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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Wolf, Max: Die Photographie der Cometen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0323

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Die Photographie der Cometen.

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wie meistens, der Comet lichtschwach, dann wird die Arbeit
sehr schwierig und anstrengend, weil man das Fadenkreuz
des Pointers nicht mehr gut vor dem lichtschwachen Cometen-
kopf sehen und daher nur mit der grössten Anstregung dem
Cometen nachfolgen kann. Andererseits wird aber dann die
Schwierigkeit auch dadurch vermehrt, dass man jetzt die Platte
viel länger dem schwachen Cometenlichte aussetzen muss, um
überhaupt einen Lichteindruck zu erhalten.
Vor der Erfindung der Trockenplatten war es daher eine
grosse Seltenheit, wenn einmal eine Cometenphotographie
gelang. Das erste Mal überhaupt wurde die Photographie im
Jahre 1858 auf einen Cometen angewandt und zwar auf den
hellen und grossen Donati’schen Cometen, der dem Auge
einen prächtigen Anblick darbot. Warr en de la Eue, der
Pionier der photographischen Astronomie, versuchte mit einem
lOfüssigen Fernrohr den Cometen aufzunehmen. Der Versuch
misslang.
Mr. Usherwood, der Photograph Common’s, war
glücklicher. Er erhielt mit einer kleinen Porträt-Linse von
kurzer Brennweite ein gut gelungenes Bild des Cometen.
Hierdurch war bereits damals der Weg angegeben, auf
welchem man mit Erfolg Cometen photographiren konnte. Es
mussten Instrumente benutzt werden, bei denen das Verhältniss
von Oeffnung zur Brennweite möglichst gross war.
Es konnte ja auch nicht anders sein; denn die Bilder
von ausgedehnten Objecten, wie es die Cometen sind, werden
auf der Platte, unabhängig von dem Durchmesser der Linsen,
um so heller, je kleiner sie werden, d. h. je kürzer die Brenn-
weite der Linsen genommen wird. Nur das Verhältniss von
Oeffnung zur Brennweite bestimmt die Helligkeit auf der Platte,
nicht die Oeffnung selbst. Die Lichtstärke ist proportional
dem Quadrate des Bruches: Durchmesser durch Brennweite.
Um also einen Eindruck von einem schwachen Cometen
zu erhalten, welcher zum Beispiel bei einer Linse von 7 cm
Oeffnung und 21 cm Brennweite nach 1 Stunde Belichtung
gerade eben noch auf der Platte herauskommt, müsste man
mit einem grossen Objectiv von 32 cm Oeffnung, das aber
320 cm Brennweite besässe, volle 11 Stunden belichten, um
einen schwachen Lichteindruck zu erhalten. Diese letztere
Belichtung ist aber schon deshalb unmöglich, weil während
dieser langen Zeit der Comet so seine Gestalt verändert, dass
die ganze Aufnahme unscharf und unbrauchbar wird.
Zur Aufnahme der Cometen musste man also Linsen oder
Teleskop-Spiegel von kurzer Brennweite benutzen, wenn man
 
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