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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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d

tracht, und Wilson wird, wenn er in dcele
schmähliche Opferung seiner Grundsätze billigi,
ndermals in seiner ganzen heuchlcrischcn Zwic--
'spältigkeil gerichtet sein.

Es empfiehlt sich auch, in Vezug auf Oester-
reich der WirklichkeiL fest ins Auge zu schcn.
Sollte die Entwicklung anders sein. solltc d:e
dcutsch-österreichische Delegation mit annehm-
lm'.cn Bedingnngen und mit dem freicn Selbst-
bestimmungswillen nach Wien zurückkehren, so
iönnte niemand durch diesen Lichtjtrahl in un-
serer dunklen Nackst freudiger berührt secn, a'.s
n'ir Sollte aber die Ekttente ihr Nachewerk an
Deutschland auch auf Deutsch-Oesterreich aus-
dehnen, so werden wir in unseren Kampf um
die augenblickliche oder zukünftigc Entscheidung
auch düs Gelöbnis initnehmen, nimmcr zu ru-
hcn und zu rasten, bis Deutsch-Oefterrclch mit
nns vereinigt ist und bis nlle seine deutschen
Landeskinder bis auf den letzten Deutsch-Böh-
men und Deutsch-Tiroler vom fremden Joche
bcfreit sind

L'Homnro LibrV, das> Blutt Cl-enrrncevus. er-
llärt:' Die österreiHischeu Delegierten h ben der
dcutfchen Delegalion 6esenii>bor iene ' ^eile.
datz siV sch-rn Mis den, Vertra-a nrit D ^.land
wisseii, welHt' goivauen AbsiHten di^ Eni e be-
treffend den Zrieden hegt. Sie können siH keine
Zllusionen ü-ber die Bedingungen. dte man
Von ihnen verlangen wird. machen. Zwar ist die
Lcvge Oesterreichs gegenilber den Allrierten nickst
Gencvu disienige Deutschlauds. Vielleicht halben dce
Wiener Delegierten eine geiun-de Auffasslimg vo.r
Lem Hest ihres Landes. Mas uns anbelangt. so
Lürfen unsere Vertreter. iv-stche jetzt vor der Ne-
gelung der AdriusHwierrakeiten isdchen,
nicht mrr nicht gestatten. dah die Eegner sich die>
ser' SHwierigkett-en bemäckstigen. mn unsere Fvic-
densbedingungen zu diskutieren. so-ndern si-e ustissen
darüber wachen, dasi die Bedingungen derart sind,
L-ak sie Turopa auf alle Aeiten vor einer neuen
sermanischen Kolonisativn beWahren
und durch un-oren Sieg die befreiten jrnvgen Völ-
ker vor selbst fernliiegsiiden Angrifren imd llnter-
drücSungsdrohungen sckstitzen.

Die Besetzung

Nerre AusWeisunge«

Berlin, 18. Mai. Die Ausweifungen
iv Elsah-Lothringen gchen «nentmegt weiter.
Die Deutsche Allgemeine Zeitung schrciöt, dah
-ie Zahl der seit Beginn der franzöfischcn Herr-
schast AuKgewieseneu aus über 35 ÜVO gestte -
H«»ist.

ProNamation -er Unabhängigkeit dcr Psalz?

Die französischen Bestrebungen, die Psalz
staatlich und wirtschastlich aus dem Verbanv
des deutschen Reiches loszulösen, haben
dank den Bemühungen des franzofischen Een«-
rals Gerard den Erfolg gehabt, dasi eine
Eruppe von Psälzern am morgigen Sonn-
iag mit der Proklamation der Unabhä igigkeit
der Pfalz hervortreten wird. Dieses Beispiel
-eigt, wie gefährlich für den Bestand des
Reiches eine l 8 ngere ZeiL dauernde Be-
setzung der Reichsgebiete nach Ratifizierung
des Friedens seiv wird.

Die Knebelung der Presse

Die Vertreter der deutschen Regiervng in
bpaa haben Protest eingelegt gegen die Kne-
-clung der deutschen Presse im britisch be-
setzten Gebiet. Es war den Zeitungen
verboten worden, die Versailler Rede des Era-
sen Brockdorff-Rantzau zu veröffentlichen. Stan
dessen wurde versucht, ihnen einen vollständig
entftellenden Auszug aufzudrängen. Ebenso
durften die Blätter die Erklärungen Ebems

und Scheidemaims nur auszugsweise wiederge-
bcn. Dicse Matznahmen stehen in unzweifcl-
lmstem Miderswruch zu den Bestimmungen dc-..
Wasfenstillstandsvertrages und die Neglerung
hot um sofortige Abhilfe ersruht.

Die Unkenntnis der Friedensbedingungen
in Frankreich

Es dürfte wohl^einztg in der Eeschichte daste-
heii, dasi die ösfen?liche Meinung eines Vierzig-
millionenvolkes fich über den Frtedensschlusi
aussprechen soll, ohne datz weder das Land noch
die Träger des Volkswillens die Vedingungen
kennen. So ist es aber hente in Frankreich.
Die uns am 8. Mai ubergebenen Friedens-
bedingungen, von denen jeder Journaltst
hier, jeder Abgeordnete zur Nationalversamm-
lung ein vollständiges Exemplar besitzt, find in
der französischen Kammer bis auf we-
nige Ausnahinen vollständig unbc»
kannt. Auch nur eine verschwindende Zayl
von Zeitungen verfügt über ein Exemplar dle-
ses Dokuments. Die Kammer hat nur einen
Auszug aus den Händen des Herrn Tardieu
entgegennehmen dürfen, und dieser Ausznsi ent-
hä!L, wie man aus den Kommentaren der Pa-
riser Blätter ersehen kann, nicht einmal das
Wichtigste. Die Unkenntnis über den Friedens^
vertrag und allcs, was mit ihm zusammen-
hängt, geht aber noch weiter. Die französischen
Abgeordneten wissen bis zur Stunde nicht ein-
mal, ob der uns vorgelegte Text endgültig
ist od e r n i ch t, ob die Bedingungen diskutierr
werden oder ob es sich um ein Projekt hand-str
Die Negierung verlangt ganz einsach, datz die
Abgcordncten der Kammer der Negieruag
blindlings vertrauen und ihre nun eknmal not-
wendige UnterschrifL hergeben, ohne zu wissen,
.was sie unterschrieben habeir. Die sozialistische
Kammergruppe ist zu einer Besprechung zusam-
mengetreten. Es wurde beschlossen, ein jorg-
fältig vorbereitetes Manifest zu erlassen —
wogegen oder wosür, oerrät die HumanirL
nicht —, weil sie es selbst nicht weitz.

D'o tvo^zösifH-e Regierung l?at siH auch el-
ner rhrlichen VeröffentliHuug der d-ent-
schen Protestnoien und Eimvänlde bisber
nicht entschliesien können Die berden ersten-
allgenrecinien Noten sind.mit der Antwort Llnnen-.
ecicüi dem ftanzösischen Publikum vLrgelegt wor-
den. Die Noten über die K r i e g s sesan se-
nen und übex das Arbeit-erreHt jedoch sind
nur auszugsweise aus der engilisHen Pvessiei wie-
dergogeben worden. Die Pariser Abendpresse vom
DonnerstLg zeigt wieder. w-de geheim Elenien-
oscm die drei weiteren Noten Brockdo.rsf-Mmtz«us
hält. Findet man dech in don Blättern nur die
Bchcmptung, eing diessr dre>i Noten beschäftige
sich mit der Anschlutzfvase De-utsH -- Oesterreicks.
und vbiwohl den Deutschen -a-usdrücklich Lus Recht
zugebilligt wurde, was ia nur selbstvevstündlich
ist. thre Eimvände gegen den Friedensioertrag
vorzuldrängen. ze-gt die Parller Presse scho-n fttzt
ein belnstigendes Entsetzen über dtese riesenhäste
Schrei-bmaschinenarbeit des Evcvfen Brockdorss-
Rantzau, den sie nur noch die Noten-Mtvailleuse«
nennt. Das ist wahr^cheinL'ch e-iir ZeiHen d-es
.ÄchieLtüven Geistes". mit dem man die derUfchen
Einwünde anzuhören versprochen hat.

Eine Geqenregierung in Nngarn

5?n Arad h-at stch unter dem Präsiduuni des
Gva.s>e!N Iul. Karolpi ein Kabinett gebildet. mit dem
Zi-sle. die -bo».schciwistisHs Regierung in BüdaVest
zu 'besditigen und in Ungarn normacke Zustände
herzustellen. Die Regieruns hat ein Mau'ifLsL
ausgegebeu, in dem sie erklärt. basi di« Kommu-
nisten die völlige Vernichtuna des Vandes -als
Endziel gefetzt hcrben. Die nsue Negierung werde
sich von fal-genden Erundsätzen leiten lassen: Ver-
nichtung des Ddlschewismus. Wiedevherstellu'ig
der Ordnung. völlige Freiheit des Eisentums und
das Recht aus Arbeit.

Die Lage in Bayern

JnCüdbayern zeigt sich cin neues Anf-
leben der s p a r t a k i st i s ch e n Vewe--
scnheim und. andern südbayerischen Städten
tenheim und andern südbayerischen Städten
Putschversuche der Spartakisten, sowett
sie aus München rechtzeitig entkommen sind. In
München sclbst ist noch nicht der vierte Teil der
an die Unabhängigen ausgegebenen Wafsen
zurückgeliefert worden. Regierungstruppen in
grotzer Anzahl sind nach Südbayern abge-
gangem

Der Sturz der R ä t e r e g i er u n g in
München wird auch noch für einen Teil der De-
amtenschaft ein Nachspiel haben. Die Beamten-
gewerkschaft, der im Eegensatz zu dem 150 WO
Mitglieder umfassenden bayrischen Beamten-
und Lehrerbund lediglich 6000 St'aats- und Ee-
meindeangestellte angehören, hat sich seinerzeit
der Näteregierung nicht nur zur Verfügung ge-
stellt, sondern sie hat schon vorher versucht, die
Beamtenschaft auf die kommenden Dinge aus-
merksam zu machen und ihre rlnterstützung für
die in Vorbereitung befindliche Räteregierung
verlangt. Wie aus Negierungskreisen verlau-
tet, werden die Führer der Beamtengewert-
schast, die sich fo gegen das Eemeinwohl vergan-
gen haben, rücksichtslos zur Verantwor-
tung gezogen werden.

Verhaftnug weiterer Kommunisien

In München wurden noch festgenomimen die
19jährige Kommunistin Hilde Kramer, eine
eifrige Anhängerin Lewins. Schon zn Zeirca
Eisners wurde sie einmal verhaftet. E enfalls
festgenommen wurde eine Frau Luise Sch 9 l -
ler, die mit Dr. Lewin in engen Veziehrmaen
stand. Der frühere „Eeneralstabsarzt der No-
ten Armce" Dr. S ch o l l e n r a u ch stellte sich
nach Itttägiger Flucht freiwillig der Polizei.

Die deutschen Gescrmtverluste

Das Ergebnis an Toten. Verwrrndeten mrd
«befanaenen dcs Kriegcs liegt nunmetzr üis zum
.'tt- April o»r. Es wurden gemeldst: Als Tote
1676 696, als vermisit, von denen neun Zehii-
tel als tot betrachtet werden mösserr. 373 770, so
dah ein C es am t o er l ust an Totcn von
über 2 Millionen angenommen werden
kan«. Vcrwundee wurden gemeldet 4 207023.
in feindlichrr EcfansenschafL schmachten
noch 615922. Jn dieser Zatzl aber sind die Zivil-
gesangenen nicht eingerechnet. Der Gesamt-
verlvst beträgt 6 8 7 3 413 Mann

* Ein deutscher StudentLntag. Der StubenLeNs
ainsschutz der Ilniversität Berl'in lmt an säimt-
liche dautschen Hochschn.en ein-en Aufrnf crlas-
sen. tn dem baldiaste'SH-assunK eines nllge-
meinen beutsHen Stndentenaus-
schuffes und AbhaltmW cönes alls-smei--
nen Hochschultages sesorbrrt wird. Der
einzigartige sünstrge ZeitME zr'm einigLnden
Zujsairmneirschlntz dürfe niHt versLumt werden.
Nls T«ÄNngsort wird W-ürzbur« n»rgosHla-
gen; sämtlichc de-uisHen HoMHulen solle'n Vertre-
ter ontfenden. Dic Tag'unsen sollen in sodeni Se-
iniester wiederholt werden. Den vcm Verlincr
Ausschutz ausgearbeiteten Lertsätzen licgt der Ee-
banke zugrnnde. datz in allen senreinstudentbschen
Frasen der Wille der -ges-amten deutschen Stu-
dcntenschast inatzgel^nd sern soll.

* Personalnachrichten. Dem Bicminspektor
L-uLwig Schmteder w-urde die Stelle des Vor-
stanbes der Bezirksbaurnspektion HeidellbLrg übcr-
trasen. Finanzassessor Joscnb Linsenmeicr
wiurde nach Karlsruhs ver^etzt nnd dcr Stcats-
fchieldenverwaltung zur DienUsiftima zugeteilt.
Finnnkßekretär Zcchann Müller in Karlsruhe
wuwde zum Steuerkommissär sür den BczirL Hci-
delbE versetzt.

Aus Ltadt und Umgsgend

Das ProjckL der Ncckarkanalisation
für das sich bei der lctzten Vürgerausschutzsitzung
Stadtrat und Bürgerausschutz einstimmig ent-
schlojsen haben, findet in Mannheim kei-
n en Anklang. Der Mannheimer
StadtraL hat sich mit dieser Frage beschäf-
tigt und ist dabei zu folgendem Beschlutz ge-
kommen:

„Ecgenüber dem siaatlichen Projekt für die
Neckarkanalisierung, das auch in der Strecke
Mannheim-Heidelberg den Neckarweg beibe-
hält, sieht ein anderes Projekt für die Ee-
wtnnung eiiier Erotzschiffahrrs,
stratze die Errichtung eines Kcmals vor, der
bei Heidelberg abzweigend und mit )kckar-
wasser gespeist in ziemlich gerader Linie ober-
hcüb der Rheinau zum Nheine führt. Die ge-
genwärtige allgemeine Lage ist so un günstig
wie nur möglich, um solche Pläne zu wür-
digen. Auch im übrigen erscheint es dem Stadt-
rat höchst zweifelhast, ob dte Vorteile des
Nheinauprojekts nicht durch viel größere Nach-
teile überwogen werden. Die Stadt hal daher
kein Interesse an der weiteren Verfolgung die-
ses Planes und mutz insbesondere jedeTeil-
n ahme an den beträchtlichen Mehrkosten ab -
lehne n."

Man sieht also, datz hier zwei Ansichten ge-
geneinander stehen. Das Problem läuft also
vorerst daraus hinaus, einen Ausgleich zwischen
den beiderseitigen Interessen zu schafsen. Die
Vorteile, die das Nheinan^rojekt für uns bie-
tet, kann fich unser Eemeinwesen uicht ohne
weiteres entwinden lassen.

* Das Kommunalprogramm der liveralen

Volkspartei wird in der heutigen Nummer ver-
öffentlicht und sei allen Politikern zur Durch-
ficht empfohlen. Eleichzeitig fei auf die heute
abend 8 Uhr im Artushof stattfindende
Mählerversammlung der liberalen
Volkspavtei aufmerksam gemacht, bei der die
Bedeutung der Eemeindewahl behandelt wer-
den wird. — Morgen nachmittag 3.30 Uhr stn-
det in Handfchuhsheim im „Deutschen
Kaiser" eine weitere Wählerversammlung
statt. Die Wähler und Wählerinnen, insde-
soudere die Parrteifreunde, werden zu zahlrei-
chem Bcsuch der beiden Versammlungen aufge-
fordert.

* Der direkte Zugverkehr nach Franksnrt

wird am Montag wieder aufgenommen wer-
den, doch haben die Züge zwischen Darmstadi
und Frankfurt keinenHalt. Die bisherige
Zugführung über Dieburg fällt damit weg.

* Eine Millionenspende für ein Schüler-Er-
holungsheim. Nach einer Mitteilung der pa-
dagogischen Presse hat ein Verliner Vürger,
dessen Name nicht genannt werden foll, der
Stadt Verlin eine Million Mark vermacht
zu dem Zweck, ein Schülererholungsheim für 50
Kinder zu errichten, das während des ganzen
Iahres geösfnet fein soll. Es wärc lebhaft zu
begrützen, wenn auchderStadtHeidel-
berg Mittel zu einer solchen Stiftung zur Ber-
fügung gestellt und dadurch die ernsten Schäde«,
die der Krieg der Eesundheit der heranwach-
senden Iugend, der Hoffnung unseres Volkes,
zugefügt hat, nach und nach beseitigt und die
Eesundheit fchwächlicher oder kränklicher Kin-
der gefestigt werden könnte. Mannheim besttzt
ein solches Heim in Neckavgemünd, Worms iir
Darsberg, und der Aufenthalt in letzterem, der

Die Berbündeten unter sich

Drahtung unferes nach Verfailles entsandten
SonderSerichterstatters

Versailles, 15. Mai.

Es scheint nützlich, an dem glelchen Tage, da
oer Temps in einem osfiziösen Leitartikel die
deutsche Volksbewegung gegen den Erdrosfe-
lungsfrieden als künftliche Regierungsmache
vezeichnet, die Stimmung der Einheir,
der „Einheit der verbündeten Völker", selbst in
einem so trüben Spiegel wie dem der Parijer
Preffe zu Letrachten. Da wird fchon seit eim-
gen Tagen darauf aufmerksam gemacht, datz die
Stimmung in Jtalien, auch abgesehen
von der Fiume-Frage, anfange, unfreund -
lich zu werden. Da wird berichtet, datz dic
englische Kolonie Mauritius eine unbezwing-
Uche Sehnsucht habe, französisch zu werden, uno
dic „LibertH" meldet, datz die Stimmung der
Beoölkerung in den Vereinigten Staaten al -

l e s a n d er e als s r a n z o s e n f r e u n d l i ch

ware; m Newyork spräche man offen davvn,
datz die ^ranzosen die Vereinigten Staaten ar-
les hätten bezahlen laffen bis zur Vermietung
dcr Schutzengräben. in denen sich die amerika-
iiischen Soldaten sür Frankreich gcschlagcn här-
tcu. Mit Lebhaftigkeit ruft daher die Liberr^
nach vermehrter französischer Propaganda ,n
Amerika, in dem die verdächtigen deutschen-
sreundlichen Stimmen zr^iähmen.

Wir wollen nicht in alte Fehler verfallen
rrnd diese Zeichen überschätzen, aber wir wollen
-och auch feststellen, datz die Dinge nicht so lie-
,gen, wie die Erwerbsgenoffenschast der feind-
llichen Presse sie uns darstellen möchte, als ob
-alle Völker cinig in der Schmach dieser BediU'
gungen wären. Das ist keineswegs der Fall,

und wie lange die Regierungen vor der Ver-
nunft der Welt im Namen erloschener Epochen
stehen können, wird sich ausweisen. Bei der
Erötze der Entscheidung kommt es auf das Zeii-
matz, so schwer es für uns ins Eewicht fällr,
nicht an. Die Vewegung ist nicht aufzuhalten
mit Lberlebten Propagandamitteln und ver-
logenesi Zeitungsworten. Das wissen auch die
Franzosen, die denken wollen.

Rolf Vrandi

Der Bleisoldat vom Alten Fritz

Von Max Jungnicke l?)

Es ist ein glitzernder Vorfrühlingstag am
Verliner Alexanderplatz. Iahrmarkt, licht-
scheuer Iahrmarkt an Rinnsteinen und Haus-
fluren. Mufik. Schreien. Hier gibts Solda-
tcnstiefel zu kaufen und Fliegersturzhelme, und
Zigaretten und Soldatenmäntel, und Hand-
granaten und Butter, und Schneeglöckchen und
Wolldecken. Und um alles schlingt sich die wim-
mernde, jubelnde Leierkastenmusik, die ein
Kriegskrüppel aus seinem Kasten dreht.

Plötzlich fatzt mich jemand von hinten am
Aermel. Jch blicke mich um. Vor mir steht,
geheimtuend, ein Matrose,' ein hartknochiger
Kerl mit einem zerrissenen Eesicht. Die Ma-
trosenmütze, mit zwei roten Kokarden, frecy
aufs Ohr gedrückt. Die Hosen in den Schaft-
stiefeln. Das war keiner von denen, die an der
Küste stehen und das meite, weite, unendliche
Meer voller Freude an die nackte Brust reitzen
möchten. Das war einer, der nach Spielkarten
schielte und lüsternen Eeigenmelodien. Er
nahm mich mit in einen Hausflur, griff in die

'j Wir entnehmen diese feine Skizze Iung-
nickels dem Heft 16 der ausgezeichneten Wochen-

schrift „Wachtfeuer, Deutsche Kunstblätter"

Hosentaschen und hielt auf seiner flachen, dreckk-
gen Hand einen — Vleisoldaten; einen langsn
Trommler, der wütend, mit aufgeriffenen
Augen, aufs Kalbfell einschlug. Ich kannte
ihn. Der Zeichenstift Menzels war ja ganz
verliebt in ihn gewesen. Es war der Tromm-
ler, der die Schlacht von Hohenfriedberg durch-
trommelt hatte; der den wilden Ziethen ge-

kannt hatte.-Es war der Trommler des

grotzen Friedrich von Preutzen.

Der Alte Fritz hatte, als er kriegsmüde war
und Preußen strahlend gemacht hatte, sich ein
NegimenL seiner Soldaten aus Blei gietzen
laffen. Wenn die Sonne hinter Sanssouci ver»
schwunden war, lietz er sich drinnen, im Schlotz,
einen brennenden Leuchter auf dcn Futzboden
stellen, baute sich seine Bleisoldaten auf und
spielte, Vis tief in die Nacht hinein, Krieg. —
Und dieser Trommler war aus seiner Spiel-
zeugarmee.

Nun lag er in der Matrosenhand. Ich be-
trachtete ihn. Wie oft hat dichder alte, grotze
König in der Hand gehabt! Wie oft lagen
seine grotzen Augen sinnend, rechnend, strah-
lend auf dir, Trommler von Hohenfriedberg!
Und dann sah ich den Schatten des Alten Fritz
im Arbeitszimmer von Sanssouci; diesen gro-
tzen, geveugten, scharfen Schatten.

„Na, Mensch, kieken Se nich so. - — Fuf-

zchn Emm für das Ding.-Avjemacht. —"

Und leise an meinem Ohr: „Keene Leichtig-

keit, fo en Ding zu kriechen.-Das is noch

ein Andenken aus Wilhelm sein' Schloffe.-

So um de Ecke rum. —" Ilnd er markierte
eine Handbewegung, die abgefelmten Dieben
eigen ist. „Fufzehn Emnr, das zahlt mir jeder
Händler schon. Jch brauche sofort Monetcn.
Heute avend will ich schwoofen jehn.-"

Ich stand nach immer nnd blickte auf den fre-
derizianischen Bleisoldaten. Da steckte er ihp
plötzlich wieder in die Hosentasche, pflanzte sich
breitbeinig vor mir auf und brüllte mich nn:

„Mensch, Sie sind wohl besofsen!-" Daim

steckte er sich eine Zigarette in den Mund rmd^
grng schimvfend davon.

Kimst und Wissenschaft

„Ein rveitzex Rabe unter den Direktoren."

er d eser UobersHrift lesen wir in der Wie-
.Zeit" vom 27. Avril: ..Bevor diese Spiel-
zu Ende geht. wird Irma Striunz. die
ihren Wiener Borlefungen viel Aufmerkiam-
erricigle. Eelegenheit haben. sich als Tragodin
zeigen. Es so,ll dies im Mai bei ihrem
ligeu EMpiei im Komödienbaus als «appvo
In der M'iff-enstadt HeideIberg M
>r« Stvunz kiirzlich als „Medea" und -in S'-ider-
ms ..Glück im Winkel' lEli-sabeth) helle B--"
termig geivM. Es ist ihr an'.ähliH dreies
ispi-.'les auch etwas Mssiert.' wos nrcht allia^
ist. Der Direktor des Heidelberger <-taor-
rters, Iohannes M ei tz n e r, der s-eit . den
>re 1911 die dortige Bühne l-eitet — m I^nir
;end war er. noch unt-er Angelo Neumann,
eur i,r Prng — machte Fräulein Strunz noa
-'chrer M-rcise aus Verlin die Mitteilung, ia>i
L-'.e vbr germimer Zeit abgesH!ossenLm lan^ ,
.sligen) Bcdingm.gen nccht gelten lassen ion >
>ern das Gostspielhonorar zu erhöhen wu ' .m
! die Künstlerm den Wunsch des ibr Ej ,'?
^kannte» Bühnenlciters gern zur Kennm'»
m. lässt siH denken". «.iu-

HochsHulnachrichLeu. Prop Dr. -Mlm- -o
inger. bisher Ordinarius und Direitor
ioersitäis-Slernwarte in Stratzburg. i.
en Ruf an die Universität Königsoerg -
erhalten. — Dekan u. Stadtpsarrer Lic. 1y '
>. Dr. Phil. Chrütian Bürckstü m m e r m ^
II a e n ist zum ordeatUHen Professor fiir PI" '
.rsq uv z;i;vqrE qmr zrvovvqM srvap-
Univerfität ernannt worden.

Pro?. Dr. Otto Lehmann von der
, .HMHl'le in Karlsruhe tritt am 1.


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