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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Zettnow, Emil: Die photographische Aufnahme der Geisseln von Bacterien
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122 Die photographische Aufnahme der Geisseln von Bacterien.

fällig dahinwackelt. Da alle Bacterien aus einer farblosen
Masse von ähnlichem Brechungsvermögen wie die sie umgebende
Flüssigkeit bestehen, so ist ein Erkennen von Einzelheiten
selbst gröberer Art nur mit grossen Schwierigkeiten verknüpft;
etwas besser geschieht dies, wenn die Bacterien auf dem
Objectträger aufgetrocknet sind; am besten, nachdem sie in
passender Weise gefärbt sind. Das Verhalten der Bacterien
vielen Farbstoffen gegenüber ist ein ähnliches wie Wolle und
Seide es einer Reihe von Farben gegenüber zeigen. Dieselben
färben sich z. B. mit Anilinfarbstoffen durch blosses Ein-
tauchen in die Farbe und schlagen dieselbe auch aus sehr
verdünnten Lösungen auf sich nieder, während Pflanzenfasern,
wie Leinen und Baumwolle, dies nicht thun, sondern nach dem
Abspülen mit Wasser ungefärbt erscheinen. Die Fähigkeit
der Bacterien, den aufgenommenen Farbstoff festzuhalten ist
eine so grosse, dass es möglich ist, dieselben im thierischen
Körper, dessen Bestandtheile sich bei passender Behandlung
beinahe völlig entfärben, auf diese Weise nachzuweisen.
Bei allen derartigen Färbungen der Bacterien hat man
sich bis in die neueste Zeit vergeblich bemüht, die Bewegungs-
organe derselben sichtbar zu machen ev. zu färben, obgleich
es bei den grössten Arten, den Biesen unter den Bacterien,
ab und zu gelungen ist, diese Organe in Gestalt von ein oder
mehreren Fäden, welche von den Polen abgehen, bei den
ungefärbten Exemplaren zu beobachten. Es war daher ein
grosser Fortschritt, als Professor Löffler in Greifswald im
Herbst 1889 ein neues Princip bei der Färbung einführte,
nämlich dasjenige der Beizen, wie dasselbe in der Praxis der
Schönfärberei schon seit alten Zeiten üblich ist. Nun gelingt
es, wenn auch immer noch mit Schwierigkeiten, die Geisseln
kräftig zu färben, deutlich sichtbar zu machen und zu photo-
graphiren. Ich habe mich im Winter 1890/91 vielfach mit
der Geisselfärbung beschäftigt und seit dem Frühjahr 1891
einige hundert Aufnahmen von Geisseln tragenden Bacterien
gemacht. Die Schwierigkeiten, die Geisseln ordentlich zur
Anschauung zu bringen, sind ziemlich bedeutend. Es handelt
sich um die Aufnahme von so feinen Fäden, dass dieselben
bei lOOOfacher Vergrösserung mitunter an der Grenze des
Sichtbaren stehen, meist 0,1 bis 0,2 mm dick erscheinen.
Bei so starker Vergrösserung muss daher das Präparat dieselben
in sehr gut gelungener und kräftiger Färbung aufweisen, wenn
die Aufnahme gelingen soll; aber auch in diesem Falle bietet
dieselbe mancherlei Schwierigkeiten. Das Bacterium selbst
ist völlig undurchsichtig schwarz, die Geissel erscheint je
 
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