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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0630

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d„rch Volksabstimiiru n g bestiinmr.
Danzig wird mit jeiner unmittrlbaren Um-
yebung Freistadt.

Vclgieerhält das strittige ttebiet von
Vt o r c s 77 c t nnd einen Tril von prenhisch
Moresnet. Deutschland vcrzichtet ans nlle
Rechte übcr Eupcn undMalmedy. dcrcn
Einwohner das Necht hnüen sollcn, binncn K
Monaten gegen diese Aenderung im ganzcn
odcr teilweise zu protcstieren. worauf der Völ-
kerbnnd endgiiltig entscheidet.

Zn einer 5V K i l o m e t e r - Z o n e ö st l i ch
dcs Rheins darf Dentschland keinc Be-
festigungen oder Streitkräftc hal-
teir. Das Saarbecken. anf das sich die bc-
reits bekanntc Ncgclung bezieht, erstreckt slch
von der Grenze Lothringens nach Norden bis
St. Wende l, schlietzt im Westen das Saarge-
biet bis Saarhölzbach, im Osten die
Stadt Homburg cin.

Die Volksabsti mmungen im Osten
sollen stattfinden im Regiernngsbezirk Al-
lenstein, zuzüglich der Kreise Anger-
burg und Oletzko, ferner in einem Teile
W e st p r e u h e n s, Lestehend aus den Krciscn
Stnhn und Rosenberg sowie in Teilen
der Kreise Marienburg und Marien-
werder. O stp r e u h e n soll frelen Zugang
znr Weichsel und die volle Benutzung des
Stromes erhalten. Die Nordostecke von
Ostpreuhcn soll an die asfocciierten Mächte av-
getreten werden.

Von der holländischen Negierung wird dle
Auslieferung Kaiser Wilhelms
verlangt.

Grundsatzlich soll Deutschland zur Berc,ütung
aller Schäden, die durch den Krieg eni-
standen find, verpflichtet sein, soll aber jeden-
falls nur die Bergütung aller den Zivilper-
fo « en zugefügten Schaden übernchmcn. Die
Cesamtsumme der Schadenvergütnngen
wird spatestens im Mai 1921 festgesetzt. In-
nerhalb der nächsten zwei Zahre soll
Deutschland 2VMilliarden Mark in
Gold, in Waren, Schiffen und dergleichen Vc-
zahlen.

Vezüglich der Handelsschiffe soll
Deutschland die Ersatzpflicht Tonne für
Tonne und Klasfe für Klasse anerkennen und
den Alliierten alle deutschen Handelsschiffe
von 1680 Tonuen und darüber, die gröhten sei-
ner Schiffe zwischen 1ÜVV und 16VV T. und ein
Viertel seiuer Fischdampfer und anderer
Fischereifahrzeuge ausliefern, sowie für
Nechnung der Alliierten während der nächsten
fünf Zahre jährlich Handelsschiffe von 2ÜV VOV
Tounen bauen.

Zur Sicherung der Dnrchführung des
Friedensvertrages sollen das deutsche Ge-
biet westlich des Rheins u. die Brücke n-
köpfe 15Zahre lang besetzt werden.
Bei getreuer Ausführung der Bedingungen sol-
len bestimmte Gebietsteile, darunter auch der
Brückenkopf von Köln irach fünf Zahren
geröumt werden; andere Gebietsteile. daruirtcr
der Brückenkopf von Koblenz, nach 10 Zah-
ren, wieder arrdere, darurrter der Vrückenkopf
von Mainz, nach 15 Zahren. Bei frühe-
rer Erfüllung sämtlicher Friedensbedingun-
gen werden die Besatzungsheere sofort zu-
rückgezogen.

Die Verantwortung dafür, datz diese Anga-
ben aus dem Jnhalt des Entwurfs richtig sind,
verbleibt dem Reuterbüro.

Die versatUer ^r«eSensko«)erenZ

Dre Uebergabe

Eine spätere Meldung besagt:

Versailles, 7. Mai. (Havav.) Die kurze
Ansprache Llemettceaus fchloh init solgenden
Worten: „Wenn irgend femand Bemer-
kungen vorznbringen hat, fo stehen
wir zur Verfügung." Während die Anfprache
ins Englische übersetzt wurde, näherte sich der
Generalfekretär der Friedenskonserenz, Du-
tasta, der deutschen Delegation. verneigte fich
lcicht und legte ein Exeinplar des Fricdensver-
tragcs vor sic nieder. Es ist ein starker Band
mit weihem Deckel, der den Doppeltitel trägt:
.Oonäitlon8 cko unck Lonrlitlon^ ok plaee.'
Die deutsche Delegation murmelte (!) ihren
Dank, richtete ihren Kneifer (!), aber öffnete
den Band nicht. Der Dolmetfcher wiederholte
auf Deutsch das Neglement der Diskussion,
worauf Clemenceau fich erhob und erklärte,
datz Craf Brockdorff-Rantzau das Wort erhalte.
Von allen Seiten richtete fich die Aufmerlsam-
keit anf den deutschen Bcvollmächtigten, der
cin Konzept vor fich hinlegte.

Die höhnische Form, in der Havas dieses
Slinimungsbild veröffentlicht, patzt durchaus
zu diesem Tag der Schmach!

An der Sitzung nahmen teil: die Bevollmäch-
tigten der Vereinigten Staaten, Erotzbritan-
niens und seiner Dominions. Frankreichs, Zta-
liens, Japans, Belgiens, Eriechenlands, Por-
tugals, Brasiliens, Numäniens, Serbiens und
der tschecho-slowakischen Republik, ferner 30
Zournalisten. Die deutsche Delegation war
durch sechs Vevollmächtigte, Legleitet von Se-
kretären und fünf Zeitungskorrespondenten,
vertreten.

Zunächst wurde ein grotzer huseisenförmiger
Tisch aufgestellt, an dessen Kopfseite Clemen-
ceau init Lloyd Eeorge zur Linken und Wilson
zur Rechten Platz nabmen. Der Kopfseite ge-
genüber befand sich ein grotzer Tisch für die
deutsche Delegation und dahinter wieder ein
Tisch für die Sekretäre und Stenographen.

Foch, der Unerbittliche

Paris, 7. Mai. In der gestrigen Gehelm-
fitzüng für die Friedenskonferenz, auf der Jta-
lien vertreten war, machten die Vertreter eini-
ger Mächte einige Bemerkungen zu dem Frie-
densvertrag, doch wurde kein VorbehaN
erhoben.

Marschall Foch hielt eine Rede, in der er
erklärte, datz die Frankreich gewährten Siche-
rungen von militiirischem Standpnnkt aus
ungenügend seien. Nach seiner persön-

lichen Uebcrzeugung sotte der Friedensvertrag
nicht unterzeichnet werdcn. Er lege
Nachdruck auf die Notwcndigkeit, datz die Fran-
zosen die Brückenköpfe am Nheln be-
h i < l t e n.

Wenn wir „Nein" sagen!

::: Basel, 7. Mai. (Privattel.) Die Ti-
mes meldet aus Paris: Die Alliiertenkonfe-
renz erteilte Marschall F o ch alle militä-
rischen Vollmachten für den Fall, dah
Deutschland den Abschlutz des Friedensver-
trages verweigern sollte. Lloyd George zeigre
bereits seine Rückkehr nach England für 2V.
Mai an. Dies lätzt den Abschluh des Friedens-
vcrtrages mit Deutschland bis dahin als sicher
crscheineir.

Die Beilegung des Konslikts mit Ztalien

Die Rückkehr der italienischen Delegation
nach Paris wird von der französischen Presse
mit lebhafter Befriedigung und dem Cefühl
der Erleichterung zur Kenntnis genommen.
7r)ie Lösung in der Fiume - Frage soll da-
rin bestehen, datz Fiume 40 Jahre lang vom
Völkerbund verwaltet wird und dann
nach Erbauung eines südslawischen Adria-Ha-
fens endgültig in den Besitz Jtaliens übergeht.
Laut „Matin" sei Italiens Souveränitäi
grundsätzlich anerkannt; dagegen verzichtet
Italien auf einen Teil seiner Rechte auf das
Hinterland Dalmatiens und betrachtet sich als
Beauftragten des Völkerbundes für die Ver-
waltung von Zara und Sebenica. Orlando
unterbreitete diesen Vorschlag dem Minister-
rat, welcher erklärte. ihn anzunehmen.

Nach den in amerikanischen Kreisen einge-
gangenen Meldungen hatWilsonin der ita-
lienischen Streitfrage vollstandig kapi-
iuliert. Nach einer am Sonntag stattge-
habten telephonischen Aussprache zwischen Cle-
menceau und Orlando, der fest auf seinen For-
derungen beharrte, hat Wilson nachgegeben.

Schöne Wirtschaft!

Das .^Iournal des Debats" schreibt: Wir oer-
zeichneu die für die Nachwelt unerMte kaum
glaubliche Tatsache, dah die Pariser Konfe-
renz keinerlei Protokoll führte. ausge-
nommen für die Paradesitzungen in denen keine
Diskussionen stattfandcn. Seit dem 18. Ianuar,
dem Tag ihrer feierlichen Eröffnung hat keines
ihrer Mitglieder die ausgedrückten Anfichten m
Protololl bringen lassen, wodurch auch der gegen-
wärtige Konslikt und die starke Zeitvergeudung
entstanden ist. denn da nichts schriftlich abgefaht
wurde, konnte der Rat der 10. dann der 5. dann
der 4 und dann der 3 alles wieder von vorn an-
sangen und in Abrede stellen. was sie Tags zuvor
schon zugegeben und bestätigt hatten.

Der gefährdete Anschlutz
OesterreLchs

Zu der Moldung über ein vo-n den Miierten
in Aussicht genommenes Verbot des Ansschiliussscs
Doutfch - Oosterreichs an Deutfchland fchreiibt die
Nisue Frei-e Presse u. a.: „Dfurck da§ Verbot sM
das deutfche Volk bestraft werldsn. Äus
dem Sch^rbenhcnifen der -alten Monarchie reiht
jeder heraus. was ihm bel'iebt. Die Schüpfung
wird iodoch den Konferengmächten in Paris unter
der Hanr> zerbrechen. Wenn Len Itailiener-n Vo°
zen und Meran bleibt wird keine Macht der Welt
verhinderp.'dafi Bogen sich dem Deutschen Reick>e
anschlieht. Diese NeutraUsievuug. welche erst beim
Drenner Pah Legann amid bei der M«rch> eindon
soll, wäre eine vöikerrechtliche Anertennung oines
veraibschc>uungswürdlLen Naubes". — Die Zeit

Lezeichnet ldas Fehlschla-ge-n de^ sdcvatsrechtlichen
Anschluisfes an Deutschland untz, die unzweideutisr
Akckehr der deutsch - österreichischen Länder von
Wien als schwere Niedertage. welche poMisch
ganz Oesterreich treffe, movaWch aber vor allem
die §ozvaldemokratische Fiihvung. in deren Häniden
jetzt die Äaatsgeschäfte liegen. — Auch andere
büvserliche Blätter greifen d-ie auswärtige Palü-
tix der Rogterung aius dem gleichen Anl>ah an.

Dem Nouen Wrener TagMiatt zuisolge. wird,
um den partikularWschen Bcsstvebungen entgegem-
zuarbeiten. die Staatsregierung evn natio-noles
Gesotz ausavbeiten. welches nach Schweizer Aöu-
ster einem foden Lande die voMte Llutonomis ge-
wäbren wird. _

* Die chinefische Delegation in Pari§ hat tele-
grapWch >bei der Regierung in Poking lhr Rück-
trittsgMch eingereicht.

Und dennoch!

Nach allem, was die Ententepresse in dey
letzten Wochen und Monaten über die Ver,
handlungen des Pariser Konklaves veröffent.
licht hatte, muhte Deutschland auf eine Verge-
waltigung allerschlimmster Art gefaht sein,
Nun hat die vielfach gehegte Hoffnung. dah
bei diesem Friedenswerk die Maklermethodr
der überspannten Forderungen mit späterenr
Nachgeben angewandt würde. auch noch getro-
gen. Nachdem wir durch ein Meer von Blut
und Tränen geschritteip sind, müssen wir nun-
mehr den Kelch nationaler Demütigung und
Schmach leeren und wahrlich bis zur bittersten
Neige. Entstammen auch die vorliegenden
Auszüge der feindlichen Presse, so wäre es doch
vcrkehrt, annehmen zu wollen, dah die deutschr
Aebersetzung des Originals inhaltlich etwas
anderes zu Tage Lringen würde. Mag in der
Form oder im Ausdruck hie und da eine Lin-
derung möglich sein, an den harten Realitäten
des Friedens, wie ihn sich die Entente gr.
dacht hat, ist nichts zu deuteln, fie will die
Vernichtung von Deutschlands
Erotzmachtstellung, das hinfort troh
seines Umfangs und seiner Einwohnerzahl den
Kleinen und Kleinsten gleichgestellt und gleich
geachtet werden soll.

Es ist im Augenblick unter dem ersten Ein-
druck der niederschmetternden Bedingungen
nicht möglich, in eine eingehende sachliche
Würdigung der einzelnen Vedingungen zn
treten. Was aber unser Vaterland durch die-
sen Frieden einbützt, falls er zur Wirklichkeit
werdeu sollte — und wir vermögen im Augen-
blick nicht zu sagen, ob und wo eine Linderung
oder Milberung eintreten kann -7- lätzt fich in
wenige Worte zusammenfassen:

Durch bie territorialen Abtretungen verlie-
ren rvir 7—8 Millionen an Bevölkerung, dar-
unter etwa 2,5Miklionen Dentsche!
Durch die Abtretung Elsah-Lothringens, des
Saargebietes und der Eebietsteile im Often
gehen wir fortan 70 v. H. unserer Erz-, S3 v. H.
unserer Kohlen- und 20 v. H. unserer Kali-
schiitze verlustig. Dazu mutz Deutschland alle
seine Schiffe und seine K 0 l 0 niev heraus-
geden, eine Kriegsentschädigung zablen, die
nach dem gegenwärtigen Stande uaserer Va-
luta und unferer Arbeitsleistung unerschwing-
lich ist, behält den Feind auf eine Reihe vvn
Zahren im Lande und verliert die einzigc
Ausficht auf einigermatzen wertvollen Ersatz
den Anschluh Deutsch-Oesterreichs, der durck
diesen Frinden gleichfalls hintertrieben ist, in-
dem wir gezwungen werden sollen, die llnab-
hängigkeit DeuLsch-Oesterreichs anzuerkenne«.

Zur letzten Erkenntnis unserer Schmach gr-
nügen die bisher veröffentlichten Auszügs
nicht. Es fehlt in ihnen noch manches, was
zur Abrundung unbedingt notwendig ist. Ilm
nur einiges zu nennen: die Frage der Neutra-
lisrerung des linken Rheinufers, die Rhein-
schiffahrt, die Annekti 0 n K eh l s, die Ee-
heimverträge u. A. Aber zueinem Urteil kon-
nen wir heute schon gelangen: Von Wilsons
berühmten 14 Punkten ist auch nicht die leiseste
Epur zu sehen, an ihre Stelle ist die nackte
brutale Vergewaltigungs- und Machtpolitil
getreten, die auch die Lutzeren Formen mst
ausgesucht sadiftischer Erausamkeit handhabt.
Wenn je die Negierung eines Volkes auf die
wiederholt öffentlich ausgesprochenen Versiche-
rungen eines Staatsoberhauptes vertraut hat,

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Aus dem Saartale

Es sehörte in Friedenszeiten nicht zu den Zie-
len des grotzen Verkehrs. oiesses Saartal. auf das
jetzt die Blrcke aller Deutschen mit banger Sorge
gerichtet fiud. Ilnd Loch verdient und lohmt es
ldsn Bosiuch reichlich. d-enn l>a.ndlichLstlich. ssschicht-
lich und künsblerisch isst es an wechselvollen Reizcn
reich und abwechslungsvoll. Uvcrltsr Kulturboden
isst es, den der Manderer detritt. weun er vo-n der
alten Römerhauptsstadt Trier das Saartal auf-
wärts wiandert. Bildet doch die Saar d-en grotzen
Heerwog vo-n Lothringen her. den schon sei-t der
Nömer^eit Dolk nach Volk und Heer nach Heer
eingesschlagen haben. Eleich am Eingauge des
Tales meldet fich> die roiche Römerkultur. die einsst
das Saarlal erfüllt und bellbt bat; denn die
Eonzen-Brücke, die unmitlelbar lMrt an der Mün-
dung des Flufies in die Mosel ibn überspannt. ist
ein uralter Uebergang, und wenn die rn ihrer
heuti:gen Gestalt aus dern Iahre 1<02 stainmt. so
find doch dio Erundpsseiler. döe sie tragen, wohr-
schemlich -ncch röinischen Ursvrungs. Conz selbsst
A.wofil' ficher das römische Lontionacum. ein
Lnnichlofi bes Kaissers Valentinian l.. ünd in je-
umn nachchristlichen Iahrhuindert. wo bas gaaze
^aartal mtt rönn-schen Besessügiulngen. Villen und
bat ber Dichter Ausonius den
Mutz bosungcn nni dcn Versen:

Schrffbar ifi fie nnd sstnrk und langhin deihnte
^ den Weg,äe.

Dass, an der Kaiserpssalz sie mäd chre Wogen
zur wtossel
Mä lze...

Ein lssebncher. klarer Flus, bricht die Saar in
vnrlMWUndeiiem Lause sich durch die Verge Bahn
Zumeist haben die sie bogleitendcn chühonMge die
Form -mmder bewegter Bergrücken. aber an den
schönssten Stellen gipfeln fie fich zu malerischen
Bildllngen und Eruppen. und überall trägt bie
Laaidsschnsst ein heiter-harmomckches Eepräge. Ver-
läfit man das Tcil und ersteigt die Randberge,
dann öffnen sich oft Blicke von üborralchender
Schönbe-it. Ein solcber Elanzpunkt N z. B. die
Msficht von der alren Saarburger Schlotzriune.
m» das Auge von der eng gsbanten Stadt uno
de,n gosckWungenen Silberbande der Saar weit-
hin issber Höl>en „nd Täler. Mälder uud Wrm-
lbersc sschrveift. Me eine PorlenckeltH um den

Hals essiner sschönen Frau. so schlingt der Kranz dcr
Söedelungen sich um den Lauf dheses Fliusses. Aber
selbsst die heiten Anmut dex Saarlandschasst kann
den Ernist disser Erinnevungen nicht verwischen.
Wenssge deulssche Eanie haben von Kries und
Kriegsnpt ssovssel lossden müfien. wie biese alt,e
Völkerstrahe, und sso ost auch Deutssck)ilanid und
Frankreich fich haben ausomander ssetzen »mssen
— aiulfs Saartal ssst es ssast inrmer ausgegangen.
Aber nm so fester hängt der Saarlän-
der an sseiner Hein, at. -Er llebt fie atusss
inniMe, ssst mit ihr tief verwachsse-n. mssd ^serade
als ecn Erenzstamm. der d-sse ssremDe WiMür und
Härte so ost zu erfahren Celegenheit geha^bt hat.
ssst er deutsch und deutsch gessrnnt brs rn
die Wlurzel. Der Schlag dieser Menssch«n h-at
ss-ein -eisenes Gcprage: sie sind lcbhaft, zugängllch,
gescheit; dem Neuen steheu ssi« nrit einigam Mitz-
traiuem gegienüber. aber wenn fie sseriren Wert er-
kannt haben. fo greistm sie zr,. Demr sie srnd flm-
tzg -und kraftvoll. ssse fiuv tätssg und- lcibeuslaisstrg.
und mit Stolz könnei' sie daramf hiruueifen. was
Äurch viele Eeschlechier hin ihrer Händie Work ams
dem Saarlande gemacht lxrt. .

Das rrntere Saartal kennzerchnet d-er Wem-
Lau, bas obere die Industrsse. Mr erssier starker
Vovpossten ssst M-ettlach, das iu lieblssch iur Tal-
kessel selegen und dirrch die grofie- Fabvssr von-
Vrlleror, und Boch w-eit bekannt isst. Aber bald
nrehren fich die Anzeichen. dass, wir, rn ben Kch-
len- urrd Indüsstriebezirkerr der Saar «ingetreten
ftwd. Da isst Dssllrngen an der Prssms. de,n sröfi-
ten Nebenflusse der Saar. mit seinem grotzen
Hüttenwerke. rmd in Völklingen find wrr sschon
mitten in diesem gewaltiaon Arbeitsoiertel. des-
se„ Herzstück und Haupstadt St. Aal>ann-SMr-
Lrücken. dss« Schwesterstaid-t an der Saar. 'ssst. die
zussammen nrsst Vnrbach-Malstatt jetzt zu eincr
modernen Erotzstadt sich entwickelt lsat. Schrveist
dort der Blrck saarabwärts. daim sbarrt rhm von
den Werken oon Assalstatt-Burbach he-r ein ganzer
Walb von Fabrilschornsteinen entg.-egen; das
raucht und pockt und hämrnert. bclebt den Flutz
„ril Mrllionen von Tonnen Kohlen — aber über
all dieser harten Arbeit schwebt doch iminer der
l)ei1ere. unzerbrechliche L-ebenssinu des Saarlän-
ders. Selbst im Kohlen- und IndustriereVsser der
Saar bleibl noch etwa-s vonr flüchligen, Ueblichen
Duft der Saarweine füh.bar.

Theater und Musik

tzeidelberger Stadttheater

Lrederabeud vo» Werner Kirchhoff

Dsse wahrhaft grofien Wasnerisänger find fasst
ausgestorben I Untcr iden fiihrenden Wagner-
Ho.boritenören des Tases steht Kirchhoff in den
Vo-rdersten Reihen. Ee.ne arofie. sstählerne Stimme.
ihre Männlichkeit zumal. und dle. allem Weich-
lichen ausbiegende DarsteldmLssa'be. lasson rhn
ols Vertreter der gewaltssgen dra-matrschen Rol-
l-eir sehr glänzend crschessnen.

Wenn solche« Bühnensirnger aiuss Konzert-
podssuin steigen. Lesonders do,u uns-eres akustisch so
in-isserablen TssicaterchLirs, kommo ich iminer insst
banaem Herzen. Das Lied liegt sso fern der
Bühne. und, wcr inrnrer in Oel grofie Schlachten-
brlber malt. wird scknoerlich ein Meister rn P-astell
sern. Schon die vornehm gewählte L-iiebfolge be--
wies. das, d-er Sängcr es sse-hr ernst mit der Fein-
kunst nimmt. Scin Singen zergt. dcm er rhr äu-
sterl-ich uud innerüch nahe gerückt. isst Die mach-
t'ge. nicht sehr weiche. -aber ssvhr klangvolle Stdn-
nre ist auch im Kon^rt ein besstechsnder Träger.
und. wsse fie fich Len feineren Erforbernissen scbon
biegt sehr erfreulich. Eanz ist das noch nichf der
fii«ll',daLer wollte anfanss HMerkoit ku-rze Zeit
drohen!) Wanchmal vcrmag Kirchhoff noch n-icht
die Bübne zu vcrgefien, wird d-as Portamento
zum ^Durchsschlcifeir des Tones. schluchgt gelegent-
lich ein so chex zu dranmtisch aus. -rvird- das Zun-
sen-R aar robust. Ini üan-Sii ist abcr cmch sein
Liedvortrag durchaus vernvhm gewollt nnd meist
auch Mkonnt. Echrmssann l'-egt lchm am wenig-
ste-n, ,man wird oei der Lyrik mcht so recht warnu
Dasür hat cr Beethovens sschmierrgen Liederzyklus
„An dsse ferne Geliebsse" nicht uur mr Besstreb-nr
nach warmer Neri'merlichuno. sondern aa-ch rcm
techn-iisck äusterst stUvoll gehulterr und nameiitlich
grost ausklin-aen lafien. ,

Zuioenbm den, ..Neiien kmn der Kunst-
lcr ^iinmer in-ebr auf semen richtigeir Boden Da
stcllte ev mnächst drei Kompositionein von Schrek-
k< r vor, Fck l)osss1e aüf recht neue. überraischende
Naj,nen. D.ie drei Liedcr sch-lagen solche burchaus
uicht em. begnügen fick insst eiu voar «ungewöhn-
l-ck>en RAswerchungen. sind aber ssonst völlrg ins

Ohr fallend. gefällig ansprechenb. ohne isehr starke
PevsönlächLeit, so scharf und eindringlich sie im
Eosawg gestaltet rmirden. Dann ..Schmatstssch."
-auf den nmn hrer schon läng-st gelauert. Fast eirie
Enttäulschrmg! „Liebesode" ist in s>e!iner Chronia-
t k stärker inoderu, abex recht ge.sucht. wäl-vsnd
„FrühUngsgrütze" eiu an etwas Belannt.es "-au-
g-elchntes" leicht und fastlich fliessiendes, aber nicht
roertvolles Lss-cd genannt werden mufi. Beides
sschuss der Sänger mit sschönem Schwung.

Hugo> Wolf endlich dem Dramiatiker ain
nächsten. wurde zum Höhepunkt. Hier ftrahlte ore
somiige Höhe der Stimm-e am glänzendssteu.

(„der famosse Schreaenberger!") L'onnte der Brch-
nsnkünstler s-ein ganzss Temperament ausgebeii.
Nachd-enr ber „Tenorzauber" sso. voll gewirkt. rvvr-
den noch Zugi-.rben. barunter die leidenschrstlrm
hmausM-sch-euderte „Zueignuna" von Strmifi
klatsscht. E-.-n-en Mit- >und SsnLergen-ufi -bereiteie
die VegleilUng de.z Herrn Hans Br u ch. Man
hätte gnr iiächt für möalich aeL-alten. dak oie><r
kühne Tastenstürmer lLlppaftonata!) so Mrt, ^
poetisch. iint so entzückenden FPiuheiten fich
Ee-ssang ansschmiegen könne.

' Ccorg Schnmanns Oratorium .Das Tra'
üenkrüglein" nach der Dichtung von HM'-
Erler machte bei der Ausführnng in der LE
ziger Thomaslirche durch die Leipzrger Singai '
demie unler Prsfessor Wohlgemnth tio
Eindruck.

Turnen, Zport und Spiel

* Dcr Mittelbadissche Eau des deutschen
letsnverbandcs, der elf Vereine umfafit. har
seinem Eautag beschlossen, sich eirlstssmmrg m
„Vadischen Landesrag für Körperpsslcge uno 0 ^
genderzrehung" aufnehmen zu lassen. Urner
der Lhristliche Verein junger MaN"
sseinen Bcrnitt augemeldet.

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