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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Riehm, Gottfried: Photographische Versuche mit Electricität
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https://doi.org/10.11588/diglit.47901#0252

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Photographische Versuche mit Electricität.

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der Negativfigur zart gelichtet. Es ist evident, dass diese
Figuren ungleich eleganter und instructiver sind, als die mit
Lycopodium hergestellten, von denen namentlich die Negativ-
figur gar keine Strahlen zeigt.
Fig 65 endlich ist nach dem Princip des Rosetti’schen
Apparates so hergestellt, dass die Platte mit der Glasseite auf
eine isolirte runde Metallscheibe gelegt wurde, welche ihrerseits
mit dem einen Conductor einer Influenzmaschine verbunden
war und somit als einseitiger Belag einer Franklin’sehen Tafel
fungirte. Der andere Conductor wurde mittels eines gewöhnlichen
Entladers mit der Mitte der nach oben gekehrten Schichtseite der
Platte verbunden, darauf die Maschine in Gang gebracht und
ihre Conductoren auf etwa 2 cm auseinander gezogen. Nach
kurzer Zeit erfolgte Entladung zwischen den Conductoren unter
gleichzeitigem Auftreten der bekannten verästelten Strahlenfigur
auf der unbelegten (Schicht-) Seite der Platte. Die letztere
wurde nun entwickelt, und das Bild zeigt nun die Wanderung
der Electricität in klarster Weise. Die Sonnenfigur nämlich ent-
spricht dem Ausströmen der Electricität vom Conductor des
Entladers auf die unbelegte empfindliche Schicht, die starken,
theilweise zackig verlaufenden Linien mit den zierlichen, feder-
förmigen Anhängen dem Zurückströmen der Electricität beim
Ausgleich zwischen den Conductoren der Maschine. Die un-
deutlichen hellen Stellen im Umkreise sind auf die Funken
zurückzuführen, welche auf der Glas Seite zwischen Glas
und Metallplatte bei der Entladung auftreten.
Die Frage, ob die Electricität selbst es ist, welche die
Zersetzung des Silbersalzes bewirkt, oder das beim Ausgleich
der Electricitäten auftretende Licht, glaube ich im letzteren
Sinne beantworten zu sollen. Denn wenn man eine photo-
graphische Platte nach Art der Franklin’ sehen Tafel beiderseitig
belegt und dieselbe in üblicher Weise lädt, so erhält man
zwar am Rande des Belags die Spuren ausströmender und auf
die Platte überspringender Electricität, aber keineswegs wird
die ganze unter dem Belag befindlich gewesene Stelle der
Platte geschwärzt, was doch eintreten müsste, wenn die Elec-
tricität selbst die Ursache der Silbersalzreduction wäre. Der
Umstand, dass man bei dem oben erwähnten Versuche Fig. 64
nur unmittelbar unter dem Ringe winzige Funken auf die
Platte übergehen sieht, während die Strahlen der entstehenden
Figur mehrere Centimeter lang sind, kann als Gegenbeweis
nicht angeführt werden, da gerade die am kräftigsten redu-
cirenden chemischen Lichtstrahlen für das menschliche Auge
nicht wahrnehmbar sind.
 
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