Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Belitski, Ludwig: Zur Negativretouche
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0141

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Negativretouche.

127

Heute haben sieh die Ansichten darüber sehr geändert;
man fragt nicht mehr mit welchen Hilfsmitteln die Bilder
gemacht sind, sondern man beurtheilt das Endresultat, gleich-
viel ob viel oder nichts davon retouchirt ist. Heute kann kein
Fachphotograph mehr ohne Retouche durchkommen und es
ist demnach von Wichtigkeit für jeden, sich diese mühsame
Arbeit so viel wie möglich erleichtern zu können. Die Mehr-
zahl der Fachphotographen retouchirt die Negative nach dem
Lackiren mit Bleistift und für diese sind die folgenden Zeilen
geschrieben.
Beim Retouchiren der Negative kommt äusser der Qualität
der Bleistifte viel auf die Beschaffenheit der Lackschicht an.
Auf hartem Lack haftet der Bleistift fast gar nicht; er gleitet
darüber hin wie über Glas; auf weicherem Lack gehts schon
wesentlich besser, aber es ist oft schwer, eine genügende
Deckung zu erzielen; macht man den Lack noch weicher, so
nimmt er den Bleistift zwar leicht an, aber der Stift kratzt
dann auch, indem er zu tief in die Schicht eindringt, abgesehen
davon, dass zu weicher Lack in der Wärme klebt und durch
Annahme von Staub unsauber wird.
Ueberzieht man hingegen eine mittelharte Lackschicht
mit einem ganz dünnen weichen Lack oder Firniss, so nimmt
diese obere weiche Schicht die Bleistiftretouche leicht an, ohne
dass der Stift in die Lackschicht eindringen kann. Durch
dünnes Bestreichen der zu retouchirenden Stellen des Negativs
mit den schon seit Jahren allgemein im Gebrauch befindlichen
sogenannten Retouchir-Essenzen oder Firnissen erreicht man
diesen Zweck mehr oder minder vollkommen. Diese Essenzen,
von den Praktikern meist „Mattolein“ genannt, bestehen aus
einem oder mehreren weichen Harzen in Terpentinöl gelöst,
oder auch aus altem, verharztem Terpentinöl allein.
Je nach ihrer Zusammensetzung und Behandlung erfüllen
diese Mattoleine ihren Zweck mehr oder weniger gut; ich
habe in früheren Jahren mehrere derseben probirt, aber so
recht gefielen sie mir alle nicht und im Gespräche mit
Collegen hörte ich oft dieselben Klagen.
Da ich mir seit lange schon den Negativlack durch Lösen
von Sandarac und Rhicinusöl in Alkohol selbst mache, wobei
das Rhicinusöl den Zweck hat, den zu spröden Sandarac
weicher zu machen, so kam ich auf den Gedanken durch
Einreiben der trockenen Lackschicht mit Rhicinusöl eine
weichere Oberfläche herzustellen. Wenn dieses Einreiben und
Wiederabwischen richtig gemacht wurde, so liess sich mit
 
Annotationen