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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0877

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Heidelderger Ieitung erlchcini an jedcm Wochcniag mitlags 12 Uhr. Amtlich«» Dcrkündl-
gnngkbla». t0raliLbeiIay«n Nnd di« y«idelb«rger Familirnblöllcr, auherdem amilicher Wohnungs-
a»ze,g-r. Die tzeidelberger geliung kann üurch alle Polianllalleu. durch di- Agenluren aus dem
uano«, ole Tragcrinnen u„2 bei der Geschästsstell« Iclbst - Hauplstrabe 2Z - monalUch und
vlerieljährlich beskclll werden.

Hauplschrtsileikcr. K u r > F i l ch e r in tzcidelberg.

Drurd und Derlog Heidelberger Aerlogsansrall und Druckerei, G. m. b. tz.

Bezugs- und Anzeigenpreis. Die „Heid-lberger JeiUll-^' stostet b-l jeder Postanstalt
monatlich >.36 M., vterteljährlich 4.03 M. aurschlietzlich Justcllgebähr, durch di« Agenturen oder
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Druck unü Berlag: Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerei G. m. b. H.

Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 19902. Aernsprecher: Redaktion 182, Geschäftsstelle 82

NeidelbemekZeitMg

... (Anabhängige Tageszeitung)

<ierirnndignttgshlakk für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würktemberg.

Nr. 141

Samstag, den 21. Iuni 1919

61. Iahrgang


vstlig verworrene Lage

NLchsteli'-iid geb n wir aus dcm Wust der M!ol-
Äungeii uud Eerüchte das wicdcr, was sich elnia r-
maszcn vositii) fassen und verwerten läßt:

Völlig verworrene Lage!

Wie der Frankf. Zeitung aus Weim>ar spät
abends gemeldet wird,. glaubte inan ivack stuiXen-
langen intevfvaktionollen Besprechungen die Vasis
gefunden zu habon. aus die die Mchvheitspar-
teien gemeinsam treten könnten. und die es den
demokcatischen Ministern ermöglichten. iim Ka-
binett zu verbleiben.. Die Parteiführer ivaren
bereit, -ie von den 'Dnnokraten ausgestellten Be-
-ingungen tsichc oben) als Borausscßung
siir die Annahmc des feindlichen Ult.matums zu
akzcptieren. Noch gestcrn abend sollte an die Allr-
iertcn in Paris eine cnts.rechuide Note abgehen.
in dcr die vcn uns bereits m.tgeteilten Forderun-
gen enthalten waren. Durch eincn Beschlus, der
sozialdemokratischcn Fraktion iit indes die Ab>en-
dung dieser Note ocrhindert worden: ein-
stimmig haben sich die Sozialdemokraten auf den
Stand^untt gestellt, dah die Brdingungen dcr Ab-
lehnung dcs Friedensoertrages gleichkommen
würden und keinen Meg zu einer Verständigung
cröfsnetcn.

Die Vildung des U n t e r z c ich n u n g s-
kabrnetts aus Sozialdcmokratie uud
Zcntrum dürfte nur noch eincFrage von
Stpnden se.n, da die demokratische Fraktion
dcn Vrschlus, grfasjt hat, dah kein Mitglied
ohne Zustimmung dcr Fraktion in cin Kabinett
eintret.cn dürfe. andernsalls »eltc dieses Btitglicd
als außerhalb der Fraktion stchcnd. angeschen
wird. ist der bisherige Negicrungsblock ge-
s p r e n g t.

Wie der ..Vorwärts" meldet. liegen die Schw e-
rigkeiten darin. daß die Mehrheitsparteien in sU)
gespalten sind. wie denn auch in der Nacht zum
Frc tag das Kabinett nicht nach Vartei- sondern
nach persönlichen Meinunqen auseinan-
dergefallen ist. In der Hauptsache kann man drei
Eruppen uNterscheideu. deren crste für die Ablch-
»ung. deren zweite fllr die Annahme und d ren
dritte für eine motiv>erte Annahme unter gewisien
Bedingungen ist. Aber auch innerhalb diefer Erup-
pen gibt es wiedcr Schattierungen, wodurch die
Lage noch verwickelter wird. Ein positiver Aus-
weg aus den Schwierigkeiten ist zur Stunde noch
nicht zu erblicken. Auch eine rein sozialdemokra-
tischs Negierung würde keme Mehrheit finden.

Die „Germania" sagt. das Zentrum wolle mit
verhältnismäßig kleinen Ausnahmen den Frie-
densvertrag unter Vorbehalt annehmen und zwar
gehs es von der Erkenntnis aus, daß der Abbruch

der Beziehungeu einen neuen Krieg bedeute, von
dem kein Mensch wisse. wie viel Unheil er über
Deutschland bringen werde und um wie viel här-
ter die Bedingungen sem werden, die die deutsche
Negierung danu erst recht annehmen müsste. Datz
der Friedensvertrag nur unter Protest unterzeich-
net nerden könne, darüber herrsche im Zentrum
nur eine Meinung.

Bon Jnteresse ist die Mitteilung. daß der Fllhrer
der bayerischen Separatisten Dr. Hei m. der eiiie
Lostrennung Bayerns vom Reiche wünscht, gegen
die Unterze.chnung des Bertrags sich lebhaft einge-
setzt hat. Besonders bemerkenswert ist, datz der
Reichswehrminister Noske sowie die Eene.-
rale der Reichswehr sich für die Unter-
zeichnung ausgesprochen haben.

Das Stimmenverhältnis

in der Nationalversammlung ist bis jetzt etwa
folgendes: Von den Sozialdcmokraten sind nur
noch 12 gegen. Das Zentrum wird voraussichtlich
gcschlossen dafür. ebenso die Unabhängigen stim-
mcii. Dazu konimeu d e Demokraten unter Füh-
rung Payers, sodatz etwa 240 Stimmen von 410
für die Annahme sind.

Eine Erklärung der Opposition

Die Fraktionen der deutsch - n<rt i ona l e u
Volksp-artei und der deutschen Volks-
partej hcüben folgende Erkläruina erlasseu:

Zn der Stunde der höchsten nationalen Eefahr
balbsn die ckutzerha b der Reaieriung stchenden bllr-
gerlichen Fraktionen der deutsch-nationalen lund
der deutschon Volkspa'rtei baschlossen. nachsteHendes
gemein'iam zu bekunden:

Alle. Falgen der Ablehnu.yig des jetzt vor-
liegen-den Friedensvertrag.s hcvben wir vns mit
voller Berantwortlichkeit klar semacht. Wir
sind der einmütigen Ueberzeugung. datz sie trotz
ihrer Schwere unvergleichlich geringer oinzu-
schätzen sind. als die d.i>uernde Versklavung
Deutschlands. der wir sonst nnhsimfallen. Dis
Annnhme dieser Friedensoorsch Lae bvdentet
eine nntioiin le Gefahr. A^'.r verlieren da-
durch noch »n'ere letzten Freunde in d:r Welt. Ei-
nem zerstückelten Deutschland drcht der wirt-
schaftliche. finanzielle. vvlitifche und
moralische Tod. Wir stehen vor der Wahl,
idie ungeheuere Lüge von Deutschlands
Schuld durch unsere Unterschriift zu bekrästigen.
ober Deutschlands Ehre zu wahren. die besondcrs
durch die Forderungen in den Stamb gezogen wird
don deutschen Kaiser und andere deutsche Män-
ner vor ein nicht deiutschss Gericht zu stelvsn. Uim
unserer toton Brüder und der Zukiilinft unserer
deutschen Iugend willen. sind wir entschlossen. un-
ser letztes Eut bis zum Aeutzorsten zu wahren.
Deiutschlands reinen Naintzn oor der Welt. Darum
lehnen wir dhüseii Friedensentwurf a>b.

Die Fraktion der deutsch-natioMlen Volks-
partei: von Posadowsky.

Die Fraktion der delltschen Volkspartoi: Dr.
H e i n z e.

Das Durchsmander in
Weimar

ist iminer noch nicht beendet. obwohl uns wahrl ch
die Not auf den Nägeln brennt und uur noch 48
Stunben zur V-rfügung stehe». bis der Feind cin-
rückt. Das ganze Elend des" varlamontariischen
Snstems zeigt sich wieder ein-mal im bellsten Licht
zumal dcr Schcrchor der Parteien um Pcst n und
Pöstchen und die abiolute Hilslosigkeit und Unfäh'rg-
keit, zu einem endgültigen Entschlutz zu gelangen,
hinzukommen. Zuerst war cs der Doisitzenide der
sozialdemokratischen Partei Herinann Müller,
der den gauzen Donnerstag übor im Regierungs-
auto einen Parlamentarier nach b'm andern ins
Weln.>arer Schlctz -fuhr, ohne datz es ihm gclungm
ist, das- Kabrnatt zu Stande zu bring n. Am Nach-
mittag wurbr dann der soz'.aldemokrat ische Abge-
ordncte David bsauftragt, unter ollen Unvstän-
ben das .Kabinett zusammcnzustellen. was zuerst
aussichtsrcich erschic-n, ihm aber 'm den spätcn
Abendstunben auch nicht gelang, s-odatz der Vo:-
wörts heute morg^n folgenches mitte'.lcn mutz:

B e r l i n, 21. Zuni. D a o i d, der vom
Neichspräsidenten ersucht worden war, die Ka-
binettsbildnnz vorzunehmen, hat sie bis jetzt
nicht zustande gebracht. Die Partei-
vcrhältnisse sind immer noch so unübersichtlich
und die Mehrheiten von Stunde zu Stunde so
wcchselnd, dah die Lage sich nur langsam klärt.

Wie der Vorwärts in letzter Stunde ersährt,
schreiten die Mehrheitsbildungen günstiger und
mit mchr Aussicht auf Ersolg fort, sodah die
Hossnung besteht, bis heute früh das KabinetL
doch noch zu Stande zu bringen.

Jn bom Schlvtzsatz dieffer Meld.nig hat sich dsr
Vrrwärts gan-z dcn Stil des Rcgierungsmoniteurs
zu ei>gen goiuacht. Es ist uns einfach-unbegreifl'ch,
wie man iu Weimar die kostbare Ze'.t so v-'ikröd ln,
ja gera-dezu vergeuden kann. Die Nationalver-
sammlung nrutz.doch noch ihr Votum abgebcn. Ob
'der sür heiite nachmittag 3 llhr anb-raumte Ter-
min zur Abhalung der Sitzung eingohaltcn werbm
kan-n. ist doch mehr als fraglich. Jeibss weüere
Hiuaus chioüen und Verzögern vergrötzert die
Schwicriakeiten der Mögl'chkeit dee rcchtz i° ^ ^
Uc-lb-rmittlung unserer Antwor^ an die Entente.

Eanz unmöglich aber i-st nach unscrer Me'-
nuug der Ausweg dcs L o m p ro m i s >ses.
Nichts kann die Unfähigk it des Kü>alit'onssystcms
me>hr kennzclchncin, als das ewige L-uchen nach Koni'
vrcmissen. Freilich. man ist d es von d-'r Jn'
volitik so gcwohn-t und man glaubt das bequcme
Eeschäft auch auf dic Autzciipol.tik übertrag-U zu
können. Nur scheint man dabei su vergessen. dah

die Entente garnicht vervflichtet ist
ouf o'.n Konipromitz eiiizvgehcri, -das ledigl.ch KU
dem Zweck zuscmimenkonstruicrt worden i-st. die bis.
herigen Mchrheitspaiteien in crnem Regierungs-
block notdür-ftig zusannnenMb^^^^-
Cntentc ja vollkommen girichgülti^ auf- w lch r
Plattsc-rm das neue Kabinett zustände kommt. Für
sie harldelt cs sich doch einfach nach dcin klaren
Wortlaut dcs Ultimatums um ia oder n-
Nicht Kiompromiss'-, sonbern Proteste eiwaiten
w'r von der Nationalversavimlung. Sie sage enr-
weder nein oder ja, aber vo.'suche nicht ann Ja et-
wcis abzubandeln oidcr unter Bcd-ing 'n-g n su stcl
len. Aus Gründen der Ehronist'npsl cht sctcm die
3 Punkte aufgezählt, deren Annahme durch d e E
tente die Untcr:e chuung de-s Dcrtrages im Ge-
folge habcn sollte:

1. Eintritt Deiitschlanlds in den Bölkcubund
bis svätcstens d Ianuar 1020.

2. V-ozüglich Danzis, Westpreutzen und bes
Netz-d.stnktcs wird vorgchchlagen, diese Eebieie
2 Iäbre lnng unter die Verwaltung des Völke -
bui->des r-u stcllen und dann zu ent cheideii, ob die
deutschen Bo schläge für Polcn nicht ausre chenid
sin-d.

3. Datz die Ent nte n cht auf ihre Ausliefe-

ruiigsforderung dcs Kaisers und andercd deutscher
Persönl!chkc 'i ten b ust-e h t.

4. Dah uach 2 Jahren erueut d?r Fviedoms-ver-
trag oiner Nevision uirtcrzogcn wivd.

5. Datz die'Entschädigungsfr.age vor eine-m
Schtdsgeriicht ihre Erlcdigung findet.

6. Deulschlai'.d lehnt d e A'lleinfch lld a!m Kriege
ab.

Der Urplan war. dah das n-:ue Kabiuett diche
6 Punkte in einer Art prograniimat'.schen Erklärui'g
vor dic Natioualvcr ammlung bringen wote, di-os-e
daiin die Unterseichnuiig im Falle -der Ämchin.n-3
dicser 6 Punkte durch die Entente billigen und -sich
dann vertagcn sollte. Die Antwort sollte unve:-
züglich an die Entente a.bg-'hcn, von der maii bis
-Sonntagnacht Antwort erwcrrtcte.

Was nüchterne Pol-tiker schon früher iimmer b-<-
klagt habcn, datz die ungcsunde stickige Berliner vo-
litiche Luft den klarcn Blick bee'mträchti«", scheini
auch 'leidev auif Meimar suzutreffen. Es ist un-s
unepfindlich, datz man auch dort in der politischen
Tre.ibhauÄhitzo brütenden Atnwsphäre anscheinend
gariiicht einsehen will, datz alle dteseKom-
promitzversuche an der doch, weitz Gott, un-
erschütterlicheu Haltung dc'r Entente. übevhaupt
nicht mehr verhandeln zu wollen, scheilern
müssen. Was in Wcimar jetzt getriebon wird.

hat nvit Politik überhaupt nichts mvhr »u tun, son-
dern i!st hilfloses Stolpern und Umhertasten, wob.-r
noch dte Tifersiucht der Parteiem untere'inanbler u?»
einflutzveiche lStcllen im Kabinett wc'.tcre Schwir-
rigkeiten boreitet. Der Eang der Dinge in Meiiuar
zeigt. wte wenig reis die deutsche^Volksvertvo-
tung sur Durchführiung wirklich d mokratisch-varla-
mentavischer Enundsätze ist, und datz die Not der
Zeit oin nicht nur kleinliches, sond?rn auch schwachrs
Eeschlecht fand. Aus Wei-mar ist uus bislang we-
nig rühmlichcs gekommen. Abc-r was wir ietzt ec.
leben, setzt allem Beelendendcn die Krone aulf.
Wenn man nun schon eininal äin komvromisseln ist,
dann bilds man e'in G es ch ä f t s k-a b i n e t t, das
den Frieden abschlieht und dann einom n-eu-en Kabi-
nett, -an dem die Parteien beteiliat sind, Platz
mächt. Gc.ht aber auch das nicht, so wage man doch
enidltch eimnal die Tat, die schon lauge ini der Luft
liegt. Akan bcikleide, wenii es nicht der Reichsprä.
sident s>ein soll, einen Mann mit d'ktatorisihcn
Vollmachteg nnd lege ihm die Leitung allein in die
Hand. Mjan schwffe einen deuischen Glmnbettai
Mas -uns not tut, ist ein p o li t i s ch e r N o s kel
M^vden wir ihn fiuden? Tausendm-al Lesier ein
Mauw, der eiue volitische Ziffer ist. als die Herde
von Nullen, dle stch jetzt anmatzt, über Doutschlands
Ecfchick entscheiden zu wollc'nl

Die Stunde der Entscheidung

Äou Lothar Mager, M d. L.

Wormn unser Volk seit Mouaten bangt, das ist
jetzt gekomimeu: die Stunde der Entschoiduug. Aber
nicht die Entsche'idung über Krieg odec Fricden.
wie es uatüvlich wäre: ueiu. mag die formell jetzt
zu tresfende Entcheidung: Uuterschreiben -oder
Nicht-Unterschreiben, ausfallen wie sie will, sie bs-
dcutet in beiden Fällen: Krieg. Der Unterschicd
liegt nur'in der Form des Krieges, der im Falle
der Unterschriftweigerung durch -den Einmarsch In
keftiger, aggresiiver Art sich auitzern -wivd mit d-em
Ausblick a-uf oiu-n iminerhin noch ungewisien Aus-
gang, im Falle des Unterschveibens aber sich als
lcrngsam jedoch totsicher wirkendev Wtrt chMskriog
varstellen wird.

W,nn also uuscx Dolk bishcr nur in Angist uud
Sorge bangte um die Entscheidung über Krieg unld
Frrcden, so war sein Bangen umsoust. Heute ge-ht
es uni cino auders Entcheiduug: es gebt Mn dst
Ehre der 5kation, die alleiu noch zu gewinnen od.r
zu verlieren ist. " >

Es ist tief Ledauerlich, datz in all den vergang^
ncn Woch' n ssit Uöberreichung dex FriodeiisbcdiNn-
iiugen dcr Entente fast die gcfamte Presie immer
und immer wieder auf die Schwere der materiellen
Bcdingunigen ihr Hauvtaugenmcirk richtete. Nur
wcnigo Bläter habcn es über sich geioonneu, dcn
Verlust dcr idecllen Merte, den wir be'i Annabme
dieser FrieidensÄ'd.ngungon erleiden, ienen mate-
riellen Verlusten gleich- oder gar voranoustellon.
Siur unter heftigem Widersvruch sum Teil hwben
sic darauf hinge-wiesen, daü wir durch Annahme
diesi-r Vödingungen vor aller Wolt uus nwral.sch
cin füv allemal d'squalifiziercn, iud-m wir das,
was di: Entente an verchicdencn Stellen, insb -
soudece, soweit sie die Schuldfrage betreffen. an
Bohauptuugan aufstellt. anerkennsn, nämlich datz
wir ein VE von Verbrechern uM Schurken, al-so
von ehrlofen Meusch-n siud. Kcin Protost, knn
Vorbeba-lt känn uns boi Aimahme der Bcd'msun.
gen von diesvm Dekmntuis befreien. Datz die
Presso, unsere sog. „öffentliche Meiuuna". zum über
wiegenden Tcil die vorbezeichncte Stcllung ein
nahm, ist uur e'm neuer schlagender Berveis dafür,
wi-e abgvundtief sie noch immer im Geiste jeues
Aiütvrialismus stockt. der letzten Endes die Il.sach'
loicsec Ml-'ltkatsistrophe wie dicses Fr'ed ns ist. Sie
ist aber auch zugleich ein cbeuso schlagender Bow-'.s
Lafür, wie we-nig sie bisher gelcrnt hat. Ä':e idoalen
Werto eiues Wolkes. die-se Jmvouderabil.en im
Verhältuis der Völkcr -untereinauder, zugle ch abor
auch dte ernzig a-arbauenden Kräfte innerhwlb des
Volkes selbst, zu schätzen uud zur E-eltung zu br'm-
geu. Allov Verlust an inateriellen Werlen kann
im Laufe der Zeit durch die Avb:itskrast des Bol-
kes w'i-cder ausgeglichmi werden, nicmals abr:
kann dev M!akol eincs moralischen Dcsizits. einc-v
Vevlustes an der natioualon Ehre, aiusgelöscht wer-
deu: or bleibt dwuernd ein Braudmal auf d:m An.
'gosicht der Natwn. Bis jetzt bat das Vol-k ein sol-
ches Brandma-l sich uoch U'.cht aufgedrückt. Denn.
um B-isviele zu nrachen, joue feige Uöbergabe mi-.
siror Flotte, jene Feigheitsakte dor R-evolut'on, sie
sind Evcheinuugon. die auf das Chreukont-o Einzel-
ner oder n-ur von Teilen des Volkes su verbuchen
sind. Ietzt aber handelt es sich uim mohr! Neb'
men wir djeisen Fr'reden an, so besudeln wiv daS
gcsamto Volk, uicht nur unsere Ebre. iiidem wiv
die von dex Entonte behauptete mo:alische V°rkom--
meniheit unsorts Volkes anerkennou, sondern wir
verpfäudon Mgleich unsers — uach Entente-iLllnsicht
Merhaupt uicht mehr voaband-'ne, .— natrouale
Ghre für D'mge, die uach Austcht jedes vevnüufti-
gen Bolksgeuosien unerfüllbar stnd.

Noch oin änchorster Eodanke soll bicv erwäilMt
wevdou, uämlich der, in bedinater Form di-s Un-
terfchrift Mzufasen, otwa dera-rt, datz mau diejenr-
geu Pimkte, deren Hauptwert auf moralischemi
Gebiote und dvm dox Ostfragen liegt, ausfcheidet.
Die Forderimg uusererseits mlltzte dann beifpiOls-
 
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