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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Miethe, Adolf: Ein neues telephotographisches System
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0167

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Ein neues telepliotographisches System.

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Beispiele, dass eine Aufnahme in Folge zu grosser Entfernung
des Objectes unmöglich wird, sind Legion. Um eines heran-
zuziehen, nehmen wir an, es handele sich um die Herstellung
eines Bildes einer Statue auf einem 100 m hohen Thurm. Wir
müssen uns, um nicht unerträgliche Verzeichnungen zu er-
halten, mindestens 300 m vom Fusse des Thurmes entfernen; in
gerader Linie sind wir mithin 330 m von der Statue entfernt,
welche eine Höhe von 2 m haben möge. Unser Bild würde
demgemäss mit einem Objectiv von 50 cm Brennweite erst
3 mm Höhe haben; um eine directe Aufnahme von Visit-
kartengrösse zu haben, müssten wir demnach eine Linse von
10 m Brennweite anwenden, was praetisch unmöglich ist.
Ich habe mir daher die Aufgabe gestellt, ein System zu
construiren , welches direct, stark vergrösserte Focalbilder auf-
zunehmen gestattet und dabei deren Grösse in das Belieben
des Operateurs stellt. Die Anwendung von fernrohrartigen
Combinationen aus zwei positiven Linsensystemen ist dabei
durch die verhältnissmässige Länge des entstehenden optischen
Theiles, sowie aus anderen optisch wohl kaum zu bewältigenden
Schwierigkeiten nicht empfehlenswerth. Dagegen ergaben Ueber-
schlagsrechnungen leicht, dass Systeme aus einer positiven und
einer negativen Combination gute Resultate bei geeigneter Con-
struction geben müssten. Auf Grund dieser Rechnungen habe ich
Systeme aus einer langbrennweitigen positiven und einer kurz-
brennweitigen Negativcombination herstellen lassen, welche
schon im ersten Stadium der Annäherung sehr befriedigende
Resultate liefern. Es ist mir möglich gewesen, sehr grosse,
scharfe Focalbilder bei ganz kurzem Camerauszuge zu erzeugen
und mit Leichtigkeit z. B. bei ca. 30 cm Cameralänge Bilder
herzustellen, welche scharf und nahezu eben an Grösse einer
Aequivalentbrennweite von 2,4 Meter entsprechen.
Die beifolgende Fig. 20 veranschaulicht schematisch den
Durchschnitt eines neuen Objectivs:
A ist eine chemisch nahezu corrigirte Convexcombination
(welche für kleine Instrumente verkittet sein kann) von 16 cm
Aquivalentbrennweite und 35 mm Oeffnung, B eine Concav-
linse, ebenfalls chemisch achromatisirt von 3 cm Focus. Sie
besteht aus drei Einzellinsen, die verkittet sind. Nahe der
Convexlinse ist für vollkommene Constrnctionen eine Corrections-
linse anzuordnen, welche die Verzeichnung und die Anomalien
schiefer Strahlenbüsehel corrigirt (siehe die detaillirte Zeich-
nung des optischen Theiles Fig. 21). Beide Linsensysteme sind
gegeneinander durch das stark steigende Gewinde bei E
verschiebbar und zwar kann ihre Distanz zwischen 15,5 und
 
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