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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Steinheil: Die Schärfe bei Momentaufnahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0296

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284

Die Schärfe bei Momentaufnahmen.

multipliciren, um die Aufstelldistanee zu erhalten, dieselbe
wäre in diesem Falle 180 m.
Es ist nun aber, hauptsächlich für den Amateurphoto-
graphen, misslich, wenner stets mit einer Tabelle ausgerüstet
sein soll, aus welcher er die Aufstelldistanee in jedem einzelnen
Falle erst entnehmen muss; meistens würde er hierzu über-
haupt die Zeit nicht finden können. Die Tabelle wird also
für den Ateliergebrauch, und wo es sich sonst um wohl vor-
bereitete Aufnahmen handelt, zu verwenden sein, nicht aber
zum feidmässigen Gebrauch auf Touren etc. Für diese
letzteren Zwecke werden meist Handcameras verwendet, deren
Verschluss wohl selten eine kürzere Belichtungsdauer als
1/ioo Secunde gestatten dürfte — wenigstens haben eine Reihe
von mir in dieser Richtung angestellte Versuche dieses Resul-
tat ergeben. Ueberhaupt dürfte es auch bei rascher wirkenden
Verschlüssen nicht oft möglich sein, die Belichtungsdauer auf
weniger als 1/i00 Secunde zu bringen. Man wird daher in den
meisten Fällen nicht weit fehlen, wenn man annimmt, der
Verschluss gestatte eine Belichtungsdauer von 1/100 Secunde,
um was es langsamer geht, das wird an Schärfe eingebüsst;
das Bild wird aber doch noch genügend scharf erscheinen,
denn die oben gestellte Bedingung, dass x nicht grösser
werden dürfe als 0,1 mm. liefert Negative, welche sich noch
gut vergrössern lassen; kürzere Belichtungsdauer wird aber,
wie gesagt, nur selten zu erreichen sein, und in diesen Aus-
nahmefällen möge dann obige Tabelle benutzt werden. Für
gewöhnlich aber kann man annehmen, der Verschluss belichte
in 1/]00 Secunde, dadurch wird unsere Gleichung III
a — lioo X ~
■oder in der Form Illa
a = 100XcX^-
Sie spricht also folgende Regel aus: Die 100fache Ge-
schwindigkeit des bewegten Objectes- mit der Brennweite des
anzuwendenden Objectives multiplicirt gibt die Aufstelldistanee.
Mit Hilfe dieser einfachen Regel ist jedermann im Stande,
gleich die richtige Aufstellung bei Momentaufnahmen zu machen.
Man braucht nur einige Geschwindigkeiten, wie z. B. die eines
Fussgängers, eines Pferdes im Trab und im Galopp und eines
Schnellzuges, im Kopfe zu behalten, um für jeden vorkommenden
Fall gewaffnet zu sein.
 
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