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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Kayser, H.: Ergebnisse der Spectralphotographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0198

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Ergebnisse der Spectralphotographie.

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Ergebnisse der Spectralphotographie.
Von Prof. Dr. H. Kayser in Hannover.
Durch die ausserordentlichen Fortschritte, welche im letzten
Jahrzehnt in der Bestimmung der Wellenlängen von Spectral-
linien gemacht worden sind, Fortschritte, welche wir in erster
Linie der Benutzung photographischer Methoden, in zweiter
Linie den Bowl and ’schen Concavgittern verdanken, ist es
möglich geworden, das unübersehbare Gewirr in einem linien-
reichen Spectrum wenigstens einigermassen zu ordnen und
nachzuweisen, nach welchen Gesetzen die Spectren gebaut
sind. Dass die verschiedenen Linien nicht zufällig über das
Spectrum vertheilt sind, dass zwischen ihnen ein gesetzmässiger
Zusammenhang existiren müsse, wie zwischen den verschiedenen
Tönen, welche eine Saite, eine Pfeife, eine Glocke geben, hat
man längst vermuthet, aber das Gesetz auffinden konnte man
erst, nachdem genauere Messungen vorlagen.
Von je her war das Spectrum des Wasserstoffs wegen
seiner grossen Einfachheit am genauesten gemessen worden;
für seine Linien fand zuerst Balmer das Gesetz, welches aus
einer höchst einfachen Formel alle Linien zu berechnen ge-
stattet. Dann fanden C. Runge und ich, sowie kurz darauf
Rydberg, dass bei einer grossen Zahl von Elementen alle
oder doch die wichtigsten Linien sich in eine Anzahl ähnlicher
Linienserien theilen lassen, wie deren eine bei Wasserstoff
vorkommt; das scheinbar regellose Gewirr der Linien entsteht
nur dadurch, dass diese Serien über einander liegen.
Noch in einer zweiten Richtung offenbarte sich nun der
völlig gesetzmässige Bau der Spectren: bei einigen Elementen
treten solche Serien stets paarweise auf, bei anderen stets zu
je dreien. Chemisch verwandte Elemente haben in dieser Be-
ziehung stets ähnliche Spectren; so zeigen z. B. alle Alkalien
Serienpaare, alle alkalischen Erden Triplet-Serien. Auch die
Lage der Serien im Spectrum ist gesetzmässig: in jeder Gruppe
chemisch verwandter Elemente rücken mit wachsendem Atom-
gewichte die Serien nach dem rothen Ende des Spectrums, die
Schwingungen werden langsamer mit zunehmendem Gewichte
der Atome. Wir haben dies bisher für 5 Gruppen von Ele-
menten nachweisen können. Von einer Gruppe zur nächst-
folgenden aber rückt das Spectrum stark nach der Seite der
kürzeren Wellen, so stark, dass wir bei der letzten Gruppe
(Al, In, TI) bis an die bisher photographirbare Grenze des
Spectrums, der Wellenlänge 200 Millionstel Millimeter, gelangt
sind. Für die weiteren Elemente wird man also die Serien
 
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