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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Gothard, Eugen von: Die Vortheile der Photographie bei Spectralstudien lichtschwacher Himmelskörper
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0116

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Die Vortheilo der Photographie bei Spectralstudien etc. 103

Andere interessante Resultate habe ich mit einem schönen
grossen Objeetiv-Prisma erhalten, welches von Herrn Fabrik-
director Pauly für Herrn von Konkoly auf eine meisterhafte
Weise geschliffen wurde, die Freundlichkeit meines letztgenannten
Freundes hat mir die Möglichkeit geboten, einige seit Jahren
geplante Studien zu vollbringen, welche ich ganz kurz be-
schreiben werde.
Nach mehreren Vorstudien nahm ich meist das Spectrum
des Ringnebels in der Lage auf, welches mit dem Auge be-
trachtet aus einer hellen Linie besteht, da aber mit dem Prisma
kein Spalt in Verbindung ist, glaubte ich mehrere Ringe den
hellen Linien entsprechend zu erhalten. Es geschah auch so,
meine Aufnahme mit 3l/a Stunden Exposition zeigt sechs Ringe
von verschiedener Helligkeit, von welchen der äusserste ultra-
violette der hellste ist. Darum hat der Nebel so grosse chemische
Wirkung, dass er trotz seiner Lichtschwäche in verhältniss-
mässig kurzer Zeit kräftige Bilder gibt.
Bei dem sogenannten „Dumbbell“-Nebel erhielt ich nur
ein Bild, als wenn kein Prisma eingeschaltet gewesen wäre,
welches alle Details, Knoten etc. einer directen Aufnahme zeigt.
Ich habe auch lichtschwache Stern -Spectren mit grossem
Vortheile aufgenommen, indem ganz unbekannte Regionen zum
Vorscheine kamen, welche vielleicht ohne das Objectiv-Prisma
mit gewöhnlichen Spectrographen nur mit den mächtigsten In-
strumenten der Welt zu photographiren wären, deren Beschreibung
aber zu weit führen würde.
Die Anwendung des Objectiv-Prismas ist nicht neu. Fraun-
hofer hat es schon bei seinen unsterblichen Untersuchungen
benutzt. In Amerika an der Sternwarte in Cambridge wird es
auch jetzt zu photographischen Spectralstudien angewendet, wo-
selbst sogar ein Spectral-Sterncatalog mit demselben angefertigt
wurde. Mir scheint aber, es wird bei uns etwas zu gering
geschätzt, seine Kraft bei den Untersuchungen lichtschwacher
Objecte scheint ganz unbekannt zu sein.
Sein einziger Nachtheil ist, dass ein Vergleichen mit irdischen
Stoffen unmöglich ist, weil das Prisma direct vor das Fernrohr-
Objectiv gesetzt wird, also besitzt das Instrument keine Spalte.
Es ist aber immer möglich, einige Linien in dem Spectrum zn
identificiren und auf diese Weise einen Anschluss zum Aus-
messen der unbekannten Region zu erhalten.
 
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