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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Vogel, Hermann Wilhelm: Ueber Photographie natürlicher Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0298

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286

Ueber Photographie natürlicher Farben.

ihrer allerersten Zeit. Der Hauptmangel an dem schönen
Process ist der, dass er nicht zur Vervielfältigung dienen kann.
Jedes neue Bild erfordert eine neue Aufnahme. Das entspricht
nicht mehr dem jetzigen Stande der Photographie, die zur ver-
vielfältigenden Kunst geworden ist.
Insofern hat man dem indirecten Naturfarben-Druckver-
fahren, wie es seit Ran sonn et und Collen mannigfach ver-
sucht worden ist, jetzt erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet.
Wenn dieses Verfahren Jahrzehnte lang nur geringe Erfolge
aufwies, so war wesentlich der Mangel an Farbenverständniss
die Ursache. Die Regel Ducos du Hauron’s, drei Negative
durch gelbes, rotlies resp. grünes oder violettes Strahlenfilter
aufzunelimen und mit den Complementärfarben zu drucken,
musste zu Misserfolgen führen, denn kein Begriff ist schwanken-
der und unsichrer als der der Complementärfarbe. Die Angaben
der Physiker gelten nur für Speetralfarben und sind für Druck-
farben absolut nicht zu gebrauchen. Es ist leicht nachzuweisen,
dass es für ein und dieselbe Spectralfarbe mehrere Complementär-
farben gibt, handelt es sich aber um Druckfarben, so habe
ich bereits 1886 betont, dass jede derselben complementär zu
den Strahlen ist, welche sie absorbirt und dass eine Annäherung
und Naturwahrheit nur erreicht werden kann dadurch, dass
man den optischen Sensibilisator oder einen ihm spectroskopisch
ähnlichen Körper als Druckfarbe für die betreffende Platte
nimmt.
Das klingt sehr theoretisch, aber ohne Theorie kommt man
hier nicht weit. Wenn diese so grau wäre, als Mephistopheles
sie hinstellt, so hätte die ganze Structurchemie, die man spott-
weise die sechseckige nennt und der man grandiose Erfolge
für die Praxis verdankt — ich erinnere nur an künstliches
Alizarin— künstlichen Indigo — künstliche Salicilsäure, ein-
packen können.
Freilich wird auch auf diesem Gebiet der Empiriker neben
dem Theoretiker zu experimentiren suchen, ähnlich wie im
Gebiet der Optik Empiriker, die nicht rechnen können, Linsen-
combinationen zusammensetzen. Die Erfolge der Theorie auf
diesem Felde (ich erinnere nur an Steinheil, Zeiss. Abbe,
Schott) beweisen aber, dass gründliches Studium zu Resultaten
führt, die durch, blosses blindes darauf los Experimentiren
niemals erreicht werden können.
Ich habe oben mit Absicht von Annäherung in der Natur-
farbe gesprochen. Ich betone dieses, denn absolute Wahrheit
ist auch auf diesem Gebiete unerreichbar. Es gibt keine
 
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