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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0871

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kseidelberger Ieitung — Nr. 140

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Dcis CnLsnte-Memorandum

ijt ein ?el,r iiinireiches Schriftstiick. Die Ein-
»eitung des Memorandums der Ententeantwort
wendet sich gcgen die deutsche Note, in der sestge-
stellt wiirdc. das, die Ariedonsbedingungen nicht
j,n Eintlang mit den Wilsonschen 14 Punk-
tcn stehen. Es wird die unparteiische Eerechtig-
keit der Ententebedingungen betont. die in jedem
Punlt. ohne Nuctsicht darauf. wessen Jnteressen
durchkreuzt werden, aufgestcllt seien. Die Ableh-
»ung der deutschen Vorschläge auf territorialem
Ecbict ser ketneswegs aus der Tatsache hervor-
/iuleiten, an Deutschland unrecht zu handeln, son-
dcrn sei cine u n v e r m e i d l i ch e Folge der
Tatsachc. dast ein beträchtlicher Teil des deutschen
Rctches aus auf ungerechte Weise angeeignetcn
Eebieten bejtebe. Zum Belcg dieser Entscheidung
werden dann einige Zitate aus Wilson angeführt.
Es wird dann bezüglich des Einspruchs Deutsch-
lands. dast es nicht aufgefordert worden sei als
Eründungsmitglied dcs V ö l k e rb u n de s' mit-
zuwirkcn ausgeführt. dast die Entente keinen Zett-
punlt für die Zulassung Deutschlands angeben
könne. aber es wird betont. dast der Völkerbund
allen Völkern osfen stehen solle.

Der erste Teil dcs Memornndums träat die
Ueberschrift

..Der Völkerbund".

Die Völkerbundsakte werden als Erundlage des
Friedensvertrages bezeichnet. Die Fassung dieses
Vertrages sclbst bewcise. das; die allrierten und
assoziierten Regierungen niemals die Absicht ge-
Habt hütten. Deutschland oder eine andere Mächt
auf unbestimmte Zeit vom Völterbund auszu-
schltesten. Vorbedlngung seien aber klare Bewnse
der Festigkeit und des Willens. die internationa-
len Verpflichtungen. tnsbesondcre die sich aus drm
Friedensvertrag ergebenden. zu erfüllen, Die Er-
eignisse der lchten sünf Iahre seien nicht gee gnet,
i>,n gegenwärtigen Augenblick für Deutschland
etns Auonahme zu machen. die Wartei; ert soll
aber nrcht ungebiihrlich verlängert
rverden. Die Vorschläge Deutschlands bezllglich
eines Zusastes llber rvirtschaftliche Fragen zur
Völterbundsakte msrdeir abgelehnt. dre Entente
erklärt sich aber bereit. unter dem Schuhe des Völ-
kerbundes Garantien sür dte deutschen Minderhei-
ten hinsichtlich ihrer Kultur und Neligton zu über-
nehmen. Der deutsche Vorschlag beMgtrch der
Abrüstungen wird angenommen und es soll
unverzüglich in Verhandlungen über diesen Punkt
eingetreien werden.

Der Meite und dritte Teil trägt die Ueber-
schrift: ..Gren,ien Deutschlands" und ..P o-
litische Besttmmunaen für Europa."
Der erste Abschnitt beschäftigt sich nrit Belgien
und begründet die Abtretung der Esbiete von
Eupen und Malmedn an den belgischen
Staat. Diese Eebietsteile seien 1814—1b. ohne
auf die geographischen Verhältn sie und Wünsche
der Bevölkeruirg Rücksicht zu nehmen, annektiert
worden. Das Eebiet hat für Deutschland als An-
griffsbasis gegen Belgien gedient, das strategische
Vahnen angelegt hat und anderes mehr. Dies
begründet weiterhin die Verern'gung mit Bslgien.
Der Vertrag sehe die Befragung der Bevölkerunq
unter dem Schuhe des Völkerbundes vor. Drs
Anspruche auf das Eebtet Neutral-Moresnet wer-
den luriickgewlesen.

Die für uns so iiberaus wichtige Frage des

Saargebiets

findet irn Abschuitt 4 eine sehr kurze Behandluirg.
Den Deutschen wird voraeworfen. das; sie den j
Eeist und Zweck der Vorschläge der Entenle voll-
kommen verkennen. Der Zweck der Regelung des
Saargebietes ser. ernen Ausgleich für die z e r-
störten Kohlenbergwerke in Nordfr'lnk-
reich zu schaffen. und zwar hat man diese Art der
Wtedergutmachung gewählt. weil d'e Alliierten
der Anschauung waren. das? die Zerstörung dsr
Kohlenbergwerke eine ausierordentliche Wiedergut-
machung verlange. An dem aufgestellten Eut-
wurf mit seinen allgemernen Bestimmungen müsis
daher sestgehalten werden und dis Alliterten
sind n'cht zu irgend einer Erörtermrg übsr diesen
Punkt genetgt. Dte Art der

Wiederautnrachuirg.

die übrigens nur für begreni;te Teile gelte soll
ein sichtbares und klares Symbol darstellen und

ein sofort greifbares Pfand sichern. datz eine Un-
sicherheit entzogen ist, auf die die deutsche Note
selbst hingewiesen hat. Die Einwohner behalten
ihre Ortsversammlung, ihre Religionsfreiheiten,
ihre Schulen und ihre Sprache. Die Regierungs-
kommission. die die oberste Gemalt hat, sei nicht
der französischen Regierung. sondern dem Völker-
bund verantwortlich. was genügende Vürgschaft
gegen.jeden Mitzbrauch brete. Der Ertrag der
Steuern soll ganz allein dem Ortsbedarf dienen.
Die deutsche Note übersieht übrigeirs auch die Tat-
sache. das; das vorgesehene System nur vorüber-
gehend sei und das; nach 1b Iahren dis Einwoh-
ner volle Freiheit der Entscheidnug haben, zu wem
sie gehören wollen.

Der Abschnitt b befatzt sich mit
Elsatz-Lothringen

und wird begründet vor allem mit Punkt 8 der
Wilsonschen 14 Punkto. der die Wiedergutmachung
des Friedens von 1871 im Interesse aller ver-
langt. Das Unrecht habe man in der Annexion
französischen Gebiets gegen die Wahl der Bevölke-
rung ,;u erblicken. Älle Bestimmungen des Ver-
rragcs über Elsatz-Lothringen verfolgen dieses
Ziel. Sie würden aber trotzdem nicht ausreichen,
die Leiden dieser beidsn Provin>;en auszutilgen,
die fast wühreird eines halben Iahrhunderts für
dre Deutschen nur ein nrilitärisches Glacit und ein
Btndemittel gervesen sind. Die Alliierten könn-
ten eine Volksabstiinmung i,r diesen Eebieten nicht
Zulassen, nachdem Deutschland den Punkt der Wil-
sonschen Bedingungen angenonimen und unterzeich-
net hat. auch habe dre Bevölkerung die Abstim-
mung gar nrcht verlangt. Zum ierstenmaj'e. seit
50 Iahrcn werden die Elsatz-Lothringer eine Re-
gierrmg erhalten. die sich an Ort mrd Stelle be-
findet und keine andere Sorge habe als das Wohl
der Einmohner.

Die sprachlichen mrd geschtchtlrchen Eründe, die
die deutsche Note anführe. wurden von der En-
tente bestritten. Dre Uebernahme eines Teiles
oer Schulden des Reiches durch Elsatz-Lothrmgen
wurde abgelehnt. da Deutschland 1871 auch ketne
Schulden Frankreichs aus den beiden Provinzen
übernommen bab»'.

Abschnitt 0 befatzt sich mit Oesterreich und
besck"-änkt sich aus die Feststellung der Tatsache,
datz Deutschland versichere. niemals dte Abficht ge-
habt ru haben. m t Eewalt die deutsch-österreichi-
sche Grenze zu verändern.

Abschnitt 7 beschäftigt sich mit
Pole»

Bei Behandlung dreses Problems mützten zwei
Erundprinzipien festgestellt w.'rden:

1. datz die alliierten und assozi erten Negie-
rungen ihren Sieg dazu benutzen wollten, um der
polnrschen lstation dte Unabhängtgkeit wiederzu-
geben. deren Raub ernes der arötzten Unrechte der
Gesch.chte gewesen war. Die Besitznahme der West-
provinz Polen sei für Preutzen eines der wesent-
lrchsten Mrttcl gewesen auf dre es seine ganze
militärische Macht aufgebaut habr. Dte erste
Pflicht der Allnerten set die Wiedergutmachung
dieser Ungerechtigteit. das

2. Erundprinzip der Alliierten, zu dem sich auch
Deutschland förinlich betännte. lautete dahin, datz
dem hergestellten Polen diesenrgen Eeb'ete wie-
dergegeben werden, die heute von einer unbestreit-
bar polnischen Bevölteruna bewohnt werden. Be-
züglich Pvsen uud Westpreutzen ändere sich die
Änwendung des zweiten Grundsahes nur un-
wesentlich. mit Ausnahme e'nrger Städte und
Gebiete. wo sich deutsche Kolonisten eingenistet
hätten. seien die Gebtete nach Sprache und Na-
tronalgefühl volltommen polnisch.

Die aus der Mantelnote entnonunene Auffas-
sung. datz für Danzig eine MLderung eintrete,
stellt sich crls irrig hrraus. Nur der Eissnbahn-
Durchgangsoerkehr van Ostpreutzen nach däm Neich
durch Damziä wird stärker oZichert mrd die Abtre-
tung d:s Sireifens von Poinnvern fallen gelasien.

Die Houptänderung i.,n Osten beztecht sich auf
O b e rs ch l e j i e n. wo nach lä.ngsrsr B^etzung
durch sremde Tnrppen eiire Volksabstim-
nr u n g erfolsen soll, Falls diese gogen uns cüus-
fällt. w'.rlü rrns der Kcihlci.be'.ug garantiert. In
Schleswig wtrd die drttte Abstimmunüszone
auf de» Eiäsvruch Dän-emarks hin gestrichsn. An
den Ved'ingungen über oie Kolonien ist nichts ge-
ändert ^die DenLschrift bevuft sjch hierbei boshaft
uuf frühere Aeutzeuungen Er.Oergers und Noskes).

ebenso wsnig an der Regelun-g der deutsch-russi-
schen BMiehungen.

Es fälgen dio Abschiritte über die deutschsn
Rechte im Ausland mrd über

sinanzielle Fraaen.

Sie sind fast unverändert geblieben. Die un-
verbindlicbvn Vomerkumgen lllber die conrmi-pion
ckes räliarMl'ons sind schon aus der Mantelnote be-
kannt. D'e Deutsck-en dürfen auch öine Kommission
ernsnnen, aber die Entschoidun-a hat alletn die En-
tentekolnrmission. D-is vo>n uns beairtragte Anrech-
nuug des Hceresgerüts. der Flotte und der Hän-
delsflotto auf dio Entschädigu-ng wird abgelehnt.
Von «'mer w i rtscha ft l i che n G l ei chbe r e ch°
tigrung DeutschVands rst keine Rede. dre a!uch
boi der Aufnahme Deutschlainds in den Völkerbund
nicht oHne weiteres eintritt. Nsu ist din besonde-
rer Verträgsentwurf über die Verwaltung
des ltnken Rheinufsrs (sieye unten).

D«r Mschn-itt über die Rechtsfragen ent-
hält eruige nicht nnerhob 1 rcha Zugestä 'id -
nisse. Dias doutsche Privateigentum im
Ausland wird rn Zukunft vor der Beschlag-
nahme sicher sein. Ob die Ententestaaton
i/hre finanziellen Beziehmrgen zu Dsutschland durch
ein Elsaringverfahren rsgeln wollen. müssen sie
schon biniren eines Momrts erklären. Die Ein-
griffe in die deätschon Patentrechte werden
etwas gelmtldert.

Der Abichnitt über den internationalen Ver-
kshr aluf den dcutschen Strömen er-
fährt mrr gerinigo Aenderungsn, Dre Zähl der
deutschsn Mtglreder der Oderkomnrisiion wird von
1 aus 3 heramfgesetst. Än der Domcmkammission
svhält Deutschlaiid Betsiligung. aber ohne Stimm-
recht. Uäber den Nhein - Donau - Kanal
Hat dre Entente nicht inehr einseitig zu bostinvmsn,
was mir M tun haben, Die Bestlnlmnngen über
dre

deutsihen Kriegsgefangeuen
bleiben rn vollom Umfang bestchen. In Bezug auf
die deirtsche Wehrmacht wird eine Ucher-
sangszeit zugestcmden, datz wir zunächst 300 000
Mann tzalten dürfen: nach drei Monaten soll eine
interallüierte Koinmission dsn doutschen Bedarf für
das nächste Vierteljcchr feststellen. usw. bis zum 30.
März 1020. wo das dsutsch: Heer auf 200 000
(Mann hevuntergesetzt wird. Die tzcrrtem Befftrm-
Mmgen über die Zrisammensetznna und die Ausbil-
dung des dsutschen Heeres srad in n'ichts gerntldert.
die fsiivdllchen Staaten gchen keine Bindung über
chre eigene Abrikstung ein.

Der Mschnitt iiber die

Sluslieferung

dsr derrtschen Heerfiihrer usw. enthalt nur die eine
Aenderu-ng, datz die Liste schon nach einem Monat
vorgo^gt werdsn sall. Der Abichnrtt über das
Arbetterrecht brbirgt lediglich eine kurze Ab-
lchnung drr doutschen Vorschläge.

Als bssonders bemerkenswert ist übrrgens ein
Srt; in denr Memorandunr angeführt. uer folgen-
den Wortlaut tzat: „Die Errtente mutz thr Häanpt-
Mi-senmsvk daraius rcchten. datz Deutschlands Wirt-
scha.stSlmdnung sich aufrichtia anstrenge, die volle
Tatkvoist dcr iWjodsrgutmachung d-ss rerursachten
Schadens zu w rdmen,

Darin ist eine Stellungnachnie der Entente 6e-
gen eine soziaststische Mrtschastsordnung -in
Deutschlcmd zu erblrcken.

Die Verwaltung des linken Nheinufcrs

Die Verwaltung des lrnken Nheinufers wird
nicht etner nrilstärtschen. sondern erner Zivil-
kommission anvertraut. Diese „Intevallnerte
Oberksmmisium der Rchoingebiete ' genannte Konr-
misiion wird crus vier Atitglisdsrn zuscrinmenge-
ssrcht sein. kie Belgren. Frankreich. Grotzbritannien
und dte Verennigten Staaten vertreten. Sre wird
epeSulrve Gswält HMon und tzhre Mitgltcdsr wer-
dsn verschiädene Vorrechte und diplomatische Jm-
mun'ität genietzen. Die d >eutschen Behö' rden
wevdsn wsrterhin die Zioilverwaltung u-nter
ideutschor Gerrchtsbarkeit und unber dem Vorbshalt
jeglicher van der Oberkommisito>n als notwendis
erachteten Moid'.fikatioiien in den Händen haben.
Die Alliierton behalten das territoriale Reten-
ticmsrecht. Dbo dentsche Regierung wird weitevyin
für die dürch die Besetzuingstruppen und die Obsr-
Lommissivn vernrsachten Kosten gmfzukonlmen ha-
ben. Dte deutsche Negierung wirch sich verpflichten,
dan Allrierten alle milttürischen Anlägen unL» Lo-
kale, welche als für dte allvberten Truppen notwen-

Eine nledere Arbelt verrichtcn. ist nicht gemein, H
A abcr gemein ist's, sie als eine solche zu beirachten. ,

Der OoppelgKNger
des Herrn Emil schnepfe

Roman von Cärl Schüler
Aiirerikanijches Eopyright by Robert Lutz in
Stnttgart 1916
(43. Fo-.t,'etzvng)

Nrchts in dem Naum tzatte sich verändsrt seit
sie itzn oor Wochen zum letzten Male betreton
hatte Der Vater blrsb lange. Sre wurde uuge-
duldin Die Ankündigung des Verhörs. dcm sie
a-usgesetzt werden sollte. oerursachte rhr ern Ee-
fiill-l dss Urbetzagens. Was sollte sie itzrem ^a-
ter auf setne Fvagen antworten? Sie konnte dockr
üur immer wieder bechaupten. datz ste sich garrz
wahl fii>-.,le. datz rhr gar niästs fetzle —

Sie staad aus unä trat an den Schreibttich oes
Vaters. In der Ecke rechts itand erne silbevne
Schale, auf der eme Anza-Hl Bäsuchskarten lagen.
Der Di-Lner hättc die An>ge>wotzntzert. dbe Karten
so!ch.-r Besucher. die einen N.wmen von Wtgin
Ktana hatten. rinmer dben-arvf zu legen.. Da lagen
immc-r etntge' Karten von Dankdrrektoren und
Eotzoimen Kommerzienräten. Ruth lretz eintge
Karten durch ihre Finger gleiten. Da ttlab
B/.ck plötzlich aus einom Ramen tzaften, der sie
inieresiberte.

. Dorival von Avmbrüster." las sie

Das war ja der Name. unter Vem dteiser — die-
ser Schnvpf,' von UnrVach stMeführt worden war I
Was hatte dtze er — dtsser Mensch >ber ihrem Ba-
ter Mwolll? War er erst kiirzlich hier geweien?

Sio yie!t die Karte noch in der Hand. als der
Ko>'.s-i!.s wic-der in das Znminer trat.

Er s tzte sich in sernen Schretbsessel, ergrrsf
Ruth; und zog sie zu sich heran.

.,Nun mal raus m.t der Sprachel Was hast du
Mir zu errähle»?"

, »Ntchts. Dater!"

„S-ag mal Kindchen. warum blst du denn so
verstE? p?> ' Bertranen r-.etzr ?.n de-rnem

Alten? Das war doch früher anders. da hatten
wir keino Gelhelmnisie untereistcrnder. Du tzast
mrr dccn tzerz ausgeschüttot. und ich tzabe es ge-
vade so geinacht. Hab ich drr nicht alle meine Sor-
gvn erzatzlt? Die Geschchte mit dem dummen
Bries? Und auch sonst attes? Wavum tzab ich das
lgeckan? Weil der Mensch jemamd tzaben nrutz. mit
dsm er sich crusspricht. wonn btzn etrtzas bed-rückt.
Und tzcrt es inir nicht Glück gsbracht. datz ich so
üfst'N zu dlr war? 5>ast du nür nicht aeiholfen. als
ich sch>n an jcder ssilfe verzwsiselte? Und nun
willst dn mir koure EEgentzeit gvben. mich dcrnk-
bar zu zeigen' Nee> Das gibts'nicht. Wir sind
zwet Verbündeie. die trelu zmamrmemlhailtenl Mir
sind etne Genosiensch.rst cvuf Gegensoit!iigkelt! Also.
wäs hat dich zu'nr langweiligen Kopfhänger ge-
> macht ? Nans dcvmtt!"

„Äch, Vater. es ist ja sctzon oovbei!" sagts Nuth
leise. „Es ist überwunden!"

„Na. das scheint mir a-ber nicht sol"

„Doch. du kannst es glauben. Es war ja cvuch
zu dumm".

,.Was war zu duinmr?"

»Ich mollte eigentlich n.cht darüber sprechsw!"

„Äber. woilir tch bitte^ Und vorspvoche. mit
niemänd darüber zu reden? Bei mtzr tst detn Ge-
heimrn-rs ganz sicher aufgehc»b^n I"

„Du wirst vielletcht lachon, wonn ick es dir er-
zähle. Nein. bttte, Bater, lache nicht dlrrübsr. Das
mutzt du mtr versprechen!"

„Wic werde ich denn über etwas kachem was
melrre kle'llne Ruth so trMrfg gemacksi hat? Konmn.
set; dich tzier auf ole Lehne des Sesie-ls. Don Pöah
koirnst 'du ja. Hast schon oft darauf gssesien, wenn
du ml'ir etwas zu erzählen tzattest".

Rutih ncvtzin folgsaai Platz. Dcvrvn fatzte sis mit
Lerden Hän-den don Kopf des Batars und drehte
ihu von sich alb. dem Fonstor zu.

„Du mutzt mrch nicht ansohonl"

Der Konsul blickte üach de-m Fenstor.

»M os reckit so?"

„Ia. Stetz inal Vcvtcr. ich hatte dlr doch er-
j zätzlt. datz ich Kurch eine Amoiige in der Zsrtuug
den 5>errn. der vo>r dom Kaisertzof in uinsser Aut»
elirgestiegen wcrr. zu einer Besprechimg eingoladen.

»Ia."

, „Dcr <ierr avar sehr plluktlich. Ich auch Dann
.. sind wir in oiir Kaffee gomingen und dort hciiben
: >ic ulles bciproctzeii Er war sc-tzr nett".

..KunWückl So em Heivatsschwrndlor hat
Uetzung".

Ruttz seufzte.

..Es ist wirklich sehr traurig. datz er so st>was
macht".

»Was getzt das -uns än? Wonn os Fvaluons-
loute gitzt. die sich von solch einem Gauner anfütz-
von lasien — uns kann das gleichgüMg som".

Rluttz seiMte wieder.

,.Wvs hast du denn?"

Der Koiksul sah seine Tochter au.

„Netnl" protestierte Nuth. „Du darfst mich
jetzt nicht a-nsehen! Du hast es mir versprochem!"

Sie natzm den Kapf des Vcrters zwöschen itzre
Hände u.nd dretzte rhn so, datz er sie nicht ansetzen
kvnnte. Der Konsrrl ltetz sio gewähren. Er hatts
g'men feuchten Schinrmer in den Ai'lgen Ru>ttzs ge-
setzon. Ein Bangen besch'.ich rtzn. Er scrgte leije:

»Wetter. Kind!"

Ruth nahm sich zusammen. Sie rvollte sich nichi
wie ein alberner Bäckfisch benetzmen. Sie wollte
stark soin. Und sje wollte sictz nicht auslachen
lasien.

»Du weitzt. Vater. datz ich itzm dreissiataiusend
Mark vorsprochen tzatte. wenn cr uns den Brvef
boschaffte. Mer itzm war an dem Geld nichts se-
loaen. Gar nictzts. Er wollte von mtr-"

»Na — rkas wollte or?"

»Aber Vater — meine Hand! Du tust mir
wetz!"

,-Erzähl moster!"

»Er verlangte van mir — zwei Küsse".

Der Konsul gjalb dte Hand der Tochter froj. Er
wollte sich thr Wwonden. da legte Ruth itzre tzei-
den Hände <vuf sistne Aunen.

»So — jeht halte ich dir die Augen zu. woi-l
du tlinlln-or den Kopf umdrehst!" sagte sie.

»Ich hatze itzm dann. als er etn paar Täge
fpätex mir den Vriof brachte. — einen Klutz seae-
tzan. Wirklich, nur einen. Vater!"

„Weiterl"

„Weiter ist nichts zu erzählen. Ich tzabe ihn
danach ntcht wiedevgchchen. Er tzat n'ichts von sich
tzoren lässen. Gar nichts. Das Geld tzat er ber dir
auch noch ntcht getzolt. Er hat also nnr von mir
den Kutz tzaben wollenl Nur den Kutz!"

„Sonderbarer Schwärmer!" brummte der Kon-
sul.

„Atzer. woitzt du. Bater. was er mit de>m Kutz

Deilage /

drg erachbei werden. zur VerfüÄung stellen. Dcit
Transport-, Post-, Telophcm- und Telegvaphom
personal wird die vom Otzerkommändierenden der
alliierten Armeen zu einoin mMtärischen Zweckc
gsgetzenen Befehle ausfiühren. wirc, dies in den Eirr.
zoloerfüWngen Lostiinmt ist. Dre Qbrrkommisisivr
wird jedes Mal. wenn sie es als notwondig erach
tet. übevall oder nur in einem tzestimmten Teil<>
der in Fvcvge stohenden Getziete den Belagerungs-'
zustand proklamieron können.

Die Znteressen der Gefangenen

Graf Bvockdorff-Ran1.iAU empfing nach der Rück>,
kotzr aus Vovscrilles im Salanwagen den 'Vovsta iL
des Volksbundes Mm Schutze dor Kriegs-
und Zivilgeliangenion. dte Herren Paddin-otzaus. v.
Lersner und Rose. Eraf Brockdorff botonte, datz es
itzm besanders am Herzen liege. die Vertreter un»
serer schwer loildenden Gefangenen. der sich um itzr.
Lo,s metzr donn je sorsenden Angotzörtgen jeht als
allererste n«ch seimer Rückkehr in dte Heimat ?.u
empfangen. Graf Brockdovff klärts den Vorstand
über die Sachlage >auf. die durch die Note dor En-
tentg geschaffen sei. und beantwortete boreitwilligst
alle Fragen. Rach don Ausfiitzrumgon der Vor-
treter des VolkSbundes schlotz Graf Brockdorsf-
Rantzau die Unterredung mit der Versichermrg. datz
der von der Regierung zu sasiende Entschlus; nicht
nur dem Interesse der Heimat. sondern arrch den
Inieres'sen der Eefangenen Rechnung
tragen müsse und werde. Auf crusdrücklichsten
Wunsch Brockdarss-Rantzaus verbleitzt der Dorst.rn»
des VolkSbundes tzis zur endgültiaen Entscheidung
in Weimar.

Keine Hilfe von den französischen Sozialisten

In der franzäsrschen soziialistischen Presse wurde
einer Erklävung über den Clernenceauschen Gewalp
fricden Ausdruck verlietzen in einäm Leitcrrtikel dar
„Humanits" über dis „kommonde Unterzeich.
mrng".

Etwas Schwächoves, Unklugeres, Untzestrnvmterer
öst wotzl vcm sozraliistischer Seite noch nie getau
wovden: Anstatt den Finger auf dus eigene Ge>
sHwür zu lsgen, um der chauvinistrschstsn allor Re-
gierungsn, denr radikälsteni MUitcrrismus Clemen.
ceaus den FsNlShcrnL'schuh hinzuwerfen. »ichtet sich
die „Humanite" in langweiligen Betrachtungs>r
gogen die inncre volitische Lage Deuschlands und
fragt, ob man min endlich bei uns >daran ginge. d:e
erbärmlichs Regievung Scheidemann-Noske ru stüw
zen und eine richtige volitische und sozialo Retzolu»
tion zu machen. Ob rnan nun hosfe.n darf. datz dw
Unabhängigon 1n Deutschland ans Ruder kämen?
Aus die Miederherstellung Bclgions und Frant^
reichs, sawis auf die Erfüllung der rechtmätz'rgen
Fo'-deouirgen: könnten die Sozialistrn Fvankreichs
vätürlrch nicht verzichten usw.

Das tst' allcs, was das sosialiftifche HauptorgM
Frankcsichs, aus- >dem unsere Sozraliisben umid Patzri
fi-sten währond der Friedensvorhandlungon itzre
gcrnze Wseistzeit 'schövfen, heute DoutMand z>u sa-
gen hat. Cs ist der Grabgesang, den unser<
Sozialistsn mit nach Wei mar nctzmcin. H

Das Bedauern Clemeneeaus

Dre Note des Vovsihenden der FriedenskEferäns,
Clemenceau, über die Vorgänge m BeilsaUcz
an den Vorsihenden der deutschen Friedonsdeleg.rc
tton Reichsnvini'ster des Auswärtigen Erafsn Broch.
düiff-Rantzau. tzcrt folgenden Wortläut:

Herr Vovsrtzenlviec! Ich hatze oyfahren. dcck im
Augonbltck d<r Mreise der doutschen Dologativ.n
aus Dävsailles gestern abend Zusammenroitungeli
a,r den Türen Ihrer Residenz stattgefundsn tzatze».
und day dirs lär men.de Z w tsch e n fäl le snk
Folga gcihabt tzat. Ich beejle mich, Jbnon m e i iz
vollss Vedauern wegen drs'er verurteilens-
wertcn und don Eosetzen der Eastfrsunsyschsft in st
ärgerlichsr Woiise zuwiderlmifostvisn Geschetznissr
Quszvdrücken. Diese Kundgebri>ngen waren n'ur tni
folge der Mweisentzoit einer Anzahl von Poliz.äb--

gonracht hat? Er hat mich betzext. Ich häbe nrrmer
am rtzn denksn müsien. Und nranchmal hatts ich
emre Schnsucht nach ihm — du glautzst nicht. wäs
mir daim für vorrückte Gedankeu kmnen. Es wav
>mir, als weinn tch durch ganz Borlin laufen müfsie,
um ihn zu duchen. um ihn eiumal zu setzen, noch
einmal sprechen zu hören — ach. wcrs weis; ichl Da
sitzt man nun bnr Grunswald. in einer schönen Villa
und ex — dem wir verdanken. das; wir uns unse-
res Lsbens frsuon können — sitsi vielleicht hinter
Gefängnismäuern und hat niemand. der ihm eii»
frsundlHches Wort sagt!"

Sie stockte.

„Iawotzl! Und — und mir ist zum Heulon zu-
mute I"

Der Konsul strich ihr lersc über das vaar.

Er lies? sie woinen. Er sprach kein Wort. Er
wär ersctzütt-ert. In ilwer Sorge um ihn hatte
sie sich in die Verbiuduna rnit diesem iwerkwürdi-
gon Menschen emselasien! Und in setner Froude.
das; endltch dor gofcihrltche Bricf wteder in seine
Hände gekainnien war, hatte er sich weuig u„r den.
Preis gekiimmert. Eollte er nun den Erwerb de^
Briofes nrrt dem Glllck sernor Tochter bezatzlen '
Nem! Es war doch undenkbar. dasi sein vernünf-
tiiaes Mädol ttzr Herz än einen Menfchen hing, der
wegon aller möglichon Schandtaten von allen
inöslrchen Poltzeibehörden verfolgt wurde. Imnner
lcmgsmn'- Erst denr Akädel Nuhe lasserr — itzin
auseinändovsetzen wis — wie blödsinnig das alles
mar!

e Nach oluiger eit sagie Ruth:

„Entschuldiae. Vater., d>as; tch mich so hcvbo ge-
>hen lasien. Ich bin doch sonst ksine Houldutel
Äber — nränchmal goht es nicht auders. Nun
wersit du alles. Aber helfrn — nia. helfem kamrst!
ld» urtr >auch ntcht. So et-was nrust uram -allein alb-
machen".

Der Konsul räusperte sich

(Fortsetzung folat).

Sklit mierii t'»ki»»>>k»ki>!
 
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