Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (6.1892)

Die Fortschritte der Photographie in Amerika im Jahre 1891. 113

gestellt werden, die man nur in Farbenlösungen, welche die
entsprechenden Farben-Empfindungen darstellten, zu tauchen
und dann zusammenzubringen brauchte, um das Bild des
photographirten Gegenstandes in seinen natürlichen Farben zu
gewinnen. Will man Positive für Projectionsapparate haben,
so braucht man nach der Mittheilung von Ives sich nicht die
Mühe zu nehmen, die Einzeldrucke herzustellen, sondern man
macht bloss Transparentbilder von dem heliochromen Negativ
und benutzt eine besondere von Ives vorgeschlagene Ein-
richtung der Vorderseite des Projectionsapparates, dann werden
die Bilder sofort in ihren natürlichen Farben auf die Wand
projicirt. Nach dem Urtheil von Fachmännern hat Ives auf
diese Weise Resultate erzielt, welche besser als alle früheren
Bestrebungen in dieser Richtung der wirklichen Farbenphoto-
graphie nahekommen. Ich bedaure, gegenwärtig eine einge-
hende Darstellung dieser interessanten Arbeiten noch nicht
geben zu können.
Da hier von der Farbenphotographie die Rede ist, darf
eine Arbeit nicht unerwähnt bleiben, welche J. F. Sache vor
der Photographischen Gesellschaft zu Philadelphia mitgetheilt
hat. In derselben legt der Verfasser eine Methode dar, welche
es ermöglicht, in Drucken von orthochromen Negativen die
Farben des photographirten Gegenstandes festzustellen; die
Methode, welche praktisch und sofortiger Anwendung fähig
erscheint, besteht darin, dass der Photograph bei der Auf-
nahme irgend eines eine Anzahl Farben aufweisenden Gegen-
standes von den Hauptfarben desselben eine kleine Scalen-
Reproduction herstellen soll; eine photographische Aufnahme
dieser letzteren soll dann jedem einzelnen Druckabzug des
Bildes in lithographischem Druck beigelegt werden.
Im Juli trat die Nachricht von der neuen äusserst sinn-
reichen Erfindung Thomas A. Edison’s, des„Kinetographen“,
in die Oeffentlichkeit. Dieser Apparat vereinigt eine photo-
graphische Camera und einen Phonograph derart mit einander,
dass die Aufzeichnung der Platte und sonstigen Töne einer
Rede oder einer Aufführung im Phonographen zu gleicher Zeit
mit der photographischen Aufnahme aller Bewegungen des
Redners oder Schauspielers auf einem fortlaufenden Streifen
von lichtempfindlicher Schicht auf einer Gelatine - oder Celluloid-
Unterlage erfolgt, welcher sich so rasch fortbewegt, dass in
der Secunde 46 Aufnahmen hintereinander gemacht werden.
Der Apparat für diese Arbeit ist, wie wir hören, fertig gestellt,
und wird sich, wenn er auch nicht für den allgemeinen Ge-