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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Witt, Otto Nikolaus: Ein Wort zu Gunsten der Projectionskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0209

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Ein Wort zu Gunsten der Projectionskunst.

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wurde. Das Bild gewinnt dadurch mehr als das Doppelte
an Lichtstärke. Man reicht dann, selbst für grosse Bilder,
mit Petroleumbeleuchtung vollständig aus und braucht nicht
zu dem in Privathäusern unbequemen Kalk- oder Zirkonlieht
seine Zuflucht zu nehmen.
Chlorsilbergelatine-Trockenplatten werden bisher nur von
sehr wenigen Fabriken erzeugt und sind daher unverhältniss-
mässig theuer. Ich pflege mir deshalb die meinigen selbst
herzustellen und habe dabei den Vortheil die von misslungenen
Aufnahmen herrührenden abgewaschenen Glasplatten practisch
verwenden zu können. Die Anfertigung der Platten bietet
nicht die geringste Schwierigkeit, wenn man sich ganz genau
an die Vorschrift der Herren Eder und Pizzighelli hält.1)
Verwendet man gut gereinigte, mit Wasserglaslösung abge-
riebene Platten, so ist auch beim Aufgiessen der Emulsion
jeder Misserfolg ausgeschlossen.
Die Belichtung der Bilder schwankt je nach dem Negativ
zwischen 1 und 5 Secunden. Durch passende Wahl der Be-
lichtungszeit und Abstimmung des Entwicklers kann man
sogar von solchen Negativen, welche für Papierbilder viel zu
flau sind, noch recht gute Diapositive erhalten, obgleich freilich
auch hier die besten Negative stets die besten Copien geben.
Das auffallendste an den Chlorsilberbildern ist ihre ver-
schiedene Farbe, welche von Orangegelb durch Braun und
Roth bis zum tiefen Violett variirt. Die Farbe kann durch
passende Wahl der Belichtungsdauer ganz nach Belieben ab-
gestimmt werdeu, am besten bewähren sich mir diejenigen
Copien, welche im nassen Zustande ein warmes Kastanienbraun
zeigen. Beim Trocknen bleibt der Ton erhalten, wird aber
bedeutend kälter.
Es gibt keine reizvollere Unterhaltung als die Vorführung
der Erlebnisse einer interessanten Reise, eines Ausfluges oder
Festes in einer Serie von Projectionsbildern. Der Zweck dieser
kurzen Skizze wäre erreicht, wenn es mir gelänge, das Interesse
für diesen eigenartigen und reizvollen Zweig der photo-
graphischen Technik in weiteren Kreisen wachzurufen und
seine Pflege zu verallgemeinern.

1) S. Eder’s Photographie mit Bromsilber- uncl Chlorsilbergelatine
4. Aufl. (1890).

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