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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Braunschweig, P.: Ueber stereoscopische Photographien zu wissenschaftlichen Zwecken
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Ueber stere oscopische Photographien, etc.

Stellung für Demonstrationszwecke und den klinischen Unter-
richt anschaulich zu machen bestimmt waren. In grossen
Kliniken mit reichlich zuströmendem Krankenmaterial wird
das Bedürfniss nach photographischer Wiedergabe solcher
Erkrankungstypen, die sich bereits äusserlich markiren, weniger
hervortreten; und doch kommen auch hier Fälle zur Beob-
achtung, deren Seltenheit oder Eigenart den Wunsch nach
Fixirung durch die Photographie hervorruft. Nun ist zwar
schon jetzt die Photographie in vielen, zumal Universitäts-
Kliniken, als ein häufig und gern benutztes Hilfsmittel heimisch
geworden, indessen hat die Stereophotographie noch gar
nicht, oder nicht entfernt in dem Masse, das ihr zukommt,
sich Geltung zu verschaffen gewusst. Woran liegt das? Die
Vortheile der Vorführung von Bildern im Stereoscop sind gerade
für den Mediciner, der es häufig mit sehr schwierig darzu-
stellenden räumlichen Verhältnissen zu thun hat, bedeutende,
und die gesammte Technik der Herstellung von Einzelbildern
und von Stereogrammen ist, von einer geringfügigen Manipu-
lation abgesehen, genau die gleiche, so dass sich hieraus die
ablehnende Haltung der interessirten Kreise nicht erklären
lässt. Vielleicht fehlte es bisher nur an einem energischen
Vorgehen und zu diesem anzuregen, ist der Zweck dieser Zeilen.
Verfasser beschränkte sich bei seinen Aufnahmen Sim
grossen Ganzen auf die äusserlich sichtbaren gröberen Ver-
änderungen am Auge und seiner Umgebung: Dislocationen
des Augapfels selbst sind, wenn sie noch keinen hohen Grad er-
reicht haben, durch die Zeichnung oft nicht wiederzugeben.
Die Betrachtung im Stereoscop lässt vermöge der in die
Augen springenden Körperlichkeit die geringsten Abweichungen
von der Norm, sowie kleine Differenzen beider Seiten objectiv
und zweifellos zu Tage treten. Dass der Sitz, der Umfang
und alle wichtigen räumlichen Verhältnisse von Geschwülsten,
welche von den Lidern oder in der Umgebung des Auges,
auf Stirn, Wangen, Schläfe entspringen, durch stereoscopische
Aufnahmen auf das Prägnanteste zur Anschauung zu bringen
sind, bedarf keiner besonderen Ausführung. Aber auch die
auf ein weit kleineres Gebiet beschränkten Difformitäten an
den Lidern, die Stellungsmomalien, wie sie grossenteils
in Folge äusserer Schädlichkeiten auftreten — nach Ver-
brennungen z. B. — sind auf jedem halbwegs guten Stereo-
gramm nicht bloss dem geübten Beobachter, sondern auch dem
studirenden Anfänger bequem erkennbar zu machen.
Eine andere Gruppe von Ansichten umfasst die Verän-
derungen des Gesichtsausdrucks, welche im Anschluss an
 
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