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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Wolf, Max: Die Photographie der Cometen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0322

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310

Die Photographie der Cometen.

Die Photographie der Cometen.1)
Von Max Wolf in Heidelberg.
Schon früh begann man zu versuchen, diese merkwürdigsten
aller Himmelskörper photographisch abzubilden. Allein es
stellten sich diesem Beginnen lange Zeit kaum überwindliche
Schwierigkeiten in den Weg.
Die Cometen folgen wie die Sterne am Himmel der täg-
lichen Bewegung, aber gleichzeitig bewegen sie sich unter den
Sternen mit meistens recht beträchtlicher Geschwindigkeit hin.
Da ihr Licht nur schwach photographisch wirksam ist, so
muss die Platte oft lange Zeit, manchmal mehrere Stunden
lang, auf dasselbe exponirt werden. Man ist also gezwungen,
den Apparat fortwährend auf den bewegten Cometen gerichtet
zu halten — zu pointiren, wie man sagt.
Die astronomischen Instrumente, Aequatoreale, sind mit Uhr-
werken versehen, die dieselben im Sinne der Bewegungen gänzlich
den Fixsternen nachführen. Diese Uhrwerke sind aber sehr
schwer so gehend zu machen, dass sie fehlerlos die Instrumente
den Sternen nachbewegen. Um diese Fehler corrigiren zu können,
wird neben dem photographischen Fernrohr und fest mit demselben
verbunden ein zweites Fernrohr befestigt, das mit einem Faden-
kreuz versehen ist. Der Astronom schaut durch dieses Fern-
rohr — den Pointer — und hält den Apparat während der ganzen
Aufnahme mit Hilfe von Bewegungsvorrichtungen stets so ge-
richtet, dass das Fadenkreuz vor einem der Sterne der zu
photographirenden Himmelsgegend unverrückt stehen bleibt.
Auf diese Weise corrigirt man also die Fehler des Triebwerkes
Nun besitzen aber die Cometen eine beträchtliche, eigene
.Bewegung gegen die umgebenden Fixsterne. Will man sie
also scharf photographiren, so muss man den Apparat stets
auf den Cometen selbst gerichtet halten — den Cometenkern
pointiren. Da sich der Comet im Allgemeinen nicht in der
Richtung der täglichen Bewegung der Sterne, sondern unter
einem beliebigen Winkel gegen dieselbe bewegt, so muss man
nicht nur die Bewegung der treibenden Uhr corrigiren, sondern
man muss auch fortwährend in der zur täglichen Bewegung
senkrechten Richtung die Lage des Instrumentes verändern,
um den Cometen im Fadenkreuz des controlirenden Fernrohrs
zu erhalten.
Ist der Comet hell und der Pointer lichtstark, so ist diese
Arbeit relativ leicht. Ist dies aber nicht der Fall, sondern,

1) Siehe 3 Abbildungen.
 
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