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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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Frankrerch dars nichts crsaLrütt
Ncrsaittes» 19. Mai. Der Matin meldet: Der
Viererrat hat beschlossen, den Wsrtlaut des
FriedensverLrages iricht zu verösfent-

lichen und dev französischen Preffe verbo -
t e n, Aus.rüge crus der deutschen Presse zu
bringen. Der Matin meldet dazu, daß Lloyd
George in der gestrigen Sitzung des Viererrars
seine drei Kollegen davon überzeugt habe. dan
es unangebracht sei, den Wortlaut des
Vertrages veröffentlichen zu lassen, solange de^
Vertrag weder unterzeichnet, noch ratifiziert
sei Ferner meldet der Matin. datz der Depu-
tierte Dutreil den Kammcrpräsidenten Descha-
nel brieflich ersucht habe, im Lesezimmer der
Kammer auch fernerhin die deutschen Zeitun-
gen auflegen zu lafsen, da ihre Lektüre die ein-
zige Möglichkeit biete, den Friedensvcrtrag ken-
nen zu lernen. — Der „Vorwärts" sagt dazu:
Was mit der Verheimlichung des Friedensvei,-
trages bezweckt werden soll, liegt auf der Hand.
Die Ententeoölker sollen eben nicht rein -
reden dürfen. So fieht das prächtige
Selbstbestimmungsrecht im eigenen Hause aus,
dessen Karikatur uns im Eewaltfriedensenr-
wurf vorgeführt worden ist.

Frankreich will einen Flugplatz in der

neutralen Zone pachten

Die franzöfische Militärverwaltung hat in
den Gemeinden Hochheim, Maffenheim, Wicker
und anderen Ortschaften bei Frankfurt be-
kanntmachen lassen, datz sie einen 909 Morgen
großen Flugplatz auf die Dauer von 15 Zahren
zupachten suche.

Scharfe Ententekritiken

Datz die Ententepresse nicht völlig mit den Be-
slrmuunmen des Frredens ernver,tanden ist, zeigt
eine Reitze von Ausnabmen. die aus dem allgemer-
nen Etzor der Rache bervortlingen. Zn der ,^,eure"
behandelt Sembat die arotze Lücke des Frie-
densoertrages. nämlich die künftige Rolle Rutz-
lands. Frankreicb und ieine Berbündcten stet-
ken. io meint Sembat. den Koof in den Sand. Sie
glauben die Zukunft gesichert zu haben. wenn sie
Rutzland möalichst klein. Polen mögtichst grotz
und Deutschland möglichst ohnmächtig machen. Sie
wollen Rusien. Litauer. Ukrainer und Deutsche
nach Polen hrneinwerfen, bis es zerplatzt. Sie
schaffen einen volnischen Staat, der durch
inneren Streit von vornberein lebensunfährpg
und zum Bürgerkrieg verurteilt. die Beute Rutz-
lands und Deuticklands werden mutz, denn Rutz-
land und Deutschland werden geradezu gezwungen,
sich über Polen hinweg die Hand zu reichen.

Der sozialiftische Abaeordnete Mayeras be-
spricht in der ..Verite" die Friedensbedingun-
gen. soweit sie sich auf das Saaraebiet bezie-
hen. Er erklärt es als unerhört. datz die sranzösi-
sche Regierung Rechte auf das Saargebiet geltend
macht über die Lieferuna von Kohlen hinaus. Die
Folge sei. datz Frankreich mit einem Arme in
einem Wespennnest aefanaen bleibe. und man
mützte wirklrch mit Blindheit geschlagen sein, um
die Eefahr nicht vorauszukeüen. in welche sich
Frankreich begebe. wenn es jemals die Rechte gel-
tend machen würde. die es sich zum Vorteil eini-
ger Erotzindustrieller habe zusprechen lasien.

Das .^ournal des Debats" bebandelt die öster-
xeichische Fraae mit ftarker Polemik gegen
den „Corrieredella Sera". weil dieser die
französischen Pläne. aus Oesterreich einen
antigermanischen Staat zu machen,
durchfchaut und bekämpft. Cavour und Mazzini
hätten die italienischslavische Solidarität betont,
deshalb müsie Italien für die slavischen antiger-
manischen Pläne eintreten. die Frankreich mit Htlfr
der Engländer und Amerikaner zur Sicherung des
Friedens betreiben werde. Das Blatt schmeichelt
auch den Oesterreichern. die den Franzosen sym-
pathischer als die Deutfcben feien.

Die englische Presie gibt auch einige bemerkens-
werte Presiekimmen wieder: Der ..Newyork
S u n" fchreibt: Man mutz sich fragen. ob die Be-
stimmungen sich auch auf das neugeboreneGeschlech^
erstrecken dürren — das Reckt. die Sünden der Vä-
ter an den Kindern heimzusuchen. ist bisher kein
Prinzip der Politik gewrsen." Zweifel an der
Durchführbarkeit einer Strafe durch Eene-
rationen finden siL in allen Artikeln der konser-
vativen Presie. Das ..Iournal of Com-
merce" sagt. der Vertrag sei hart. um Deutsch-
land vielleicht auf Eenrrationen hinaus zu ver-
krüppeln. Die ..Tribune" schrsibt. Deutschland
werde wirtschaftlich in Fesieln gelegt, vorausqe-
fetzt. datz die Alliierten Ausdauer und Kraft hät-
ten. die Durchführung des Vertvages auf 30—40
Zahre zu erzwingen. Von aleichrn Prämissen aus-
gehend .bezeichnrn einige der offiziösen Blätter der
unparteiischen Liga von Nord-Dokato den Vertrag
als schauerlicbe Versklavung der De-
mokratre. Wilson kebre nickt als der grötzte
Mann der Eeschichte, sondern gebrochen und dis-
kredidiert mrück. Liberale Vlätter oertreten die
Ansicht. datz der Vertrag Ursache zu fortgesetztem
Streit in Eurova aäbe. Wilsons Prestige sei
schwer. möglicherweife dauernd beeinträchtigt. Man
vergleicht ihn mit Clemenceau, dessen rauhe Ehr-
Irchreit moralische Oualitäten aufweise, dem hoch-
knngrnde Phrasen. die nicht in Taten umgesetzt
werden konnten. gänzlich abgingen.

Ällcn diesen Stinrmen kommt freilich im Mo-

Eere Bedeutung als dis eines
Predrgers ln der Wuste zu.

Währcnd wir hungern

Während Deutschland unter der Hunger-
blockade sich windet. wifien gewifie Länder der
Entente nicht, wie sie ihren Lebensmittelüber-
schutz loswerden sollen. So ist nach einer Mii-
teilung des Neworker „Zouriral of Commerce"
die anrerikanische Regierung von den grotzen
Konservenfabriken in Maine gebeten worden,
di>' Ausfuhr von den riesenhaften Sardinenvor-
ic :n an die Mittclmächte zu geftatten. Eegen-

tig kiegen b09 999 Kisten Sardinen un-
r >.aust in Lagerbäusern. Nicht einmal mir
A l'.ebotc n rnter dem Herstellungspreis ist es
aelungen, diese VorräLe an den Mann zu brin-

geir. Die Fabriten weigern sich aber, weiterzu-
arbeiten, solange diese Vorräte noch vorhanden
sind.

Die Auflösung der TürkeL

Nach der Entickeidung des Viererrats -leibt
lediglich Nord-Anatolien mit Brusia und Angora
der eigentliche türkiscke Staat, in dem
der Sultan residiert und desien Unabhängigkeit
von Frankroich gewährleistet wird.

Die beginnende Aufteilung der Türkei hat nicht
nur in Konttantinopel grotze Erregung her-
vorgerufen. wo infolge der Vesetzung von
Smyrna durck die Entente der Erohvezier de-
missioniert hat. sondern auch die übrige ottomani-
sche Welt rührt sich. Dem „Secolo" zufolge
machte der Protest der svrischen Delega-
tion gegen die Vergewaltigung der Türkei auf
den Viererrat grotzen Eindruck. Die vom Vize-
könig Montagu begleiteten indifchen Delegier-
ten legten im Namen oon 60 Millionen Menschen
Verwahrung gegen die Zerstückelung des Reiches
ein und verlangen. datz Konstantinopel, Smyrna,
Arabien, Syrien und Mesovotamien den Kalifen
verbleibe. Die Eefahr einer mohamedani-
schen Agitation wird in Paris mit Besorg-
nis verfolgt. Zndesien kann der „Secolo" drn
Verdacht nicht unterdrücken. datz der indische Pro-
test insgeheim von England unterstützt wird,
um Amerika aus Kleinasien auszufcheiden.

Die Besetzung Smyrnas

Saloniki. 19. Mai. Von Smyrna wird ergän-
zend gemeldet. datz französische Truppen
die Forts und griechiscbe Truppen die wichtig-
sten Stadtteile besetzt haben. Englische und
alliierte Truppen liegrn in der Umgebung der
Stadt. Zm Hafen sind mebrere alliierte Kriegs-
schiffe vor Anker geganaen. Die ottomanische Re-
gierung wurde von der bevorstehenden Vesetzung
am Abend zuoor benacktricktiat. Die Besetzung
erfolgte gemätz Artikel 7 des Waffenstillstandsver-
Lraas.

Konstantinovel. 19. Mai. Als gestern um 11
Uhr die griechischen Truppen in Smyrna landeten,
wurden fie aus dem Lager der Türken mit Ge-
wehrfeuer empfangen. das stundrnlang
anhielt. Es wurden 200 tote Türken und 100 tote
Eriechen gemeldet. Die griechifche Beoölkerung
nahm eine feindselige Haltung an und es kam
zu Mitzhandlungen und Verbaftunaen der Türken.
Die Lage des arieckifchen Vesatzungs-
korps ist sebr sckwieria.

Ztalien will nicht mitmachsn

Die Pariser Mitarbeiter des „Corriere della
Sera" und des ..Secolo" stnd gegenüber den vom
„Temps" oeröffentlichten Plänen der Aufteilung
der Türken sehr zurückhaltend. Campslonghi er-
klärt. datz die Lösuna von Ztalien nicht angr-
nommen werden könne. Die Mailänder Blät-
ter besprechcn mit Bitterkeit die Nachricht, datz
Eriechenland in Smvrna 14 000 Mann gelandet
hat. während Ztalien durck 200 Matrosen vertre-
ten ist: sie seben darin ein neues Manöver zu
ungunsten Ztaliens.

„Petit Parisien" will wisien. datz Ztalien auf
Erund des Vertraaes von 1915 betr. der Ausdeh-
nung seines Kolonialreiches folgende Forderungen
aufitettt: Zn Lvbien verlangt es die Karawa-
nenstratze von Nkat nach Ekadames und die
Djaraba ub-Oase. an der Küste des Noten Meeres
die völlige Verbjindung zwischen seinen -ciden
Kolonien Ervkraea und Somaliland durch Fran-
zösisch-Djibuti und Enaliscb-Somaliland, in Eng-
ilfch-Ostafrika verlangt es die Provinz Dfubala
den Hafen von Kismahond. das ganze Kjubatal.
„Petit Parisien" bemerkt dazu. für Frankreich
könne auf keinen Fall die Nede davon stin, seinen
Besitz an Diibuti abzutreten oder die Eisenbahn-
linie nach Eddis Abeba abschneiden zu lafien. Aber
man dürfe boffen datz man innerhalb des Rah-
mens des Vertraaes zu einer alle Teile -efriedigen-
den Löfung gelanaen könne.

Dcr Streit um Fiume

Paris, 29. Mai. (Havas.) Die Verhcmdluns
gen über die Fiume-Frage werden auf die Z n-
ternationalisierung Fiumes aus-
gehen, da weder Ztalien noch die Südslaven
sich für eine andere Lösung erklären.

Vermittlung des Vatikans?

Nom, 29. Mai. (Havas.) Die Vlätter mel-
den, datz Prinz Friedrich von Preußen in
Begleitung von Vertrauenspersonen der deui-
schen Regierung sich nach Lugano Legab, wo er
mit dem preutzischen Eesandten am Vatikan
eine Besprechung hatte. Diese Nachricht ist bis
jetzt nicht dementiert worden. Man hegt dle
Annahme, datz von gewissen deutschen Krcisen
dringende Schritte unternommen wurden, ui
durch die Vermittlung des Vatikans eine M i l-
derung in den Friedensbedingungen zu er-
reichen.

Gegen Petersburg

Helsiirgfors 19. Mai. An der estnischen
Front beaannen die anaekündigten Angriffs-
bewegungen des russischen Freikorps. Abteilungsn
davon nahmen Gdow am Peipussee. Jngerman-
ländische Freifchärler landeten an der Mündung
des Laguflusses. Zm Finniscken Meerbusen fand
ein Eefecht zwischen drei oder vier englifchrn
und einem grotzen und vier klernen bolschewistlssiLn
Fahrzeugen statt. Eleichzeitia besLotz ein^ russifche
Patterie Krainaia Gorka und die finnischen
Küstenbattericn bei Zno. Damit wächst die Ge-
fahr für Finnland und es wird wider seinen Wil-
len in das Unternehmen aeaen PetersLurg hineln-
gezoaen.

Stockholm. 19. Mai. Enaland -ea-sichtigt sich
auf der Znsel Hoaland. die die Einfahrt nach
Petersbura beherrscht. festzusetzen.

* Der Prozetz gegen Ledebour. Zn Moablr
begann am Montag der Prozetz gegen Lede
bour und Ernst Däumig. Der angeklagre
Däumig war nicht erschienen, weil er,
wie. der Verteidiger Rosenfeld verficherte, krank
sei. Rosenfeld beantragte anch die Veriagung
der Verhandlung Ledebour indetz bat drin-
gend, in die Verhandlung einzutreten. Der
Lertagungsantrag wurde dann abgelehnt.

Deutsches Reich

Ein Putschversuch in der Pfalz

Am Sonntaa wurde in Speyer ein fran-
zosenfreundilcher Putsch versucht. an dem 21
Herren aus Lairdau beteiliat waren^ Die Put-
schisten. hinter welcken. wie der ..Vorwärts'
-ehcmptet. lediglich erne kleine Anzahl Kapitalisten
und Krtegsgewinnler steht, verlangten vom Re-
gierungspräsidenten der Pfalz die Ausrufung der
Nepublik Pfalz. um für diese einen günstigen Son-
derfrieden zu erlanaen. Der Regierungspräsident
lrhnte das landesverräterische Ansinnen ab und be-
rref für Sonntaa eine Versammlung ein. an wel-
cher folgende Korvorationen teilnahmen: Mitglie-
dsr der Nationalversammlung, des bayrischen
Landtags und des Landesrats der Pfalz die Fiih-
rer aller politifchen Parteien. und Dcrtreter der
gewerlfchastlichen. genosienschaftlichen und Wirt-
schaftsorganisationen. Auch die französische Be-
satzungsbehörde war durch den Kontrolloffizier der
Ziviloerwaltung vertdeten. Nach eingehender Aus-
sprachs und einmütiaer Verurteilung der Landauer
Putschisten wurde cine Entschlietzung angenommen.
in welcher mit grötzter Entschiedenheit betont
wird, datz die Pfalz unlöslich zu Deutschland
gehört und datz die Pfälzer in der schwersten
St mde deutscher Gefchicbte ibrem aeliebten deut-
schen Vaterland unverbrüchlich Treue halten wol-
len. Die Frage, ob die Pfalz mit Bayern ver-
einigt werden soll. ist eine rcin innerdeutsche An-
gelegenheit. welche nur auf Erund der künftigen
Neichs- und Landesverfassung entschisden werden
darf.

Die Pfälzer rvollen deutsch bleiben!

-I- Ludwigshafsn, 20. Mai. (Privattel.) Die
burgerlichen und mehrheitssozialistischen Parteien
der pfälzrschen Städte Kaisrrslautern. Pir-
masens, Landau. Zweibrücken, Speyer
nnd Ludroigshafen brachten am Samstag
Abend und Sonntag in öffentlichen Kundgebun-
gen und feierlichen Entschiletzungen zum Ausdruck.
datz fie in aller Zukunft ein treues Elied des
deutschen Reiches bleiben wollen, jede sepa-
ratistische Bewegung mitzbilligen und namentlrch
dre Abtrennung von Teilen pfälzischen Eebietes,
d. h. deren llnterstellung unter jahrelange Bot-
mätzigkeit Frantretchs entschieden ablehnen. Die
Kundgebmrgen haben bei den französischen Vehör-
den anschernend einen gewissen Eindruck nicht ver-
fehlt. _

Die Lage in Bayerir

Der Münchener Kommunistenführer Studenr
Ernst Tolker, aus defien Kopf eine Beloh-
nung von 10 000 M. gesetzt ist, wurde im Hotel
Vayrischer Hof in Memmingen erkannt. Die
Militarbehörde wnrde sofort verständigt. Als
zu seiner Verhaftung geschritten werden sollte,
war er bereits wieder verschwunden. --
Wegen Mitschuld an der Ermordnng von Gei-
ßeln in München wurde dort der aus Dorr-
mund zugereifte Kellner Hesselmann ver-
haftet. Hefielmann war Zuqführer der Roten
Earde rm Luitpold-Eymnasium. Wie festgc--
stellt worden ist, drängte der Verhaftete darauf,
datz die Eerßeln erschossen werden, da die
Mannschaften dies verlangten. Tatsachlich ha-
ben aber die Manns-chaften das Verlangen
nicht g e stel l t. Zn der Wohnung Hefiel-
manns wurde eine blutbefleckte Offiziersunr-
form gefunden, der Verhaftete gab sich als
Kunstmaler aus.

Die Lei den letzten Münckener Voraängen er-
folgte Festnabme Prof. Dr. Friedrich Muckles,
des früheren Dozenten der Heidelberger llni-
oersttät nnd früberen bavrischen Eesandten in
Berlin vollzog sich auf Erund einer Verwechslung.

Seitens dsr Lürgerlichen Partcien die im
Landtage eine starke Mehrheit haben, wird nun-
mehr energifch auf Bildung einer Koali-
tionsregieruna aedränat. Ob die Mehrheits-
sozialisten diesem Drange sich werden lange wider-
setzen können, ist fraglich. zumal ihre Stellung auch
durch zahlreiches Wschwenken ihrer eigensn Leute
zu den Unabhängigen geschwächt wird.

* Velagerungszustand in Ei^nach. Nach dem
Sonnrag nacht erfolgten Einrücken der Regie-
rungstruppen des Korps Märker wurde der
Velagerungszustand über Eifenach verhängt.
Es herrscht Ruhe.

* Das Gesetz uüer Vetrieüsräte. Die Vorar-
beiten des Reichsarbeitsamtes über ein Gesetz
über Betriebsräte find soweit gediehen, datz am
15. Mai dre erste grundsätzliche Aussprache mn
den Vertretern der matzgebenden Unterney-
mer- und Arbeitnehmerorganisationcn stattftn-
den konnten. Es ist beabsichtigt, in allen Bc-
trieben, wo mindestens 20 Arbeitnchmer be-
schästigt werden, Betriebsräte zu errichten. Zn
den noch unverbindlichen Richtlinien für das
kommende Gesetz ist für die Angestellten und
Arbettern ein gcmeinschaftl. Betriebsrat vor-
gefehen. doch bilden beide Gruppen für die
Sonderftagen befondere Veratungskörper. Be-
sondere Bestimmungen sichern der in der Min-
derheit befindlichen Gruppe ihre Vertretung.
Der Betriebsrat soll mindestens 3 und höch-
stens 25 Mitglieder haben. Die Wahlen dcr
Angestellten- und Arbeitermitglieder sind ge-
trcirnt vorzunehmen. Der Aufgabenkreis der
Vetriebsräte entfpricht teilweise den bisheri-
gen Bestimmungen für die Angestellken- und
Arbeiterausschüsse mit der Ergänzung eines
Mitbestimmungsrechtes bei Einstellungen,
Kündigungen und Entlafiungen i'.ach den in
der Verliner Metallindustrie getrofscnen Der-
einbarungen. Der Betriebsrat soll aber auch
die wirtschaftliche Aufgabe haben, Den Arbeir-
geber bei der Vstriebsleitung durch öcn Rat
zu unterstützen und für einen möglfch't Hohc

Stand der Arbeitsleistmig zu sorgeii. (!) Di-
Wahlen sollen aus zwci Zahre gctätigt wer»
den, doch kann der Nticktritt des Vetriebsrates
oder einzelner seiner Mitglieder durch Mttz-
trauensvotum federzeit erzwungen werden. Die
Negierung beabsichtigt in einem weiteren Ge-
setz Wirtschastsräte zu schaffen, in denen llnrer-
nehmer und Arbeitnehmer gleichmäßig vertre-
ten sind. doch sind nähere Vestimmungen dur-
über noch nicht bekannt geworden. — Der Ent-
wurf des bayerischen Rätegesetzes ist
fertiggeftellt. Tr geht weit hinaus über die
vom Reiche vorgesehenen Vestimmungen. Wäh-
rend das Reich den Räten nur wirtschaftlfche
Befugnifie zugesteht, sollen in Vayern auch p o-
litische Mitbestimmungsrechte Lis
zu den lokalen Behörden gewä'hrt werden.

Badische Politik

^ 'Die Umwandlung der Gemeinde- und Stndte-
ordnumg. Zn ejner sozialdemokratischen Partei-
versammlung in Mannheim sprach der Mini-
ster des Znnern über die Notwendigkeit der
Unmoandlung der Gemsinde- und Städteordnung.
Er führte dabei aus. die grotzen Städte mützten in
weitestsnr Matze die SelbstoerWalltuns erhalten
und hätten den Rahmen für dte SMalifieruug
derjenigen Vetriede. die dazn reif odex aus Zweck-
mätzigkeitsgrönden dazu geeignet seien, Ein Teil
der Stadträte sei in Beamtenstellen oinzureihen.
Uöber die Aufgaiben der Kreisversammlung äu-
tzerte der Mmister, die Kreisversaimmlun.g solle
eine Zusammenfafi'Ulpg der Znteresiengvuppen dar-
stellen, z. D. in Fragen der Wasserkräste, der
KleiuLcchnen und der Fürsorgeanstalten. Den
Bezirksrätem seien in Zuku-nft die Eeschäfte der
Komm-unalverbände zu übertragen.

^ Die Vertrctung der Arbeiterschaft im Ve-
zirks- uud Gemeinderat. Zm Dezember vorigen
Jahres haite die vorlaufigo Volksregierung an-
geordnet. datz der Vezirksrat in jedem Amtsbe-
zrrk durch Ernennung je eines weikeren MitgLieds
verstärkt werd'enr soll. und datz in Eemeinden oon
mehr als tausend Einwohnern der Eemeinderat
anf Antrag des örtlichen Volksrates durch Zu-wahl
von eins bis zroei weiteren Mltgliödern cms den
Krefien der Arbeiterschaft sich ergünzen kann. Mit
der jeht stattfindenden Neuwcchl der Bezirksräte
mrd Eememderäte kommen die bisher bsstehenden
Sondervertretungen und die Befnsiriite werterhin
Vertreter der Arbeiterschaft in diesen Kollegien
zu ernennen. in Wegfall.

* Znterpellation. Die Zentrumsfraktron des
badischen Landtages hcrt folgende Znterpellation
eingebracht: „Zst der Regierung bekannt. datz in
Mamcheim seit etwa drei Wochen eine AnzuhL
christlich organisrerter Arbeiter wegen dieser ihrer
Zugehorigkeit zur chrrstlichen Organisation mit
Eewalt aus chrer Arbeitsstelle ver-
drängt wurden? Was gedenkt ste zu tun, diefe
vergsrvaltrgiten Arbeiter - i-n ihven verfasiu-ngs-
mätzig-en Rschten zuschützsn".

Aus LLadl und Umgsgsnd
Die Frauen gegen den
Gewaltfrieden

Zu einer Kundgebung gegen den schmachvollen
VergewaUigungsfrieden waren die Frauen Hei-
delbergs gestern abend 8 Uhr in den Schlohhof
emrgeiladon. Zur festgesetzten Stunde hatte sich
eine vielhundertköpfige Ätense eingefimden, mn
angefichts der Schlohrurnen. dem Denkmal sran-
zösischer „Kulturarbeit" in deutschen. Landen.
gleich unzähligen anderen deutschen Müttern und
Frauen ihr „Nein" gegen die Anncchme der Frwe-
densbedinMngen in die WsU hinauszurufen. Die
Eingangsrede hielt Fräulein Weber. in der fie
ausführte. datz das deutsche Do>lk wuch weiter fret
und stolz fein müsie und niamals zumr Kn
und Sklaven fremder Nationen- herab-
gswürdigt werden dürfo. Als zweite Rediierin
folgte F-rau Sophie Eckardt. die sich im beson-
deren gegen die Losreitzung deutscher Ge
bietsteile oom Mutterlande wandte und dev
moralischen Einflutz beleuchtete. den die Lostren-
nung nicht nur auf die Vowobner der abgetrenm
ten EeLietsteile machen würde. Annettieren
würde die Entente nach chrer Ansicht nicht, aber
unter der Flagge der „Wiedersutmcrchung" treibe
fie schändTchen Länderraub und gäbe der
Raubpolitik Ludwia XIV. dadurch die Weihe.
Bis fetzt sei jeder Frieden von der Rsgierung un-
terschrstben worden, nicht vom Volk. doch dies-
mal. wo das Volk selbst soinen Frroden unierzeich
nen soll. müsse es ein Friüden s-Lin. der den
beiNsbedinMn-gen entspricht. Gewalt und Rasto
könnten wir nicht unterschreiben. Besetzt weroe
Deutschland so oder so. auch wenn es dve Vwrn-
gunsen annähme. dcrinit die Errtente sm tnner-
pfand habe fur ihre Fovderunsen. Geivitz woiium
wir Frauen den Frieden, doch eineu sola-en nmn.
Die deutschen Frauen mösen bsweiscn. dais, o^r
Reichsg-ründer einst rccht hatte, mdem er
„Was in den Herzen der Frauen fcstgewuezeit M
fiat ewigen Bestand. llnd wsnn der d'U-tche
Glcrube festgewurzelt ist in dc.n Hsr.^en der Hvaue .
kaiin ich ruhig von mcinem PlatM gohen.

Frau Mayer-K u lenka wpsf beicuchtere

die wirtschastlichen Folgen dcr cS A

bedingungcn. Sie erklärts de-n " ^r-

schaftöicher Hinficht u:rccirägliä, ichstchEeg
füllbar. Dcutschland iverden Dullcarden auu
kegt. dcren Abgabe es unserem
möslich machen wiirdcn seincn cn'^eir
tungen gesenüber d--.: Krregstze Äid gtc.n
Hintevbliebcnen nachzukommcn llu crecn
und Zndustrie setze England stin ..N-rir
gen. Durch den AusfaN rwn Nobstefien. dre u.n.
durch die Eebietsabtretimgen v-erÄren
Deutschland nickst in der Lase
damtt die Arbeitcr genuacnL ?.'i buchasugc.i
haben während des ^rteges ''^jffei.

eines nicht. die deutsche Ebrc und d-
wir zur letsten Wehr. zur SekostaHEL
wir dic Friedensbedi.ini ^gcn ab-ehnen

Als leb.te Rcdncri'i trat Fräul'in Schwa
auf. bis endlch d c Nacht ber? n'.'rach. uocr
bis jctzt aber noch kein Hofinungs,tcrn
W-rr seien schuldig üe-worden^ Loch Ereu »
den ste-Hr drrs Recht'zu richteu n i cht zm ^ n'.
tcsticren LÄher i,m Namc i, dcc Eerccht -gu"- ^

EhrlichSvlt. dcr Rufrichi.iLb ir '-.r,^.reu-e. --na
Aamen dee Liebe zu u-nferem V"ter!on>.-e. ^

Darauf oert.is die Rcdnc-iste ?ci" e u
gebunm 'rä-ir Fr'vvn v-d' erg. L'-.h'>
dem Sch!-. st-'-' in L. ' tbcrg ;n dcu



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