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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Gothard, Eugen von: Ueber Beugungserscheinungen bei Sternphotographien
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Ueber Beugungserscheinungen bei Sternphotographien.

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irgend welchen Apparattheiles vor dem Spiegel, verursacht wird.
Vor Kurzem hat aber ein genialer Himmelsphotograph die
Meinung geäussert, ob die Strahlen nicht durch Formverände-
rung erzeugt werden, welche der Spiegel durch die Be-
festigungsschrauben erleidet? Unser Gespräch hat mich ver-
anlasst, die Sache näher zu studiren, die folgenden sind die
Resultate meiner diesbezüglichen Versuche.
Ich erinnerte mich, dass J. F. W. Herschel in seinem
Werke „Vom Licht“ (übersetzt von Schmidt, Cotta’sche Auf-
lage, 1831) eine ähnliche Erscheinung beschreibt, welche bei
hellen Sternen mit starker Vergrösserung (200 — 400fache)
beobachtet werden kann. Mehrere Versuche sind mitgetheilt
und auch abgebildet, welche mit dem Objective vorgesetzten
verschiedenen Blenden angestellt werden können. Ich habe
einige Blenden aus Cartonpapier hergestellt und Bilder heller
Sterne im Focus und ausserhalb desselben photographirt und
die Ueberzeugung gewonnen, dass die Strahlen ganz bestimmt
Beugungserscheinungen sind.
Ringförmige und mit einem dreieckigen Ausschnitt ver-
sehene Blenden haben keine bemerkenswerthe Resultate ge-
gegeben, um so interessanter war die Aufnahme, bei welcher
eine Blende mit quadratischer Oeffnung von 190 mm Seiten-
länge dem Spiegel vorgesetzt wurde. In diesem Falle erhielt
ich einen complicirten Stern aus folgenden Theilen bestehend:
Aus vier sehr langen, scharfen, untereinander rechtwinklig
stehenden Strahlen und aus dem gewöhnlichen sechsstrahligen
Stern. Als ich die Mitte durch ein Quadrat aus Pappe mit
80 mm Seitenlange zudeckte (die Befestigung des mittleren
Quadrates geschah durch vier diagonale Streifen von 2 mm
Breite), wurde die Erscheinung noch complieirter, indem noch
ein vierstrahliger, schwächerer und verwaschener Stern dazu
kam, welcher den rechten Winkel des ersteren halbirte. Der
vierstrahlige Stern erscheint am schärfsten, wenn man ein
Gitter, aus 49 quadratischen Oeffnungen von 15 mm Seiten-
lange bestehend, welche so angeordnet sind, dass sie durch
15mm breite Zwischenräume getrennt sind, verwendet. So
bekommt man nur vier lange, scharf zugespitzte Strahlen und
nur ganz kurze Strahlen bei dem eigentlichen Sternbilde.
Aehnlicher Weise kann man einen sechsstrahligen Stern er-
halten, wenn man mehrere kleinere dreieckige Oeffnungen
anbringt, z. B. habe ich mit 19 Dreiecken mit 22 mm Seiten-
lange sehr scharfe und reine Sterne mit sechs schönen,
scharfen Strahlen erhalten. Die Strahlen sind trotz der be-
deutenden Lichtschwäche ausserordentlich lang und intensiv.
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