu
genictzen. Dort pflegte man ein ländliches Früh-
stück einzunehnien. Aber es waren nur die ein
fachen Leute, die sich auf diese Weise wirklich ver-
gi ügten: die vornehmen Herrschaftcn mutzten stch
üaniit zufrieden g°-ben. in ihren i/i<aaen nitt u
abzufahren. und am allerlangweiligsten hatte es
das Königspaar, das gleichfalls bci dieser Eele-
genheit erschien. Denn wenn der königliche Wa-
gcn passierte, so muhten — d^is vcrlangte die Eti-
kette — alle andcren Wagen die Vorhänge vor den
^cnstern vorziehen: der Blick gewöhnlicher Sterb-
licher sollle nicht auf die erhabenen königlichen
Personen fallen.

Aus der Wurzel der allgemeinen Maiseier find
im Laufe der Jahrhunderte ganz wnnderliche Ee-
bräuche und Erscheinungen hervorgegangen. Sie
kennzekchnen sich in der Negcl durch eine über-
mütige. rauschartige Stimmung. die zu tollen Aus-
schreitungen geneigt war. So crfährt man aus dem
1 agcbuche des Marcello Alberino von einem wil-
den Zux, den im 16. Jahrhundert — die betres-
fende Nottz stammt aus dem Iahre 1523 — jich

die Mitglieder der Familie Eolonna zu Rom am
1. Mai zu machen pjtegtcn. Zn denjenigen Fami-
Irenpalästen nämlich, die in Berbindung mit Kir
chen standen, warfen sie an dftsem Tage alle mög
lichen Arten von Eeflügel aus den Palastsenstern
in das Innere der Kirchen hinein, wo Männer
und Frauen dicht gedrängt standen und der flie-
genden Eaben harrten. Sogar ein ganzes Schwein
besörderten sie auf diese Weise unter die „Andäch-
tigcn", die sich dann mit Leidenschaft um die
Beute. siritten, währeud dic Eolonna von oben sie
mit Wasscr begossen. Eine andere Seltsamkeit bot
die Feicr des 1. Mai in der alten sranzösischen
Kathedralenstadt Evreux. Dort pslegten ur-
sprünglick die. Domherren an diesem Tage den
nahen Wald aufzusuchen, um zum Sckmuckc der
Bilder der Heiligen Maienzweige abzuschnetden.
Später überlietzen sie aber diese Verrichtung den
Chorgeistlichen und Kaplänen. die gewöhnlich bei
chrcr Wanderung ein grotzer Haufe Volls beglei-
tete: und es entwickelte sich dieser Waldgang all-
mählich zu einenk übermütigen Volksfeste. bei dem
dic Glocken so stark geläutet wurden. datz sie zer-
Lrachen und die Elöckner Schaden nahmcn. Als
der Bischof die Ausschreilungen verbot. gingen die
Ehorgeistlichen zu ofienem Angriffe über. machten
sich zu Herren der Kirche und hingen zwei Dom-
hvrren an einem Fenster des Elockenturmes auf.
Der Aufzug wurde die ..schwarze Prozession" ge-
nannt, und die ivil^"»^ Nossen wurden dabei ge-
trieben. Den Vorübergehcnden warf man Kl"0
in die Augen. zwang sie zu tanzen lictz sie über
einen Besen springen. und auch Masken nahmen
an der Prozession teil. llebrigens trieben es die
Domherren selckst nickt besi<'r. denn während die
schwarze Prozession sich im Walde a"ls,ielt. sckob- n
fie über den Eemölben der Kirche Kegel, spielten
Komödi« und ianzten.

Von all dem fft heut nickt mehr viel übrig ge-
blieben. und nur hier und da lebt noch ein Nach
klang der uralt volkstüinlichen Feier des 1. Aiar.
Am stärksten wohl in Schunden. In Stockholm z.
V. wird die Nacht zum 1. Mai noch immer als
etne Fesinacht gefeiert, bei der es unter reichlichcn
Libattonen lustig und toll zugeht. Auch wird wohl
noch um brenmnde Feuer getanzt. Bei den Stu
denten in Upsala liegt dte

zuvor. wo sich die oerschiedenen Nationen ow

Berbindungen zu gemcinsamem feiettichen ckM
auf den atten Schlogberg zusammenfmden. In der

N°cht w°rd°„ d°7„ S«ud°"f°u°r

det und oon der Höhe des Schlotzberges Umgen
Studenten- Volks- und Nationalweffen uber dre
?lte M^Stadt. Am 1. Mai selbst witt. die
durch ein gemütliches Katerfrühstück. durch Wmien-
fahrten und Ausfli'ge abgrchlosien bei denen
auch an einem richtigen Rmge reihen ^ alter
germanischer?Naiweise mcht zu fehlen psl g

Aus Fiumes Vergangenheit

D-- K°n,pi um d°„

Fi„m° >I> B--°»P„„tt- d-r P-ni--^^

denslonftrenz geworoen, und dre hohc ^

dieses alten FreihafeiiL', den die ZtaUe l
gewinnen möchten. wird dadurch in em h

^ie ganinge ^ge d.r Stadt h t > ^
zu einein hervvrrageudeii Handelszeniriim ii ^
und jchon der alte liburnijche Or» Peri
wahrscheinlich an der Stätte des heutk^n ^
lag, wird als Handelsplatz erwahnt. p de>n
hftlt FiuNte den Namen Vilopolis. und oon
Neichtum der Stadt im Altertum zeug
prachtigcr Triumptzdogen. der zu Etzren
sers Elaudius II. errichtet worden jem > - ^
dec frühchristlichen Zeit brachte man dm ^
Vitopolis mit dem heilkgen ^>tus in Zu>a^^j
bang. und die Stadt wurde nun Vanum
Niti ad Flumen genannt, woraus oa^

Fiumc ent,tand. Für den starlen deuMN'" '
ai. dcr Bcsiedelung des Ort?s zeugt d>e m ^
bräuchliche deutsche Uebersetzung Sl.

Flaum, uiiter welcher Bcnemiung die vi
fach austritt. Dem Stadtheiligen gewwm
stattliche St. Beitski'rche. cine Nachahmung
Santa Maria della Saluto in Vi-nedig-
Fiume wurde durch Karl den Grotzen ^ ^xr-
799 zcrstört und blieb lmige Zeit unter der
schast der Franken. Es stand zunä'chst um
Patriarchen von Agutleja. als desiin Dertrm ^ ^
Vischos von Pola hicr regierte, und war 0 ^

Vesitze verschiedener Feudalherren, dir Grai ^
von Wallsce. von ^denen^

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