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,Wer ist Rembrandt?1
einem Schlage bedeutend an Werth verloren. Deshalb hatte
das Lautner’sche Buch eine ganze Literatur im Gefolge,
welche in einem edlen Zorne sich grossentheils gegen ihn
wandte, leider, gewiss zum Bedauern aller Gebildeten, den
Weg ruhiger, sachlicher Polemik verliess und zuweilen in
gehässigster Weise nicht nur sein Buch, sondern ihn selbst
angriff und der Veröffentlichung seiner Schrift die unlautersten
Motive unterlegte. Und doch hatten seine Gegner, um sich
von der Richtigkeit oder Falschheit seiner Behauptungen zu
überzeugen, nichts weiter nöthig, als ihm vorurtheilsfrei auf
das Gebiet zu folgen, auf welchem er seine epochemachende
Entdeckung gemacht hatte.
Die Thatsache, dass der Besprechung des Lautner’schen
Buches die Spalten dieses Jahrbuchs geöffnet wurden, lässt
den Leser errathen, dass Lautner durch die Photographie
zu seiner Entdeckung gelangt ist. Mit Hilfe der Photographie
hat Lautner unzweideutig erwiesen, dass sich neben den
sichtbaren und deutlich in die Augen fallenden Bezeichnungen
noch weitere, dem blossen Auge unsichtbare, oft mehrere
Male auf demselben Bilde vorfanden. Ueberall fand sich
neben der Bezeichnung Rembrandt’s die Ferdinand Bol’s
und überall mit demselben charakteristischen Zuge.
Lautner hatte sich mit Recht gesagt, dass nur die hoch-
empfindliche photographische Platte im Stande sei, Unter-
schiede im Ton oder Niveauverschiedenheiten, wie sie sich
durch Uebermalung ergeben, dem Auge sichtbar zu machen.
Es ist geradezu bewunderungswürdig, mit welchem Eifer
und welcher eisernen Consequenz Lautner jedes Bild, welches
er untersuchte, in eine Unzahl kleiner Abschnitte zerlegte,
deren jeden er auf das Vorhandensein der Bezeichnung Bol’s
prüfte. Als er erst einmal den Namen „Boi“ gefunden hatte,
suchte er denselben auf allen ihm zugänglichen Bildern.
Freilich standen ihm nicht die Originalgemälde zu Gebote,
aber er benützte für seine Zwecke die tadellosen Kohledrueke
vom Braun in Dörnach, denen wohl Niemand den Vorwurf
der Fälschung machen dürfte.
Fassen wir die Lautner’sche photographische Technik
ins Auge, so ist folgendes zu bemerken: Lautner macht
zunächst von der zu untersuchenden Stelle des Bildes eine
Aufnahme und erhält dadurch ein gewöhnliches Negativ. Da
das Negativ von beiden Seiten druckfähig sein muss, so be-
dient sich Lautner statt der Glasplatten der Films. Von
dem erhaltenen Negativ fertigt er wie gewöhnlich zuerst ein
Positiv. Dieses Positiv wird nun zum zweiten Male von der
,Wer ist Rembrandt?1
einem Schlage bedeutend an Werth verloren. Deshalb hatte
das Lautner’sche Buch eine ganze Literatur im Gefolge,
welche in einem edlen Zorne sich grossentheils gegen ihn
wandte, leider, gewiss zum Bedauern aller Gebildeten, den
Weg ruhiger, sachlicher Polemik verliess und zuweilen in
gehässigster Weise nicht nur sein Buch, sondern ihn selbst
angriff und der Veröffentlichung seiner Schrift die unlautersten
Motive unterlegte. Und doch hatten seine Gegner, um sich
von der Richtigkeit oder Falschheit seiner Behauptungen zu
überzeugen, nichts weiter nöthig, als ihm vorurtheilsfrei auf
das Gebiet zu folgen, auf welchem er seine epochemachende
Entdeckung gemacht hatte.
Die Thatsache, dass der Besprechung des Lautner’schen
Buches die Spalten dieses Jahrbuchs geöffnet wurden, lässt
den Leser errathen, dass Lautner durch die Photographie
zu seiner Entdeckung gelangt ist. Mit Hilfe der Photographie
hat Lautner unzweideutig erwiesen, dass sich neben den
sichtbaren und deutlich in die Augen fallenden Bezeichnungen
noch weitere, dem blossen Auge unsichtbare, oft mehrere
Male auf demselben Bilde vorfanden. Ueberall fand sich
neben der Bezeichnung Rembrandt’s die Ferdinand Bol’s
und überall mit demselben charakteristischen Zuge.
Lautner hatte sich mit Recht gesagt, dass nur die hoch-
empfindliche photographische Platte im Stande sei, Unter-
schiede im Ton oder Niveauverschiedenheiten, wie sie sich
durch Uebermalung ergeben, dem Auge sichtbar zu machen.
Es ist geradezu bewunderungswürdig, mit welchem Eifer
und welcher eisernen Consequenz Lautner jedes Bild, welches
er untersuchte, in eine Unzahl kleiner Abschnitte zerlegte,
deren jeden er auf das Vorhandensein der Bezeichnung Bol’s
prüfte. Als er erst einmal den Namen „Boi“ gefunden hatte,
suchte er denselben auf allen ihm zugänglichen Bildern.
Freilich standen ihm nicht die Originalgemälde zu Gebote,
aber er benützte für seine Zwecke die tadellosen Kohledrueke
vom Braun in Dörnach, denen wohl Niemand den Vorwurf
der Fälschung machen dürfte.
Fassen wir die Lautner’sche photographische Technik
ins Auge, so ist folgendes zu bemerken: Lautner macht
zunächst von der zu untersuchenden Stelle des Bildes eine
Aufnahme und erhält dadurch ein gewöhnliches Negativ. Da
das Negativ von beiden Seiten druckfähig sein muss, so be-
dient sich Lautner statt der Glasplatten der Films. Von
dem erhaltenen Negativ fertigt er wie gewöhnlich zuerst ein
Positiv. Dieses Positiv wird nun zum zweiten Male von der