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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0652

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Wilsons Bankerott

Nichts bietet einen schmählicheren Anblick,
als die Rolle, die Wilson jetzt spielt. Nur ein
Vlick in seine früheren Neden und Kundgebun-
gen bietet eine lehrreiche Lektüre. Was sagt
er z. V. im Senat am 4. Dezember 1917:

„Wir haben kein Unrecht gegen das Deutsche
Neich vor und keine Einmischung in
scine inneren Angclegenheiten."— Aus dem er-
sten der 14 Punkte (8. Zanuar 1918): „... und
die Diplomatie soll ihr Geschäft vor aller Augen
trciben'" — Ansprache an dcn Kongreft 11 Fc-
bruar 1918: „1. Ieder Teil des endgültigen
Vertrages muß auch für jeden besonderen Fall
auf Eerechtigkeit beruhen und eine so
gerechte Lösung der Streitsrage darstcl-
lcn, daßdieFriedensdauer verbürgt
ist. 2. Völker und Länder dürfen nicht wie
Waren oder Schachspielsteine aus Eebietshoheit
in Eebietshoheit gestoßen werden, auch nicht in
dem hohen, nun für ewig in Verruf getanen
Spiel ums Eleichgewicht der Mächte." Nur ein
Scch aus der Rede in Valtimore am 6. April
18 sei noch zitiert: „Wir sind bereit. bei der
Endabrechnung gerecht gegen das
deutscheVolk zu sein und mit dem Deut-
schen Reich ebenso redlich, wie mit al-
len anderen zu verfahren . . . Wenn
wir Deutschland jemals etwas anderes als Ee-
rechtigkeit zuteil werden ließen, mag der Krieg
ausgehen wie er will, würden wir unsere
eigene Sache verleugnen und ent -
ehren. Darum fordern wir nichts, was wir
nicht bereitwilligst auch gewähren wollen."

Hohngelächter der Hölle! Gleich kläglich zer-
schlagen und zerfetzt wie uunser armes Vater-
land ist Präsident Wilsons Llige Spruch-
macherei. Deutschland hat eine Niederlage er-
litten, Präsident Wilson eine Blamage ohne
gleichen. Wems paßt, der mag sich an der Lage
des „Eenossen im Ilnglück" ergötzen. Die Stunde
ist selbst für eine Schadenfreude zu ernst —
hier sei nur die Tatsache festgestellt, daß von
allen schönen Moralitären der 14, der 4 und
der 5 Punkte Wilsons auch nicht ein blaffer
Schimmer übrig geblieben ist. Wilson saß, als
diese „Friedensbedingungcn" dem Erafen
Brockdorff-Rantzau überreicht wurden, zur
Rechten Clemenceaus. Aber von dem Eeist,
den der amerikanische Präsident als den seinen
der Welt all die Iahre her vorzumalen licbte,
ist in das Schriftstück, da>» da von der einen
Hand in die andere ging, zu deffen Fertigung
sich unsere Eegner ein volles halbes Iahr Zeit
ließen, auch nicht ein Hauch eingedrungen.
Schlimmer als die Niederlage Deutsch-
lands ist der Knirbruch des „großen
'Id'-alichen" aus dem Weißen Haus. Der
grimme Haffer Clemenc-au, der listige De-
mago- e Lloyd Eeorge haben den Mann. der
mtt der feierlichen Eebärde eines Menschheits-
erlösers nach Paris kam, zur Preisgabe aller
seiner hohen Ziele, zum Widerruf aller seiner
Evangelien gezwungen: So furchtbar ist er
aufs Haupt geschlagen, daß man annehmen
sollte, er müffe in seinem innersten Herzen jetzt
als der geistig Vefiegte der natürliche Bundes-
genoffe der durch die Eewalt und den Hunger
besiegten Deutschen werden, um mit ihnen zu-
sammen von seinen Idealen zu retten, was
noch zu retten ist. Welch furchtbares Erwachen
für die deutschen Wilson-Schwärmer!

Ententestimmen der Vernunft

Die „Times" veröffentlicht die Ansicht einiger
bekannter und führender Engländer über den vor-
lauftsrn Friedensoertrag. Jn ironischer Weise
autzert fichBernhardShaw. Er sagt:

Durch die Friedensbedingungen wird für
Deutschland die Demokratie gesichert, nicht aber
anderswo. Deutschland haben wir seiner ganzen
schweren imperialistischen Würde enthoben und sie
auf unsere eigenen Schultern genommen. — Der
Arbelterführer Snowden meint. durch den Ver-
trag werden die 2 mp er i a l i st e n. Milita-
risten und Näuber befriedigt. Dbffer
Vertrag gibt den Enadenstoß für die Erwartung
all derer. die da hofften, daß das Ende des Leids
den Frieden bringen würde. Es ist aber kein
Friedsnsvertrag. sondern lediglich die Erklärung
emes neuen Krieges. Dieser Vertrag ist Verrat
an der Demokratie und an den Toten dieses Kric-
ges. Dieser Friedensvertrag enthält dic wahren
Kriegsuele der Alliic-rten. — Der Arbeiterführer
^ brklärt. die Bedingungen seien nicht weni-
ger schwer als diejenigen. welche Deutschland im
6aUe ernes Sieges auferlegt hätte. Die Zerstücke-
deutschen Eebietes. Elsaß-Lothringen aus-
' ^ unsere Zukunft eine Ee-

kerbund denn. daß durch den Völ-

terbund erne neue Negelung getrosfen wird.

gen"^nd ZeuAand^ Bedingun!

gelauterten Europas geglaubt. aber alle diese schö-
nen Träume seien dahin. Es gebe wohl niemanden
der nicht angesichts der von Deutschland verlanaten'
Sühne ruhig bleibe.

Die Sozialisten

Dke englische Labour Party hat eln Ma-
nifest veröffentlicht. in dem sie erklärt, daß gewiffe
Teile des Fricdensabkommens sich mit den 14
Punkten und Erklärungen Wilsons nicht ver-
einbaren ließen. Es wird gefordert. daß die
finanzielle Lage des deutschen Volkes bei der
Feststellung der Entschädigung berücksichtigt wer-
den 'niisse.

Die Pariser sozialistischen Vlätter
protestieren heftig gcgen diesen Frieden, den
die „Humanite" ernen Frieden der Eewalt, des
gefräßigen Jmperialrsinus und dex Ungerech-
trgteit nennt. Das französische Proletariat
verweigere seine Ilnterschrift zu diesem Vertrage.
Jn wenigen Tagen wird es sich gegen dieses Do-
kument in Bismarcks Stil wenden, das eine Be-
kämpfung dss Völkerrechts und der Moral ist.
Wenn der Vertrag vor die Kammer kommt. wird
kein so.iialistischcr Deputierter dieses diplomatische
Schriftstück gut heißen dürfen, das die Geschichte
als eine verbrecherische Verletzung gegebener Ver-
sprechungen. als ein Ättentat gegen Moral und
Völkerrecht bezeichnen wird. Die „Humanite"
gibt dann Analysen der Bestimmungen. die sich
auf das Saarbecken und die deutschen Kolonien
beziehen. Akorizet. Cruzy und Nenoult haben die-
sen Teil bearbeitet und nennen die Klausel über
das Saargebiet die schlimmste Gewalttat
der Vertrages. Die französische Zeitung for-
dert die Deutschen des Saargebietes auf. mit
Heroismus der Ecwalt und der Korruption W i-
derstand zu leiston. die jetzt gegen sie ver-
sucht werden. Sie sotten stch ihren nationalen
Sinn erhalten und die französischen Sozialisten
werden fllr sie eintretcn. wie sie für alle unter-
drückten Völker eingetreten sind. Ebenso schlimm
sei die Wegnahme der deutschen Kolonien. Das
volkreiche und arbeitsame Deutschland brauche Ko-
lvnien wie jedes andere große Volk. Wilson habe
den größten Fehler begangen, daß die Kolonien
zum Vorteil der Liga geraubt werden.

Laut „Vorwärts" ist der Gesamteindruck aus
den bish-srigen Aeußsrungen der französtschen So-
zialistenpreffe ungefähr der: ..Es ist eine
Schande. doch wir können vorläufig nichts tun.
Dieser Friede wird sich sowieso wegen seiner eige-
nen Maßlosigkeit als undurchführbar erwei-
sen. Deutschland soll ihn unterzeichnen. der inter-
nationale Sozialismus wird ihn vernichten." —
Das ist ein ebenso billiger, wie leerer Trost!

Dänemark und Nordschleswig

Die dänische Regierungspresse
vcröffentlicht anläßlich der Entscheidung der
Friedenskonferenz einen anscheinend inspirk».
ten Artikel, in dem es heißt: Die Entscheidung
der Friedenskonferenz bezüglich der Abstim-
mungen in Schlesrvig rief in Dänemark das
arößte Erstaunen hervor. Die Bestimmung,
daß auch in der sogenannten dritten Zone, also
in einem rein deutschenEebiet, eine
gemeindeweise Abstimmung abgehalten wer-
den soll, steht in direktem Eegensatz zu dem
klar eingenommenen Standpunkt des dänischen
Neichstags, der dänischen Regierung und des
aordschleswigschen Wählcrvereins. Der Ve-
schluß der Friedenskonferenz muß auf unterir-
dische Einflüffe dänischer Chauvinisten zuriick-
geführt werden. Er ist eine direkte Fäl-
schung des Selbstbestimmungs-
rechts der Völker und ein Bruch der Wilson-
schen Idee. Es kann erwartet werden, daß die
Negierung und der Reichstag Dänemarks so
nachdrücklich wie möglich hiergegen protestie-
ren werden.

Der frühere Vertretcr der Nordschleswiger
im deutschen Reichstag Hansen äußerte fich
einem Mitarbeiter des Vlattes Politiken ge-
genüber: Die Grenze für die dritte Zone ist
soweit südlich gelegt, daß alles, was 1867 dä-
nisch stimmte, einbegriffen ist. Südlich dieser
Erenze gibt es nur Deutsche, die mit unse-
rer Nationalität nicht die geringste Eemein-
schast haben. Sollte die Abstimmung diese Ee-
biete unter Dänemark bringen, so würde dies
für Dänemark ein Vevölkerungszuwachs von
gegen 400 000 Menschen bedeuten, wovon in
Wirklichkeit nur 120 000 Dänen wären. Dies
würde ein nationales Unglück für un-
ser Land und eine Quelle neuer Zerstörungen
sein, die um jeden Preis vermicden werden
muß.

Man hat also den Dänen mehr zugesprochen,
als ste selbst haben wollen.

Unsere Kriegsgefangenen

Versailles 11. Mai. Die deutsche Friedensdele-
gation hat in einer Note an die Alliierten vorge-
schlagen, sämtliche Fragen über die Durchführung
der Heimsendung der Kriegs und Zi-
vilgefangenen einer Kommission zu
überweisen. Weiter wird in der Behändlung dieser
Frage grundsätzliche Gegenseitigkeit gefordert. die
der Entwurf der Alliicrten in manchen Punkten
vermiffen ließe. Vis zur Heimsendung der Eefan-
genen werden aus Billigkeitsgründen gewisse
ErlejchtL^ungen gefordert. Weiter werden
mit Nücksicht auf die inn.ren deutschen Verhältniffe
die Alliierten gebeten, gegen Erstattung der Ko-
sten die Kriegs- und Zivilgefangenen mit völlig
neuer Unter- und Ziviloberkleidung sowie Schuh-
zeug vor ihrem Transport versehen zu laffen.

Verlin. 11. Mai. Bezüglich der reibungslosen
Heimkehr der deutschen Kriegsgefangenen wurde
deutscherseits vorgeschlagen, die Unterkommission
Kriegsgefangene sogleich in die Besprechung
der Frage eintreten zu lassen. Darauf teilten die
Amerikaner am 30. April mit. daß zum
Heimtransport der dentschen Gefangenen in
amerikanischer Hand bereits alle erforderliche
Vorbereitungen getroffen seien. Die deut-
sche Regierung brauche nur noch den Bestim-
mungsort anzugeben. Jn einer Sitzung am
10. Mai erklärte nun Eeneral Nubant, die Frage
der Rückkehr der deutschen Kriegsgefangenen sei
derzeit noch nichi soweit geklärt, daß sie innerhalb
der Unterkommissionen besprocheii werden könne.
Der Entscheid des Marschalls Foch sei jedoch in
Balde zu erwarten.

" Heimkehr aus Südwestafrika Nach einer Mit-
teilung aus dem Haag trafen am 10. Mai abends
in Notterdam 1473 Südwestafrikaner. dar-
unter der Gouverneur mit Frau, 67 Offiziere. 13
Frauen. 44 Kinder und 1317 Mann, cja. Der
Transport wird über Wesel nach dem Durchgangs
lager in Münster qeleitet und von dort in die Hei-
mät entlassen.

Deutsches Reich

Die.Lage in Mttnchen

Die beschleunigte Auflösung der
Münchener Earnison ist im Eang. Die durchaus
verlässigen Teile, insbesondere die Berufsunt>.r-
offiziere, werden in die Neichswehrformationen
übergeführt. Bet den Truppenteilen werden sofort
Untersuchungskommissioncn gebildet, die alle zur
Entlassung tommenden Militärpersonen daraufhin
prüfen. ob sie sich während der letzten Revotu
tionswochen einwandfrei gehalten haben. Jn mi-
litärischen Kreiscn rechnet man mit etwa zwei
Wochen bis zur Durchführung der sehr schwieri-
gen Entwasfnung der Spartakusleute in München.
Sechs bis acht Wochen wird es dauern bis zu
einer völligen politischen Beruhigung, dre dre
Moglichkeit der Nückkehr der Regierung und des
Landtages nach Akünchen gibt.

Die bayrische Ncgierung setzt auf die Ergrei-
fung der Spartakistenführer Levien und Le-
ne-Nissen eine Belohnung von 10000 Mark
aus. Die beiden sind verdächtigt, bci der Ermor-
dung der Eeiseln in München mitgewirkt zu ha-
ben. Standrechtlich erschossen wurde der
Herausgeber und Nedakteur des „Revolutionär" in
Müncken, Ioses Leib. Die Ursache seiner Ver-
haftung und Erschießung dürfte seine aufreizende
Tätigkeit im „Republitaner" sein. 3l4' Millionen
Mark Arbeitslöhne hat einer der sogenannten
Volksbeauftragten der Näteregierung, der 25 Iahre
alte Schauspieler Kurt Popp, auch Kurt Hagen
genannt. unterschlagen.

* Die Boykottierung von Neichswehrmitglie-
dern. Beiin Reichswehrminister Noske fand
eine Konferenz statt, die sich mit der Frage der
Boykotticrung von Angehörigen der Rcichs-
wehr beschäftigte. Einer Berliner Firma war
von ihrem Arbeitsausschuß auf Ernnd der Be-
schlüsse von Gewerkschastsoersammlungen am
22. April und 5. Mai das Ultimatum ge-
stellt worden, zwei Angestellte zuentlassen,
weil sie bei den Freiwilligen-Verbänden Dienst
getan hatten. Der Reichswehrminister gab sei-
ner Entrüstung Ausdruck über den schamlosen
Terror, der versuche, Arbcitsgenoffen nicht im
wirtschaftlichen Kampf, sondern ihrer politi-
schen Eesinnung wegen auf die Straße zu setzcn
und dem Hunger preiszugeben. Er erklärte,
daß diese Veschlüffe, die darauf abzielten,
Deutschlands jetzige Wehrmacht zu zertrüm-
mern, objektiv Landesverrat bedeutete i.
Die Aussprache hatte das Ergebnis, daß der
Arbeitsausschuß das llltimatum zurückzog, da-
mit die Mitgliedschaften erneut zu dieser Frage
Stellung nehmen könnten.

* Eine wirtschaftliche Zcntralstelle zur Forde-
rung der Ausfuhr d-eutscher Waren zwecks Schaf-
fung von Devisen ist mit dem llnterstaatssekretär
Töpser als Leiter gegründet wordcn.

* Neichsamt sür Rück- und Einwanderung.
Die Reichsstelle für Rück- und Einwanderung
ist ausgebaut worden zu einem Neichsamr,
das unter Leitung des Eeh. Regierungsrat Dr.
Iung steht.

* Dr. Strcsemann. Mie der Zentralvorstand
der Deutschen Volkspartei mitteilt, ist die Mel-
dung von Verhandlungen Lber den Eintritt
Stresemanns in das Kabinett erfunden.

Vadische Potttik

Auflösung der S-Näte

Mit der fortschreitenden Organisation der
neuen Wehrmacht und dem Abbau des Lisherigen
Heeres lösen sich auch die zum alten Heere ge-
hörenden ^>.-Räte auf, an deren Stelle treten
ehrenamtlich tätige Vertrauens-
leute. Diese werden nach einem bcsonderen un-
parteiischen Wahlrecht. das allen Angehörigen der
Truppe Einwirlung sichert, gewühlt.

Demzufolge werden nunmehr durch das Ee-
neraltommando im Einvernehnven mit dem Lan-
desausschuß der S.-R Badens, die bei den Trup-
penteilen bestehenden S.-R. aufgelöst, sowie die
Gesamtzahl des Truppentcils an Unteroffizieren
und Akannschaften die Zahl 300 nicht mehr erreicht.
Bei allen Behörden, Anstalten und Schulen und
des aufzulösenden Friedensheeres treten Ver-
trauensleute an die Stelle der S.-Räte. eine Maß-
nahme. die bei uns in Baden. schon fast durchweg
durchgeführt war, da hier infolge der neutralen
Zone bei den meisten Behörden keine S.-Räte be-
stehen durften.

Die Kranlen der Lazarette und das P f l e.
gepersonal wählen jeweils für sich itzre 8er-
trauensleute. um beiden Kategorien. von denen
die erstere ihrex Zusammensetzung nach dauernd
wcchselt. eine Vertretung ihrer Wünsche zu sichern.

Die Standort-S.-R. trcten ebenfalls zurück und
führer die Abrechnung der laufenden Eeschäfte bis
20. Mai durch. Standorte des alten Friedenshse-
res und der Neichswehr haben in Zukunft dem-
nach teine Standort-S.-N. m^hr. Der „Lan-
desausschuß dcrS. Räte" Badens beim Ee
neralkommando 14. A.K. in Durlach vcrsieht zu-
nächsi seine Eeschäfte wciter und arbeitet dic> noch
laufenden Angelegenhciten aus. um sich dann ent-
sprcchend der Abnahme der Truppenteile zu ver-
mindern. «.

* Vildersturm in Baden. Der Minister des
Jnnern. R e m mele. hat unter dem 3. Mai An-
ordnung erlassen über die Beseitigung der Be-
zeichnungen „Großherzoglich", der „Krone" usw
auf Aufschriften. Briefbogen. Stempeln usw. Da
wir jetzt in einer verfassungsmäßigen Rc-publik
leben. ist die Abänderung selbstoerständlich. Was
soll man aber zu folgender Anordnung, die in
dem gleichen Erlnß enthalten ist. sagen: „Die
Bilder früherer Herrscher sind aus den
Diensträumen in denen Publikum verkehrt oder
in denen',. wie in den Citzungssälen Beratungen
stattfinden. nach und nach (!) zu entferncn:
ebenso Ausschmückungen, welche starken monarchi-
schen Anklang aufwcisen. Spätestcns bis 15. Iuni
1919 mnß diese Anordnung vollzogen sein. Aist
die unterstcllten staatlichen Behörden ist in die-
sem Sinne einzuwirken. (!)" Mso „nach
und nach!" Der Bildersturm wirkt unsagbar lä-

cherlich, noch zumal in einem Lande wie Nad-«
in dem zwischen Volk und früheren HerrbbA
keine Wolke des Mißtrauens odeä der FeWÄ

stand. ist. wi° -- Ich-int 7nl°?»

Regierung immer noch ein Fremdwort. '

Die Frau im deutschen Parlament

Die aus Samstag abend in di« „Harm^nnV"
von der Deutschen liberalen V-lkspartei
ene ofsentNche Frauen - Versamm-
Tlara Mende. Abgeord-
ncte der Nationaloersammlung. gemonnen war.
hatte trotz des prachtoollen Frühlmgswettiers ei'
nen recht zahlreichen Besuch von Frivuen und
Männern aufzuweisen. Der Do-rsitzende des Lan-
desoerbandes. Dr. Curtius. hsek di« Erschie-
ncnen willkvmmen und widmete insbeso,ndere der
Neferentin herzliche Bogrüßungsworte. Wir hät-
ten die Freude. zum ersten Male ei,^ Frau vus
der Nationalversammluug in lunserer Atitte M
svhen. Doch könnten wir in dieier schmeren
Schicksalsstuiide Frau Abg. Mende nicht froh
begrüßeu. deim unsere Herzen seien voll Trauer
Es aelte eincn gerechten Friiede-n zu erringLn.
nen Frieden. dex uns nicht nur die Eristienz tzcherv
sondern auch di^ Alöglichkeit biete. das Noutz' mt«.
der auszurichten uvd einer glücklicheren Zukunst
entsegewMsühren. In dlesem Kamvfe bvgrü^ «r
Frau Nlende als treue Mithelferin. (L«l>hast«r
Beisall), Hiera-uf hielt Frau Adg. Mend« den
angekündisten Vortrag uber „D4e Frau im
deutschen Par l i,r. en t". Es waren klug,
uud weitblickende. von einem warinen nationolen
Empfinden und hossn.ungsoollen Idealismus ge-
tragene Eedankeii. die Frau Mende in ihrcn
glän.zenden Darlegungen zum Ausdruck brachte.
Diese echt deutschfühlende und wirklich lideral
gesinnte Frau, die keinen ZW einer streikbaren
Frauenrechtlevin aüfweist, hat einen üderaus
smnpathlschen Eindruck hinterlassen. Leider geskat-
tet uns nicht der Raum, ihre Ausführungen voll-
stivn>dig wioderzugeben. Wir deschrnnken uns dr-
her auf einen kurzen Auszu'g aus rhrem mit
größter Aufmerksamkeit angehörten Vortrage. der
die Aufgaden und di-r büschsriae Wirkiamtze.it der
Frau im Parlament auszeigte.

Die Reserentin betonte die Pflicht, dm Man-
nern beiin Wiederaufb'M des zerrütt-eien Dater-
landes 'hilfreich zu-r Seite zu stehen. Die Frauen
von der liberalen Partei hätten es lieber sesehen,
wenn die Hinie'instellung der Frau in das politi-
sche Lebcn. die durch die Revolution so. plötzlich
zur Tatsache gsworku:n sei, etwas langsamer uud
snstematischer vor sich gegangen wäre. Denn ob-
gleich vicl für die po-litische Schuluirg der Frau
gescheheu sei, so habe doch der überwiegende Teil
der Frauen noch nicht die volle politische Neife
crlangt. zumal das Wahlrecht auch schon den
Zibanzigjährigen anvertraut worden sei. Jn die-
ser Hinsickst könne das Gleiche wohl -auch von den
Männern gesagt werden. Am besten wäre es os-
wesen, wenn die Frauen auf dem Wege über das
Stadtparlament, in dem sis ein ihrem Wesen mebr
entsprech-endes Arbeitsfeld finden. in die pMiisthe
Arena hinvvngekommen wären. Zn der Klein-
arbeit der Kommissionen des städt. Parlameiüs
kSnnten Lie Frauen aus dem rerchen SHatz rh-
rer Li^be ihr BEes geben. Die Rsserentin wurde
es tief bedauern. wenn der Fvaiu durch -ihre Be-
schästigung mit der Polit-ik ihre wetzbliche Eigen-
art verloren gehen möch-te. Für den NEaufbau
des Staates sti vor allem dio Versdlung und
Vertiefun« des dcutschen FamMenlebens drin-
gend notwendig, sonst kämen wir nicht vorwärts.
Dve Familie bilde die sittlrche Evmrdlage des
Sbaates. Wichtig sei dte reltgiöse Erziehung der
Kinder und das Hineinpflanzen des rvationalen
Empfindens in die Her.zen der Iugend Aufgabs
der Frau sti es cruch. sich mit der Eeschichte ver-
trcmt zu machen. um die Jdealgelstalten der Ver-
gangenheit in den Kindern lebendig zn erhalten.
Wir müßten den Nationalsto'z urvserer ^ugend
erhalten Die Nednerin kritisiert die Art. wre nn
Verfasiungsausschuß gearbeitet werde. Die SciM-
fung eiwer Derfassung sei jetzt. wo die Lebenssrw-
gen der Nation zur Entschctdung stunden. wenr-
ger wichtig. Was nütze uns die schöns^ DeM>-
suug. weim wir kein deutsches Reich -mehr hätlen.
Veso'nders interesiant war es zu hören, in wel-
cherm Derhältnis die Frauen rn der Nationalver-
sammlung zu einander stel>en. Wenn die ^rauen
auch durch vhre politi'schen Arrschau-wngen und die
FraLtionen getrennt seien. sa verstandigen sie sich
dock, untereinander. Die Frauen bildeten eine
Art F-reinkaurerle-ge. Dieffe Etschrinung >e,r rn
dem Wosen der Frau begründrt. So ser eine rn-
terfrlaktionelle Konserenz der Frauen rn der t^age
des E-esian-genenaustausches zustande gekornme
dieser Erfnlg habe die Frauen mrt sroßer ^reude
ermllt Die Neserentrn sveht dre HauptajufMbe
-der Fvauen im ösfentlichen Leben darrn die
Klasiengegensätze zu iiberbrucken. Dre uns von ^r
Entente auferlegten barten ^riedenĻedingungen
unterzieht sie der Kr-.trk und fordert von den
F-vauen. daß sie in diesem letzten schweven Kumpfe
an der Seite der Männer stehen. damrt mcht o -
les untergehc'. Di-- Refcrentm 8-alrbt. daß w'i

dgrch de dunkle Nacht hindurch musien und daß
uns dan„ wieder die Sonne leuckten Dre

^^snuua s-etzten wir aus Deutschlairds
N d'Z 1°i d°" rv-rk d°r ,Star«°r. lan°-

Lurtrr-- d«

Referentin sür den Vo.rtrag nnt^herzlick-Lir Wor-
ten Er bekannte. daß Frau ^Abg Mende
den Glauben an die. po ititche
den Erftchrungen mrt eitremen^auenrechtlern.
ueii verloren hatte. wiedergegeben habe. Ant^-
nZm^erührt lHrbe es. daß sich die^ Reseventm '
i-hron Darlenungen sich cms die naturlirche Ai'-<3e
der Frau bcschränkt habe. Redner anmdaM
auf eckige Pinrtte des Vortrages nock. nahcr cm
rmd schlicßt mit einem Komplrment fur dre Re^e
renttn seine mit lebhaftem B-e ffall "ufse-nom
nen Ausfichrungen Da Uck ^'s ^r Versamm^
lung niennand zrnn Wort moldete. sckchß o
sitzende die überaus anregend und erndmckWoll

verlauf-ene Versammlung._

* Akademischc Eruppe der LiScralen Volks-
partei Hcidelberg. Die Zusammenkunft °

Fr itag Abend im ..Weißsn Bock war gut b
sucht: es hatten sich auch neue Gaste elngefun
Der Vorsitzende stud. jur. Weiß begrußtc
Erschienenen und bi-ß d;- ne ^'.nzugskomn -

-n willkommen. Die .oegenwartg
schwere Zeit sei nicht besonders aeeignet. ckar '
politik zu treiben: es gelte in Anüetracht
Schmachfriedcns. den uns die Entente auseri g
will. die gesamte Studentcnschaft mobil K" "raw
gogen die in der Eeschichte bcispiellos stev .
Vergewaltigung eines großen Kulturvolkes
den nationnlen Eeist in unssrem Volke wi


vie Aytlicke

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