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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Gaedicke, Johannes: Collodion- und Gelatine-Negativ
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0116

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102

Collodion- und. Gelatine-Negativ.

bei allen die Zahl 16 des Sensitometers lesbar war. Dabei
waren erforderlich
1. ohne Scheibe ... 5 See.,
2. bedeckt mit Scheibe a 6 „
3. „ ,, „ b 7 „
4- „ „ „ ® 8 „
Die Abnahme der Deckkraft mit der Zunahme des Bindemittels
ist also auch für die chemische Wirkung erwiesen.
Auffallend ist hierbei die starke Abnahme der optischen
Deekkraft gegenüber der weniger starken Abnahme der che-
mischen Deckkraft, so dass eine Schicht, die durch Verdünnung
schon durchsichtig geworden ist in ihrer chemisehen Deck-
kraft nur 25 Procent abgenommen hat.
Wenden wir nun diesen Satz auf die Vergleichung von
Gelatine- und Collodionnegativen an.
Die Gelatineemulsion enthält bei gleichen Theilen Brom-
silber viermal so viel Bindemittel als die Collodionemulsion,
demnach wird ihre Deckkraft schwächer sein als die der
Collodionemulsion und man muss das Gelatinenegativ viel
dichter entwickeln als das Collodionnegativ, um eine copir-
fähige Platte zu erhalten. Damit stimmt die Erfahrung über-
ein, dass anscheinend sehr dünne Collodionnegative doch
schöne Abzüge geben.
Aus demselben Grunde kopiren ganz leichte Töne im
Collodionnegativ noch, die beim Gelatinenegativ schon ver-
schwinden.
Fanden wir in Vorstehendem einen Unterschied zwischen
Gelatine und Collodionnegativ in der Deckkraft, so muss sich
ein zweiter Unterschied in der Dicke der Schicht ergeben.
Aus der Praxis des Giessens ergiebt sieh, dass eine Ge-
latineemulsionsschicht durchschnittlich 0,02 mm dick ist, wo-
gegen die Collodionschicht nur 0,003 mm misst. Die Dicke
der Gelatineschicht ist demnach so stark, wie 6 aufeinander-
gelegte Collodionschichten. Es ist klar, dass ein Bild, welches
in einer 6fachen Schicht vertheilt ist, einen verwascheneren
Eindruck machen wird, wie das in der einfachen Schicht, dem-
nach wird das Collodionnegativ einen schärferen Eindruck
machen. Wenn man ein Gelatinenegativ auf 1/6 seiner Dicke
comprimiren könnte, so würde es wahrscheinlich einen ähn-
lichen Eindruck machen wie das Collodionnegativ.
Die anfangs erwähnte Bezeichnung, dass das Collodion-
negativ „geschnittener“ sei, wird sich also dahin definiren
lassen, dass es einen schärferen Eindruck macht und deck-
kräftiger ist als das Gelatinenegativ.
 
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