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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0813

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Samstag, den 7. Iuni 1919

Heldelberger Zeitung — Nr. 13!

Vellags

mtsche Verfassung
Der Bersnssungsausschiih t«.
lersammlung beendete Niie sj,
des VerfaissMgsentmirses Nl
irundrechte. Ucher dH
Tnde Echster Woche in Miw

»undert Millrarden-AnoM
irMmister Dern-urg ist «n
darunter vom früheren SlM>
roegsn des in den deutichr
er Entente genvachteir Am^
iarden zur Wiederglltmoch^
zsschäden. Mfs Mrffde ai-A
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es gar iricht seme Idce ist M
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nedensdelesatmn

^legation m VeÄa^M

.onnen mnd be. derLf'^

Pfingsten

Das Fest der Eeistausgietzmrg erimrert an
jenes erste christliche Pfingsten, von denr die
Apostelgeschichte berichtet. das; an diesem Tage
der Heilige Geist über die Iüirger ausgegossen
wurde. Die christlrche Kirche betrachtet ihn
als ihren Eeburtstag. Aus erner bisher noch
angstlich sich verbergenden Bruderschaft er-
wuchs damals in breiter Oeffentlichkert eine
glaubensfreudige Eemeinde, die sich ihrer Be-
sonderheit und höchsten Berufung Lewußt
wurde. Hier ist tatsächlich ern Anfang, dessen
weltgeschichtliche Bederrtung in die Augen
springt: ein kräftig sprudelnder Quell sucht
sich entschlossen und jugendfrisch seinen Weg
durch die Widerstände von Gestrüpp und
SLein, um im Laufe der Iahrhunderte, ver-
stärkt durch immer andere Zuflüsse, zum län-
derüberspannenden. lebenspendenden Strom-
netz auszurvachsen.

Eine Kulturmacht. die in religiöser und sitt-
licher Welterneuerung Erößeres gelerstet
hätte, hat dre Erde nicht gesehen. Dre geisti-
gen Kräfte, welche diese Kulturnracht geschaf-
fen und zur Weltbedeutung erhoben haben,
uierden sie allern auch erhalten und weiterent-
wickeln können. Die Kirche faht diese Kräste
zusammen tn der Personifikation des Heilrgen
Eerstes. Es siud drei Momente, die er in sich
vereinigt. Zunächst als göttliches Moment ist
er die überzeitliche Macht, der ewige Ur-
sprung, das urschöpfliche Entwicklungsvernrö-
geir. die weltüberlegene Führung, die rn alle
Wahrheit leitet. In der Wandelbarkeit ir-
discher Fornren, über allen Trugbildern
menschlicher Jrrungen waltet er in unerschüt-
terlicher Majestät als Stnn und treibende
Kraft des Lebens. Auch das Widerstrebende
muß seinen Zwecken dienen und seine Ziele er-
reichen helfen. Immer von neuem setzt er sich
durch in Reinigung und Reform und bleibt
das Bestimmte im Unbestrmmten, die Iugend
in alternder Zeit, die ewige Garantie der
Ausrrchtung mitten im Zersall der mensch-
lichen Werke. Die heilige Schrrft nennt ihn
den Tröster. Jn der Tat, wenn irgendmann
im Volke ein tiefes Verständnis für den In-
halt dieses Wortes erwachsen könnte, so mü^-
es jetzt sein, wo das sichtbare Leben in Hofs-
nung und Halt unsagbar arm geworden ist.

Aber die Seele des einzeliren Menscheir muß
von ihm erfaßt werden. So wird der Heilige
Eeist persönliches Leben, Einkehr und Läute-
ruug. Mit tiefstem Ernst verkündet der chri4k
liche Elaube die ErlleuerungsbedürftigkeiL al-
ler Menschen, mit dem größten Optimismus
die Möglichkeit solcher Erneuerung durch
Kraft des Heiligen Eeistes. Es koinmt nur
darauf an, mit aller Hingabe zu wollen uv
der erziehenden Macht ohne inneren Wider-
stand zu folgen. Da grbt es keine Abfindung
ohne Eründlichkeit. Die Geschichte der Rcli-
gion ist voll von solchen vergeblichen Ver-
suchen. Alle Praktiken, sich über den Ernst d'- >
ser persönlichen Aufgabe hruwegzusetzen, sind
von Menschen und Zeiten immer wieder ange-
wendet worden. Aber wie eifrig und reg-
sam auch immer Lippen und Hirne und Händs
sich um den sicheren Bau des Lebens bemübt
haben, früher oder später hat die Seele rhr
versäuintes Recht gefordert und zu fühlen -
geben, daß wahres Elück irur von innen her
erworben wird. So werden wir uns auch jetzt
vor der schweren Täuschung zu hüten haben.

daß unsere Nettung und Wiederherstellung
durch außere Umstellungen, durch einen an-
dern Baustil zu erreichen seien. Das neue
Haus wird uirs nur Glück verheißen, wenn
wir als neue Menschen darin leben.

Schließlrch stellt der Heilige Eeist noch ein
drittes Moment dar: den Willen zur Eemein-
schaft. Der Einzelne hat zwar seine besondere
Weise, sein eigenes Erleben; jeder steht in ge-
wissem Sinn auf sich selbst, aber es zeugt
doch von erirer gefährlrchen Veschräirkthert sei-
nes religiösen und stttlichen Horizontes, wenn
er kein klares und tiefes Gefühl dafür hat,
was er der Eemeinschast, in welcher und durch
wclche er erwachsen ist, verdankt und schuldet.
Menschen ohne Liebe und Pslichtgefühl, wel-
ches Standes sie auch seien, sind niedere und
gefährliche Geschöpfe. Die menschliche Eesell-
schast schernt nur für sie da, um ausgeplündert
zu werden. Die Erziehung zur Eemeinschast
gehört zum Nötigsten, was wir heute brau-
chen. Neden wir weniger von Welt und
Menschheit, während unser eigenes Haus
brennt und die Not des Famrlrenlebens, der
Jugend, des Volkes. des heimatlichen Staates,
unsere Kultur in Frage stellt.

Max Weiß

Badische Potttik

Ererbte Bildung oder oolkstümliche Vegabung

Man schre'cht uns: Unter d'csser HWschen, alber
in ihvenr -iveit-en Teile reichlich unklnren Uuber-
schri-it regt sich die Volksstinime tn M!annhsnn
gcnva-ltig -ü-ber dle Änarlff« gsaen die Ernennnung
d"s Partei'sekretärs Aöcrier zum La.nÄrsko-nrmriissä:
rn Mrnnhetm auf. Es sai cruch uuter d>em -alten
Regimre so aeiriÄen, dafi masgebendc Stollen der
Bevruültuna mit Polit'ckern bssott wurden. Auch
die alten LaiÄ>?ekommcssäre bätien die P-olittk drr
Regierung vertreten müssen. Zugegeben. ,rur mit
-d m kleiiren UnterFsied. dan sie nebeniher doch
iibren Dienst genaic ka-nnten, wril ste in iihnr ibre
scmze Beaintenkauibcrbn oerbracht balien unid da-
ber 'dem beuie allerd'mgs gänslich, unseitgeinähen
Verlaugen Rechnuns trugsn, dah ste vom ibrem
Amte auch etnvas verstanden.

Es ist eine völli-ge Vevdrebuna dcr Tatscrchen,
wemr d'?e Tätigkait des Landeskommissärs crls
bauvdsächl'ch poliiisch bingestellt v»ird. Sio smd u.
A. Airfsichtsüerrmde über die Ber-rksämter thres
Bozirkes und sollen deren Dten-stnibruna prilfen
un-d irberWachen. Wi- will das ein mchtfachmän-
n'lscher Pacieivoliiiker machrn, dem alle diche
Dings böbmiische Dörfer sind, der vcm dem Ee-
fchäftsgange dex Verwaltuns, von all den umäb-
lig-Ln EosLben, Berordnungen und Erlaffen ke'm,-
Abnung bat? Mit w.'lchem Ve'trauTn können
sich Leute an rbn wenden. die mit einem Beskrks--
amte unsufriedn sinid und sich benachtcilVt Mlen?

Die Land Lkommtssäre sind ab?r a-ch in sabl-
veichen Fällsn sulstäMg ;ur Enßscherdung von B--
schwerlden geigrn Verfügungen der vhnen unteilstell
te" Verwaltungsstsllen. Uitd da bandelt es sich
käufig um rochtlich sehr schwierige
Dinge. TÜie soll der politische L-andeskominiffär
sis entsche'ld'nl? Das ist nur mögli-ch. >wenn man
rhm Änen Aintmann oder dlssessor als Adjutanten
zur Seite gibt. der ausbilft, wo d's eigene ,^>ovks-
tüinliche Begabung" des Herrn Landeskommissärs
nicht ausr icht, sondern Kenntmffe notwsndis sin^
Das wi'vd natürlich teurer als das verrottete allte
Svstenr, mo -dsr Mamte die für stin Anrt nokven-
drgsn Kenntnisse selbst bss-afi. allein bekcmntlich i.st
das ncue Res'oment sonst so billig, datz es niicht dar-

auf ankonrmt. Und datz man im übrigen in sebr
naho BerührugZ mit dem koinmi, was man sonst
a-ls MirokratEMnus verflucht, wenn nämlich nach-
geordnete Bc-anrte die Entsche'udun-gen machen und
der Berantkoortliche nur seinen Namen hergldt.
macht cruch fast gar nichts aus.

In Juriifl'ewkretseii hat man bishex im Scherze
den Namen „Landeskommissär" in ..Landes-
komiker" verdrecht. Wir fürchten, der Säierz wird
bitterer Evnst, wenn erst die Landeskommiffävvosten
init lauter vülksliümlichen-Polittkeim bd'okt sind. /X

Ein Mahnwort zu den Mannhermer Wahlen

Aus Maniiheim wird uns geschrieben:
Nachdem Städtv. Ad. Hartman n zum Stadtrat
gewählt tst. tritt HaupUehrer L. H a a s. langjah-
rtger Vorsitzender des Jungliberalen Vereins als
Vertreter der Deutschen liberalen Volks-
partet in die Stadtverordneten-Versammlung

Die Tatsache. datz der liberalen Volkspartei in
Rlannheim keine Presse zur Verfiigung
steht, zwingt uns. auf einiges zurüazukommen.
Die demokratische Presse cntwickelt in
ihrer Polemik gegen uns G eh äs s i g k e i t. die
an die schlrmmsten Zeiten der Bekümpfung der
nationalliöeralen Parter erinnert. Als die Deut-
sche liberale Volkspartei sich hier btldete. wurde
vornehm gesagt, das; es nur zu begrützeii sei. wenn
cine ..reinli-che Scheidung" eintrete. Nun wcr es
„gewagt" haben. im Wahlkampf selbständtg auf-
z'utreten und einige Sitze zu erringen, wird uns
die Schuld an der blamableii Ntederlage der De-
kratie zugeschoben. Der einzige Trost für dtes«
Herren scheint zu sein. datz wir zur Zeit nur uber
wenige Mandate verfügen können. Aber dtese
Schadenfreude steht doch einer solchen Partei
schlecht an. deren Stimmenanteil innerhalb wenig
Aionaten von 23 Prozent auf 18 Prozent herun-
tergegangen tst. Im übrigen ist es nicht wahr,
datz das Biirgertum eine Niederlage erlitten hat.
die bürgerlichen Stimmen sind von 44 Prozent
bei der Nationalwahl auf 40 Prozent be'i dec
städtischen Wahl gesttegen. Eesunken ist lediglich
der Anteil der demokratiichen Partei. Hierfür die
Eründe zu suchen. mag dieser selbst überlassrn se n,
sie liegen nicht allein in dem Auftreten der libera-
len Volkspartei. sondern wohl vielmehr in d-rr
verkehrten Politik der Demokratie in der Na-
tionalversammlung usm.

Einen besonderen Trumpf haben dio Eegner
ousgespielt. als sie wenige Tage vor der
Wahl einen Aufruf brachten. unter dem sich eine
grotze Anzahl Unterschriften von ehemals nattonal-
liberalen Männern und Frauen befand. Wie sich
hinterher herausgestellt hat, sind diese Unterschrif-
ten veröffentlicht worden, ohne d>e b;tr. Per-
sönltchkeiten auch nur zu befragen. Das ist
wohl ein Norgehen. das bisher im politischen Le-
ben nicht Sitte war. das aber die betr. Personen
m',t der demokratischen Partei selbst ausmachen
müssen. Allerdings hat uns dieses Vorgehen
wohl manche Stimme gekostet.

Die „Neue Bad. Landeszeituug" brachte am
Tage nach der Wahl in drohendem Tone einen
Artikel, in dem ..verlangt" wird. datz von jetzt
an alle „Nücksichten" gegen unsere Partci zu schwei-
gen hätten. Es seien dies nur Rücksichteu der
Höflichkeit gewesen. Wir haben nichis dagegen,
datz sich das gsnannte Blatt als Präzeptor seiner
ietzigen Parteifr-'unde aufspielt. haben aber auch
seine Nücksichten nicht nöttg. Wenn e'.nmal die
Eeschichts der Auslösung der Nattonalliberalen
Partei Mannheims geschrieben werden soll, so
s wird mancher jehige „Demokrat" kcine glänzende
Rolle darin zugerviesen bekommen. Es ist nicht
lmmsr mtt ganz klaren Dtngen dabei zugegangen.
Doch glauben wir es gern, datz es in der demo-
kratischen Partei Leuto g'-bt, die einen hrstigen
Kampf gegen uns eröffnen. möchten. Eeht doch
die Rüäsichtslosigkcit einzelner Hcrren schon so
wcit. das; z. B. in einer kürzlich stattgefundenen
Ausschutzsikung Dr. Wolfhard dem verstorbe-
uen Bassermann bosartige Bemer-
kungen nachgerusen hat, was aber doch den an-
wesenden früheren nattonallibevalen Herren zu
weit ging.

Alles in allem haben wir keinen Ermid zu
verzagen, sondern werden den Weg unserer poli-

tischen Ueberzeugung weiteraehen, ob es den bis-
herigen Machthabern in Akannheim gefällt oder
nicht. ,

Abgeordneter Venedey ist vom V o r i-l tz des
Konstanzer Vereins der Deutschen Demokrack.
Partei s«rück-getreten.

Vslkswehr uird Freiwillisctt-Batailloiie. D.ie
soÄialdsmokratisihe Mannheimer Dolksitimme se!;t
sich mit Tvr Vvlkswehr wegen der vielsachsn ÄIii'
griise auf die Noskegarde, die Frebiv'lttigenBatail-.
lone, auseiirauder. Sie erinuert daran. wie bäu-
fig dio Volkswehr versagt habe, am schlinrin-sts'n
ank Tage der Re-vo>lution in Mannheim. wo dir
Volkswshr in ihrer Pflichtvergessenheit fowE
aiilg, nicht >r-ur die Pkünderor aewähDen;u lassen,
sondern tätlichen Anteil zu nebnnen an deg
Ausüchrsitunsen. Das Ergebnis dicfes -Putschev,
für den Hermann Nsmmele sväter die Verani-wo^
tung überiiaHm, ha-be einen Schaden von mehr ats
1 Million verursacht und autzerdcm 1 Toten und
12 Verwmidete grkostet. Am Schlusse des Artrkeks
heitzt es: Wenn die FreiwilllgeiibatLillons heule
notwendig sind, so tragen daran die Louts schulo.
d're glauben, durch rücksichtsloses, ia srechrs Ausi
treteni einer Miinderheit die Mehvheit tvrannisie.
roii zu können. Erst wenn Vernumt eiNgekehrt ist,
wiBd es inöglich se'in, mit dsm Abibau lder Frsb
willtzS-ilbatailloile zu beginnen. Die ValkswÄh'.
in Mannhe'im kostet iede Wochr 120 000 M. Hättß
die BoÄswrbr ihre Pflcht getan, hätte man ws-
ntgstsns d-ieses Eeld svattn könn-en.

Aus Baden

Mmubeim, 6. Zuni. Auf ihrem Kleeacker bei
merkte sestern abend die Frau etneo Mül-
lers swss -Minnev, wie sie KlÄe stahlen. Mit
einem Revolver bewaffnet swllte sis Letd'
Männer unÄ hvachte sie auf die Pcklissiwachs.
g«' Freitag brach in der Wohnuna des Fvau-n

Mannhoim, 6. Zuni. In der Nacht «um heuti,
arztes Dr. Eustaw Wendel Feuer aus unt
zerstörto SNobiliar, Kleiber. Wäsche u>rd ärztlicht
Instrumente im TVerte von etwa 80 000 M. Dei
Esbäudsschaden ist noch nicht festggstettt.

K-.irlsrche, 6. Iuni. In- der Versammlung votz
Bertretern dsr Abstinenz- und Nüchteru
h-eitsbcwegung, ferner staatlicher. ktrchlicher
sozialer und kommunäler Vevbände hbelt Professor
Genser - Bevlrn einen Vortrag ii.be r die Aucksa-.
ben dSr NLchternheitsbewogung und wies auf dir
grotzen Schäden mid Verluste des d^ukichen BolkcS
i»i Kuiege hüi an Menschen, sittlichen Werten unL
a" Volk-svermösen und gab Richtlinien. disse Vsrs
luste und Schäden auszualeichen. wobei er für dn
Rüchtsrnbeitsbewssuiig ein grotzes Ärbeitsfeld ik
Anspr'.'ch nahm. Pfarrsickretär Baumeister
Karlsruihe berichtete über die Tätigkeit der Trim
kermvsorge in Bäden. Eiiren grotzr-n Raum du
Beratunigen nahin die Organrsatioiisform in An-
spruch, die man der Zusainmensassmsg -allev geget
den AÄitzbuauch geistiger Eetränke in Bcvdsii täti-
gen Verebne geben will. Alle diäie Korporcrtiüneu
sollen in -omem Vorbands zuisammenLgef-atzt w-erdei^
Der -Sachungsentwurf wurde im wosentlichsn
srnommeil. Ministertaldirektor Fuchs tMt-o nl't
datz das Ärbeitsminrsterium ein öandesam
zur Bekämvfung der Trunksucht err'ch
ten wolle. Sekretär Grein regte Äie EründunL
einer T r i nker h-e i l st i f t u n g an.

Hatzmersheim. b. Mosbach. 6. Juni. Beim
Holzholen kam der Mekgermeister Kühnle unt-.L
sein Fuhrwerk. wurde' überfahren und getötet.

Säckingen, 6. Iuni. Da zwei Schulktnder an
Pocken erkrankt sind. ist die VolkssHule g e-
schlossen worden.

sss« S-KKS-KZ.

^ WirDeutsche müssen lins nur mit dem echte-sten
H Schmuc" schmückeili das tst' Gerschtigkeit, Aiä- i. Ä
H gung, Nechtlichkeit, und Gcsetzmätzigkeit. Dazu v)
d sei unser langes Eleud und uuser herbeS Streitcn ^
G uns gul, daß ivir nicht nur ein stnrkes, derbes,

Ä sondern auch ein gutes, gottgefülliges Muster-
« volk ivcrden. I< a h e! VarnIiaLen (1813)




Oer Ooppelgänger
des k;errn Emil Lchnepfe

Noman von Carl Schüler
(34. Fortsctzlliig)

^.öMptsachr war, datz — Doriväl lachte laut

Hoh! Einen Emil Schnepse fängt -m'an so
lcicht nicht.

Und wenn man ihn fängt. dann hat man i-hn
noch lange nicht.

Tsenn or spaziert einsach wioder zum Fenster
mim'.ls, klettert an der Waird herum wie ein-e
spaziert zu einenr anderen Femster hinetn.
Ed ^ weg! Donnerwetter. das war fwmos. Nun
A^Hte er d?„l ekelhaften Direktor Zahn keine
, Mtanmienlügen. die ihn veranlatzten.
wteder freizugeben. Und auch sei-
en cvch^ konnte er für sich behalten

-°-^'ugelte an der Vortür des „Proiuethkius".
r7-. visnete fich und der kletne Diener fvagie nach
>e-"-em Begehr

^ ador i och hatte Dorioal bem Iungen soinen
^M,ch, den Direktor Zahn zu sprechsn. nur znr
'o?. ^ .^utzert, als er einen stch schnell nähernden
a^m horte! laute. hastige Mänuerschritte. wildes
li?'^emge-w>rr. hefttges Fluchen. und dann plöh-
-a) -^en vi-elstimmiaeii Ruf i
"Da ist -er!"

?or-oa fühlte sich von kräftigen Fäusten ge-
lentz.- > . d- 'lbes Dukeud aufgeregter Menschen

.r'ngtcn iihn. Tin Fanstschlag traf seinen Ssi-
ben ' a lneb ihn rhm bis an di-e Ohrem ücher
... . Die Augcn murdeu ihm oevdeckt, und
'onnte nichtg mehr sehen —

„Schassköpfe!" schrte er. „Loslaffenl"

„Lump!" brüllte iemand.

„Schuft!"

„Diurchbrenir-erl" .

Der Diener des Znstttuts. ein -ehemaliger Ning-
kämpfer. packte ihn. Er hatte oinen sieften. unan-
genehmen Erifs, gsgen den os keinon Widerftand
gab Er führte Dorioal am Arm durch öinen
langen Eang, stietz etne Tür cruf. scho-b ihn in ein
Zimmer und rtef:

„Zck werds dir Eeselffchaft leisten! Dann wirste
hübsch hier L-leiben!"

Er sagie den anderem Mä-nnerii. datz sie unhe-
sor-gt an ihre Aübsit aehcn kömiten: er garan-
tiere dafür. datz dcr Eefangene nicht noch einunal
-ausreitzeii wüi>h>. Dann schlotz er h'mter sich und
Dorival dio Tür zu.

Zetst erst Mlte Dorival wieder beide Arms
fret, und cs aelang ihm. sich den Setdenhut vom
Kopf herlinter zu -arbeiten. Er scrh sich in einem
kleinen. durch eine Easflamme erhellten Rauim. in
de,n nur etn Ttsch un>d zmei Stühle standen. Dies
war also die Arrestzelle des Herrn Dtrsktor Zahii.

„Mie biste irur aus dem Fenster raus uud dann
aus den Korrtdor gekommen?" fragte ihn der
Athlet.

Dorival zog fe'.ne Legitimationskarts hervor
und reicht-e sie semom Michter. ohne deffen Fraae
zu -beantworte'i. „Da, Ste Horuochs. lesen Sie
das und dann führen Ste mich zu dem Direktor
Zabn!"

Auf dcn Dieuer machte die scharfe Urt stchtlich
Lesten Etnldruck. Tr l-as dte K-arte. und sagte dann
stotternd um-d >uit eine„l Anflua vo>n BevlHüen-
heit:

„Damr sind Ste mohl gar nicht der Richtigc,?"

„Wenn Sie lesen können. sohen Sie ja mis der
Karte. wer ich hin. Norwärts! Führen Sie mich
zu dem Direktor".

„Sie — sind der andere?"

„Ziawoihl. ich btn der andere!"

Der Mann magte keine Eiirmenduiiigeii imchr.
Er öffnete die Türe und sngt-e seihr hö'flich:

„Bitte! Ein SLückchen «eradeaus -aohen, dcmu
rechter Hand um d le Ecke

Er lietz Dortval an sich vo,rbei -auf den K-orrü
dor treten.

„Wollen Sie nicht mitkommen?"

,DanL> sohr. Herr Baron." wohrts der Maun

ab. „Zch babs noch Arbeit tn der ainderen iZVbtei-
lung". Uno schan war er verschw-'.mden. Lr schi-eu
einem Zufainim-eiitresfan nrit dsm Direktor Za-Hn.
imi gegenwärtison Augenblick. keinen -bäsonderen
Wert beiM'meffen.

Wenigi; Ai'igenblicke später stand Dorival dem
Divektor des „Prometheus" gegenüb-sr. Der kmn.
beido Häildo zur freudigen Bearützung -entaogen-
streckend, mst strcchlender Mic-ne vhm -entgogen.

„Metnen Gliickwunsch, veretzrter Herr Baron
Wir haben chn ! S:e werden endlich van d-em lä-
stigen Doppslgänger bsfreit fein. Freuen Sie sich
deni, nicht auch? Was machen Ste donn fiir pin
Gesjcht?"

»Zch erkläpo Zhnen." posterte Dortval los. „Sis
'im-d Zhr Zifftitut ..Prometheus" können mtr beide
-gostphLen weirdenl Zch betrete stroben arglos dsn
Vorramn. Mas geschieht? Enie Notte von
Wahnsinntgen fällt über mich -her! Zch wevde mitz-
handelt. gestotzen. goichlagon. Hier, sohon Sie sich
dtesen üemitletdonswerten Hut -an. Er mar fast
neu. als ich ihn aufs-etzte. ,mi ooll der schönsten
Hoffnumgen hksther zu etlen. Zelst -jst er -einr
Ruine. „d meiivs Hoiffnilngen isind zu„i Teufel.
Wenn Ste wirklich -den -richtigen Emil Schnopfe
g-ehabt haiben, so tst er Zhnon schon lniigst wtoder
durch die Lappen gogangen. Und das Hoer von
Zdipte-n, das Sie beschäftisen. hat -mich mit dem
Äusreitzer vevwechselt und -mir die Prii-gel v:rab-
folgt. die de,n andern zuge-dacht waren. Zch
-danke! Das rst nun schon das zwoite Mal. dutz
ich von Zhren Angest-ellten verfolgt und mitzhan-
delt werde. Das mache ich nicht langer nvlt. Zch
entziehe Zhnsn den Auftvag. Solanige ich cs init
dem Schnepfe allein zu tun hatte. war der Zu-
stand noch erträslich Sost ich Sie zu Hilse ge-
rufen habe. bin tch meines Lelbons nicht mehr
sicherl"

Dortvak schnappte nach Luft.

Herx Diroktor Zahn jchnappte auch nach Luft.
^.Herr Baron." sagte -cr, „Zhre Atitteilungen
uvervaschon -nuch in hdhem Erade. Zch wevde ie-
fort foststellen. ph Enril Schneps-e wtrklich durchge-
brannt tst. Zuvor abor inutz ich 'Zhnen bemerkei:.
datz Zhr Univille Sie zu oii'.er uiigerechtrn Benr-
teilung des Falles verloitet. Noch vor einer
Stunde hat auf deni Plake. -auf dem Sie iet;t
stehen, Emil Schnepfe aestmiden. Zch haibe ,hn
gosohen. wie tch Sie sehe. Und ich kan„ Zhnen

sagen. datz mix in meiner langjähri-gen Praris
noch nte eine solche Aohnlichkeit zwischen zwek
Ake'nschen vorgekvmmen tst, die stch glau.z ficsmÄ
sind. die ganz verschtedenen EeselffchaftslLaffen an-
gehöven. Diese Aehn-lichkeit macht etne Verwechs-
l-ung entschuLdbar. Zch nmtz meine Beamien gege:»
Zhre Bo.rwürse in Schutz nehmen. Wenn Sie selbst
Eelogeuheit gckhabt hätten, den Schnepf-e zu sehen.
wi'u'den Sie inrir vecht goben müffen. Wtte. kom-
men Sie jeist mit mir zur Arrestzelle".

„Zch kolnme oben von -dort." bruimmte Dorival.
Aber er solgte.

Nun wurde Direktor Zahn wütend k

Dorioal versdand fotzt. warum dor Achlet ei-
ner BegeMung mit seinom Brotgckbrr so scheu aus-
gewlchen war. Die StiMme dos Direktors schallr«
scharf mnd schnetdsäd durch die Eänge. imd -schlieff'
Lich gelana es ihm. die Schuldtgen .zur Stelle zu
schaffon.

Die Untersuchung ergah folgenbes:

Schnepfe war tn dem Naum. der ftir gowöhn»
lich dcm Dieuer des Direktors «ls Aüsimlihalt
dtente. eingesperrt lvoadcn. Droser Naum wurdr
Arrest',elle genannt. -aber als solche natürlich nur
m Ausnichniiofällelii -benukt. Gegoii vier Ustc nach-
mitt-ags hatte -man Schnepfe hi-er -etngo^perrt. Dte
Tür, die das Zi-mmer mit dem Korrrdor verband,
war die -einzige. die in den Raum sithrte. Der
2iir gegenübor, a-n -der -anderen Schmaffeite des
Zimmors. befand sich ein -leines. cinfkügeliges
Feiister. das durch eme -eiserus Läsch; derart mit
dem Fenstervahmen vevbun-den war. datz man cs
nur nach Entsirnrin-g evuer Schranbe öfsnen konnte
Es füjhrte auf -ei-nen mit Steinfli-etzen bslegten
Hos. Diroktor Zahn stellte fost. >datz dte Schraubo
aus d.er Lasche hevausgedreht wo.rden rvar. eiue
Arbsit, die Schuepfe wahrsckstinlich mU cinem star-
Ven Taschenmesfer ausgeführt hatte. Wse Schnepfe
dann seine Flucht meiter fortgesetzt haite, erschien
deni Direktor Zahn vollkoMmen kknr. Unterhalb
des Fensters ltef etn starkes Eesi-ms ri-irgs um des
H'aius. Von di-wom hatte, nach ^lnsicht des.Deiek-
tivs. dbr FLüchtli-ng dsn Sprung in -den Hvf se-
wagt. ,

„Und wahrscheinlich hat er sich dabet verletfl!
metnte Zahjt.

(Forlsekung folgt).
 
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