Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0892

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Am gefährlichsten wber murde setne Tätiakeit
Mr berüchtigten Wüener Hof Kaiser Karls
Lnd dessen italienisch g-erichteter «ssrau und seiner
nit vollem Herzen auf Frankreichs Seite stcchcn-
ven Schwiegermutter. Es rst sas dunkelste
Lkatt in d-er Eeschichte vo>n E-rzberocrs Tätlg-
koit wLhrciivd des Krioges. Wie Er.chevgcr als-
danrn in den berühmten Iulitagen 1917 sernen
brÄherigen Freund und Eönner Bethnmnn H-oll-
n>cg süirz!e und zwar burch Aufvollung semes ge-
sanmnolten Wiener Belastungsmatermls. braucht
hier nicht erst orM)lt -u werdon. E>ne Woche
damuf sas; cr in Zürich. mn durch den Leiter oi-
nes von ihm nrit den Betihiimmvschon Millionen
iulbuentionnerten obskuren Blattes der auflior-
chenden Welt zu vertüulden: „Wenn ick auch nur
c'inc halbe Slunde ,mt don Vortretern
EnglanLs und Frairkr-oicks an eino.n Tüche säne.
so hättcn wir die Berständii«ima und dcn

'^ E^bcrger hatte später Gc<--genbe!t niicht nur
Stunden sondern vicle Wochen und Monate mit
don von'ihm gewünschten Vertretern vchmnmenM--
siüon und zu bcraien. Mit dom ein^igen Effekt:
Bankerott auf unserer S-ellc. Diescr
Btann hat nun das Fiasko des Fri^dens m't wi-
ner Unterschrift illi besiegoln. Kein andcrer Po.r-
tikcr eignet sich baher Sesser als E^berser. den
Leichenstein auf das Eraib des deutschen Bolkes
j?u sechen.

Was wird im deutschen
Osten 7

Tas FurchHbcvrlste. was die Untc-rseichnuns d-s
Frstdensvcrtrases mit fich -bringt, wird fich im
deutchm Osten vollziehen. Er will nicht vol-
nisch werlden, er hat noch vorige Moche von der
Negierung durch dcn BLmld deo Ostkommifiare
Winnig und Körfing dic Zuisichevuns erhalten, dah
kein Vertrag uuterzeichnet wird. der die Ostdeut-
schen ausliefar't. Jetzt hat die feindl che Antzwort
nur Volksalbstvmmuug für Obeoschl sten — uud
diose auch imr uuter büdenklichen Vovbcchalten —
zugüstan.dcn, dages-'n blcibt westvreufi lsch -s Gclbict
schutzlos den Polen vreisgegeben. Die Regle--
r un g, die fich zum Schutze der Ostma.k-'n ver-
pflichtet batte, ist zuruckgetreten. Die
noue Riogi-erung vervflichtet fich, dcn Bcdingungen
der Entcnte ru geungen, kann also Lie Veupfllch-
tungen der altcn Regierung nicht ausfüchven. Zetzr
steht der deutsche Osten hilflos da.

Was wird er tun. In OborschIesien ilsk die
Stimmuug durchweg so, dab nran sich gegcnübcr dcn
Polcu verteidigen will. Wenn ldie Reichsve-
gi'^rlung dagu nicht helfen will und helsen kamu,
wollen uufeve Brllder in Olberfchlefien nrit deu Wai-
sen in der H-anld ihr Hausrecht auf eigene
Faust wahren unld eS schcint, daß diefe Stfln-
muug sogar bis in die Kreise der unabbcmgtg>-n
Sozvaldemokraie hineinreicht. Im nördlichen
Osten vertrttt das Bürgertum dies^lbe HaktuuL,
scheint aiber nicht geschlofien mit dor WrbcüteZcha'ft
su sechen. Die Danziger Arbeit r balben für
den Fall des bswaffnetcn Widerstandes den Gens-
ralstveik augMiMgt. Die Deutfchen lm nSrdllchcn
Osten wären also znr Erchaltuug ihrer Sellbst-e-
stimmung genötigt, fich nichi nur nachautzen/sondern
auchnach innen su wehren.

Es ist kein Zwetfel, daß fich der deutfche Osten
eine Zsit lan>g gegen die volnifchen Angrlffe Vürlde
halten können. Polnische Blätter teilen mrt. dah
idre Dcültschen in den Ostmarken fiir den Fall, datz
dte Lisuchsche Mgierung die Friedensbedingungcn
unterschreibe, dieLosreibuns d-r volnischen
Provingen von Deutschland und die Bildung einer
ganz unahhängigen „RcvnLlik Ostmark" vroNa-
mreren würde. Alle waff.nfähigen MÄnner von
18 bis 10 Zahren würdcn eingezogen wcrden. Die
Gcmeiudevoiisteher hätten bereits dte Anordnung
erhalten, dcn BühSrden em Verzeichnls aller Mäu-
ner in diesem Allter einzureichen. Mt dem Zeii-
vuM der Proklamierurvg dieses Freistaates roür-
den alle Polen, .Geistliche sowie Laien, die am öf-
fcutlichen Läben hervovvageTvd teilgenomrmen hät-
len. gefangen gesetzt werden unD Über die
volmschen Zeitungen sollte dre Vorsensur verhanigl
wer-den.

Die Revulblik Ostnrark würde auch in der Lage
sein, fich FreäwilligenveribLnde zu vervsl chten, uuv
dic Entente sähe fich dann genö'tigt, gegen einen
neuen Staat, dcx mit Deutschland nichts meihr
zu tun hat und für defien Taten Deu 1 schIand
nicht mehr verantwortlich gemacyt
weoden kann, eiuen neuen Krieg zu erklären, weil
dicfer Staat sich sein von Millson vroklamiertes
Selbstbestimmungsrecht erhalten. will.

Will die Entente die Verantwortung dafür ulber-
"chmen?

Die Entschlofienheit des Ostens

Der kommandrevende Gene-ral des 15. A.-K.,
Ceucral v. Below, richlete an den Prästdsnten
d s Dvuflchen Reiches folgendes Telcgramm:

Von den mir untcrstellten Grenzsch utzt vup-
ven uud Einwohnerwehren geheu mrr
fortgcsetzt in großer Zahl Kundgäbung"n zu, in de-
uen gegen die Mtretung deutschen Bodens hier rm
Osieu ai'lfs ' ch 8 rfste vrotestierl rmd zum

Ausdruck gsbracht wird, daß die Truvipen verlau-
geu. dcn Heimatbodcn zu vertci-igen.

» « »

Dcr OLsrvräsident von Westvreußen, von
S ch n e ck e n b -e r g, soll seinen Rücktritt vorlangt
balbcn. da er die Westvreutzen aufgoboude Regic--
rungsvolitik nicht mltmachcn könue. Er halbe siä
jcdoch bereit erklärt, die Eeschäfte bis sur Regie>-
rungsentchoidung weitcrzuführen.

Nationalversammlung

WKmar. 23. IunL

Präfident Fehrenbach erösfnete mit fast ern-
stündiger Veüpätung die Sitzung um 3 Mx mit
der Bomerkuug: Es haben fich svit der gestrigen
Sitzuug Ereignisse vollzoaen. bie eiire aber-
malige Besprechung der Friodensfrage rrotwendig
nvachen. Wenn tcm Widerspruch evhoben wird,
will ich als ersten E-egenstand nochmals die
Veratung der Friedensfrage

auf die Tagesvrdnung setzen

Das Haus ist damit einverstanden.

Ministerpräsident Bauer: Seitens der Neichs-
regjievnuig habe ich Ihnen folgoivde Mitteilung zu
nvachen: Die Mehrhert der Rationalversamm-
lmvg hnt in der gestrigen Sitz-unig die Ausführun-
gen grfl-geheißen, in dsnen die Stellung der
Neichsregierung zum Friodensvertrag dargelegt
murde. Entsprcchend diesem Vo-tum und der darin
ausgedrückten BevollmächtiMing halden wir gcstern
n-achmittag jn Versailles sine Note überreichen
lafien. d-ie diese unsere Stelluug mrt folgenden
Verwahrungen und Vorbehalten dar-
stellte. '

Der Mrnisterpräfident verliest hievcvuf d-ie be-
rerts bskannt gWgebene Note uud die Antwort-
not'e der Entente und fälhrt dann fort: Damit ist
die Lage in zwölster Stunde von Evund aus ver-
ändert. Damit stehen wir vor der unerbit1lick>en
Fvage: ablehnen oder bediugungslos
unterschreiben? Die Reicksreg^rung chat
Ihnen gestern die bedingte Unterzeichnung
vorgeschlagen und dafür die Zustimmung der
Melhrheit gefunden. Sis hat gsglaubt. diesen
letzten Versuch machen M müfien. um we-
uigstens etwas von den Idealen zu resten, die un-
sere Eegner angehlich M diefem Kampf für die
Meuschlichkeit erstreiten wollten. Sie hat vor al-
lem eiives ersparen wollen: ein unwahres
Schuldbekenntnis und die Auslieferuns
von Volksgenossen an ein Tvibimal. Lei dem An-
kläger und Richter eins find All das find aber
heute nur noch theoretische Dinge. Es soll
uns uichts, gar nichtserspart bleiben. Zur
Knechuug wollen die Feinde auch noch d-ie V e r-
achtung gesellen. Heute mufi die gan^e Welt
söhen:

Hier wird ein befiegtes Volk an Leib untz
Seele vergewaltigt!

wie ksin Volk ie zuvor. Kvm Protefft heiuite 'iuöbr.
kein Stuvm der Emvöruirgl Alles weitere muß
dsn Einbruck schwächen, der fich heute der Welt
Lietet, die z. T. nnt verhohlen-om o-der unverhohle-
nom Ents-etzen auf diese Vergswaltigung fieht. Be-
schlietzen wir, das ist der Vorschlag. den ich Ihnen
namens des ganzen Kabinetts mache. bedingungs-
los zu unterschreiben.

Wehrlos ist nicht ehrlos! Eewifi. di-e Gegner
wollen uns an die Ehre. Daran ist kein Zwe-ifel.
aber, Äafi dieser Versuch der Ehrabschneider«>i ein-
uval auf die Urheber selbst zurückfallen wird.
dafi es nicht unsore Ehre ist. die bei dieser Welt-
tvasö-die Migrunde ge-ht. das ist unsere Hoffnung
Vis zum letzten Wemzuge. Ich davf anivchmen,
dafi nach diesen Vorgängen Lie Rogievmvg er-
mächtigt bleibt. deg Frieidensvertrag zu un-
terzeicknen.

Nach kurzen Erklärungen der Abg-g. Schis-
fer (Dam.) Sch ulz (D. N.) und Heinze (D.
D.). die ihve Ablchming kundtun, Mgloich aber er-
klären, dafi fie die vaterländische Eesinnurvg der
Gegner ihrer Auiffafiung anerdonnen. wird über
di« Auffafiung der Regierung, dafi fie nach wie vor
ermächtigt bleibt. den Friedensverlvag zu unter-
zsichnen, abgestrmmt.

Jn einfacher Abstimmung erklärt darauf
das Haus gegen die Stimmen der Deutfchnatio-
nalen Volksparrei, der Deutschen Doikspartei. u-nd
oines Teiles des Zentrums und eines grofien Tei-
les der DemoLraten die Auffafiung yer Regierung
als zutrrffend.

Präsident Fehrenbach: Danrit ist vorlaukig
sine SckMerzonsangelegenheit erleldigt und ich
stelle mit Genugtujivng fest. dafi van verichiedenen
Seiten hes Hauses anerkannt wurde. dafi alle
Parteien des Hauses. ob Ia ddor Nein. sich
nur von vaterländischen Gründen bet
der Abstimmung leilon liefion. getvagen von
schweren Eewifionsbodenken und von ernster Auf-
fassung äber die L-ag^ unseres Waterlandes. (All-
soitige Zustimmung).

Ich möchte wünschon. dafi dieser Eeist ouch
hinausgehen möge in unser Volk. (Bei-
fall. Es wäre ^tun das All-erichlimmste und aller-
gröfite Verbrechen, uns in Schinächmgen und Ber-
dächtigun-gon unsorer Mitbürger zu ergehen. Ich
würde es i-n dieser schwersten Stunde des deut-
schen Volkes als das gröfite Bevbrechen bezeichnen.
das von innen heraus «n ibm begangen werden
könnte. (Sehr richtvg!) Ich l>offe. dafi man drau-
fien in der gefwmton Vevö-kevung dafür ein Ber-

ständnis h-aben wird und gewillt ist. nunmehr cin-
trächtig zusammen all Lie groficn Lasten auf sich
zu nehmveu. die uns hentg bevorst-ehon. alle zusam-
men getvagen von dem heilinen Willen vater-
ländischer Liebe. Im übrigen ompfeh.len
wir unser unglückliches Witcrland dem Schutze dcs
bcvrmherzägan Eoät^-s! (Beifall).

Es ist boabsichtigt, von den Partoien eine ge-
meinsa-me Kundgebung «n di« Trup-
pen zu erlassen. die aber erst nock rsdigiert wer-
den soll. -

Die Sitzung wird davaufhin auf ein>. Stunde
unterbrochen. Um 4^ Uhr wmd die Sitzung wie-
o-er aufgenommven.

Prästdent Fehrenbach: Dic Vartoiführer haben
stch a-uf fo-genben Wortlaut des

Aufrufes an das deutsche Heer

goeinigt:

»In der Stuude des tiofsten vaterländischen
llnglücks dantt die dou.sche Nationalverlammlung
der deutsch«^ Wehrnvackst für die ov-fervc>!le V e r-
teidigung der deutschen H e t m a t. (Boi-
fall). Ungelieuere und niederdrückende Verant vor-
tungen stellt der trotz des Heldonmuts unseror
Truvven uns aufgezwungene Frieden ^n alle
Torie uniseres Volkes, bösonders schwere aber an
das Geffilfl unserer Soldaten. (Beisall und
Zuistimmung). Das deutsche Vo-lk evwarrei zuver-
stchtlich. dafi Hoer unld Marine. Offtziere. Unter-
offtzzieve uud Atannschaften. trou threr grofien
Vergangencheit in dreser schwerston Zeit ein Bei-
spiel der Selbstverleugn-ung und Auf-
opferung geben. und Hand in Hand nut den
audevem Dolksgenofien an der Wiederauf-
richtung uuseres BaterEdes arbeiten werden.
Sie wird seliugen, wenn alle vhre vat^ländi-
sche Pflich: erfüllen".

Ich stehe fest. dafi die Voilksvertretung mit die-
fom Aufruf mi das deutsche Heer einverstandon ist.
(Beifall uud Zustinmuung).

Der Präsident teilt dann weiter mit. dafi der
A e l t est e n a u s s chu fi jm Einoernehmen mit
Ler Reichsregierung vorschlägt. ernen Beirat
der. Rativnalversammlung für die Reichsb e-
triebe einzusetzen, in den die Sozraldoinokratie
2 Mitaä-eder uud alle soustigen Fraktionen je ein
Mitglickd endsenden sollen.

Zu dem Gesetzentmurf zur Erganzung des Ge-
setzes gegen die Steuerflucht vom 26. Iuli
1918. wonach die zu leistende Sicherhoit bis wuf
50 v. H. des Vermögens des Steuerpsli.ht'.gen er-
höht werben Lann. lisgt ein Antrag aller Parteien
vor. wonach der Fiuanzminister ermächtigt wird.
für Gebietsteile des Reiches. bei -.oelchen die
Reichszivgohörigkoit gefährdet ist. den Banken die
Anzeigepf-icht über die Hinterlegung ron Wert-
papieren seit dem 1. Oktober 1918 aufzuerlegm.

Abg. Wurm iU. S.) bsantragt. diese Bestim-
mung auf das gesamte Neichsgebiet zu erstrek-
ken. die Anzeigopflicht auf die seit dem 1. Au-
gust 1914 hinterloaten Wertpapieve auszudeh-
nen. rvoil die Steuerslucht von Ve-vmösen schon
gleich n>ach den Krisgsgewinnen eingesetzt habe.

Eeheimrat Semisch bi tet namens der Reichs--
regievung um Annahnve des gemein-Tflne-.i Antra-
ges. Der Autrcrg Wurm geht über den Zweck des
Gesetzes hinaus und kann bei der grofion Finanz-
refovm erörtert werdou.

Der Antvag wird in seinem ersten Teil mit
den Stimmen der beiden sozlcvldomokratischen
Pavteien. in ssvnom zwoiten Teil auch mit cinzel-
nen Stimmen des Zentrums angenommon. Mit
erner Aenderung des gemoinfamen Nntrages uud
mit diesem wird das Gofetz in zweiler Lesung an-
geuomnven.

Es folgt dor

Not-Etat

der wogen nW rechtzeitiger Fertigstelluug d-es
Hauptetats 12 Milliarden bss zum 1. Okto--
ber zur Verfügung stellt.

Nach kurzer unwesentlicker Dsbatte wird ein
Autvag Mumm. nur 5 Milliarden zu bewilligen.
abgelehnt und der Not-stcrt geson die Strmmen dcr
Uniabhängigen bewilligt.

Es folgt die Beratung der Worla-ge über den
Ei-ntritl dor Freistäaton Baden unv Bayern
in die Biersteuergemeinschaft.

Abg. Zöphel (Dem) bat Bedenken im e.nzel-
nen und beaniragt Ausschufiberatung.

Reichsminister Erzbcrger evsucht um sofortfgs
BevMchieduug. da das Gesetz am 1. Iuli in
Kvcvft tveten soll. Aufierdom biete es d-ie Mög-
lichkeit. amch an diesom slhroersten Tago deutscher
Geschichte einsn Schritt vovwärts zum deutscken
Einh eitsstaat zu tun. Das Gesetz wird an-
genommen.

Nächst« Sitzuug Dienstag. 10 Uhr. Anfvagon
und kleine Voalagen. Schlufi 6 Uhr.

» » »

Nach dem B T. verläfit die Reichsregie-
rung heute nachmittag n>ach der Sitzung der Na--
tionalversicvmmluug Weimar und trifft heute abend
in Berlin oin. Die Nationalversammlirug w-ird
fich mit der houtigen Sitzung hi§ zum 1- Iuli
vert agen.

Die Stunden vor der Entscheidung

zeigten Natianaliverisammlung und Reg'eruing noch
einmal in eiuom wogendcn Durcheinandov. Hatte
schon die Mlöhnung der Vorbohalre durch die En-
tente Unruhe urvd Verwivrung erz-'ugt, so steigerte
sich di-ese rvoch mehr, als Clemenceaus Note Mev die

Verweigernng der Fristoerlängerung

eintraf. Auf Lie von der deutschen Regieruug am
Sonntcrg abeud an die Entente gerichtete Note, m
der unter Hiuweis ayf die Bildung einer neuen.
Negierung uud die Notwendigkeit, nochmals di-e
Nationalver'armulung zu befvagen, um eine Fvi st-
vcrlängerung fllr die Unterzeichnuug des
Vertvages von 48 Stunden gcbeten wuvdc, ist
folgeude Antwort eiugegangen:

Hevr Präsident! Die alliiertcn und assoziiertm
Negieru-ugen haben die Ekre, den Emvfang Jhrex

Mittc.lnng vom 22. I.mi zu b-stä ig n. R«ck> h.,
erundlichen Prüsun« Jhrer Bitt» bed.ueru
daß cs ihn-n nicht m » glich ist. Curer Er,-r'

lcnz die schon bewilligte Frjst vr
längern. uns Ihre Entsche^un, bczüglich r,e!
vorbchaltlosen Unterzeichnnng d-s Vrrtra«:s mn
sen zu lassen. ''

Genehmigen Sie usw. Clcmcnceau
Daraufhin hattc das Kabinctt Bauc-v den beM»
Rcgi<ruugsvartei«n cmvfohlen, den Dertrag ohn<-
ieden Borbehaltzu unterzeichneu. da cs d »
nötigcn Vollmachten durch deu Beschlvß >ber Natis-
nalvevsammlung am Sonntag eibaltsn habc Die
Sozialdemokraten erklärten sich nach längr-
rer Beratung auch mit dcr vovbebaltloscn Ilntcr^
zeichnuug eiuverstaud n. Cchwierig war die Lac>r
berm Zentrum. wo die Strömungen gegen dre
Ka-vitulation stäiker waren, als vorauszuschen
war. Mit 68 Stimmen wurde b fchlossen. d.e stn-
terschrrft abzulehnen. Dcvraus cntsiaud dann da-
Gerücht von einem Mißtrauensvotum dcs
Aentrunrs, das den Rücktritt dcs Kabinetts Baucr
sur Folge haben mübte. Von übereifr g?n Zour-
nalisten wurde dies Gerücht verbreitei, d-as in vie-
len Städten, so auch in Heidelberg g-oße Pa-
nik erz ugte. Von einem Kablnettswechsel kann i,n
Augenblick gav keine Rede sein. Das Kabinctt
wird in seinem AmtebleiLen. De Zen-
trumsvartci wird einigen seiner Mitglicder, die >m
Kubiuett sitzcn, das Dertrauen ausfvrechen wis Lei
den Sozia-ldemokraten wegfällt. weil sie ja g».
schlofien M die Unterzeichnung eintvateu.

In der Nationalversammlung wurde
donn r»vo Zustimmung -dcs Zentrmns dadurch n-
reicht, datz Pvästdent Fel,renbach die von den
Deutsch-National'n gesorderte nochmalige Abstim.
mung über den Frieden ablehnte, sondern übei die
Ehrenhaftigkett derNegierung abstlm-
mcn ließ. Dafür fand fich dann auch nach der ein-
dringlichen Rede Bauers eine Mehrhest zusanrme-..

In d-iese peinliche und wenig wü-dige Situation
war das d'utssche Volk uud die deuische Rcgierung
einzig durch den Rerchsminflter Erzhetger gc-
bracht worden. >Autf Gvund sciner Imtrative wurde
in der Sonntagsfitzung der Nationaloersammlung
d^r Antrah betveffs des Friedens auf d e e nf be
Formel gebracht, daß die Rationalversammlung dSr
Unterseichnung des Friedens zustinimte. Er ge-
waun einen Toil dcs Zentrums dadurch flir diese
Formol d«s Anttages, daß er die De.stcherung ab-
gab, die Entente werde uns re Vorbshalte anneh-
mcn. Jm Gsheimen hoMe er uatürlich. dem Ka-
binett sme Blankovollmacht durch dcn Antvag vvc«
sckaffl ru baben. Ietzt zeigte sich, daß das Kcübmett
di°!se VlanLwollmacht nicht einmal wollte. Sie
ist ihr erst du-rch die gcstrige Abstimmung erteilt
wovden.

Nach jener denkwürdigen Proteftfitzung der Na-
tionalversammlung in Berlin ist der Ausklang
übcrcrus schmählich. Es liegt fröilich ganz in b r
Linie jener verhängnisvollen Polit k, die von giv-
ßen Worten lM un-d auch die kleinste Tat scheui,
die fich selbst ruit Phrosen genügt, und die glaubt,
dem Geguer mit Worten imvonieren zu können.
Auf dsm Wöge dieser Politik tötl'cher SchwäcU^.
der mit dcm Schuldbckenntnis Bethmann--Hollwegs
eings chbvgen worden ist. stnd wir über d'e Fnr-
densresolution und die Ereignifie des 9. Noveind r
ietzt bis sur letzten Etappe gelan!gt. Der tflstrc
Mgrund ist ctreicht. Wir, die wir an dem „M-
annöhmbcvv" unerschütterlich festgehalten babeT-,
emvflnden di-e Schmach, die dem deutschen Namcn
durch die Anucchme des Fri-edensvertz ases augetan
werden wird, auf das tiefste. Aber wir müfien dem
Unherl, das die A-nuahmeinehvheit Lber unser Vol!
br'vugt, seincn Lauf lafion. Unsere Hoffnung bleDt
alleiu die Zukunft.

Die 1870 eroberten französischen
Fahnen verbrannt

Gestern vormittag gegen 10 Uhr begaben fich
etwa 2—300 Soldaten der Berlmer Frcikorps u.
Studenten nach dem Zeughaus holten die fran-
zösischen Fahnen heraus, die 1870/71 er-
obert worden waren und laut Friedensoertrag
an Frankreich wieder ausgeliefert werden
sollten. Vor dem Denkmal Friedrich des
Eroßen wurden die Fahnen mit Benzin übergossen
und verbra.nnt,

Darüber werden noch folgende Einzelheiten be-
richtet: . . s.,,

Kurz vor 10 Uhr erschien ein Offizier. der »iai
Leutnant Simon nannte iedoch keinerle>- uo-
zeichen trug, mit einer Anzahl Soldaten vor dcm
Portal des Zeughauses und erbit sich von d'.u
Pförtner die Erlaubnis zur Besichtigung. Die>e
wurde ihm anfänglich von dem Oberzeugwart oer-
weigert. Als sich nun der Offizier auf einc aus-
drückliche Genehm gung durch den Direktor oes
Zeughauses berief. wurde bei diesem telcpho-
nisch angefragt. Da man die Antwort erhielt. oa»
Offizieren die Erlaubnis zur Besicht gung zu er- u
teilen sei. wurde der Offizier mit seinen Leiltcii
eingelafien. Nun verlangte er d'e tranzoN-
schen Fahnen zu sehen und als von dem
amten dagegen Bedenken geäussert wurden. da 0l
Fahnen bereits zur Ablieferung bereit geiteu

Oie neuen I^ue^füüpi'eiZe lür

flasclie 0 123

nacfiZefüIIt —.25 —.50 —.85 1.75

S

6140

ZN
plö-
Slrbe
^ de

llartl

weub

phen

dara

teresj
loc. k
diese

daM'

war^

tcnn

n nr

wart

wafi'

Ton

sehr

eine

kaun

oor -

oer -

die

gen.

tretc

ausz

ral E

dem

fand

dun,

Int.

diesc

curo

mufi

D

Iap

Eh

Wäl

ten,

nichl

abze

pulo

e'm,

Üzec

Reg

tion

gesp

Vor

teili

wen

stit

Aus

in 5

reich

Ene:

meh

stellc

t'sch'

unzö

von

-Lpp

wied

lIzec

folgt

Augl

pafie
nehn
wenl
ouf.
kanij
mit ^



der
ten
L'ar.
D'.-r .
-bnbvn

Fr, :.s,

Denke
ei.n-e ,
N'üjse,

d'de,
kr-.nt^
'N'-n -
Nat x,

t'nftun

^'ersv!

V''lö.n

d-rani

ü--

N..

'ckr
i - In

L. ' ö
 
Annotationen