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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Ein photographirendes Jagdgewehr: (Lechner's Schützen-Camera)
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Ein photographirendes Jagdgewehr.

Ein photographirendes Jagdgewehr.
(Leehner’s Schützen-Camera.)
Da man bereits Kanonenkugeln im Fluge photographirt
hat, so braucht man sich auf dem Gebiete der Momentphoto-
graphie über keinen Fortschritt mehr zu wundern. Und doch
ist es eine Anwendung der Momentphotographie, welche jetzt
vor die Oeffentlichkeit tritt und voraussichtlich nicht geringes
Aufsehen in den Kreisen . der Jagdfreunde, Schützen und
Militärs erregen dürfte: es ist einphotographirendes Jagdgewehr!
Der Erfinder, Baron Victor Kalchberg, hat sich als
Jäger und Amateur-Photograph die zweifache Aufgabe gestellt
und sie mit den Kräften der photographischen Manufactur von
R. Lechner in Wien glücklich gelöst — nämlich erstens
überhaupt Schussbilder in dem kurzen Zeitabschnitte, der
zwischen dem Abdrücken der Feder des Pereussionsschlosses
und der Entzündung der Patrone liegt, zuwege zu bringen,
und zweitens die Einrichtung derart zu treffen, dass das ent-
stehende Bild eine unbedingt verlässliche Controle des richtigen
Zielens bildet. Der letztere Punkt ist von besonderer Be-
deutung, wenn auch schon die Schussbilder an sich einen ge-
wissen Werth für den Jagdfreund bieten würden. Die patentirte
Einrichtung, mittels welcher diese beiden Aufgaben gelöst
wurden, ist derart, dass an Jagd- oder Armeegewehren be-
liebigen Systems eine Verbindung des Percussionsschlosses mit
dem vorderen Ende der Läufe so hergestellt wird, dass das
Niederfallen des Hammers oder das Vorwärtsschnellen des
Schlagbolzens u. dgl. den Momentversehluss eines an der
Unterseite der Läufe an deren vorderer Hälfte angebrachten
photographischen Apparates genau rechtzeitig öffnet und wieder
schliesst, ehe die Erschütterung der Explosion der Patrone
eintritt.
Der Werth der Schützen-Camera ist folgender: Man hat
eine Einrichtung an einfachen oder Doppelgewehren beliebigen
Systems, um beim Abfeuern des Schusses das Ziel und dessen
nächste Umgebung zugleich zu photographiren und bei Fehl-
schüssen zu constatiren, wohin der Fehlschuss abging. Der
Mittelpunkt des Bildes ist stets jener Punkt, auf welchen
der Schuss abging. Bei Fehlschüssen zeigt die Stellung des
Zieles (laufendes oder fliegendes Wild, Scheibe etc.) zum Mittel-
punkt des Bildes, wohin der Fehlschuss abwich, und ist hier-
durch Controle und Verbesserung übler Schussgewohnheiten
ermöglicht. Die Bilder sind rund und haben einen Durch-
messer von 30 mm.
 
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