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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Jasper, Friedrich: Zum Druck der Autotypien
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0064

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Zum Druck der Autotypien.

nur dadurch beseitigen, dass wir das Cliche mittels Terpentin
oder Benzin waschen, ehe der Moment des Schmierens ein-
getreten ist. Dies erfolgt je nach der Tiefe der Aetzung,
meist nach hunderten von Drucken, kann aber oft schon nach
zehn oder zwanzig Drucken eintreten. Dadurch entsteht für
den Drucker nicht nur ein grosser Zeitverlust, sondern auch
eine wesentliche Auslage für Waschmittel und sein Verlangen
nach offenen, das heisst tiefgeätzten Autotypien, ist gewiss be-
rechtigt.
Der erwähnte Uebelstand wird allerdings in etwas durch
die „Kraftzurichtung“ des Buchdruckers gemildert, die darin
besteht, dass derselbe auf dem Druckcylinder durch sehr sorg-
fältig gemachte stufenweise Papierausschnitte ein Relief er-
zeugt, das mit dem Cliche genau übereinstimmt und so ein-
gerichtet ist, dass die Berge des Reliefs mit den Schatten-
partien und die Thäler desselben mit den Lichtpartien des
Cliches correspondiren, so dass beim Drucke der Papierbogen
an jenen Stellen, die im Bilde sehr kräftig kommen sollen,
am stärksten angedrückt wird und die meiste Farbe abhebt,
während in entsprechendem Uebergange die Lichtpartien des
Bildes nur einen ganz geringen Druck erhalten und dadurch
zart erscheinen. Ohne diese Kraftzurichtung würde das Bild
monoton und wirkungslos aussehen, indem bei gleichmässigem
Drucke die Lichtpartien zu schwer und die Schatten nicht
gedeckt zur Darstellung kämen. Dieselbe hat jedoch, wie oben
erwähnt, auch den Vortheil, dass das Schmieren gemildert
wird, indem in den Mittel - und Lichttönen die Kraft des
Druckes und somit auch die Menge der Farbannahme be-
schränkt wird.
Die Anfertigung der Kraftzurichtungen ist eine ebenso
mühsame, wie zeitraubende Sache und der Erfolg hängt ganz
von dem Geschicke und dem Verständnisse des Druckers für
Perspective und Schattenwirkung ab. Wie nun mittels der
Autotypie die Arbeit des Holzschneiders durch die Photographie
in Verbindung mit der Aetzung ersetzt wurde, so sollte auch
die Arbeit des Maschinenmeisters, die Kraftzurichtung, durch
ein chemisches Verfahren vereinfacht werden. Ich habe schon
vor 18 Jahren mit Fachmännern hierüber gesprochen, fand
aber damals kein Entgegenkommen. Mein Vorschlag ging
dahin, auf eine mit Chromgelatine überzogene Platte, die
photographische Aufnahme, die zur Herstellung des Cliches
diente, zu übertragen und dann durch Eintauchen in ein Bad
das Aufquellen des Bildes zu veranlassen, wie dies beim
Woodbury-Process geschieht, jedoch mit dem Unterschiede,
 
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