Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0055
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Original-Beiträge
DOI article:Baltin, Robert: Ueber die Aufnahme von Stereoscopbildern
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Ueber die Aufnahme von Stereoscopbildern.
41
dem linken Auge erscheint der Finger mehr nach rechts hin-
gerückt, beim Betrachten mit dem rechten Auge mehr nach
links hin. Das Gesagte wird durch Fig. 7 klar werden.
a und b sind die beiden Augen, c der Finger. Dem
linken Auge erscheint der Finger bei dem entfernten Gegen-
stand e, dem rechten bei dem Gegenstand d.
Sind Gegenstände vom Auge weit entfernt, so erhalten
beide Augen so übereinstimmende Bilder, dass ein Unterschied
derselben nicht nachgewiesen werden kann. Daraus geht zu-
nächst hervor, dass auf einem Stereoscopbilde im Vorder-
gründe sich Gegenstände befinden müssen und zwar
könnten dieselben bis auf Sehweite herantreten, wenn die
Brennweite resp. „Tiefe“ der Linsen es gestattete. Bei Objec-
tiven mit einer Brennweite von 10 cm wird man, wenn auch
der Hintergrund (die Ferne) scharf sein soll, nicht unter
4 —5 m heran können.
Der Satz, dass das Stereoscopbild auch im Vordergründe
Gegenstände aufweisen muss, hat aber eine gewisse Ein-
schränkung zu erleiden. Man spanne in einem Zimmer von
der Thür 1—2 m weit entfernt in Augenhöhe einen dicken Bind-
faden sorgfältig horizontal von einer Zimmerwand zur andern.
Führt man nun durch die geöffnete Thür von der andern Seite
her eine Person in das Zimmer, so wird dieselbe das unan-
genehme Gefühl haben, als ob der Faden ganz dicht vor dem
Auge wäre und dasselbe jeden Augenblick berühren müsse.
Schliesst man, in der Thür stehend abwechselnd das eine oder
andre Auge, so bemerkt man, dass der Bindfaden beiden Augen
bei denselben entfernten Gegenständen erscheint, oder mit
andern Worten: Die Bilder, welche die beiden Augen von
ihren verschiedenen Standpunkten aus aufnehmen, sind dieselben.
Darin beruht es, dass wir die Entfernung des Bindfadens nicht
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dem linken Auge erscheint der Finger mehr nach rechts hin-
gerückt, beim Betrachten mit dem rechten Auge mehr nach
links hin. Das Gesagte wird durch Fig. 7 klar werden.
a und b sind die beiden Augen, c der Finger. Dem
linken Auge erscheint der Finger bei dem entfernten Gegen-
stand e, dem rechten bei dem Gegenstand d.
Sind Gegenstände vom Auge weit entfernt, so erhalten
beide Augen so übereinstimmende Bilder, dass ein Unterschied
derselben nicht nachgewiesen werden kann. Daraus geht zu-
nächst hervor, dass auf einem Stereoscopbilde im Vorder-
gründe sich Gegenstände befinden müssen und zwar
könnten dieselben bis auf Sehweite herantreten, wenn die
Brennweite resp. „Tiefe“ der Linsen es gestattete. Bei Objec-
tiven mit einer Brennweite von 10 cm wird man, wenn auch
der Hintergrund (die Ferne) scharf sein soll, nicht unter
4 —5 m heran können.
Der Satz, dass das Stereoscopbild auch im Vordergründe
Gegenstände aufweisen muss, hat aber eine gewisse Ein-
schränkung zu erleiden. Man spanne in einem Zimmer von
der Thür 1—2 m weit entfernt in Augenhöhe einen dicken Bind-
faden sorgfältig horizontal von einer Zimmerwand zur andern.
Führt man nun durch die geöffnete Thür von der andern Seite
her eine Person in das Zimmer, so wird dieselbe das unan-
genehme Gefühl haben, als ob der Faden ganz dicht vor dem
Auge wäre und dasselbe jeden Augenblick berühren müsse.
Schliesst man, in der Thür stehend abwechselnd das eine oder
andre Auge, so bemerkt man, dass der Bindfaden beiden Augen
bei denselben entfernten Gegenständen erscheint, oder mit
andern Worten: Die Bilder, welche die beiden Augen von
ihren verschiedenen Standpunkten aus aufnehmen, sind dieselben.
Darin beruht es, dass wir die Entfernung des Bindfadens nicht