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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0852

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dke Lloyid Eeorse <rm Montag rn seiner Rerds in
Lo-nLon sorechen roird. So ist L^r Meg. den dro
Vier gehen woÄen, kkar, wenn nicht Lloy-d Gcoogs
sich rn letzter MlinAte auf sich selbst befinirt.

Das Ziol? Rach Wochen neuer rntd unMlhe-lr-
rer Erschütter'unaen wird es edenso forn sein
wie jetzt. Man muß üderÄeugt sein, d-ie Welt
rvill den Fri'dcn und ste wird ihn ohne Lloyid Ge-
vrge. oHne Clemenceau, ochire Wilson, ohneOrlando
erzwvngen, wenn> es mit ihnen nicht goht. Woodrow
jWilson ist auch unter den Vieren. Der Mlann
der Phrw-e ist übcr dcn letzten KänrVfen ein 1 oter
Mann gewsrden. Mer nimmt ihn ermst crutzer
unhelc.hrLoren Menschen in Deutschland? WiLson,
noch PräsWent der Vercintgten Staaten. schrcilbt
an den Sonvt, dab seine Ehre verofändet sei, den
Fricdensoorschlag dex Entcnte incht zu ooröffent-
lichen. Am nächsten Tage boschloh der Semat d e
Vccröffentlichung. Es ist mchts weitcx hinzumrfü-
S"n. Orlando sä-hlt an dcn Fingcrn ab. wi-o lange
er iroch Minrstor des Königreichs Jtalien sein wi.id
und klagt unr Fiume und sieht geibannit auf d>e
BirrrikaL-cEnrVfe in Neapel: er fährt entrülstet,
ver-stiimirt aus Paris fort. Das ungeheure Svic-l
goht weiter. Sie mogeln in den Karten hmtcr
verschlofien-en Türcn. Frankreich ist um seinen gro-
ßen Soieler nicht ru beneiden. Jrgendwo schlcvgen
schon Türen, und schwere Schritte dröhnen auf d.n
Trcvpenstuifen. Nolf Vrandt

Feindliche Propaganda in Berlin

Dic „Pol.-Parl. Nachr." teilen mit. daß von
fei.ndlicher Soite in Berlin nrit großer Offencheii
pol-itische Provaganda getri:ben wird. Es
bildcn sich dort Konventikel, in donen i-m Verern
mit Musländern versucht wird, die Richtltnien der
inneren und äußoren Politik Deutschlamds feftzu-
legen. Sve hcvben nach der AufhOung des Salons
der Eräf.in Treulbcrg ihren geistigen Mitte-livunkt
in dcm Salon ein-os b-'kann-ten Verlegers. An dce-
scn KonventiMn nehmen auch vorschicidLne noch
aktive older erst vor kurz-nr aus dem ReichÄdienst
aUÄgci chiüd'ene Veanrten teil.

Auf dem in Berlin tagenden Pazifistenkon-
greß, dem übrigens Gras Brockdorff-Rav-
tzau als Mitglicd bei^treten ist, hab n die H-orv
ren Nicolai und v. Gerlach wieder den
StandounLt vertr teu, daß Deutschland die nllei
nige Schuw am Welrk iego trisft. Es ist in di<H mr
Zusammenhang von Jnterefie. daß nach eln-er Msit
teilung der „Pol.-Parl. Rachr." von den in Berlm
anw.senden Franzoscn Ministsrlisten
kolvortiert weiden, in denon auch d^e Nam-en
d'r genannten Pa-zis ston, sowie der Erzber-

gers (!!) stehen..

Die Entente arbeitet also mit allen M'tteln
auf em Kabinett Haa'e-Erzbergcr, rn dam cr ch ein
vaar wcltfremd-s Pazifi'stm Ob-dach finden, hin. da
fie nicht mit Unvecht, von ein-er solchen Regi^rung
die glatt" Annab-me der ungeheueclichen Fvi-edens-
bedrngungcn erwartet.

Gärung in Italien

Vern, 15. Funi. Gestern wu-rde -rn Mtailand vrr-
sucht. denEeneralstreik zu erklaren. Zwi-
schenfälle find bisher n-icht eingetreten. Zn Rvm
dauert der Gemeralstreik fort. Der „S'colo" mel-
det daß anläßl ch der Becrdigung der Frau Rosa
Luremburg auch in Turin der StrcÄ erklärr
wurde. Es fanden Zusammenstöße zwischen
dcr Polizei und den Aiäbeitern statt. wobei es
eini-ge Derwund-sts gab. Ms Earrara und andercn
Ort'n werden abenfalls Ausstävde gemeldet. Jn
Spszia wuckden von der Masse ef-mige GöMfte er-
brechrn als Protest gegen die Teuieruns. Der
Aoanti ist m>it Nachricht-en über Streiks und Tv-

multe angefüllt. Er schildert die- Lago folgender-
maßen: Agit-ationen imd Streiks in fast gamz Ztcr-
liens, -Svervcn, KonfliLte. Toto und Berwundete,
das ist das Biild un-seres Lcrndes. Die Lebensmir-
telvveiso steigen zu schwiudelnder Höhe. Nohstosfe
fuhlen, di-o Emoerbsmöglichkoit schwindet. das Elend
wächst in Jtalien üborall. jede Berufsklasse befinder
sich in furchtbarster Gärung. Orlando sitzt in Pa
ris, ihn kann nichts mehr rctten. Das Schicksal
wird setnan Lauf nehmen. Mas jetzt gcfchöciht, sird
dis evsten Stroniw-irbel. Der Secolo bo'chwört d'e
Regierung. wachsam zu soin. Die Erbittermrg d>L
Volk s habe einen Gvad erreicht, daß eine Kata -
strovhe unvermeidlich sej.

Der „internationale Generalstreik"

Der Tclegraaf meldet aus London: Der Dor-
schlcvg der italienischen soyialistisch-en Pavtei,
f^aß in den alliierten Länbern als Bcweis von Sym-
vothie für die rufiische und ungarische Sowjetrcgiio.
rung und> als Protest gegen die Fri dcnsbcdinguTi-
gon ein 2 4 stündiger Gen eval st re i k au-sge -
rufou rverden soll, ist von der britischen Ar -
Leiterpartei abgelehnt worden.

Sozialdrmokratischer

Partsitag

Die Samstagssitzung behandelte neben vielen
anderen Dmgen die Frage der Doppelmanoate
und der Einheitsrepublik. der Sozialisierung und
sozialen Eesetzgebung. das Gesetz über den Bela-
gerungszustand. Beamten-. Schul- und Ernäh-
rungsfragen. Aber auch der Zusammenschluß mit
dcn Unabhängigen sp-elte von neucm eine Rolle.

Reichsminiiler Wissel hob sofort die De-
Latte auf eine während des ganzeu Parteitages
nicht erreichte Höhe. Der Minister gibt zu. datz,
w>e die Nationalversammlung so auch die Negic-
rung es nicht verstanden hatte, die Masse zu inter-
essieren. zu fesscln und zusammen zu halten. Die
Koalition habe die Arbeitsfähigkeit der Negie-
rung b.schränlt. Hinter dem Eroll der Mafien
stehe vor allem eine mtenfive Sehnsucht nach einer
höheren Lebensform. Diese Sehnsucht
habe die Sozialdemokratie nicht erfüllen lönnen.
weil ihr das richtige Programm gefehlt
chabe, weil fie nicht in der Lage gewesen se >, neben
dcn Lerechtigten und begreiflichen ökonomischen
Motiven der Selbfi- und Profitsucht die
geistigen und sittl:> ck> en Kräfte im Vol e
zu wecken. und diese Kräfte nicht vermocht haben,
die uns fehlendo innere Eeschlofienheit herzustellen.
Talsächlich sei an die Stelle einer bureaukratisch-
m litärischen Herrschaft nur eine andcre Ncgrerung
mit fast den gleichen. fa vrelleicht noch schlech-
teren Negierungsmethoden getr ten. so
datz die Geschichte cinst wie über die Natto'ralver-
sammlung so auck über die Regierung vermutl'ch
ein hartes und bitteres Urteil fällen werde. Das
Sozialisrerungsgesetz sci unte, dcm Ein-
flutz der Verliner Stratzenkämpfe gemacht wor-
den und-das traurig? Ende der Münchener Nevo-
lution habe auf d'ese Weise nur den Erfolg ge-
habt. datz die Roaltion bereits wieder ihr Haupt
erhebe. Niemand babe das Recht, nein. Niemand
babe d-en Mut dem Volk zu sagen. datz es auch
Pflichten babe, Zeder verlangt. verlangt vor
allem vom Staat. und darum würde eine Vollso-
zialifierung heute vom Staate M'-ttel erfordern,
die zu übernehmcn kein verantwortungsvoller Mt-
nister wagen würde. Za. die Sozialifierung des
Vergbaus z. B. bedeutet letzten Endcs nur eine
schwere Schädigung des Sozialismus."
Das e'nzige. was Wifiel kvsrchsnbrbar hält rmd
womit er auch eine volle Sozialifierung erreichen
zu könnm glaubt. wnre eine allgemeine Vermö-
gensabgabe mit der Vefiimmung. datz alles. nicht
deklarierte Vermögen dem Staat zufällt. wäbre-d
tief einschne'dend'' Vermögensabgaben den Staat
wirklich in den Vefitz des g'-ötzten Teils des beweg-
ltchen und unbeweglichen Kavitals setzen würden.
Lebbaft verteidigte sich der Minister gegen den
Vorwurf datz d'e von ibm für nötig eracht"te
Planwirtschaft eine Ve'-ewigung der Krieg"wirt-
lchgst bedeute. So schnell wie möglich sollten ai"b

hier die Erundsätze der Selbstoerwaltung wieder
durchgeführt werden. Sollte wider Erwarten die
Planwtrtschaft im Kabinett und in der National-
versammlung auf Widerstand stohen, so müfien
allerdings die Sozialdemokraten unbedingt daraus
die Konsequenzen zieben.

Neichsminifier Dr. Davld Lehauptete. Wifiel
habe n-emals einen Vorschlag im Kabinett ge-
macht, der nicht geprüst und geachtt worden sei.
Die Auseinandersetzung darüber dauert noch an.
Gegen Wtfiel erbebt fich auch der Ernähcungs-
minister Nobert S cb m.i d 1. Man hatte das selt-
same Schausptel eines Kampfes der Neichsminister
unter sich. D'-e ideale Eemeinwirtschaft Wissels
werde daran scheitern. datz fie dem idealen Arbei-
1er nichts geben. der in dem Augenblick. wo das
Privatunternebmertum ausgeschaltet sei. zur Ar-
beit zurücttehre obne Rückficht. ob er selbst dabei
mehr oder weniaer verdiene. Die Eesch chte werde
über die jetzige Regierung gerechter urteilen als
es Wifiel aetan.

Am Nachmittaa sprach man noch gegen die ge-
plante Einführung von freien Ueberstunden zur
Abbürdung dcr Krieaslasten übcr d:e Drangsalie-
rung sozigldemokrcitischer Beamten und über Be-
amtenstreiks., Hermann Müllcr ging auf die
Eefahr einer m o n a r ch i st i s ch en Nostaura-
tion und auf die angeblich bereits im preutzifchen
Staatsministerium erörterte Abfindungsfrage ein.
Er war der Meinung. die Schuld Wilh.-lms II.
stehe schon heute wenigstens insofern fest, als nie-
mand im Zmeifel sei. datz seine Reden zum grotzen
Teil zu dcm Unglück. in das wir hineingetrieben
wurdm. Leigetragen bätte.

Bci der Abst'mmung wurde in der Sozialisie-
rungsfrage ein Antrag Adolf Braun ange-
nommen. auf defien Boden sich allerdings auch
Wificl gcstellt batte. und der die Sozialisierung
fordert. ..soweit fie möglich ist". und weiter aii
Stelle der Neichsprivatw rtschaft zugunsten der
Volksmirtschaft planmätzig betriebene und gesell-
schaftlich lontrollierte Volkswirtschaft (Gr'mcin-
wirtschaM vcrlangt und autzer den r"gionalen Or-
ganen der Arbeiterschaft (Betriebsarbe'lterräte
usw.) auch Fachorgane auß paritätisch'r Grii"d-
lage fordert. Zur Einheitsrepublik stcllte
sich auch der Parteitag mit nllen gegen 1 St'mme
auf den Boden einer Entschli tzuna. die die Acn-
derungen des Verfafiunqsausschufies für einen be-
deutenden Fortfchritt erklärt.

Die Vorstandswahlen ergaben die
Wiederwahl von Hermann Müller, Otto Wels.
'Friedricb Vartbels. Otto Br-aun. Sche'demann,
Molkcnbuhr, Pfannkuch. Heinrich Schulz und
Frau Zuchacz. Neugewäklt wurden Adolf Ritter-
Verlrn. Otto Frank und Frau Riemeck.

Um 6 Uhr begann Dr> Sinzbeimcr (Frank-
furt a. M., sein Rcferat über Rätesystem und
N e i ch s v e r f a s su n g. S'nzheimer verlangt
eine eigene, neben der Staatsverfassung bestehend:
Wirtschaftsverfassung und sieht in den
Bestimmungcn. die in der Ncichsverfafiung ver-
ankert werden sollen. eine geeignete Erundlage
für. eine solche W-rtschastsverfafiung. Dabei müfie
allerdings die vertragliche Regelung der Lobn-
und Arbeitsbedingungen den freien Brrufsverbän-
den vorbebalten blsiben. Für die Eesstzqebung
wird ein Mitbest'mmungsrecht verlangt. einc be-
rufsständische Kammer der Arbeit dagegen als ver-
feblt verworfen. S nzbeimcrs Nefernt gipfelte in
d'm Rachwsis. datz jede Snzialisierung nur i n-
nerhalb der Demokrat'e und auf dem
Wege über die Demokratie denkbar sei, eine
Nätediktatur also der falscheste Weg
sein w ü r d e.

Dem Referat Sinzbeimers folgi' lang anbnl
tender, stürmischer Beifall. Das Knrr--f,'rat Cn-
Hens und die Debntto über beidr Referate wurde
um Ub - auf Sonntag s'-'b vertagt

Zn dn: Schlutzsitzuna am Sonntag vormittag er-
stattet zunächst Cohen-Ncutz ein Neferat in der
Rntefraae Aber nnch heute lietz er es an schweren
nnd ernsten Angriffen gegen die Führer der Par-
tei in der Reg «1-11110 nicht fehlen. in dem er diese
die gerade in der Nätefrage den bc»d"iLsamen
Kern nicbt erfatzt bätten. in ungeschicktestcr Poljtik
die Dinge hätten laufcn latsen und so mttverant-
wortlich se'en für den Abstrom aus der Par^ei
in da«i Lager dni- 1lngbbä"-'igs'n vnd Kommuni-
sten. Hunderttausende von Arbeitern sähcn in den
Räten nach wie vor ein Svmbol. Es g"lte die
Sozialisi-'-rima nicht einzelner Bet'-'ebe sondern
ganz"r Gewerbe. und zwar unter Mitwii-kung de--

^ Der Wunsch, klug zu erscheinen, findet oft, Al
X es zu werden. ^

^ LaRochefoueauld w

Oer Ooppelgänger
bes k)errn Emil Schnepfe

Roman von Cark Schüler

Amerikanifches Lopyrighl by Robert Lutz in
Stuttgart 1916
(40. Fvrtsetzung)

«Was denn?" ^ ^

»Sej dockr mal nett —"

«Zckr btn inmner nett. rmd sag mal. — was
machst du denn für eiu Eeficht? Du fiehst aus, als
hättest du eine Spinne verspeist. Du fie-bst crus rois
ver bekannrte Bamer. demi die ganze Besch'rung
oorhasoit worden ist. Hin — du ba.st bei Tfich
auch rsichlich viel Erdbc-eren gogefien l Bauch veh?"

„Mach doch keine Witze," bat Rutb ganz fanft.
..Sondern sti einmal ausncchmsweise nett und lie-
bensmrürdüg. «eh hinein und erkundige dich, was
das für «i-n Besuch ist. Zch — ick» babe nämlich
Kopfichinerzen und — möchte mich furchtbar sern
drucken. wenn es irgenidwie goht".

Bruder Otto stand faul aus.

„Na. meinetwegen." sagte «r. ..WeU dus bstt".

Kaum war er gegangen. als Ruth mit emem
gewaltigen Satz. der auf den ziem.ich engen Rock
auch nicht die geringste NLcksicht nahm. von der
Echaukel sprang. Bevberitzenchecke eilte und
mil weit aufgerisseuen Ausen nach dsm Terassen-
zimmer hinüber-spähte. Das war doch empörendl

Das war doch eine Belerdvgung sonde-rsleichen!
Da zeigte fich so recht. datz fie fich bissen tövichten
Tr-aum cms dem Herzen reißen mutzte — und
wonn es noch so wch t-a-t.

Sie lachte bittcr aus.

Die Nltterlichkeit war rvur Mittes zum Zweck
gswesen.

Die bescheidene Selbstverleugnung war weiter
nichts als der woMerechnctze Einsatz für ein gio-
f?eres nnd an Erträgnissen reicheres Spiel. Sie
hätte sich würaen möoen vor Ekel. Da stand er.

ihr Nikter. Da stanb Herr Lmil Schrnepfe im Em°
pfangszünmer ihrcs eltevlnchen Hauses. Das r ar
wahl die erste Vorbereitung zu e-mer neuen Au-f-
l-age seiner bsliebten Spezvalität: bem Hoirats-
schwinbol! Da stand- er. wie er l-eibte und lobte!
Eön Zrrtum wcrr nicht möglich. So lachte er.
sv sprach er, so verbeugte er fich...

»Aber rch wevde Jhnen die Supve verstilzen.
Herr Emil Schnepfel" keuchte Ruth. »Für mich
sind Sie Luft!"

Sie üb-e-rlegte blitzschnell.

»Mch bokoinmen Sie nicht zu soheu. mein be-
ster Herr Schnepfe! Und da Sie nichi dumm find,
so wevden Sie woh^ merken. dcrtz Zhx neueste>; Dra-
jekt schon Ln zartesten Anfängen mißslückt ist. noll-
ten Si-e bas aber n-icht merken. mein li^>er und
uuternehmungslulstiser Herr Schneipfe. so wsrde ich
d-as tun, was -ein vernünstig-os Mädel unter svi-
chen Umständen tut. und meinem Vatex die ganze
Eoschtchte erzähleii! Wozu hat uvan denn schließ-
lich einen Dater?"

Auf einma>l ^wack fie vo»n neue-m zusanmien.

Was war d-enn das?

Neben dies-em — diesoni Einil Schn-eiof-e stand
fetzt der Nittmeilster von Umbach und dieser Ritt-
meister benahm fich, als sei Ichm Herr Gmi!
Schnepfie Fround und Vruber und go-ttweiß was
sonst noch Er klöipfte ihm auf die Schuilter — er
schob den Arm unte-r den seinen — er erzählte of-
fenbar ihrer Muttex etwas über diesen Schnepfe
— N-e-in. di-oser Umbach war ein furchtbar guter
Meusch. aber doch eutsetzstch duimm! Da hatte er.
Ler Vüann, der Oflfizier, fich nun voiir diesein
Spitzbluben hineinlegen lafien! Was mochte der
ihin wohl alles vorgeschwindelt haben 1

Wo er ihn wohl kennen gel-ernt hatte?

Und Nuth starrte und starrte. häinmerte ilhre arme
kleine Seol« z'isammen zu hcirtestem StaM.

Unerbittlich wollte fie sein I

Brutal l

Da kam Bruder Otto.

„D-le alte Dcrme s>aat. du sollst Mal reinkom-
men." berichtete er. „Umbach tst da. Zn den bist
>du übrigens fa auch verlie-bt Und er hat einen
Freund mitgebracht. Jnterefianter Monsch. War
früher deutscher Ossizier. hat aber seinen Abschied
genminnen. weil er eine grotze Erbschaft gemacht
hat nnd nun den nieien Mammon verwallten muß.
Miireu tn Brafilicn —"

»Mas?"

„Na. Bergiwerke in Bvasil'en — weitzt du nicht.
was eine Viine ist. Scijlaf? Kolvssale Bergiverk^.
Zst aber wvrklich ein fchr netier Vtenfch. Umbach
hat eben erzcihlt, oder er selber hat er.Mlt. datz
er erst vor turzem aus Brasi-ien zurückgekonnmen
ist —"

„Aha!" sagte Ruth.

»Wie ineinfi du?"

»Ach nichts!"

»Ncr. dann unterbrich mich doch nicht immer
Das ist fa ekelhaft. Lr iist «l-io eben erst aus Vra-
silien zurückgekommen und U ein seil-r netter
jMensch. und nun komm gesälligst ma-l rein."

»Wie heitzt der Herr?" fragle Ruth.

„Avinbrüster".

„Me?"

„Armbrüstor. Vornaimen ha-be ich nicht ver-
standen Zedenf-alls ist er Freihcrr. Frocherr von
Arnibrüst-er. Fvage doch wicht so gräßlcch viel.
Zetzt' ko-mm rein!"

„Das M mir saniz uinmöglich." erklärte Ruth
hoheitsvoll. „Zch habe rcrsende KoMchmer.zen unb
bin gänz.ich autzerstände, mich mit fremi-dei! Men-
schen zu untevhalten. Bfite, sei doch >-o> fre-undlich.
U-eber Otto, und entfchuldige mich bei der Mama.
Es ist mir wirklich sanz unmöglich!"

„Rede. wie dir der Schnabel gewack/en ist!"
schrie der Druder. „Mit mir kannst du lo etw-.rs
nicht machen, verrückte Schraubel Haste nun wirk-
Uch Kopfschmerzen?" ,

„Sonst würde ick>s nicht sagen. dunmiex Zunge'

„Na. a.i>o. — das kann niaii wenigstens ver-
stehen ' Zch werde also meckden. datz du Kopf-
sckMerzen'haist. PersönUch glaube ich allerdings
es sind die Erdbeeren! Na, ich acib wieder rein .

„Du. Otto l"

..Ja!"

„Ünd dann bitte Herrn von Umbach. er möchte
doch mas zu mtr hevausKommen".

»Für den hast du teine Kopfsckmnerzen«"

»Reinl" brülUe Rnth und stamvfte mit dom
Futz auf.

Woranf Vruder Otto flüchtete. denn er kannte
seine Schwester. . ..

Rntih aber stcmd fechr nabe vor einem Tranen-
ergutz.

Solch eine Frechheit!

(Fortsetzung folst).

Untcrnehmer und Betriebsleiter. Lie
berussständische zweite Kammcr stche nick -5
W derspruch mit der DcmoiraUe. Wenn anln.?
nend auch in der Rätefrage der Parteitaa 0"
gewifies Verstckndnis zeige, im grotzen und ga„^',!
bedcute dies.r Parteitag n.cht die erwartete L '
teiwende, auch werde er d.e Partei nicht vor c?, '
sten^Zeiten und Kamvfen bewahren.

Zm Laufe der Debatte nal,m u. a. der Neick^
arbcitsminister Vauer das Wort um ^
Cohen festzustellen. datz die Negieru'ng keiuesm?^"
untatig gewesen sei. nur sei sie immer wies-r „
gen den Kommunismus gcwcsen. Die A/
beiten waren frühcr und weiter gesördert morde,,
^^e nlcht die Zeit der Regierung und besondcrs
^Neick»sarbe>tsminyters sortgesetzt in unverant'
wortlicher Weise durck unersüllbare
Strerkforderunacn und unaufhörliche
Strerkabordnungen in Anspruch gmom
men und wlrkllche produktive Arbcit dadurch veri
hindert worden.

Die Wcchl des Ortes für den nächsten Par-
teitag wnrde der Parteileitung überlufien Un
ter den dann noch verbleibenden Anträqen ' fanö
auch einer Annahme. d r alle Fürsten und Kro
"entrager ohne Pension ..abfinden"'will
M t grotzer Mehrheit wurden strner Anträqe gm
genommen. die die Ermochunq Levines gbF/
die Eewaltakte. die an Neuring und Au'-r -egan'
k^n wurden. mit tiefster Entrüstnng verurtoist „„d
Matznghmen fordnrt. um Toller vor dem Schicklal
Levines zu bewobren.

Mit einer rückscbauenden Scbl'^'g-'svi-g-b^
Vorsitzenden S ch ul z und m'>t dem Gesnnn d-'r Ar-
b-iter-Marseillaise ging um 1 Uhr der Parteitaa
auseinander.

' i.


Aus Baden

Die Aufgave der Vevorstehenden eoangelischcn
Eeneralsynode

Für die am 17. Zu,n zusammentretende Gene-
ralsynode gelangt joeveii d.e B. 0 r 1 a g e oes B o r-
sitzenden des Berfajsungsausichujses
zur Ausgabe. Die Lortage enti-att drei Ent -
würfe von Wcchlordiiungen fur die Wahl ciner
neuen Landesttrchenvertrerung, der die Aujgabe
der Durchsicht uno Umge,tutiu.,g der ^irch-ii'vec-
fassung obliegen soll. Allen Entwürfen ist gc-
mein,am die Eewährung der unbeschranlten Wahl-
l.erecyl guug der Lo»yioarc^u a,. oie ^cauni. cie
Beseitigung des Erfordernisscs der Selbstcindigkeit,
die Einführung der Verhältniswcchl, wobei jcooch
SLreichungen in den Lislen zulafilg se.n sotlen, der
Aus,a,mg aller Scand.sverrr>-lunge>l sowi - I».i-cize
Anpassungen an die Fordcrungen der Zeit.

Der erste Entwurf fieht für die Eeneralsynode,
deren gei.stliche Mitglieder Lisher von den Ee st-
lichen und deren lmltliche Mitglied^r bisher von
den Kirchenältesten durch Waylmäaner gcwählt
wurden. die Wahl nuumehr unterichiedslo; uad
unm.ttelbar durch alle Mitglieder der Kirchen-
gemeindevertretungen vor, wodurch d^r Kreis der
Wcchlberechtigten auf etwa 18 000 Personen er-
höht wird. Acht vom Oberkirchenrat mit Zustim-
mung des Generalsynodalausschufies ernannte
Mitglieder sollen die 56 gewählten Abgcordneten
ergänzen. Voraussetzung für die Wahl ist aüer
die Erneuerung dsr K-rchengcmeindev rtrctungcn
selbst, so datz auch die Ausarbeitung einer Kirchen-
gemeindeverordnung nebst Wahloronungci'. not-
wendig wurde, wobei zugleich das V.'dürfnis der
Erotzstädte nach Einführung besonderer Sprengel-
vertretungen Verücksicht gung fand. Dstser Um-
stand erschwert die Durchführung des Gemeinde-
prinzipentwurfs da sämtliche Wahlen zuviel Zcit
in Anspruch nabmen und da auch zuviel von der
Kirchenverfafiung vorweg genommen würde. Der
zweite Entwurf lätzt demgegenüber 81 Abgeord-
nete durch d'e Mitgliedcr der Landeskirche un-
mittelbar wählen und zwar wie im ersten Ent-
wurfe in drei Wahlkreisen. Da dieser Urwahlcn-
entwurf die erforderliche Zweidrittelm^brbe't aöer
kaum finden wird. ist aufgrund von Richtlinien,
über die im Verfassungsausschutz durch dankens-
w^rtes Entgegenkommen der kirch'- be,i Recbten
Uebercinstimmvng erzielt werden konnte. als Ver-
mittelungsvorschlag noch ein dritter Entwurf
g'isgeorbeitet. Er fi-'bt gleichfall^ Urwablen vcr,
berücksichtigt aber bei der Verteilung d"r 70 Ab-
geordneten anf dle nioimsbr fiebe 1 Wablkreise
auch dis Kirchenaemeinden und verlangt di" per-
sönlichs und mündliche Anmeldung zur Wähler-
liste.

Welcher Vorschlag von der Eeneralsvnode an-
genommen werden mird. stebt dabin,- der Vor^aae-
bericht gibt der 5»offnung Ansdruck datz ein' Lö-
sung der gew'ß schmisrigen. aber fiir di" Kirche
nicht wpstntlichen Wahlrechtsfrage gefunden wer-
den wird.

Absetzung des Oberamtmanns in Stockach.

Die unabhängge Sozialdcmo-
kratie in Stnckach hat unter Führung oon
Rechtsanwalt Wieland durch Drohung mit

Strei, u. E e n , l t 0 t 1 c 1 ^ - n N > >i-

tritt des Obcramtmanns Dr. Pfaff erzwun-
gen, trotzdem bisher dem Ministerium des Znnern
teinerlei Leschwerden -über defien Amtsführung
zugegangen waren. Das Ministerium des Znnern
hat angeordnet, datz Oberamtmann Dr. Pfasf am
seinen Posten zurückkehrt und H-U e-er
1, c ,1 d n r i 1 e r i e a " s ^ ?nr n-i>rchs>>I)7imz
dieser Anordnung nach Stockach kommandiert. sve-
gen das gewalttätige Vora-'hen wird eine staats-
anwaltsckoftl ""tersuchu'-a e"ii-> -"
iibrigen so heitzt es in der amtlichen Notiz uber
die Vorgänge. werden die Beschwerden über oie
Dienstführung des Amtsvorstandes selbstverstanv-
lich geprüft.

Mannheim. 16. Zuni. Vei dsm sckon gemel^-
ten Ltebesbrama isst der. i"nge "'L

tvt sonidern nur ^chwer verletzt Er war l">etck oe
der' Valkswehr in Heidelberg. Das Ma0:
chen Mina Huiber auo Ludwiis-bafen dagene.i n
tot. Sie bat einon Brief an die Fainilie dcs^-
stnbo>^nfokretärs Butzler In Lubivigsbafcn b'"-
ter^afi-en. ,.

Mannheim. 16. Zuni Wegen ^'^nd'N -
renzen stnd Äie Beamten und 2ln§NN'
ten der Fivma Benz und L 0. in Ausstand
getreten. °

Scheiikcnzell. 16. Zuni. Zu dem Bo.mben
attentat auf das hiefioe Piari'hgus tc>I .
Lahrer Ze>iM,ng m'it. datz dur>h die ^rplosicn' .
Eingangstür f-a-st völlig zcrtrü'nineri un>n>e. -
ganze Vordcrseite dcs Hauses bis ?.">n ^

auf rst bcschädrgt. Man vermutet. Lon
Handgranaten geworfen wurden.

S-s

k'Iöer

calteur

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Vianem'

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