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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0723

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l Morte „^ld'iLutes".
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! Arieblingen» 22. Akai. Vei der gestrigen
LLeggrasoersteigerung wurden 2439
Mark sür das Jahr 1919 erzielt. Jin Jahre
1016 betrug das Ergebnis nur 79 M., also eine
mehr als 300-przoentige Steigerungt

Pforzheim. 21. Mai. In einem ZugH nach
Ob'rndorf wurdcn vier P>f-or,choinK?r Sä>nmggler
^L^stakt. die über eine halbe Million
Mark gemünZtes Gold mrd GoiLmiaren
bei sich fiihrten. die ste anfchememb in die Schavsis;
bringcn wollten.

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Die Gemeindewahlen

Die Entlvürdigung der Nichtdemokrateir

Aus Bürgcrtreisen wird uns geschriebcn:

Das „Heide 1 berger Tageblatt" bringt
m lein>.r Nr. 119 vom 20. ds. unter dem Titel:
Die Heidelberger Eemeindewahlen"
c'liie kritische „Entwürdigung" der nicht-demokrati-
jchen Parteien. Jn der Hauptsache hat man es
dabei auf die bürgerlichen Parteren und Gruppen
abg-tchen. Da dejonders auf die Liberalen. —
Dieser merkwürdige Offensivgeist entjprrcht nur
all.michr dem Eeiste, dsr nachgcrade hcrrschend in
s>..x t'cinokraiischen Partei gewordcn ist: Kampf
aögcn den politisch Schwachen. vom Starken
man nl.nilich emen Futztritt bekommen. Jst
dicjer Eeist sci schon an sich ein trauriger. so wirkt
cs aver geradezu bejchamend, wenn man bedenkt, dast
crst oor wentgen Tagen gclegentlich einer Zusam-
menkunft von Vertretern sämtl. Parteien von d e-
mokratischer Seite der Wunsch ausgesprochen
niurdc. den bevorstehenden Wahlkampf in anstän-
digen Formen, frei von Gehässigkeit, zu führen.
Sämtliche Parteien waren angesichts der schweren
Lagr unseres Vaterlandes mit diesem demokrati-
schen Vorschlag einverstanden. Alle auch haben bis-
her stch in ihrem Vorgchen daran gehalten. Da
auf einmal erinnert sich das „Heidelberger Tage-
blatt". dast sich ein solches taktvolles Benehmcn
nicht für es ziemt. dast seine „gute Erziehung".
seine „demokratischcn Jnteressen" einen vornehmen
Wahlkampf nicht zulassen.

Für das „Tageblatt" macht es auch nichts aus,
dah unser Volk jetzt in der schwersten Stunde sei-
ncs Lcbens keine neucn Fieberattaken vertragen
kann: ,.Die Partei über alles, mag alles andere
auch letden". das scheint sein Wahlspruch zu sein.
Das scheint das „Tageblatt" unter dem „grosten
Zug ciner grosten Partei" zu verstehrn, dem gro-
hen Zug, dcn es den kleinen bürgerlichen Parteien
abspricht. — Nun, das „Tagebl." mag stch beruhi-
gen: um diesen grotzen Zug beneiden wir es nicht.
— Wir beneiden es auch nicht um dir Großzügig-
keit seines Gedächtnisses. das es jetzt schon vcrgessen
lässt. was es noch vor nicht allzulanger Zeit sagte,
daf, nämlich nach dem neuen Wahlrecht auch dir
kleinstc Eruppe von Staatsbiirgern sich Eeltung
verschaffcn könne. —

Warum sollen denn nun auf einmal diese
„Kleincn" von dem ihnen zustehenden Recht keinen
Eebrauch machen? — Hat nicht doch vielleicht die
„große deutsch-demokratische Partei" eingesshen.
vast diese .Meinen" gar nicht so ungssährlich sind,
ja daß das Fundament. auf dem sie sich aufbauen,
gcsünder und fester, viel natürlicher. ist als das
der „großen Demokratie". die sich immer mehr als
ein unnatürlichss, küpstliches Eebildr entpuppt!
Wir haben die begründete Hoffnung. daß da-^ Bür-
gertum allmählich den wahren „Eeist der Namen-
Demokratie" erkennen wird, und zwar um so
schncller erkennen wird. je mehr die Demokratie
und ihre Vorkä'mpfer wie das ..Heidelb. Tagebl "
in ihrer Kampfesweise diesen ihren wahren Eeist
dokumentieren wird. — Was wir im Intereffe un-
scres Volkes und in diesem speziellen Fall der
Heidelberqer Biirgerschaft bedauern müssen. näm-
nch die Aufnahme dieser jetzt doppclt frevelhaften
Kampfesweise. das müsien wir bcgriinen im Inter-
esse der politischen Erkenntnis und Neinlichkeit. da
nur derart der BLrgerschaft die Augen geoffnet
werden können uber den Charakter der „grosien
demokratischen Partei" und ihres Vorlämpfers:
ocs „Heidelberger Tageblatts".

» « *

Zm Zusammenhang mit diesen Ausführungen
die im heutigen Anzeigenteil ver-
ofsentlichte Lrklärung der Vereinigten
ourgerlichen Eruppen gegen die Polemik
oesetdelberger Tageblatts" aufmerk-
sam gemacht.

« liberale Volkspartei. Heute abend

o Uhr findel im „Schwarzen Schiff" in Neuen-
yetm eine Wählerversammlung statt.
^le Herren Zeichenlehrer B i n a l. Stadtrat
o ch, Nechtsanwalt Leonhard und Haupt-
Arer Zimmermann sprechcn zu dem
^yema: „Wohin treiben wir?"
i-i Verfammlung der demokratischen Par-

/rtushof wurde von Professor Hausrath
der init Angriffen gesen die R-echtspcrr-
Es Friodensbrecher nicht spa.rte. Die durch-
lachlichen Daalegungen der oerschiede-
lDr Hoffmann. Frau
- Kuhlenkampff. Fcvbrikant Land-
U'id Dr. Leser) konnte der dann den
^?dpunkt der liücralcn Volkspardsi lentwik-
tho Nahde seinersoits nur im-
rv'es «bex mit zoihlreichen Beiff/ieilen
d^k bei der deutschen demokratMen
zwiichen Worten -und Taten eine arosie
s'"v.^Zhne. Seine dem jetziaen WahlLamvf cnt-
stets sachlich sehaltenon Anarifie
cknf deinokratischen Rsdnern AnLaß zu teil-
»ocht persnostchen Ausfällen. Als Herr tho
^ kurzer Abwehr das Wort nochinals cr-
„P^urde e<; fh.m von dem Vorsitzendcn nicht ae-
.v-dwohl die Reihe der Diskusi'ionsredaer
sn-seschlosien roar. Dieses eigenartigc
Vorsitzenden sovderte den lautcn
Herrn tho Rahde hcvaus. der eine
i^V"c'kr<atrsche" Freiheit kenn-zcichnete.

!-4 Wahlervcrfamniluna. Am aestrigen Abeud
No-se in Neucnhsim eine isehr aut bc-
>cu)>e Wah.erversammluug derdrei vere-tnig-
bürgerlichen Eruppen skatt. Die
Beteiligung. sowie das lebhafte Jnter-
<->>,' 'N't dein man den Ausführungen der Niedner
^errn R.-A. Schmidt. Abg. Ma ger, Dr.

Pro.fessor Nösch u. a falgte, be-
sObi'lr. daq, das Vürgertum doch nicht so teilnubms-
io^ den Wahlen und dainit denn Schicki«l unserer
Stchit gegenüber stelst. wie es allgemein
oen AntjchLin hat. Möscn sich die Büraer ein
^eijptol h'.eran nehmen und am koniimenden
vonntag geschlossen °jur LlZahlurne gehen. dann
wird uusercm schönen Heidelcherg das Schickfal

Mannheims erspart bleiben. das un« -etn
Mene tecksl sein sollte.

Aus Stadt und Umgebung

Die Nahrungsmittelversorgung
Heidelbergs

Wohl keine Frage berührt nächst der Friedens-
frage atle Kreise mehr als die Frage der Nah-
rungsmittelversorgung. Ls war deshalb nicht oer-
wunoerlich, dag die auf gestern abenr in die Turn-
halle am Klingenteich vom hiesigen Eewert-
jchaftvkarletl emberusene ouentliche Ver-
sammlung mit der Tagesordnung „D ie Nah-
rungsmittelversprgung Heidel^-
bergs" sehr stark besucht war, hauptsächltch aus
dcn Kreisen der minderbemittelten Schichten. Nach
Eröffnnug der V^rsammlung durch Herrn Bürl-
mann nahm der Vertreter des Eewerkschafts-
kartells benn städt. Nahrungsmittelamt, Herr
Bartmann, das Wort. um über die Nahrungs-
mittelversorgung unserer Stadt eingchend zu Le-
richten. Was unter der Arbeiterschaft ganz beson-
dere Verbitterung hervorgerufen habe, set die Tat-
sache, datz eine ganze Reihe von Menschen auf
Erund ihrer Eeldmittel in der Lage ist, sich Nah-
rungsmittel zu beschaffen. Experimente auf dem
G^btete der dkahrungsmittelversorgung brächtcn
den Ruin. Die Knappheit derLebens-
mittel kann durch sie nicht behoben werden. Dic
Nahrungsinittelämter für Heidelberg-Stadt und
-Land hatten in den schweren Tagen nach der Ne
volution alles getan. um der Bevölkerung die nö
tigcn Nahrungsmittel zuzuführen. Das schwierigstc
sci die Kartofsrlversorgunst gewesen, über
die der Ncdner eingehende Mitterlungen machte.
dabei Lesonders auch die Belieferung der East
wirtsbetricbe aufklärend. Wären die Kartofstln
die in Hotels dnd Wirtschaften lagerten, verteilt
worden, sie hätten kaum für ein Pfund auf den
Kopf der Bevölkerung qereicht. Es fehlte aber
einfach an den nötigen Zufuhren. Vielleicht kom-
men in nächster Zcit vom Ausland Kartoffeln her
ein. In der Eemüseversorgung sei die
Schwierigkeit dadurch hervorgerufen. dasi Mann
heim auf Heidelbcrg verwieseu wurde und die
Mannheimer jeden Preis bezahlen. Trotz Bc-
schwerden konnten die Misistände nicht abgestellt
werden. Die Eierversorgunq blieb in Ba-
den rationiert. Dadurch könne wenigstens alle 14
Tage ein Ei auf den Kopf verteilt werden. Die
städtischen Güter müfsten ausgebaut werden
unter Ausnutzung aller technischen und wisien-
sckiaftlichen Errilna^nschaften. Der Antrag dce
Kartells zur Fleischversorgung bezwecke. daß der
Vevölkerung kein Fleisch entzogen wcrde. das im
Schleichhandel für 7—16 Mk, von einigen Mctz-
gern verkauft worden sei. Die Wurst müsic in einer
städtischen Wurstküche hergcstellt werden, damit das
dazu bestimmle Fleisch auch tatsächlich in die Wurst
verarbcitet werde. Schließlich sprach der Redner
der genossenschaftlichen Organisation das Wort.

Der zweite Nedner, Abgeordnetex Rausch
legte in feinem Neferat die Ursachen der
Schwierigkeiten in der Lebensmittelversor
gung klar, dre begründet sind in der vollständigen
Abschnürung Deutschlands. im Rückgang der Pro-
duktion dcr Landwirtschaft. die der Redner durch
cine Neihe amtlichen Zahlenmaterials cingehend
nachwies. Ein Beispiel aus den vielen: die
Amtsbezirke Boxberg, Engen und Wertheim solltcn
unserer Stadt in sechs Monaten 122 000 Eier lie-
fern, 3800 wurden geliefert'. Durchschnittlich 3
Prozent. Jn allcrletzter Zeit beträgt die Liefe-
rung nicht ganz 60 Proz. der monatlichen Mcn-
gen. Die Verhältnisie sind. wie ausgeführt wurde.
erst so schlecht geworden, als die Landwirte vom
Feld zurückkehrten. Der Krieg mit sciner Ver-
rohung jeder Moral hat diese Widersetzung der
Landwirte gegen ihrc Ablieferungspflicht gebracht,
Herr Nausch besprach im Einzelnen die Maßnah-
men der Regierung, die Besserung herbeiführen
sollen. Ts werden jetzt die Viehkataster ein-
geführt, damit die Schwarzschlächterei unterbundsn
wird. Die Anreizpolitik habe versagt, weil der
Landwirt auch um die erhöhtcn Preise stch nicht
kümmere. Der badische Ernährungsbeirat habe
ein Vier-Männerkollegium gebildet. das besugt ist,
für Baden in neutralen Ländern einzukaufen. Die
Arbeit der Volkswehr, dem Schleichhandel zu steu-
ern, müsie anerkannt werden. Nachdem bei der
Landwirtschaft in Eüte nichts erreicht wurde. müsie
jetzt zu Zwangsmasinahmen geschritten werden,
indem dcn Landwirten, die ihrer Ablieferungs-
pflicht nicht nachkommen. die Selbstversorgungs-
Eigenschaft entzogen wird. Es sei den Vertretern
der Landwirtschaft bedeutet worden. dasi ste den
Bogen nicht übcrspannen dllrfen. Bei der Neu-
ordnung der Kommunalverbände
werde der Einflutz der Konsumenten gcstärkt. Die
Bezirksröte sollen den Kommunalverbandsausschutz
für das Land und die Ctadträte den für die Stadt
abgcben. Die am Sonntag zu wählcnden Körper-
schaften stnd also berufen. die wichtige Aufgabc
der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmit-
teln durchzuführen. Die Unterzeichnuna der Frie-
densbedingungen müsse auck, nach dcr Nichtung ge-
prüft werden, ob die Lebensmittellage gebesiert
werde oder nicht.

Der Vorstand des städt. Nahrungsmittelamts
Dr. Vlase besprach die Belieferung der Wirt-
schaftsbetriebe und die Vertetlung des
Weins aus Heeresbeständen. Solange nicht genü-
gende Mengen an Lebensmitteln vorhanden sind,
sei es ganz ausgeschlossen, den freien Handel aus-
zuschalten. Herr Leiser voin Kummunalverband
Hcidelberg-Land gab ebenfalls einiae interesiante
Aufschlüsie und machte den Vorschlag. datz nur
eine einzige gemeinsame Kllche fllr alle okne
Ilnterschied den Schleichhandel beseitigt. Die
Schlietzung der Hotels wcrde das Unvccht nicht
ausmerzen.

In dcr weiteren Aussprache wurden verschie-
dene Klagen vorgebracht. Herr Mathes sagte,
von den den Krankenhäusern zugewiesenen be-
schlagnahinten Lebensmitteln bekämen die Kran-
ken in drittcr Klasse meist nichts. Herr Phi 1ipps
betonte. datz die Arbeiterschaft die Negierung stüt-
zen müsse in ihren Matznahmen, durch die ste dcn
Schiebern und Bauern Legoqnen will. Tabak
werde z. B. fiir Millionen Mark geschoben. Herr
Fontius wllnschte binsichtlich der Eemusever-
soraung. datz die auswärtigen Händler zurückgc-
balten werden. bis der einheimische Bcdarf gedeckt
ist. Dr. Blasse sagte noch datz die Stadt etnen
Probewagen mit Fischen bekam. die vollkommen
verdorben sind. weil der Transport zu lange
dauerte. Nach einem Schlutzwort des Herrn
Nausch war die Versammlunq um> ^12 Uhr be-
endet.

Mehr Nvhe und Befonnenhelt

Willde Eerüchte über einen bevorstehenden
Eimivarsch der Fvanzosen durchschw-rrrten unsere
Stadt. Hand in Hand damit laufen Eerüchte über
einen bevorsdehcmden Abtvansport a-ller Wechr-
pflichtigen. Für solche Eerüchte liegt ksin positi-
oer Grund vor unh ihre Verbreitung ist im ge-
gemoärtisen Mament >ein Berbrechen an dex All-
gemeimheit. Die auherordentliche Nervosität hat
amch daM Äeführt. datz ängstliche Gemüter auf die
Banken und Sparkasien laufon. man sich dort ihre
Guthaben zurückgciben zu lasien. Ein solches Ge-
bcrren iist nicht nur sinnlos, ss schiidiat auch
uitscr wirtschastliches Leben alufs schwerste und
inutz, wenn nicht mehr Nuhe und Besonnoicheit be-
wahrt wird. zu katastrophal-en Folgen führen. Es
sei desha-lh dringend davor gewarnt. die unsinni-
gen umgshenden Gerüchte weiter zu verbreiten.
Wie die Dinge sich sestaltn werden. kanrn heute
natürlich noch iviemand vovwussehen. doch lassen
di« Verhcvndtunsen, die in Paris seführt werden,
isivmer noch Hoffnuns nnd SpislvcMm ziu>. sodah
Ueberlstürzuna in den Entschlüsien des Ein^elnen
Unsinn ist. Man darf das Dertrauen zu der Re-
gieirung hahen. datz sie mit Aufflärung nicht zu°-
rückhalten wird. wcnn sie den Monvent dcvfür für
aegeben erachtet. Also, mehr Nuhe und Beson-
nenheit! ___

* Eegen die Losreitzung der Pfalz. Eine Ver-
sammlinng in Heidelberg wohnender Psälzer cund
Psälzerinnen brandmarkl var der deutjchcn Oef-
fentlichkeit das landesoerrätevcsche Verhalten der
21 Männer aus Landau und seiner Umgobung un-
tex Führuna des ans Daden stamnvenden Che-
mikers. Dr. H-aas. in Landau. die am 17. Lstai
in Speyer oon deni Regiteruagspräsidenten der
Psalz, Herrn von Winterstom. nnter siheiicheiiliger
BegrünÄung die unverzügliche Ausrufung der
Pfalz äis selhständiker neutvaler Sta-at verlangt
l>cvben, Nicht die Liebe zur Heiinat. sondorn vor
allem die Liebe zvni e>genen Eeldbeutel und der
Hang zur Bergung während des Krieges erwovbe-
ner Roähtümer hat diese falschen Propheten
pfälzischer Eesinnung aus die Bahn des Derbre-
chens dos Landesoercates gäbracht. Die Namen
aller dieser Verräter am Reiche und dsr Pfalz
vor diie deutsche Oeffent.ichkc-it zu bringcn. wird
sich die Bersamnilüng zur bssonderen Aufgabe
stellen. Mit Stolz und Freude ibegvützt es die
Dorsaimnlung. datz am 18. Mai sich eäne grotze
Zcchl Lerusener und- anerkannter Vertreter aller
Schichten, Parteien und Organisationen der Psalz
nin den Regierungspräsidenten der Pfalz geichcrrt
und den Landaucr Verrätern eine schrvse Absase
ertevlt bab,m.

* Der gcheimnisvolle Zopfabschncidrr, der
neuerdtngs wieder von sich reden macht, ist von
dem vorgestcrn überfallenen Mädchen ziemlich ge-
nau beschrieben worden. Der Mann ist 20—30
Iahre alt, von schlanker, mitt-clgrotzer Figur, volles
Eesicht, blonde. nach rückwärts gekämmte Haare.
Er trägt dunkelblaben Anzug, zweireihig, wcitzen
Stoffkragen, schwarze Schuhe und weichen Filz-
hut. Er b-.müht sich hochdeutsch zu sprechen, kann
aber die Heidelbergcr Mundart nicht ganz ver-
leugiun.

' Stratzcnbahnunfall. Das 5jährige Töchterchen
des Schutzmachermeistecs Lüllil rpurde gestern mit-
tag 12 Uhr von der Stratzenbahn an der Graben-
gasie erfatzt und auf dem Boden eine Strecke mit-
geschleist. Von einigcn Hautabschürfung-m ain
linken Unterschenkel abgesehe», kam das Kind mit
dem Schrcckcn davon.

* Schaufensterdicbstähle. Der Aushängekasten
des Hauses, Hauptstratze 146. wurde gestern erbro
chen. Den Dieben stelen Trompetcn. Eeigen und
sonstig-r Musikalkn in die Hände.

Wiesloch, Si. Ami. In einer Bauernversamm-
lung wurde beschs-isse'l, ab 1- Iuni den Milch-
prois auf 60 Pfg. zu erhöhen.

Mannhcim. 21. Mai. Redakteur Pau!
Toickner konnte heute! sern 26jäbvises Iubi-
ckäum als Mitarbciter der Verlagsbuchhandlung
von Ben-sheimer begehen. Er hut lange Iahvc
das Organ . der Allgemernen Radsalirer-Union
«Der Rabturist und Automobilist" ge<lostet. Aus
sportlichem Eebiete hat er sick» grotze Vcvdienste
erwovben.

Letzte Drahtberichte

Massenkundgeüung gegen den Eewaltfrreden.

— Verlin, 22. Mai. (Priv. Tel > Eestern fand
hier >auf dem Wilhelinsplatz eine Masscn-
kundgebung der S o z ia l d e in o kr a t i -
schen P-artei statt. Flieger kreisten übor dem
P.atz und warfon eine Unnienae Flusblätter ab.
Im Eegensatz zu sonst herrschte sa eisig« Ruhe un-
ter den Mensckien. die Aeugnis ablegte. datz Ieder
im Iimern sjch >mit dem Ernst -der Lage befatzte.
Dr erste Neidnr sührte u. A. aus. datz nur ein
Frrede angonammen wcrlden könne. dev deni deut-
schen Volk Entwickelunassreilieil und Versöhnung
mit don anderen Völkern erMöglicht. Dann cr-
griff Ministerpräsident Scheidemann das
Wort und fiihrt u A. aus: Das deu-tsche Volk
hoffe im Interesie dex Menschheit, datz es auf
Erund seiner Eenenvorschläge zu <^inem Verstän-
digungsfrieden gelange. Wälhrend dio Delegier-
ten rn Versailles dafür arbotteten, Llieibe hier
nur >dr Pvolest übrig. Wir wären die Bedingun-
gen wert. wenn wir nicht dagegen protcstierten.
Wir protestierton nicht gegen die Bedingungen
Paragraph für Paragraph. sondern gegen die

Völkervergewaltigung. die aus dem Vcrirag«
sprecho und gegen den vorgeschlagenen Völkerbund.
Nur wenn Deutschland ian Völkerbund gleichbe-
rechtigt sei. könne man zu einein Frieden der Ver-
söhnung kommen. Ein weiterer Redner erkläcto.
datz der Vertrags-Entwurf ein Faustschlag
ins Eesicht der internationalen Sozialisten.
auch der engliichen und französtichen sei. Schlietz-
lich spvach Frau Iuchatz vom Standpunkt der
Frau sesen die Friedcnsbodingiungen. Die Red-
nerin wurde unterbroä>en durch einen Zug iln-
abhängiger. die oon einer Verjammilung aus dem
Lustgarten tainen, wo sie ebenfalls gegen die
scharfen Fri.odensbedinsungsn protestiert hatten,
Es kam zu ksinen evnsten Zwischensällen.

Der Kampf gegen die Bolschewisten

::: Basel, 22. Mai. (Privattel.) Die b r i-
tische Admiralität gibt laut Londouer
Meldung gestern zum ersten Mal amtliche
Kriegsberichte über die F l o t t e n o p e r a -
1 ionen im finnischen Meerbusen aus. Es
wird daraus ersichtlich, datz ein Geschwader des
Admirals Tovan den Angriff gegen die bol-
schewistischen Seestreitkräfte aufgenommen hat.
Die estnische Armee nimmt an dem Kampf teil.
Nach einer Meldung wird Bonar Law im Iln-
terhaus morgen über die begonnenen Operatio-
nen gegen Rutzland eine Erklärung abgeben.

Vcrlin, 22. Mai. Wie aus Stockholm berich«
tet wird, sagen aus Rußland dort eingetroffene
Reisende aus, daß in Petersburg 300 000
Mann zusammengezogen worden seien zur Ber-
teidigung der Stadt. Man sei in Petersburg
enrschlossen, die Stadt nur als Trümmerhaufen
in die Hand der Feinde fallen zu lassen.

Der Fricden mit Oesterreich

Berlin, 22. Mai. Ueber die Friedensbeding^-
ungen für Deutsch-Oesterreich teilen verschre«
dene Morgenblätter mit, daß in erster Linie
ledingungsloser Verzicht auf den
Anschluß an Deutschland und llnter-
lassung jeder den Anschluß in einem späteren
Zeitpunkt vorbereitenden Agitation ausgespro-
chen wird. Wenn Deutsch-Oesterreich diese De-
dingungen nicht annehme, so werde mit der
Sperre der Lebensmittelzufuhr vorgegangen
und der deutsch-österreichischen Republik werve
eine finanzielle Last auferlegt werden, die auf
eine lange Zeit hinaus jede selbständige Regie-
rung unmöglich machen werde. Hingegen soll
eine Besetzung nicht in Aussicht genommen sein.

Die Eeheimtuerei in Frankreich

Paris, 21. Mai. Dem Petit Parisien zufolge
haben 140 Deputierte aller politischen Eruppen
beschlossen, in einem Beschlußantrag die Regie-
rung aufzufordern, denWortlautdes
Vertrages schleunigst allen Mitgliedern der
Kammer und des Senats zuzustellen. Auch
im Senat beginnen sich die Eruppen zu rüh-
ren. Der Ausschuß für auswärtige Angelegen-
heiten will den Friedensoertrag prüfen.

Ein Grubenunglück

-s- Wien, 21. Mai. Nach einer Blättermeldung
aus Mährisch-Ostrau ereignete fich hier in-
folge schlagendor Wetter ein Erubenunglück.
Die Bergungsarbeiten wurden die ganze Nacht
hindurch fortgesetzt. Nach dcn bisherigen Mel-
dungen wurden 32 Tote festgestellt. Jm Kranken-
haus sind 26 Personen teils oerleht. teils durch
Eas vergtftet. Vermitzt werden im> ganzen noch
etwa 50 Berglcutr. Zur Zeit der Explosion ar>
betteten in der neuen Grube etwa 660 Vergleuta
von denen der grötzte Teil sich durck, einen Seiten.
schacht rettete. Einer anderen Meldung zufolge
werden noch 80 Berglcute vermiht.

* Frauenstimmrecht in Frankreich. Die fran-
zösische Kammer hat den Eesetzentwurf ange-
nommen, durch den den Frauen das aktive unh
passive Wahlrecht verliehen wird.

WittniiWSbkobchtiiiijikiiiierSeHiclbis.ZeitiiW

Ain 32. Mai 1019, morgens 7 Uhr.

Wärine-
Grade
n. Cels.

niederst. I hvchster

Wär>»egrad seit
gestern

Wind.

richtung

Himmel

Luftdr.

mm

11.6

9,1

20,1

Ost

klar

759,4

Niederschlag — mm

Mitleliverte von gestern:
Temperotur 13,7

Tunstdruck 6,9 mm

Nelative Feuchtigkeit 62,0 "/»

Wasserstände am 22. Mai 191k

Heidelberg: 1,42 m, Heilbronn: 0,63 m
und in Ncckarsteinach: 1.08 m

V e r a n 1 w o r 1 l i ch für den -gcsamten Textteff
Kurt Fischer,

für den Anzeigenteil Alfred Schmitz.
Notationsdruck und Verlag:
Heidelberger Verlagsanstalt u. Druckerei E.m.b.H.

Zlt»Nlgs-VllstMWI!.

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