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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Schumann, Viktor: Das Absorptionsspectrum des Bromsilbers bei steigender Temperatur
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Das Absorptionsspcctrum des Bromsilbers etc.

mehr wissenschaftliches Interesse bieten, so dürfte das Ver-
halten der geschmolzenen Silberhaloidsalze doch auch für die
practische Photographie nicht ganz bedeutungslos sein. Ueber-
legt man, dass das geschmolzene und erkaltete AgBr dieselben
Strahlen absorbirt wie die photographische Platte, so steht
auch zu erwarten, dass schon bei einer mässigen Temperatur-
steigerung die Absorption für die minder brechbaren Strahlen
ähnlich wächst wie beim Erhitzen des ersteren. Es wird sonach
die photothermische Energie im leuchtenden Spectrum zu Vor-
gängen Anlass geben, die erfahrungsgemäss im Blau und im
Violett den Zerfall der Bromsilberpartikel einleiten, überhaupt
die photographische Empfindlichkeit bedingen. Wenn sich nun
auch nicht ohne Weiteres behaupten lässt, dass die Gelb- und
Rothempfindlichkeit der gewöhnlichen Platte lediglich aus der
Wärmewirkung der Lichtstrahlen resultirt, so unterliegt es
doch keinem Zweifel, dass die Wärme, eben weil sie die Ab-
sorption für die gelben und rothen Strahlen erhöht, die photo-
chemische Wirkung derselben kräftig unterstützt.
Wenn sich die Wandlung der photothermischen Energie
in photochemische auch auf die Infrastrahlen erstrecken sollte,
dann würde sich damit eine hoffnungsvolle Perspective für die
photographische Erforschung des Infrarothen eröffnen. Bisher
hat man bei der Wahl der hierzu benöthigten Prismen und
Linsen meist auf deren Durchlässigkeit für die leuchtenden
Strahlen, weniger auf ihre Diathermanität Rücksicht genommen.
Kommen aber die wärmewirkenden, die sogenannten dunkeln
Strahlen beim Photographiren des Infrarothen ebenso zur Geltung
wie im Gelb und Roth, dann würde hierfür ein möglichst
diathermanes Medium grössere Vortheile gewähren, als man
bisher angenommen hat. Dem Steinsalz, dem liier, allen
optischen Medien voran, der Vorzug gebühren würde, möchte
ich gleichwohl das Wort nicht reden. Polirte Steinsalzflächen
werden vornehmlich in feuchter Atmosphäre bald trübe und
undurchsichtig; sie erforden darum ein fortwährendes Nach-
poliren, wenn ihre Durchlässigkeit nicht empfindlich reducirt
werden soll. Dahingegen bietet Flussspath, der in der Reihe
der diathermanen optischen Medien dem Steinsalz am nächsten
steht, alle Eigenschaften, die der Photographie des Infrarothen
förderlich sein können. Bei einer ausgezeichneten Licht- und
Wärmedurchlässigkeit bildet er, seiner Härte halber, ein werth-
volles Material für Prismen und Linsen, die einer vollendeten
geometrischen Form bedürfen, und andererseits gewährleistet,
im Gegensatz zu Steinsalz, seine Unempfindlichkeit gegen die
atmosphärische Luft unbegrenzte Haltbarkeit seiner Politur.
 
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