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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Staudenheim, R. von: Ueber Aufnahmen bei künstlichem Lichte
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Ueber Aufnahmen bei künstlichem Lichte.

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Blitze die nächste Umgebung der Lampe mit unverbrannten
Pulvertheilen bedeckt erscheint, welche nicht genügend stark
und lange erhitzt wurden, um zu verbrennen. Der Feuermantel
der Flamme, welche übrigens immer mittels starkem Alkohol her-
gestellt werden soll, muss so dicht sein, dass keiner der durch-
geblasenen Theile des Magnesiumpulvers unverbrannt durch-
gelassen wird. Man verlangt von der Flamme vor Allem grosse
Hitze. Vielleicht würde sich hierzu am besten eine Wasserstoff-
damme eignen.
Dadurch, dass auch alle Theile des Magnesiumpulvers, welche
durch den grossen Flammengürtel dringen, wirklich verbrennen,
wird natürlich eine viel grössere Leuchtkraft erzielt, auch ge-
schieht die Verbrennung bei genügend heisser Flamme rascher,
weshalb man recht gut Momentaufnahmen damit machen kann.
Ich habe, ohne mir einzubilden, eine Erfindung gemacht
zu haben, eine äussert einfache Vorrichtung construirt, welche
gestattet, auch eine grössere Dosis Magnesiumpulver durch eine
ca. 10 cm breite Flamme durchzublasen; hierbei gelangt wohl
die ganze Menge des durchgeblasenen Pulvers zur Verbrennung,
Eauch wird dabei nur wenig erzeugt, und man findet keine
unverbrannten Pulvertheile; der Lichteffect ist ein so kolossaler,
dass in nicht zu grossen Bäumen stets eine Lampe genügt.
Wie bei allen derartigen Aufnahmen, hängt das Gelingen von
der richtigen Placirung der Lampe und der für die Grösse
der Gruppen und des Baumes richtig bemessenen Dosis
Magnesiumpulver ab. Von dem „zuviel ist ungesund“ stammen
die bleichen krampfhaften Gesichter, die starr aufgerissenen
oder ganz geschlossenen Augen, wie man derartige Uebelstände
zu sehen öfters Gelegenheit hat. Ursache ist immer zu viel
und zu nahes oder zu tief gestelltes Licht. Bei richtigem Vor-
gänge und mit der richtigen Lampe wird man Aufnahmen her-
stellen, welche den Eindruck machen, bei Tageslicht im Atelier
aufgenommen worden zu sein. Obgleich es solchen Bildern,
wenigstens bei uns, nie recht gelang, Anklang zu finden,
so wird man doch zugeben, dass es für den Fachmann
werthvoll sein muss, unter allen Verhältnissen eine gute Auf-
nahme herstellen zu können. Leider hat sich bei uns nie ein
solcher für diese Speeialität interessirt und es war dies bisher
nur ein Spielzeug für Dilettanten, welche übrigens mitunter recht
Gelungenes lieferten.
In neuerer Zeit scheint das Aluminium das Magnesium-
pulver verdrängen zu wollen, da ersteres bedeutend billiger ist
und weniger Bauch erzeugt.
 
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