Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 101 - 125 (2. Mai 1919 - 31. Mai 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0758

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tendeiiz der Artikel nicht einfangen läßt, wird
sofort einige Fragen stellen müssen. Wenn
die Dinge wirklich so liegen, wie die Karls-
ruher Zeitung sie darstellt, warum sorgt
dann die Regierung nicht für die völlige
Entwaffnung aller jener unsicheren Ele-
mcnte, die sich noch im Besitz von Waffen Le-
finden. Wie der Minister des Znnern N e m-
mele in seiner kürzlich wiedergegebenen Er-
widerung an die Heidelbcrger Zeitung mit-
teilte, hatte sich die Regierung für die Ent-
waffnung der Mannheimer Spartakisten
„eingesetzt", man bemerke, eingesetzt, ob
ste sie auch durchgcführt hat, wiffen wir heute
noch nicht. Zst die badische Regierung in der
Psychologie so wenig erfahren, datz sie nicht
weiß. daß sie, wenn sie bewußt aufregt, auch
beruhigen muß? Warum zählt sie uns nur
die Schlechtigkeiten der andern auf, ver-
schweigt aber, was sie an Eegcnmaßnahmen
plant oder schon getroffcn hat. Jst es not-
wendig, daß immer wieder erst gefragt wer-
den muß: Sind die Freiwilligen-Bataillone
und die Neserve-Milizbataillone vorbereitet
und schlagfertig? Hat die Regierung die ba-
dischen Beamten angewiesen, im Falle
eines Putfchversuches in den Abwehr-
streik zu treten, denn durch das Versagen
des Verwaltungsapparates ist jede neue Re-
volution Linnen 3 Tagcn erledigt. Was hat
sie sonst an Maßnahmen getroffen? Warum
greift sie nicht, wenn die Eefahr so riesenhaft
groff ist, wie sie in den Artikeln der Karlsru-
her Zeitung hinstellt, jetzt auf jene Kreise zu-
rück, die fich ihr bewußt und gern zum Schutze
zur Verfügung stellen würden, nämlich die
Bürgerschaft und das Vauerntum? Meint die
RegierunH denn nicht auch, daß Tausend be-
waffneten zuverläffigen Männern aus diesen
Kreisen mchr Erfolg beschieden sein wird, als
dcn noch so eindringlichen Ermahnungen
auf amtlichen Papieren? Wir müssen geste-
hen, daß wir uns von den Veschwörungen der
Arbeiterschaft, so gut sie auch gemeint sind,
kcinen Erfolg versprechen, da der radikale Zug
in ihr nicht mit Worten gehemmt werden
kann. Das schon so oft gerügte Mißtrauen ge-
gen das Bürgertum hindert auch diesmal wie-
der die Regierung, sich des einzigen erfolgver-
sprechenden Hilfsmittels ^u bedienen. Der
eigentliche Zweck, der mit den offiziösen Arti-
kcln verfolgt wird, ist deshalb nicht recht er-
sichtlich. Die Regierung kann es uns Dab
nichl verübeln, daß wir zu ihr, so lange fie so
rvenig Vertrauen zu der bürgerlichen Mehr-
heit des Landes zu haben scheint, auch kein
Vetrauen haben, und deshal bdie beiden
Alarmartikel als Karlsruher Streusand
a n s e h e n.

Das Verhalten der badischen Regierung er-
innert lebhaft an das Eebahren Napoleons n:.
im Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahr-
hunderts, wo regelmäßig zur Erreichung ir-
gend welcher innerpolitischen Ziele. vornehm-
lich aber zur Stütze der eigenen schwachen Po-
sition Attentate und llmsturzbewegungen er-
funden wurden. Nicht ganz so schlimm, aber
ähnlich scheinen uns die Dinge auch hier zu
liegen. Daß die Karlsruher Zeitung dabei
mit sehr dicken Farben aufgetragen hat, neh-
men wir ihr und der hinter ihr stehenden Re-
gierung nicht weiter übel. „Der Beste muß
mitunter lügen, zuweilen tut er's mit Ver-
gnllgen", sagt der gute alte Wilhelm Vusch,
und er hat Recht.

Aber die spartakistische Eefahr ist es nicht
allein, die unser engeres Heimatland bedroht,
überaus traurig und schmachvoll ist es. daß sici
Gott sei's geklagt, neuerdings auch Elemente
zu finden scheinen, die ganz offen mit Abtren-
nungsbestrebungen Badens vom Reich koketie-.
ren und sich nicht scheuen, auch dafür osfen ein-
zutreten. Jn dem demokratischen „Karlsru-
her Tageblatt" macht sich ein Rechtsanwalt
Häfelin aus Karlsruhe mit einem Artikel
Lemerkbar» in dem er nach eingehender Dar-
stellung der kritischen Gegenwartslage zu fol-
gendem Schluß kommt:

„Zch befürworte koinessirlls einen Abfall
-vom Reich. obwM Balden gelebt hat und ein
lbüdvlttendes Kulturland war. als es rwch kein
Reich sab. obwohl wir hier in Baden nie ei-
nen Haß geaen siirankreich chatten. wie er i>m
Norden üb ich ist. und olbwM bier im SLden
die französische Kultur in vielfacher Hinsicht
lunsereni eigeneir Denken und Füchlen nicht un-
sympathi^ch ist. Aber ich meine. es wäre eine
falsche Treue zum Neich (!). wenn wir in die-
ser' Frage auf Leben und Tod nicht auch an
uns selbst denken wollten. Wir n.Ls-
sen uns auf Len Voden der Tatsachen stellen.
wir als Nachbarn heute von Frantreich, wir
brauchen ein gutes Verhältnis zum französt-
schen Volk. wir dürfen uns nicht durch unr ch-
tige Schlagworte von falsch verstandener
Reichstreue völlig ins Berdcrben führen lassen.
Nur mit Schreien und Schi-inpfen und Starr-
köpfi-gksit erreichcn wir keine VerMnung der
Ibriden großen Völker, wir sind die Unterlege-
nen und wir müsien endlich das einigende Wort
aegenüber unseren Feinden von heute finden".
Soviel Worte. sooiel Faustschläge. soviel
Sätze, soviel Beleidigungen für einen Jeden
gut badisch und treu deutsch empfindenden
Mann. Dahin ist es also glücklich schon ge-
kommen, daß die Rheinbundbestrebungen un-
seligen Angedenkens unverhüllt propagiert
werden können. Das allertraurigste dabei ist,
daß, wie die Schriftleitung des Karlsruher
Tageblattes in einer Fußnote dazu bemerkt,
derartige Eedanken in der Bevölkerung „viel-
fach erörtert" werden. Werden sie aber erst
einmal erörtert, so werden sie über kurz oder
lang auch Anhängerschaft finden, das ift bisher
mit jeder Idee so gewefen und wird es auch
hier sein. Hat die badijche Regierung bereits
die notwendigen Schritte getan, um festzu-
stellen, ob diese Bewegung für einen Anschluß
an Frankreich Das müffige Eedankenspiel eines
Einzelnen ist oder ob Häfelin der Führer
oder der Strohmann irgend einer Klique oder
Partei ist, und ob diese wiederum ihr hoch-
verräterisches Bestrcben aus sich heraus oder
im Solde fremder Agenten verfolgt? Daß ge-
rade bei uns in Vaden das Aussprechen der-
artiger Eedanken überhaupt nur möglich ist
schmerzt alle jene Badener, die Eroßherzoa
Friedrich I. den Ehrennamen „des Deutschen"
geben. Denn es war Badens Stolz und Ruhm,
scchon vor 1866 der süddeutsche Vorkämpfer des
Reichsgedankens gewesen zu sein, und nir-
gends ist die Zugehörigkcit zum Reiche stärker
und Lewußter betont worden als bei uns. Und
dann in den Stunden der Not derart hochver-
räierifche Worte?!

Zn ihrer Proklamation an das badische
Volk vom 10. Nooember 1918 hat Die badijche
vorläufige Volksregierung kundgetan, daß un-
ter allen Umständen Vaden ein Teil des deut-
schen Reiches bleiben werde. Der 8 1 der ba-
difchen Verfassung vom 21. März 1919 lautet:
„Vaden ist eine demokratische Republik und
bildet als selbständiger Vundesstaat einen
Vestandteil des Deutschen Rei-
ch e s." Demnach sind alle Vestrebungen, die

gegenwärtige badische Negierung zu stürzen
oder Baden aus dem Verband des deutschen
Reiches zu lösen und an Frankreich zu brin-
gen, verfassungswidrig und fallen
unter das schwere Delikt des Hochverrats.
Der Negierung stehen also alle rechtlichen und
staatlichen Mittel zur Verfügung, um diese
Veftrebungen unschädlich zu machen. Wir rich-
ten daher an die badische Regierung folgende
Fragen:

1. Zst die badische Negierung gewillt und be-
reit, den von irr befürchteten spartakistischen
llnruhen mit allen Mitteln entgegenzutreten
und zu ihrem und der Verfassung Schutz, sowie
zur Aufrechterhaltung des Staates auch das
Bürger- und Bancrntum zu bewaffnen?

2. Was gedenkt die badische Negierung zur
Anfrechterhaltung und Dnrchführung der i'
Artikel 1 der badischen Verfassnng niederge-
legten Staatsgrundsätze zu tun?

Wir bitten die Regierung um baldige er-
schöpfende Antwort, sei es im Landtag, jei es
durch die Preffe. Wir können ihr versichern,
daß diese Fragen die weitesten Kreise des ba-
dischen Volkes eingehend beschäftigen und ih-
nen wichtiger sind. als das Abnehmen von
Monarchenbildniffen von den Wänden und
dergl. läppische Kleinlichkeiten mehr in diesen
Zeiten. Wir erwarten von der Regierung,
dah sie die besorgten Stimmen aus dem ba-
dischen Volke nicht überhört. Für Vadens
Land und Volk aber gilt in diesen und kom-
menden Tagen Heines Mahnung: „Wenn
man an Dir Verrat geübt, sei Du um so
treuer". x?,

Ein Komitee der „Saarfranzosen"

Mit allen Mitteln wicd von Frankreich aus
im Saarbeckcn zu Ennsten Frankreichs Pro-
paganda gemacht. Schon kürzlich hatte die
Liga der Patrioten anläßlich einer Kundge-
bnng in Paris zu Ehren der Heiligsprechung
der Zungfrau von Orleans Einwohner des
Saarbeckens zu einem llmzuge gruppiert, die
dadurch ihrer französischen Eesinnung Ausdruck
verleihen sollten. Ferner hatten aus dem
Saargebiet stammende Franzosen ein Komitee
der Saarsranzosen gebikdet. Heute veröffent-
licht der Vorsitzende der Liga der Patrioten,
Maurice Varres. im „Echo de Paris" einen
Aufruf an alle aus dem Saarbecken stam-
mende Franzosen, sich in dem oben er-
wähnten Komitee zu patriotischen Zwecken zu-
sammenzuschließen. Es handle sich nicht nur
um die aus diesem Eebiet stammenden Fran-
zosen, sondern anch um alle die Personen, die
mit jolchen Saarfranzosen verwandt oder ver-
schwägert sind.

Mannheim, 27. Mai. Zn der Nähe des
Stellwerks 5 in Waldhof geriet der 37jährige
Vahnarbeiter Valent. Keil aus Vieblis un-
ter einen rangierenden Eisenbahnwagen. Keil
wurde schwer verletzt und starb an seinen
Wunden.

Karlsruhe, 27. Mai. Zm Alter von 63Zah-
ren ist der Direktor der hiesigen Kunstge-
werbeschule, Eeh. Hosrat Prof. Karl Hoff-
acker, gestorben.

Karlsruhe, 27. Mai. Am 6. und 7. Zuni
findet hier die 5. Hauptversammlung
des Bad. Turnlehrervereins sto^t.

Offenburg, 27. Mai. Durch einS Verfügung
des Bezirksamts ist die Volkswehr auf-
gelö st worden.

Aus Stadt und Umqeqend

* Das amtliche Wahlergcbnis der Cemeinde
wahlen ist gestern nachmittag festgestellt rvor
den und wird in der heutigen Nununer veri
vffcntlicht. Da es mit unseren Ermittelunaen
nach dem vorläufigen Wahlergebnis übereim
stimmt, begnügen wir uns mit einem Him
weis.

* Prof. Dr. Hausrath. der frühere 1. Vor-
sigende der Fortschr. Volkspartei und jehioe
2. Vorsitzende der deutschen demokratische»
Partei Heidelberg ist zum Direktor des Eym"
nasiums in Wertheim ernannt worden
Da er bei den Wahlen am Sonntag in den
Bürgerausschuß gewählt worden ' ist. iritt
durch sein Ausscheiden nunmehr Nech.-N. D-
Daniel Häberle, der bereits früher dem Vür^
gerausschutz angehörte, wicder in diesen ein.

* Direkte Zugverbindung mit Frankfurt
wieder aufgehoben. Die Eisenbahndirektion
Frankfurt a. M. gibt bekannt: Als Strafe
für das ungehörige Benehmen einzelner Nei-
sender hat die französische Vesatzungsbehörde
die vor kurzem genehmigte Durchführung
einer Anzahl Züge zwischen Frankfurt und
Darmstadt über die Main-Neckarbahn bis auf
weiteres vom 28. Mai an wieder aufgehoben.
Die Züge müffen deshalb über Offenbach ^
Dieburg geleitet werden.

» Der Engere Senat der Unioersität hat in ssi-
ner SMng vom 12. Ai-ai einstim-mig beschu)ssen.
den Saal ftir-Veranstalt-u-ngen. Vorträge usro. po-
litischer Art grundsätzlich nicht mehr zur Ver-
f-ügung zu stellen. sondern nur mehr für solche rein>
wissenschaftlichen oder künstlerischen
Chavakters.

*Der Volksrat nahm in feiner letzten Sitz-
ung u. a. auch zu den sogen. „Pensions-
kühen" Stellung. Es wurde als Unrecht be-
zeichnet, daß gewiffe Kreise durch diese Einrich-
tung mit Milch und Vutter beffer versorgt sind,
als die Eesamtheit, was Unzusriedenheit her-
vorzurufen geeignet sei. Es wurde beschloffen,
beim Ministerium dcn Antrag zu stellen, das
Halten von „Pensionskühen" zu untersagen.
Eine weitere Eingabe verlangt in Anbetracht
der gegenwärtigen Lebensmittelknappheit die
Aufhebung der drei Verpflegungsklaffen in
den Krankenhäusern und an deren Stelle dis
Einführung von Einheitskost. Die Frage,
ob die Arbeiter-, Vauern- und Volksräte nach
Veendigung der Wahlen auszulösen sind, wird
aus der nächsten Landeskonferenz der A.-, B -
und V.-Räte entschieden; bis dahin bleibt
auch der hiesige Volksrat bestehen.

^ Die Rechtsschutzstelle für Frauen u. Mädchen,
He-'dclüerq hielt am 27. Mai ihre 18. ordentliche
Mitgliederversammlung ab. Der Vor-
standsbericht ergab. daß die Znanspruchnahme der
Sp-.echstunden in diesem Zahre wieder gewachsen
ist; es kamen 787 neue Fälle gegen 660 im Vor-
jahre zur Behandlung. D'e Fälle betrafen Strei-
tigkeiten aus allen Rechtsgebieten. Als beson-
deres kamen in diesem Zahre viele Anfragen we-
gen Erwerb der badischen Staatsanoehörigkeit
h'nzu. Nach der Verleihung des Wahlrechts an
die Frau erblickt die Rechtsschutzstelle gemeinsam
mit den übrigen Vercinen des Nntionalen
Frauendienstes ihre Aufgabe darin. den
Frauen die Bedeutung des Wahlrechts fur sie klai
zu machen. Die Rechtsschutzstelle als Elied gra
ßerer Verbände hatte fich schon während des
Kriegs die Bewilligung von Waisenrenten
auch an unehel'che Kinder gefallener Krieger bei
den zuständigen Stellen befürwortet. Eine gffetz-
liche Regelung ist zwar bisber nicht erfolgt. doch
kann in der jetzt geltenden Vestimmung, daß eiue
wderruflrche Zuwendunq für sie bewilligt werden
kann eine vorläufige Anerkennung der VerEi-
gung ihres Wunsches erblickt werden. Für Wit-

Theater und Musik

Aeidelberqer Stadttheater

Die im Schatten lcben.

V Drama von Emil Rofenow.

>rmil Rosenow, der Verfaffer des lustigen
^ater Lampe", leider allzufrüh dem deutscheni
Schrifttum entrrssen, zeichnet uns das Leben im
rheinisch-westfälischen Steinkohlenrevier m.t kräf-
tigsn Strichen nach dem Leben auf; er zeichnet vom
Srandpuntt eines Menschen, der im Klassenkampf
steht, das trübe, graue Dasein einer armen Berg-
atvelterwilwe. die ßch redlich plagen muß, umden
Kampf ums Dasei-n zu führen. Der Mann v^run-
glückte in seinem Berufe, das gleiche Schickfal trifft-
Ven Soh und den Schwiegersohn. Die Tochter er-
hält von der Attiengesellschaft für ihre kleinen!
Kinder eine kleine Beih lfe. Die zwette Tochter
traut den schönen Worten eines Lebejünglings,
der ein Sohn eines der Mächtigen im Kohlen-
revier ist, und erfährt die vollen Bitterniffe eines
tns Leben gestoßenen Mädchens.

Die dritte Tochter liebt einen jungen Hilfs-
gelltlichen mit stiller Hoffnung, da der soz',al ge-
rrchtete Theologe sein ganzes Leben mit seinen
Leuten von der Kolonie teilt. Dieses Uebermaß
der Seclsorge erscheint aber von den Gesichtspunk-
ten der Bergwerksd.rektion aus gesehen gesährlich,
uno so besorgt man dcm Göhre-Naumannjünger
eine enitragliche Psarrei in der Kreisstadt. und
er ist harmlos genuck, mit munterem Flügelschla-
gen ,n das versilberte Bauer hineinzuhüpfen. Das
Madchen geht rn d.e Eroßstadt. sich ihr Vrot su-
chen, um dort zu vergessen. Die Mutter wird wei,
ter arbeiten und auch die Arbcit der zweiten Toch
ter, die Zigarren herstellte, womöglich noch über-
nehmen. um Brot für ihre Enkel zu schaffen. Jhr
Trost w^rd der Himmel des Lhristen sein.

Das Stück enthält zwei sehr wirkungsvolle
Akte und nimmt innerhalb der sozialgefärbten
dramatischen Literatur eine beachtenswerte Stelle
ein. Es hält sich frei von übler. gemachter Senti-
mentalität und st selbst da. wo es etwas karikiert,
noch ernst zu nehmen.

Die Aufführung war recht sehenswert. Beson-
ders gut besetzt waren die Frauenrollen. Diese

Mutter mit ihren 3 Töchtern war ein Bild, wie
es von der Bühne so leicht nicht wieder geboten
w:rd, da saß eben alles richtig. und kaum etwas
war zu scharf oder undeutlich geboten. So haben
stch Frl. Manhof (Mutterl. und die Damen
Marlow, Nevil und Böhlau das höchste
Lob verdient. Die Negie führte Herr Cühne. der
in dein alten Werksinvaliden. dcn sein rheinischer
Humor nicht ganz verlassen. ein Menskbenbild
von starker Eindruckskraft schuf. Herr Maile
als Betriebsdirektor hatte einen roten Bart und
suchte den Menschen, den er darstellte. reichlich
unangenehm erscheinen zu laffen. Herr Bern-
hardt, der den jungen Verführer spielte und die
Herren Schmid und Moser boten recht Aner-
kermenswertes. Das Publ'kum, das zahlreich er-
jchienen war, folgte der Darstellung. die durch-
gängig gut abgerundet war, mit ofsenbarer Au-
teilnahme. V7.

Mannheimer Nationaltheater

Vormittags-Aufführung.

Mozart in Mannheim.

Etwas spät in diesen lockenden Maientagen,
aber dennoch erinnerte sich das hiesige Rational-
theater jenes unsterblichen Anmutigen im Reiche
der Töne, der im hiesigen Opernrepertorire ziemlich
spärlich vertreten: Mozarts. Zhm galt seine
jüngste sonntägliche Morgenfeier „Mozart in!
Mannherm". Und dies, den Aufenthalt des
21jährigen Ntozart im damaligen Mannheim
hatte auch der bekannte Mustkschriftsteller. der in
Karlsruhe lebende Mozartforscher Anton Ru-
dölph, der Neubearbeiter der ..Zaide" und der
„Gärtnerin aus Liebe", zum Mittelpunkt seines
von innerem Mitschwingen getragenelr, nirgends
trocken wirkenden einf'itzrenden Vortrags gemacht.
Zn einer feffelnden Parallele zwischen dem jun-
gen Goethe und dem jungen Mozart stellte Ru-
dolph plast.sch vor Augen, daß, was für jenen
Straßburg und sein Sesenheimer Erlebnis, für
Mozart Mannheim und seine so tiefe. später so
bitter enttäuschte Liebe zu der M-nnheimer Sän-
gerin Aloysia Weber war. Verlebte Mozart doch
in Mannhe'.m. dessen Zuwel damals das von
Zohann Stamitz Legründete, von Cannahich gelei-

tete Orchester war, von Karl Theodor wie drn
mufikalischen Kreisen der Stadt gleich ehrenvoll
aufgenommen, seine schönste Zeit. So ltebte er.
der mit seiner onmutoollen, befreienden Kunst
ein wahrer Heiland der Musik. Mannheim mit
zärtlicher Ueberschwängl chkeit. Daher. so schloß
Anton Nudolph unter starkem. nachhaltigen Bei-
fall, sollte gerade in dieser schweren Zeit Mann-
heim sich auf Mozart, der alles Schwere entma-
teralisiert, besinnen.

Mozart-Briefe, von Herrn Kupfer lebendig
nur etwas überhastet gelesen. folgtcn. Danach
sprach Mozart selbst zu uns. Schade nur, daß
Frl. Anny Olbert de seine Aloysia Weber ge-
widmete Arie „O Freunde ich gesteh' es" sang,
zwar eiiren materiell reichen Sopran besitzt^ abcr
als Anfängerin derart befangen jchicn, daß die
Arie, bet der es nicht ohne Entgleisung abging,
nicht zu voller Wirkung kam. Bcdauerlich, daß
man hiofür nicht eine der Opernkräfte, z. B. Frl.
Müller gewählt hatte. Elücklicher war man mit
der für Frau Tuschkau eingcsprungenen Frau
Kuhn-Brunner. die. von Herrn Sinzhei-
mer am Flügel begleitet warm im Ton und
beschwingt im Vortrag zwei Mozart Lieder bot.
Den reizvollen Ausklang der Vormittagsstund-c
Lildete des Unoergünglichen Serenade Nr. 11 für
8 Blasmstriimente. Wie die Herren Richard Lor-
beer, Wolf Hannappel. Ernst Schmidt
Adolf Krause. Mar Schellenberger. Karl
Thiemecke. Otto Lenzer u. Alfred Gütter
sie ausführteu, war echtester melodisch-heit^rer
Mozart. War, wie sie so zu des Meisters Büste
emporklang. dcr Richard- Gsell den farbiq bar-
monischen Rahmen geliehen hatte, ein neuer Be-
weis dafür was Mannhe'm heute. wie zu Canna-
bichs Zeiten, sein Orchester Ledeutet. —ü—

Heldelberqer Akademie der Wiffenschaften

(Stiftuvg Hernrich Lamk)

Sitzuug der Phi lcöophifch-bistwrischen Klassp
Samsta^. den 17. Ak<ri 1919
Vorsttzender: Herr Vezold.

Es wurden folgcnde Avbetton vorselegt:

1. Von Hcrrn Jmmtsch (Fveiburs): Aaathar-
chidea". Die Abhandlung beschäftigt stch mit dem
Werk des Aaathcrrchtdes (2. Jahrh. v. Chr.) iiber

die Länder am Roten Meer. wo-vo-n in d-er DMio-
thok des Photius umfängliche Aiuszüge aus dem
1. und 5. Buche stshen.

2. Von Horrn Gothein: eine ALHandlung
von Professo-r Dr. O. Cartellierr (Heidel-
berg): „Charles Rog-^r". Der Derfaffer gibt ein
Lübonsbild des bekannten belgilchsn Staatsman-
nes und goht beso,nders auf seine Mitwirkung an
lder Revolution des Zahres 1830 -e-m.

3. Don Herrn oon Domaszewski: „Zett-
geschi.Hte dei römischen Ekegrkern".

4. Von Herrn Huelsen: ..Der kleine Palait
in der MNa des Hadrian bei Tivoli". Für die
Kenntnis diekes setzt sehr zerstörten und wemg er-
farschten Teiles der grosMtigen Anlage swt
w-'.chtige Aufl'chlüsse ein Plan. der Hm Zahre iwo
bis 1737 auffgenommen ist- Die^er bisher unv.-
kannte Plan befinbet sich in einein Sammclbanse
arch'tektonisäM Handzeichnungen auv dem w-
18. Zahrhundert, irn Bciitz« des Herrn^Gchewimr
Marc Rv-senberg in Schapvack i Sch. Dam Pla'e

Leisefügt ist eine kurze 'talienrscln: Erklarung oie

iu. a. MM ersten Male vuthentische Fundnot'Ze
über mehrere berühmto Kunstwerke b

nrosa-Ä und K-entaurengruppeni Hm Kopttoinu'
schen Mweum enthält., Auch für den m-nirM»

Palaftbau im Allgenieinen
Kenntnis

grl,t di°

nntnis die'es Hadrianischsn Baues N'cues ^°'--
5. Vo-n Herrn v o n Schu bert: e-,ieAbla-^
rg voi. Pr-of. Dr Hugo Koch l'MuE'L-i
- — Gm Beitrag zm ^
BMtreit-igkeiten »no

lung

„Kallist und Tertullian
schiäste der a'ltchristlichen
des römischen Primats". Dr

D'e Klasse bewilliate hrernuf. S"r,i^.
Franz Rosenzweig ,Kv„el, eine
von Mk. 1600 zur Drucklegung einer Schnst -
gel urrd der Staat" und beriet f-erner uvcr
größeres wiffensckMftliches Unteriiehineii.

^0§Kph K6!§ ZöhNZ

6e^. 1867. tckokmübslfadrltc
I1aupt8tra88S 79. bisicts dsnZ Leks 6isn^
^Voknunß8einri cktunZen
in einlacber bis feinster ^usktilirun?.

3« Ä'd

siilgn s-e den



-yren r

,°s

-h

«ter der n
Kli-riund-'

nur

wi

Fra.

-

Ps°-d--t
Mt in -

Aebelung,

ttrnati-

Die terrl'

,Birgen wü

-ie äußere
livigen, wre
Vcvölkerunk

licher

Lan!

Mken wir

srontenver!

die Mögl
mtsgeschlosj
gen sollen
werden, kö
gcgen uns
schleifen sii
Zranzosen
dem noch e
mrd, in d
ten darf.

Das alle
lung. Die
Einwirkun
HeeresL
von 100 00
ümeinen!
nigen Ein
haften Gei
bildung od
dienen kön
standes wi
einer ausl
die gefordi
Masse des
des uns i
Ausriistun.

Man ka^
'lnsehen ei
dieser Wei
ken Krästc
kunn nur
PEtisches

ukani,,

^itten

^ wt

b Licht

da

drde L seiv'

'chieir iss.

- Es ichc
dc,l ^iußts

l


vie


di?ui.s^er

^vili,, be ch,^.
 
Annotationen