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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 6.1892

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Luckhardt, Fritz: Betrachtungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44412#0295

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Betrachtungen.

281

Porträt-Aufnahmen, welche früher wegen Mangel an Licht oder
Unruhe des Aufzunehmenden geradezu unausführbar waren, ermög-
licht und der Photograph, welcher in erster Linie die Quantität der
Aufnahmen im Auge hat, vermag Zeit und Licht weit mehr wie
früher zu verwerthen. Trotzdem ist es sehr bedauerlich, dass
so wenige Photographen, welche früher das nasse Verfahren
mit bestem Erfolg angewendet, dasselbe nicht mehr ausüben
und die jüngere Generation es kaum mehr für nöthig hält,
dasselbe zu erlernen. Fast immer paart sich bei dem photo-
graphischen Verfahren zu dem Vortheil irgend ein Nachtheil
und ist es ein grosses Unrecht, wenn der Photograph eine
neue Erfindung so lange unbeachtet lässt, bis er durch die
Concurrenz gezwungen wird, dieselbe einzuführen, als wenn
er die älteren Verfahren vollständig ignorirt. Gerade in den
früheren Methoden liegt eine Fülle von Erfahrungen und An-
regungen und viele von ihnen werden früher oder später wieder
auf der Oberfläche erscheinen, wenn auch in irgend einer
Weise verändert, wie es jetzt beispielsweise mit der Platintonung
und den Platindrucken der Fall ist.
Letztere machen jetzt dem Albumindruek durch ihren be-
stechenden Anblick Concurrenz, verdanken aber doch nur ihren
Erfolg beim Publicum der Honigwaare, als deren Imitation sie
erscheinen und dem Glauben an ihre Haltbarkeit. Meine Be-
obachtungen lassen mich an der Unveränderlichkeit der Platin-
bilder gerechte Zweifel erheben und behaupten, dass bei ge-
wissenhafter Fabrication, sorgfältigerer späterer Behandlung
des Albuminpapiers, Abdrücke von diesen gemacht werden
können, welche eine lange Reihe von Jahren unverändert
bleiben und deren Zugrundegehen mit der Papiermasse zu-
sammenhängt, ebenso wie es bei allen anderen Drucken und
auch bei Platinbildern der Fall sein wird. Ich besitze Albumin-
bilder, welche vor dreissig Jahren gedruckt wurden und besser
aussehen als Bilder, die in den letzten Jahren angefertigt.
Nicht nur, dass das Albuminpapier als solches trotz seines
Formats kaum die Hälfte des heutigen betragenden Preises,
weitaus besser, waren auch die Cartons, auf welche die Bilder
aufgezogen wurden, reiner und nicht mit allen möglichen
Stoffen versetzt, welche den nachtheiligsten Einfluss ausüben
und die Zerstörung der Bilder herbeiführen. Die Salzbilder,
namentlich die Abdrücke auf Alge'in- und Nitroglueose-Papier,
waren von fast demselben Aussehen wie die heutigen Platino-
typien und nach sorgfältiger Auswässerung gewiss von grosser
Dauerhaftigkeit, wie uns eine jahrelange Erfahrung lehrt, welche
wir erst bei neueren Verfahren erwerben müssen.
 
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