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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Cronenberg, Wilhelm: Umgekehrte Negative
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0081

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Umgekehrte Negative.

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Ich muss hier die Bemerkung machen, dass die genaueste
Befolgung der Vorschriften unbedingt nöthig ist, wenn das
Resultat gut sein soll; ist z. B. das Negativ oder der Copir-
rahmen kalt, so entwickelt die Platte, die äusserst hygro-
scopisch ist, sofort Feuchtigkeit, klebt mit dem Negativ zu-
sammen und das Resultat muss ein fehlerhaftes sein.
Die copirte Platte wird aus dem Copirrahmen genommen
und noch 1—2 Minuten im Trockenofen erwärmt, dann heraus-
genommen und eingestaubt; hat die Platte ein grösseres Format,
so legt man sie auf einen Bogen Papier auf den Tisch, andern-
falls nimmt man sie in die linke Hand, mit der rechten einen
Bausch Baumwolle, welchen man in das auf dem Bogen
Papier befindliche Graphitpulver taucht, fährt mit diesem auf
die Platte und vertheilt durch leichtes kreisrundes Wischen den
Graphit. Das Bild wird allmählich erscheinen und man setzt
das Wischen, wobei man ab und zu mit dem Baumwollbausch
neuen Graphit aufnimmt, so lange fort, bis die Zeichnung in
gewünschter Kraft vorhanden ist. Von Zeit zu Zeit nimmt
man den zweiten Baumwollbausch, kehrt damit den Graphit gut
ab und betrachtet die Platte in der Durchsicht; ist eine oder sind
mehrere Stellen vorhanden, die kräftiger sein sollen, so setzt man
hier das Entwickeln partiell fort, ohne andere Stellen zu berühren,
was sehr leicht zu bewerkstelligen ist. Man entwickelt im
Allgemeinen um ein sehr weniges kräftiger, da die gelbe
Farbe der Platte die Zeichnung kräftiger erscheinen lässt, als
sie in Wirklichkeit nach Entfernung der Färbung sein wird.
Ist nun die Entwickelung beendet, so reinigt man die
Platte mit einem neuen reinen Baumwollbausch ganz exact
von jeder Graphitspur, so dass das Bild rein dasteht, über-
giesst mit 2proe. Rohcollodion; sobald dieses erstarrt, bringt
man die Platte ins Wasser und wässert so lange, bis das
Chrom gänzlich entfernt ist und die Platte rein und klar aussieht.
Unter laufendem Wasser ist die Auswässerung in 1/2 Stunde
beendet.
Es kann hier und da vorkommen, dass die Schicht einige
Blasen bekommt; in diesem Falle setzt man dem ersten Wasch-
wasser etwas Alkohol zu (100 ccm auf 1200 W.), kleine Blasen
verschwinden übrigens beim Trocknen gänzlich.
Nach dem Trocknen wird das Negativ lackirt und retouchirt,
oder auch umgekehrt, erst retouchirt und dann lackirt und
ist zum Gebrauche fertig.
Ist z. B. die Luft sehr trocken und will die Platte beim
Entwickeln den Graphit nicht annehmen, so hält man diese
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