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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Cornu, ...: Lichthöfe in der Photographie
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Lichthöfe in der Photographie.

Liclitliöfe in der Photographie.
Von Prof. Dr. Cornu in Paris.
Die Photographie entnimmt ihre Fortschritte zu gleicher
Zeit der Wissenschaft und der Kunst; trotz der bewunderns-
werthen Höhe, welche sie heutzutage erreicht hat, haften ihr
doch noch Unvollkommenheiten und lästige Störungen an, die
nur verschwinden werden , wenn sich der Künstler mit dem
Gelehrten die Hand reicht zur gemeinsamen Bekämpfung der-
selben. Die Geschichte eines in jüngster Zeit gemachten Fort-
schrittes auf dem Gebiete der Photographie liefert ein charak-
teristisches Beispiel für die Behauptung, dass die wissenschaft-
liche Methode der photographischen Kunst ganz gewaltige
Dienste leisten kann; es ist das die Auffindung der Ursache
der Lichthöfe in der Photographie, einer eigenartigen Er-
scheinung, welche häufig die schönsten Bilder entstellt, und
die Entdeckung eines Mittels, die Bildung der Lichthöfe zu
verhindern.
Es sind diese Lichthöfe allbekannt, welche selbst auf
bestgelungenen Aufnahmen bald in Form leuchtender Heiligen-
scheine auf dunklem Grunde Lichtquellen oder sehr stark be-
leuchtete Gegenstände, so z. B. die Fenster in einem schwach
erleuchteten Raume, die Glasgehäuse in Kirchen, die weisse
Wäsche bei sonst dunkler Kleidung u. s. w. umgeben, bald
wie ein Nebelschleier auftreten, der Blattwerk und Umrisse
welche sich vom Himmel abheben, geradezu anzunagen scheint.
Man könnte wohl sagen, dass in der Photographie jedes leb-
hafte Licht das Bestreben hat, die dasselbe umschliessenden
Grenzen zu durchbrechen und über dieselben hinaus in die
dunkleren Partieen einzudringen.
Diese Diffusionserscheinung zeigt sich übrigens ausser-
ordentlich launenhaft; bald tritt sie, wie in den oben erwähnten
Fällen , in der Form von Nebeln mit geradezu auffälliger In-
tensität auf, bald verschwindet sie wieder fast ganz; ein Bei-
spiel für das letztere bieten die Aufnahmen von Monumenten
bei voller Sonnenbeleuchtung, auf denen das Spiel von
Licht und Schatten auf dem weissen Steine äusserlich
keinen Schleier erzeugt und weder die Stärke des Reliefs,
noch die Feinheit der Details verändert. Kurz gesagt, die
photographischen Aufnahmen zeigen oft Aureolen, Schleier
oder Nebel, welche in der Natur nicht vorkommen und die
leidige Wirkung hervorrufen, so dass man sich dreierlei
fragen muss:
 
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