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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Schumann, Viktor: Das Absorptionsspectrum des Bromsilbers bei steigender Temperatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0174

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Das Absorptionsspectrum des Bromsilbers etc. 161
Vergleicht man das photographirte Spectrumbild des Sonnen-
lichts mit dem Absorptionsspectrum des lichtempfindlichen
Bestandtheils der Aufnahmeplatte, dann wird man in Ueber-
einstimmung mit dem vorstehenden finden, dass die Haupt-
wirkung auf der Platte, dort auftritt, wo das Lichtband im
subjectiven Spectrum am dunkelsten erscheint. Bei Gelatine-
bromsilber ist dies im Indigo der Fall, ohngefähr bei Wellen-
länge 450. Wird die absorbirende Schicht dicker, dann rückt
die Dunkelheit nach dem Cyanblau hin; diesseits 470 bemerkt
man aber auch dann eine nur mässige Helligkeitsabnahme.
Das stimmt vollkommen mit der spectralen Empfindlichkeit
der Platte überein, denn es ist ja hinreichend bekannt, dass
die gewöhnliche Gelatineplatte im Cyanblau nur mässige Färbung
annimmt.
Wie die lichtempfindlichen Modificationen des Bromsilbers,
die körnige und die pulverige, so absorbirt auch die glasige
Masse, die man erhält, wenn man dieselben schmilzt und er-
starren lässt, dieselben Lichtstrahlen. Dieses Verhalten des
geschmolzenen Bromsilbers beobachtete schon vor zwei Jahr-
zehnten der durch seine photochemischen Untersuchungen wohl-
bekannte Gelehrte Schultz-Sellack.
Nicht ohne Einfluss auf die Lichtempfindlichkeit der photo-
graphischen Platte ist die Wärme. Nach meinen Beobachtungen
verliert eine photographische Gelatineplatte, wenn man sie in
höherer Temperatur trocknet, immer etwas an Empfindlichkeit;
dagegen arbeitet sie schneller, wird auch etwas empfindlicher,
wenn die Erwärmung nach dem Trocknen vorgenommen wird,
und die Beduction des Bromsilbers geht im Entwickler fast
momentan in der ganzen Schicht vor sich, wenn die Temperatur
mehr als 100 Centigrad beträgt. Das Bromsilber verhält sich
hiernach, je nach der Temperatur, der es ausgesetzt wird, dem
Licht und dem Entwickler gegenüber verschieden. Es stand
zu erwarten, dass auch seine Absorptionsfähigkeit für die
Lichtstrahlen durch ein Erwärmen eine Aenderung erfahren
würde. Bestärkt in dieser Annahme wurde ich durch den
Umstand, dass das Bromsilber beim Schmelzen seine Farbe
total verändert.
Ich habe meine hierauf bezüglichen Versuche ausschliesslich
mit solchem Bromsilber angestellt, das mit überschüssigem
Bromalkali ausgefällt worden war. Der flockige Bromsilber-
niederschlag wurde wiederholt gewaschen, erst dann auf das
Filter gebracht und getrocknet Das Trocknen erfolgte auf
verschiedene Weise. Einmal im Trockenschranke bei Zimmer-
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