Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0624

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
eine Attacke reitet, haben es ja dte Näte über
haupt nur zu verdanken, datz sie "och b e
stehcn und ihre mehr oder minder recht anfcckit
barc Lntigteit noch weiter ausiiben können. (Dav
einzelne Räte in dem Wirrwarr dcr erstcn Ne-
votutionstage gutes gewirkt haben, sei gern aner
kannt.) Wenn das alte treue badische Deamten
lum nicht Iroi; der Not der Zeit auf seinem Plah
vcrharrt hatte, wäre spätestens am 15. Novembcr
die ganze neugewachsene Herrilchkeit der A-- u. S.-
Räte wieder zusammengebrochen und die „Errun-
genschaften der Nevolutwn" wären derart gewesen.
dusj man sie noch weniger durch Maifeierta^-^ hättc
seiern können als jetzt. Wäre das Beamtentum
sich damals bereits seinor Stärke bcwusft gewcsen,
wer weisj. wie es dann gekommen wäre. Diese
Starke kennen aber die Herren Näte durchaus und
deshalb beginnt der Sturmlauf .qegen sie.

Was heisst denn überhainpt „neuere Rich-
tung? Im Sinne des Fragcstellers vermut-
lich unid wahr.schctnlich: Saz ia ldc m ok r a t i e,
vrelleicht noch Demokratie. denn vom Zentruni
spricht nvan nicht gern in 'dieff.on Kroiisen. Mit ivel-
ch.'in Rccht kann aber ein Angehöriger einer Par-
tei, die das Wort „Demokvatie" in Erboacht AU
hal>en Lehcmptet. verlangen. dast die Beamten
vorMgsweise <vu§ den Reihen der Parteieii ge-
nommien weriden soll. di^ sevciide ern Drittel der
Ctimmen u,nld Abgcordneteii aufgebmcht hat?
Ist dcvs Demokratie oder Vergemalti-
sung? Man täusche sich doch mcht: der vom Wg.
Maiex gemachte Vorschlag würde. wenn er zur
Durchfühvung gelauMN miirde Äive lunge-
heuere Ni veauh eraLdrrickun<, des ba-
dischen Beainteirtums bedeuten. An
Stello der bisherigen sediesenen Vorbild'ung
würde als ausschlaggebender Mrktor die Partei-
MgchörigLeit und die BelütigWig in der Partei
,als Befähigiuingsiiachweis tveten. Logische Kon-
^vqiuem, wäre dann. dasj sämtliche Deamtenstellen
im Stcvate vom Minister bis zum Gsnreinde-Nacht-
avächter nach Purteigrundsätzen unld auf Partei--
Lagen Lescht würden. Wir würden also das Par-
teibonzentum Hochkultur züchten. und dom Kul,-
handel und der Intrige, .gicmq abgeschen von
schlimmeren menschlichen Ligenscha-ften. Tor uiid
Tür öfsnen. Der Bürokratismus cvber. lden wir
alle bekämpfen. würde noch vielnvebr ausarten,
benn das hcrt div Ersaihrung Mlehrt. dast alle
Nichtffachlerüe zu den schlimmsten Buchstcvben-
klebern und I-ormenmenffchen wurden. sobald sie
eiin öffentlsichos Amt erreichten. Un!d wre soll
der DienKbetrieb stch gestalten. wenn Angchörige
anderer Parteien mit solchen Parteiangeihörigen
-N verhanbeln hcvben ? Wird stch nicht der po.Mische
Kanrpf auch im kleinen in den AmtAim-merir in
Benachteiligiung dder Bevmzugung -Mpielen?
Und wi,e denkt mcvn sich letzten Enides die finan-
zi>ell.e I-rage? Min kann doch die tausende
dex bisherigen Boamteo nicht bhne weiteres anf
ldiie Stratze setzon. Man wird ihnen bie gosetzZche
Peivsion jjübillrgen niüssen und daidurch den ohne-
hin Lberlasteten Staatshausihalt noch mehr über-
spcmnen. Wem fiele uicht anMichts der schwieri-
sen Sase unseres Daterlandes bas 2Vort Hebbels
ein: „O<ben brennt es im Dach. iund unt-en rau-
chen d've Minen. crber drimien iur Saus zankt man
stch um den Besttz!"

Wir richten daher an die RsgievuiiO folgende
Fragen:

1. Was gedcnkt ste gegen Herabsetzmigen und
Bcschimpsungen von Angehörigen des bad schen
Bolkes durch ein Mitglied der Badischen Regie-
rung zu tun?

2. Wird ste die durch die Ausführung des Abg.
Maier stark beunruhigten Veamten in ihren wohl-
erworbenen Rechten und AnsprLchen schützen?

3. Sind die Erlasse und Aufrufe der Regierung
an „das badifch« Bolk" an alle Badener gerich.
tet oder bestehen dabei Aosnahmen? Wenn ja,
welche stnd diese und warum?

Wir evstichen um eine klare. imverfchnörkelte
jund vor allem baldige Antwort. <r>

Iosfe getötet?

Verlin. 6. Mai. Wie dem „Berl. Tagebl."
berichtet wird. wurde nach einer Meldung aus
Warschau beiderEinnahmevon Wilna
dnrch die Polen der frühere Vertreter der Sow-
jet-Nepublit in Berlin. Zoffe, getötet.

Einmarsch der Entente-Lruppen
in Pest

Paris. 6. Mai. (Havas.) Das rumänische
Pressebiiro crhält aus Wien die Bestäti-
gung dcs Einmarsches der ««iierten Truppen
in Budapest.

Petersburg von finischen Truppen
erobert?

Amsterdam. 6. Mai. Dem Telegraaf zufolge
soll nach einem noch nicht näher bestiinmten
drahtlosen Bericht Petersburg von fini-
schen Truppen erobert sei,r.

Trianon

Die Besprechungen der deutschen Friedens»»i.>r-
händler mit den Bertretern der Entente werden
im Schlotz Trianon stattfinden damit tritt
in die Eeschichtc dieses historischen Eebäudes ein
neues denlwurdiqes Alonient. „Trianon war on-
fangs cin PorzeUanhäuschen zum Frühstücken. das
sich zu einem Wohnhaus vergrotzertc und schlictzlich
ein Marmorpalast wurde." Jn diesen zwei Zei
len erzählt der Herzog von 'Sainl-Simoii die Ee-
schichte dieser Schüpfung Ludwig XIV., die sich so
malerisch auf der wundervollen Unrgebung dcr Gär-
ten oon Versailles erycbt. Der „Sonnenköniq"
liest 1L70 an dieser Stelle. an der ursprünglich eine
„unserer liebon Frau von Trianon" geweiht war.
ein Schlösjchen im chinesisch»! Eeschmack erbauen.
das von aller Welt als ein Zauberstück ""gestaunt
wurde, weil es erst am Ende des Winters anqe-
fangen, im Frühjahr schon fertig war, gerade, als
ob es mit den Frühlmgsblumen aus der Erde ge-
schlüpft wäre. Dies -erste Trianon-Schlotz mit dem
lcbhaften Blau und Weitz der „holländischen Car-
reaux", wie man die hier verwandten Delvhier
F-ayencen nannte, führte die später im 18. Iahc-
hundert so wichtige Mode der Ehinoiserie in die
europäische Kunst ein; aber dies lustiqe kleine
Wunder verlor bald den' Reiz für den Köniq, der
sich hrer mit Mmc. de Montespan verqnügt hatte,
und erst 1687 lietz er 8as Porzellan-Trianon nie-
derreigen und erbaute statt dessen einen neuen,
würdigcrcn Marmorpalast. das heutiqe Trianon.
dessen Bau die beiden Architekten Alansart und
Nobert de Cotte leitcten. Das neue Schlotz sollte
dem alternden König ein behagliches Wohnhaus
Lieten. nachdem das Schlost von Versailles durch
immer neue Anbauten zu ciner ganzen Stadt an-
gewachsen war. Die niedrigen. mit Terrassen qe-
deckten Eebäude, die um einen kleinen Hof herum
ohne Treppen angelegt sind, verleihen dem Bau
eine ungezwungene Anmut und freundliche Natur-
nähe, in denen sich bereits der Eeist des Rokoko
ankündigt. Einen unverqleichlichen Rahmen schaf-
fen für den in Eelb u. Rosa zartgetönten Marmor
die wundervollen Baummassen, in die die den Bau
umichliekenden Wasserbecken des Kanals mit ihrem
reichen Figurenschmuck sanft eingebettet sind. Elisa-
beth von der Pfalz, die deutsche Prinzessin, deren
Briefe durch ihre natürliche Ursprünqlichkeit von
dem mafestätischen und qezierten Toii des franzo-
fischen Hoses so erfrischend abstechen. fühlte stch i"
dieser schlichten Natur Lesonders wohl.

BadischLPolitlk

* Die GeineindeorsNiing für die nicht unter
die Städteordnung fallenden Gemeinden in
Baden, in der Fassung des Eesetzes vom 13.
März 1919, mit den auf die Demeinde -
wahlen bezüglichen neuen Vorschriften.
(Nach amtlichen Unterlagen. Karls-
ruhe 1919. Verlag der G. Braunschen Hofbuch-
druckerei. Preis geh. 2.10, kart. 3 M.) — Alle,
die mit den bevorstehenden Gemeindewahlen
zu tun haben, finden hier voklstündige und zu-
verlässige Unterlagen. Auf Erund der neue-
sten Eesetzes-Veröffentlichungen bearbeitet, ist
das Buch eine wirklich brauchbare Zusammen-
stellung für Vehörden, Parteien und für jeden
Wähler.

Aus Stadt und Umgegend

Unser Heidelberger Sturmbataillon in Libau

Ein Angehö'riaer bes Sturmbabaillons schreibt
uns: Am 26. April mittags fuhven wir ab vcm
der schöne-n Neckarstadt. am 1. Mai, 11 Uhr vorm.
rollle unfer Transportzug über die H-afenbrück« in
dom Libauier Eüterbahichof ein Während die
Auslabung dex Mannschaften. Pferde und Fahr-
zeuse flott voinstaiten gmg, begab ich mich in die
Stadt. Wn die Qnartiero sicherzuistellen, und ge-
wann orn Vild vom LibMier Leben. das besonders
lebhafft war, da arich hi>er der 1. Mai,ails Feiertag
begangen wurde. Da trabte mir sch-on die erste
Russendrdschke entgegsn auff GummirÄt-ern, hier
bcweglen rustische Iude-n. balt^sche. letti^che. d«ut-
scho TvUPpennngehörige und ei>n zahlreiches sov-
stiSLs Publikum sich auf den Straken und Plätzen,
d-i« elegante Damenwelt ffeh.te nicht. schiver
mit Pelz behangen und in hoilien Stieffeln von
schwedrschom Leder in vevschiedensten FcuLeii. ein
ffür rmfere fetzigen Schuhverhältniste unbeschreib-
lrcher Lurus. Lbelch ein eigenarliger Wechsel der
Uingebung zwischen-Heidelberg unv Libau nach 5-
tägiger Dauerfahrt. Man momto es gut mit uns
Badener»!, und wies dcm Bataillon das Für-
st-e nla g e r in der Haffensbadt zu. eine Stunde von
der Ctadt entfernt.

Nls ich mit di-eser Botschaft zum Bataillo-n zu-
rückeute. musste jch die Hauptstraste entlang. Hier
trugen Männlein und M>e,lbleiii rote Roüetten und
rote Miiidchen angesteckt, in dem Eedränge war
mir ffchwer vorwäris zu kommen. Da o ötzlich er-
tönt schriller PffeifeEang und Trommelschlag. Er-
staunen malt sich auf vielen Gesichtern. und im
stvamnieii EleiMchritt zioht das Heidelberger
Sturmbataillon vorüber. manch ffehnffuchtsvoller
Blick au>s schönen Fraueuiau'geii ffolgt ihm verlM-
stungsvoll. Und wie ich mit dem Bataillo-n den
Wsg ivber die nördliche Hafeubvücke n-ehme. sehen
wir plötzlich auff wenige hundert Meter acht eng-
lifche -und zwei franzöfische Panzevkrouzer im äuße-
ren Voirt.-affen liegen — ein seder dachte sjch sein
Teil. umd mancher Mund liest einen frommen
Wunlsch licrut werden. Dann ging es voubei. am
La-ger der lettiichen Truppen!. ffowic am Lager der
vussischen Kavallerie vorüber der Ka/ierne zu, die
zu unserem frendigen Staunen dsn Namen „Ba-
d«n" trug. Ietzt heisst es. fchnell nnsere Aus-
bildung und Ausrüstung vollenden. uvn uisteren
Maim zu stellen. wenn es gilt. nns 'für das be-
drdhte Daterland einzusttzeii.

* Deutsche liberale Volkspartei. Der Bad.
Landesverband der Deutschen liberalen Volks-
partei hat Herrn Eeneralsekretär Paul Tro-
jan aus Kaiserslautern als Eeschäftsführer
angestellt. Herr Trojan, der in Heidelberg
Staatswissenschaft studiert hat, war bisher Ge-
schästsführer der Deutschen Volkspartei der
Psalz; er ist seit 1906 in der Partei tätig.

* Deutsche demokratische Partei. Der Vor-
Lrag Rebmann findet nicht statt.

* Die hiefigen Spnrtakiste« wollen heute
abend vermutlich auf Erund der „Erfolgc"
und Heldentaten, die sie in München und Pest
aufzuweisen haben, eine groste Propaganda-
versammlung zu Eunsten des Rätesystems ver-
anstalten. Als Redner haben sie sich ausgerech-
net Herrn Moritz Lederer aus Mannheim.
verschrieben, den bekannten Edelbolschewisten,
der insofern besonders als Prediger der kom-
munistischen Lehre geeignet ist, als er bekannt-
lich einer der stärksten Kriegsgewinnler Mann-
heims ist. Die bürgerlichen Parteien
erlassen im Anzeigenteil eine Aufforderung an
ihre Mitglieder, der Versammlung fernzu-
bleiben.

* Der Bund deutfcher Männer und Frauen
zum Schutze der persönlichen Freiheit und des
Lebens Wilhelms II. lätzt heute einen Aufruf
erscheinen, in dem er zum Beitritt auffordcrt.

* Theaterkulturverband. Walker Horst
vom hiefigen Stadttheater liest morgen abend
8 Uhr im Hörsaal 13 eine idyllische Komödie
von Legal „Bradamante".

^ Ein cvangelisch-kirchlicher Volksabend fin
det hcute abend um 7.30 Uhr in der Provide,,z!
kirche statt. Das Thema des Vortrags lautet-
„Die religiose Erziehung des Kindes ini
Hause".

* Eisenbahnverkehr. Vom Montag, 12. Mgj
ab, wird der um 2.50 vorm. in Mannheim ah.
fahrende und 3.17 in Heidelberg ankommenLe
Eilgüterzug für die P e r s o n e n b e f ö rd e-
rung freigegeben; er erhält in Heidelberg
Anschlufi an den 3.28 vorm. nach MUrzburg ab-
gehenden Personenzug.

^ Verkehr mit dem besetzten Gebiet. Das Be-.
zirksamt veröffentlicht heute die Erundsätze
und Vestimmungen über die Einreise in das
öesetzte Gebiet. Die Eesuche sind an die Patz-
stelle in Mannheim zu richten nnd müssen dori
persönlich abgeholt werden.

* Heimkehr der China-Deutschen. Am 27.
April trafen in Rotterdam an Bord des eng.
lischen Frachtdampfers „Atreus" 720 deutsche
und österreichische Männer (einschließlich eines
Türken) ein, die von China nach ihrem Hei^
matland überführt werden sollten. Die Wei-
tcrreise erfolgte am gleichen Tage nach Wesel.
Von dort gelangte ein Teil der Reisenden in
den letzten Tagen hierher. Es befanden fich
darunter auch zwei Heidelberger: Hen
Franz Nebel von der Deutsch-Asiatischen
Bank, Sohn des bekannten, vor Jahren hier
verstorbenen prakt. Arztes Dr. E. Nebel, und
Herr Missions-Superintendent Pfarrer Ernst
Uhlig aus der deutschen Südsee, zuletzt in
Schanghai, Sohn des verstorbenen Eeh. Hof-
rats Uhlig. Weitere Schiffe folgten dem
„Atreus". Die Personendampfer „Nore" und>
„Novara" find vermutlich beide bereits in Rot-
terdam mit je etwa 500 Männern, Frauen und
Kindern eingelaufen. „Antilochus", ein Fracht-
dampfer, soll ebenfalls noch über 500 aus China
Ausgewiesene bringeu.

^ Der SveS kommt wirklich! Die städtischs
SchlochL- mi-d ViehhoffdireEtion teilt uns mit: Irq
Lielufe der Woche wird der schon lanse er,jehnte
amerikaniffche Speck zur Verteiluno Lam-men. uw
FrsitWs o>der Samsiags durch dve Metzger an das
Pulblikum cvbgegeben zu werden. Es ilmmldelt sich
uni ietten Rückenipeck und durchwachse.
nen Nücken- und Baiuchffpeck müt Rippeir
und Schulter. Er sietzt sehr schön a-us und scheint
zu-m grössten Teile van jungem Tweren hersumh-
ren. Ein kleiner Teil ist etwas gelb ssfärbt.
wahvscheinlich auff Ilais- oder Fiffchffütterung zu-
rückzuführen, im Eeschinack kommt dies kaum zur
Gcltung. Ms Konieroierungsmittel iit
Mlntt des bei ums Mlichen Kochsalzes, Zucker una
Salpeter. Borar in ausgiebiser Weils« zur Ver-
Wendnng geffommen. Es empfiechlt sich den S-peck
mit einex Bürste von dem anhiaftenden Bo»
rax qründlich zu reinigen. Wer es unter-
lässt. wird den Mlich laugischen Eoschmack des
Borares mit in Kauff nehmen nrüssen. Hierauf
schneidet man den Speck in ffingerdicke Sche-iben,
legt ihn 1 bis 2 Stunden in frisches Waffer. um
iden weniger in das Fett als in das Fleiich einge«
drungenen Borax etwas auszulausen. Man kann
dsn Speck gekocht, gebraten oder ausge-l'assen ols
Fett verwerten. ebenso die beim Auslassen zurück-
bleibenden E-rieben. Auf diese Wei'se behandelter
Speck schmeckt seihr gut. jedenffalls darff der Speck
nur in gekochtem gebratenem oder
ausgelasffenem Zustand. keineswess
aber roh senossen werden; Trichinensefcchr be-
steht alsdann nicht. Der Speck entspricht den An-
korderuTvgen an eine gute Handelsware. Das
Pffund kostet in Heidelbcrg. Mannheini unv
Karlsruhe M. 6.20 in Frankffurt Mk. 6.40 und
in B-erlin Mk. 6.60. Der Speck darff nur an dre
in den KundenWen der Metzg-er eingetrageneir
Pevsonen aibgogoben werden. Fleisch-Selbstoersoi-
ger (Hausschlachtung) erhalten diese Zulage nicht.

Der Vcrband badischer Kondrtoren hält am
14. Mai in Bruchsal ffeinen Verbamdslag ab.

Theater und Musik

tzeidelberger Stadttheater

Der Revolutionär.

Drama von Wilhelm Speyer.

Aus Anlatz der Aufführung dieses Dramas im
Mannheimer Nationaltheater ist bereits an dies-'r
Stelle darüber berichtet worden. Es zeugt von ge-
ringem Verständnis für die Jdee des Dichters,
wenn dieses Werk, das alles andere nur kein poli-
tisches Tendenzstück ist, zum Anlah für Nadauszenen
gemacht wird. Politik ist dem Dichter nicht Sclbst-
zweck. auch nicht Mittel zmn Zweck, was er m
diesein Stück sagen will, hätte er auch in ein an
deres äutzeres Gewand kleiden könneii. Der „Re-
volutionär" führt den Kampf gegcn drej grurid-
verschiedene Frauen. letsten Endes gegen sich selbst.
^m dramatischen Ausbau ist das Stück sehr w'rr-
kunqsvoll, Einzelheiten qemahnen jedoch fait an
eudermann'sche Effcktmacherei. Die Aufführun»
vrachte em vor allem hier wohltuend einpfutidenes
Ä6^"^ufplelen. befser Jneinanderspielen. dann
L i e b e ni n .^inzelleistungen der Damen

H rren Berqer. sowie der

Derren r u n b e r g und S ch l e 1 t o w. X.

Aus dem Manuheimer Kunstleben

Beethsvcu-Woche dcs Konzeetvereins

Ko nzs r t v e rein M a nnhei m vecunito
Boethopen-Woche. in der an füiif A'benden sämt-
lia-e S.rc.chquartette Beethovens durch das be-
rcits rul-mlichst bekannte K l i n g l e r - Qu ar
tett zur Aufffiihrung tommen. Das sür Mann-
hc:>i in bieser Form erstmals mit.'r.iommene
AMistiH Hatte lebhastes Interesse gciocqt. Tcr
HarnMniei.El rr«r bsreits um ' ersten Abenb dicht
Essetzt. den dffe Berliner Quo.rtettvereiinsung
mit dom Streichqüartett in F-dur, op. 18 Nr. 1
erösfnete. Bereits m de-sssn erstem Satz trat die
vjusLd chnet^ FMrung des Primgciaers und das
innerlich geschlossene ZusanimensvieL des Quar-
tetts zu rvelches das AL-agio init schöner

^ertnnerlichung und prachtvott in, Klaiiglichen

brachl«. abex auch den übri-gen bätzcn. wie z. B.
bem erffreulich be.ebt erfahten Schcrzo uichts schiul-
dig bli-eb. Der Höhepunkt d^s Abends aber war
bas daun folsende E-moll Streiäimi'artelt op. 59
Nr, 2 unb hier wieder nach dem i„i Themcrtilschen
so charMeristischen Allegrosatz der zweite, das
Molto AdaSio. von Proffessor Klingler in wun-
dervoll warmen Ton geführt. und an Verinuer-
lichung der Stimmung wie im Klaioglichen von
den Künstlern dire-kt restlos ausgcjschöpffl. Das
in seiner vollen Beschwingtheit seffpielte Allegretto>
und das rhythmisch prachtvoll markant hnmesctzle
Finale schlossen fich deni würdffs an. Den Aus-
klang des ersten Abends bildete dann das Es^ur
Streichquartett op. 127. von dem die beiden Mlt-
tebsätze am nachhaltigsten wirtten Der starle Bei-
ffall der dem Klingler-Quartett wuvde. war nur
verdienter Dan.-k für diesen vecheitzenden Dvginn
der Beetlw-oirniwoche über deren weitere Abende ich
Msaiilimenffaffsend berich-en werde.

Freiburger Stadttheater. Ülls erster Kapell-
meister ist Herr Camillo Hildebrano. scit
mehieren Iahren der Leiter des Philharmonischen
Orchesters in Verlin, gewonnen worden. Derselbe
ist sowohl ein hervorragender Opern- als auch
Konzerldirigent. Als zweiter xapellmeister bleibt
Herr Fried. Der langjähriqe verdiente ersie Ka-
pellmeister Herr Starte übernimmi stalt der mu-
sikalijcheii Leitunq die Regie der Oper. Wegen
eines sehr tüchtiqeii Chorleiters schweben noch Ver-
handlunqen, ivorüber später berichtet wird. Die
Euqaqements des darstellenden Personals sind noch
nicht beendet.

Kunst und Wissenschaft

* Die Berlincr Hochschule für die bildenden
Künsre ist von diesem Soiiimerst»iefter ob a»ch
den Frauen zugänqlich. Der Unterricht
wird geincinsaiii erfolgen, wie aus dcr Universität
und in den Kliniken. Mit dieser Neuerung Hand
m Hand geht eine Verschärsunq der Auf
uahmedediliqunqen. Für die Bildhauer
wird die E t e i n m e tz w erkst ä t k e einqerichkt
und damit dem unfüglichen jahrelangeu Ärbeiten
in Ton ein Ende gemacht. Auch die Maler sollen
nicht mehr blotz durch Studienzeichnen utzd -malen

dressiert, sondern in freierer Arbeit durchge-
brldet werden. Pröf. Kampf. der Leiter der
Hochschule, denkt daran. datz der Aiistalt Auf-
träge gegeben werden sollen, damit die Erzie-
hung recht bestimmt vom Arademischen ins Prak-
tische umgestellt werden kann.

* Die Volkshochschule, Zeitschrist zu ihrer Ver-
wirklichung, erscheint demnächst im Verlaq der
Frrma Alwin Huhle. Derlagsbuchhaiidlung in. L.
H. in Dresden; sie wird von Hanns Horst Kreise!
herausgegeben und geleitet. Wir werden nach
Eingang des ersten Hestes darauf zurückkommen.

Fr. Wilh. Grunow Vrrlag in 1819

von Fr. Ludw. Herbig zusammen mit einem Kom-
missionsgeschäft begründet, feiert am I.Mai sein 1001
jähriges Bestehen. Unter seinen vier Be-
sitzern Fr. Ludw. Herbig, desscn Neffen Fr. Wilh.
Erunow, dessen Sohn und Enkel Iohannes und
Wolsgang Erunow nahm der Verlag besonders seit
der Legründung der „Grenzboten" im Iahre 1841.
dic er bis 1909 im eigenen Besitz behielt. einen
grotzen Aufschwung. Er wurde §u einem Mittel-
punkte des politisch-missenschaftlichcn und Ut^ra-
risch-rünstlerischen Lebens. als Iulian Schmidt
und Eustav Freytag von 1848 bis 1865 resp.
1870 die „Grenzboten" leiteten. Schmidt seine her-
vorragenden literarhistorischcn Schristeu im Vcr-
lage erscheincn lietz. Nuch unter der Redattwn
von Iohannes Erunow erhielt dio Wocheuschrift
in Bismarcks Eefolgschaft grotzcn Einslusi aus dos
polirisch-kulturelle Lcben der Zeit. Jn dem um-
sangreichrn Vuchverlag traten Iahr um Iahr aus-
gezeichnete Werke aus allen Missensgebieten der
Politik und der Belletristik hervor. Besonders ge-
pslegt wurde mit Slutoren rvie Aug. Niemann.
Nob. Maldmüller, W. Speck. H. Wette. Charl.
Niese. S. Bauditz, A. Schmitthenner. T. I. Groth,
Fritz Anders die gcdiegene dichterische llnterhal-
tungsliteratur. Seit 1914 im Besitze von Bernh.
Schulze crlebt der Verlng einen ncuen Aiifschwungj
Dichter wie Eustav Kohne Chr. Ratzel/F. Ianoske,
E. Llaustn, Fr. Eantzer. W. Poeck. Iohs. Thum-
merer. A. Babillottc. V. Fleischer. F. Nunkel usw.
haben hier Werke von breitem Erfolge und wirk-
licher Freude für einen Leserkreis. der aus >ich
hält, herausgebracht. Und das politische Eebiet
wird durch Werke Dr. Ferd. Runkels. Dr. K. Hosf-
mamrs, Dr. A. H. Roses u. a. m. im freiheitlich

nakionalen Sinne bestritten. Der Sozialdemokrat

Paul Evhre gab aber in seinem Bekenntin-
„Der unbekannte Eott" jüngst ein religiöses Werk
von mehr als imr zeitlicheni Werte. So darf der
Verlag begründete Hosfnung auf eine glückliche
Fahrt auch im zweiten Jahrhundert seines Wirkens
hegen.

» Die Ewaldsche Schallbildcrtheorie. Durch
VerleilDng des Tiedcmannpreiffes der Senkenber-
siffchien Nwiurforschenden Dersammlinng in Frank-
surt L M. a,i den jetzt ausqewi'cffen'eil StM-
Lurger Un'Derffitätsprosesso-r Nichard Ewalo m
di-e Aiuffine-rF'amke't weiterer n'crturwissenschastli-
chex Kre.ffc auff sieffne Hörtheorie ge'.enkt wordrm
Wir finden dnrübsr instruktive Mitteilun'sen.m
der' so<ebe,'. erschienenen Nummer 395? der
ziger Illustr i er ten Z eitü n g." die
ziablrc'ickien Dildern und Textcn zur Tagesg-tch a>-k
emc Reihe sesselndex Bciträge zur Belehruno u->°
Unterhaltung enthäst. Bisher gab cs mir eu
Hörtheorie: die berühmtc Helmholtzlche Resonm S-
tiheorie. die bisher die auL>'ch''.iesstich l^rr!»e>u..
bU-ob. Nun änderte Ewald dnrch stine Enwel'
kuna dcr Schallbildex mit ciiiem Mo. e d e --M,
Scbckstase. Ewald hat nich nnr die SchallbU^'
theorie gegeben und experiineiijell
auf grötzeren Mombranen gezeigt. svndern er n
cuich einen- wunderbaren kleincn Apparat konor
ffert. den er Camera acustica genannt^ t
der es «rmöglicht, Schallbllder 'aurch das -bmr
kop zu ffehen und zu pholpMaphiereii.

" Hochschnlnachrlchicn. Dc'r a. 0. Profcffsor u ^
Direktor des Jnstituts ffür anorqanische
an d-r Eö 1 t > nger Univcrsität Dr. mg Nrcy
Zjigm 0 ndy ist zum ordentlichen ^

nannt wordcn. - Aus den Lehrstuh! snr ^«0
Necht an der Uiiiversität Gies; en wurde
dinarrus an der Prager deutschen Unimu .
Prof. Dr. jur. Adolf Zycha berusen.

Dr. m.d. Hugo Fuchs, bisher Vrir^d^ 'i

erster Assistent am anntomischeii ,

Stratzburg, wird an die Uiiiversität K 0 u «
berg i. Pr. übersicdeln und die Abteiluiis,
stehersteüe iin dortigen anatomischen Instik»' -
nehmen. — Dcr Senior der Göttinffer '
zinischen Fakultät Anatomieprofessor Eey.

Nat Dr. med. Friedrich Mertcl bcffelst aw
Mai das aoldene Doktorjubilauw.

I

das

ents

setzu

ropc

zur

piau

bitt'

LZesi

die

eine

tisch

rocir

des

rlnd

dies

Kol

dur'

terl

kolo

Ba

kom

gen!

fich

best

Sta

so si
bell
Wei
und

fig

Ent

stän

schli

mit

Pfe

und

die

Lüo

en§

den

Kri

Zus

dür

der

eins

kehr

lich

grüi

fllhl

preu

Belc

ein

-"N

scho,

kllnk

der

ferti

l'timi

und

förd,

wird

trete

Sroh.

werd

wird

V gi>

Nd k

Ah d.
Schul
-S

«ann.
Cr

L n

k-

K

^ off
 
Annotationen