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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Vogel, Hermann Wilhelm: Ueber Photographie natürlicher Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0297

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Ueber Photographie natürlicher Farben.

285

Ueber Photographie natürlicher Farben.
Von Prof. Dr. H. W. Vogel in Berlin.
Seit länger als einem Jahre wird die Frage der Farben-
photographie lebhaft ventilirt. Grosse Hoffnungen gehen mit
grossen Zweifeln Hand in Hand. Sobald nach einer Richtung
hin von irgend einem Forscher ein Schritt vorwärts gethan
worden ist, kommen auch sofort so und so viel Nachahmer,
die wo möglich behaupten, sie hätten dies oder das schon
früher gefunden.
Das ist bei jeder Erfindung so und wenn die Nachahmer
sich auf Ben Akiba’s Ausspruch berufen: Alles schon da-
gewesen, so kann darauf entgegnet werden: Es war vielleicht
schon da, aber nicht in der Vollkommenheit. So war der
Lichtleimdruck vulgo Lichtdruck sicher schon vor JosefAlbert
da. Tessie de Mothay aus Metz führte solche Lichtleim-
drucke auf der Pariser Weltausstellung 1867 practisch vor.
Ich habe noch Proben von ihm. Aber seine Leimdruckplatten
platzten nach 70 Abdrücken von der Unterlage (Kupfer) herunter.
Jos. Albert nahm statt Kupfer Glas, festigte die Leimschicht
durch Belichtung von hinten und stellte damit ein Columbusei
auf den Kopf. Er machte dadurch Tessie’s Verfahren erst
lebensfähig; und als er mit den Principien: Rückseitige Be-
lichtung und Glasunterlage an die 0Öffentlichkeit trat, da
standen plötzlich ein Dutzend Erfinder des Lichtdrucks da,
die vorher nicht weiter gekommen waren wie Tessie de
Mothay und nun von Josef Albert bestens profitirten.
Hinter Josef Albert hat sich eigentlich nur Josef Ober-
netter durch Einführung des Untergusses wesentliche Ver-
dienste um den Lichtdruck erworben.
Jetzt hört man auch gegenüber der neuen Photographie
in Naturfarben sagen: Alles schon dagewesen.
In der That reichen die ersten Versuche bis zum Jahre 1810
zurück (Seebeck). Viele haben seitdem daran gearbeitet,
aber trotz alledem bleibt Lipp mann der erste, der das grosse
Problem der Fixirbarkeit der „Photochromieen“ löste. Das
war bisher noch nicht dagewesen, trotz Ben Akiba.
Aber sein Verfahren ist leider unsicher, es gelingt nur
unter besonders günstigen Umständen, wie Krone’s und
Thuring’s Experimente bewiesen haben1).
Wir befinden uns jetzt nach Lippmann’s Entdeckung
ungefähr in demselben Stadium wie die Daguerreotypie in

1) Siehe photogr. Mittheilungen, Jahrgang XXIX, p. 68.
 
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