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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Regeln für das Sparen
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Neuheiten: herablaßbare und aufziehbare Vorhangstangen etc.
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0039

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Nr. 4.

„Fachblatt für Innen-Dekoration".

Seite 31.

Wegekn für öas Sparen.

M,Iic Regeln für das Sparen sind sehr einfach: Gib weniger aus, als du verdienst!

Das ist die erste Regel. Immer sollte ein Theil des Verdienstes für die Zu-
kunft beiseite gelegt werden. Die nächste Regel ist: Bezahle alles baar, mache unter
keinen Umständen Schulden! Wer Schulden macht, läuft Gefahr, betrogen zu werden
»nd ein gewohnheitsmäßiger Schuldcnmachcr setzt seine Ehre auf's Spiel!

Fast nirgends in der Welt fand sich ein solcher Hang zum Borgen wie in
Deutschland und der Schweiz; der Sohn erlernte das Borgen schon vom Vater, die
Tochter von der Mutter, es borgte Jeder. Unser ganzes Geschästslcbcn beruhte früher
Zum großen Theil auf Borg, und zwar auf übertriebenem Borg. Bäcker und Fleischer,
Etgarrenhändlcr, Schuster und Schneider, sie alle mußten ihre Waarc auf Borg geben
und es waren noch ordentliche Leute, welche viertel- oder halbjährlich zahlten. Das
Borgen und sogar das lange Borgen wurde als etwas so Selbstverständliches an-
gesehen, daß man sich betroffen fühlte, wenn ein Kaufmann mit der Waare auch die
Rechnung schickte, oder wenn er nach langem Warten sein Geld verlangte. Ent-
rüstet machte man dem Knufmanne dann oft die heftigsten Vorwürfe und dieser
rnußte, um die Kundschaft zu behalten, sich noch untcrthänigst entschuldigen und ein
Versehen seines Personals vorlügen.

Das sind aber grundfaule Zustände, die nicht nur am innersten Mark unseres
Geschäftslebeus zehren, sondern auch das Familienglück vielfach zerstören. Kauft
«Me Familic nur gegen bar, so richtet sie sich ein, mit dem, was sie hat, und sie
wird sogar auch bei bescheidenem Einkommen einen Nothgroscheu zurücklegen. Ist
sie aber einmal auf den Weg des Borgens gerathcn, so eilen die Bedürfnisse
den Mitteln stets voraus. Ter Kaufmann thut das Seinige, ferne Maaren anzu-
preisen; mit dem Bezahlen har es ja keine Eile und man kann es gerade gut ge-
brauchen! So geht's denn aus der schiefe» Ebene weiter; es treten außergewöhnliche
Fälle ein, die Verschuldung steigt; das darf aber ja Niemand merken; einschränkcn
kann man sich nun nicht mehr, man würde ja den Kredit verlieren und die

Schande, von sich sagen zu lassen, daß man nicht mehr in der bisherigen Weise

leben könne! Also wird womöglich recht flott gelebt, „um des Kredits willen".

Und welche Folgen hat eine solche Borgwirthschaft für die Geschäftswelt selbst?
Die Kaufleute müsse» bei ihre» Lieferanten ebenfalls auf lange Dauer borgen und
diese Lieferanten und Fabrikanten ihrerseits bei den Bankiers. An dieser Stelle wird
der Geschäftsbetrieb endlich ein geregelter, insofern, als der Kreditnehmer Zinsen

und Geschästsgcbührcn zu bezahlen hat. Seinerseits aber kann er selbst für Jahre

alte Ausstände keine Zinsen berechnen, um die Kundschaft nicht zu verlieren und
erhöht daher seinen Preis, nicht nur um den reichlich bemessenen Zinsverlust, son-
dern auch noch ferner für die höhere Gefahr, welche er durch das lange Borgen
tragen muß.

Diese Zuschläge wiederholen sich in jeder Hand, durch welche die Waare
läuft, bis sie an den letzten Abnehmer, den Verbraucher, gelangt, und dieser ist's,
welcher alle diese Aufschläge im höheren Preise zu bezahlen hat. Alan hat gesagt,
daß zu viele Vermittler im Handel beschäftigt seien, wodurch die Maaren verthencrt
würden. Das ist gewiß richtig, unendlich schwerer aber wiegt die Vertheuerung
durch die Borgwirthschaft. Von einzelnen Geschäftsleuten kann eine Aenderung
hierin nicht ansgchcn; jeder dahin zielende Versuch dient Anderen nur dazu, durch
noch ausgedehnteres Borgen die Kundschaft an sich hcrauzuziehcn. Die wohlhabenden
Leute aber sollten zunächst mit dem guten Beispiele vorangehen, jeden, auch den
geringsten Gegenstand nur gegen Barzahlung zu kaufen und jeden Borg grund-
sätzlich ausznschlicßen. Sodann sollten die hohen Beamten und höheren Offiziere in
diesem Sinne ein Beispiel geben, welches sicher aus das ganze Heer der Untergc-
stellteu förderlich eiuwirkcn würde.

Als dritte Regel hat die zu gelten: Nimm niemals einen ungewissen Gewinn
borwcg, d. h. mache aus Rechnung eines erst noch zu erwartenden Gewinns keine
Ausgaben. Möglicherweise bleibt der Gewinn aus und in diesem Falle hast du
dir eine Schuldenlast aufgcladen, die du vielleicht nimmer wieder los wirst.

Weiter ist zum richtigen Wirthschaften nothwendig, daß man über alle Ein-
nahme,, und Ausgaben Buch führt. Ein ordnungsliebender Mann kennt im Voraus
willen Bedarf, weiß aber auch, über welche Mittel er zu verfügen hat. Das ver-
hindert, daß seine Ausgaben die Einnahmen überschreiten. Der Sinn für die Buchung
der hauswirthschastlichen Ausgaben fehlt aber noch in weiten Kreisen. Während
einerseits der Arbeiter sich sagt: „Es nützt mir doch nichts, ich komme immer nur
knavp aus", glauben die mittleren und oberen Bevölkcrungsklasscu der Muhe einer
gestrengen Buchführung vom entgegengesetzten Gesichtspunkte aus überhoben zu
Win. Und doch ist unleugbar in allen Klassen der Gesellschaft eine richtige Buch-
führung von der höchsten Wichtigkeit und vom größten Nutzen. In der Haushaltung
wk sie insbesondere die Sache der Frau, die mit ordentlichem Sinne den Gewinn
Mehren soll. Für die Arbeitsfran mag es wohl oft schwer sein, mit dem wenigen
^wlde, welches ihr der Mann geben kann, hauszuhalten; aber sie möge es einmal ver-
suchen, ihre Ausgaben genau zu buchen, da wird, sie bald finden, daß sie für manche
Dinge nicht so viel ausgeben kann, und daß sie bei einem Vergleiche über Preis-
üermcrkc viele Lebensmittel vortheilhafter einzukaufcn und zu verwerthen vermag.
Für die Frauen in den mittleren und höheren Ständen gilt dies aber noch mehr.
Ä» den wirthschaftlichen Vorthcilcn einer geordneten Haushaltung kommt hier noch
sittliche Bedeutung einer solchen, die erzieherische Wirkung, welche ein Einblick
m die Rechenwirthschaft des Hauses auszuübcn vermag.

Die Hausfrau mag die Ausgaben nach der Reihe anschreiben, ihre Tochter
über mir der monatlichen Aufrechnung nach Ausgabcklassen beauftragen und diese Ar-
beiten überwachen. An der Hand einer solchen Ucbersicht, sagt der Statistiker vr. Ernst
^Mgel, läßt sich, wenn Einschränkungen im Haushalte gebieterisch nothwendig sind,
bald entdecken, wo der Hebel des Sparens am ehesten mit Erfolg und ohne Preis-
Leben anderer wichtiger Zwecke der Familie und der Haushaltung einzusetzen ist. Ein
realistischer Zug ist das Gepräge unserer Zeit und auch die Frauen haben es gelernt.

in Wort und Schrift sich an den Aufgaben der Volkswirthschaft zu betheiligen
und ihren Theil an diesen Aufgaben sich klar zu machen. Aber wie sehr auch das
Wirken der Frauen im öffentlichen Leben, ihre Theilnahme an der Armen- und
Krankenpflege anzuerkennen ist, ihr eigentliches Feld bleibt doch der Herd des Hauses
und von ihm aus vermögen sie am nachhaltigsten auf das soziale Leben des Volkes
einznwirken. Mögen sie cs lernen, hier in ihrem Krelse durch vernunftgemäße Führ-
ung der Haushaltung den Forderungen der Zeit gerecht zu werden.

Nicht weniger unerläßlich als die Buchführung ist es aber auch, daß das
Auge des Hausherrn und der Hausfrau darauf sieht, daß nichts verloren geht, daß
alles seiner Bestimmung gemäß verwendet wird und an seinem richtiger Platz sich
befindet, und daß Alles so gethan wird, wie es sich gehört und der Ordnung ent-
spricht. Als Regel halten wir es nicht allein für nöthig, sondern auch nicht für
allzu schwierig, so zu wirthschaften, daß ein Ueberschuß von etwa einem Zehntel des
Einkommens erzielt wird. Auf alle Fälle ist es besser, zu viel zu sparen, als zu
viel auszugeben. Dem ersteren Fehler ist leicht abzuhelfen, aber nicht so leicht dem
letzteren. (Südd. Bank- u. Handclsblatt.)

NeuyLlten.

Hcvablatzkrsve und gufziehdsve Wovhsngsstangen eke. (Mit
Abbildungen.) Von E. v. Szabü ist ein sinnreicher Mechanismus erfunden worden,
welcher dazu dient, Fcustervorhängc, Drapericeu rc. zum Zwecke des Aufwachens,
Auswechscln oder Reinigen mittels einfacher Zngvorrichtung herabzulassen resp. nuf-
zuziehen, wodurch der namentlich für weibliche Personen beschwerliche Gebrauch von
Hammer und Leiter ganz entbehrlich gemacht wird. Bei dieser der Erfinderin paten-
tirten Vorrichtung, deren Anordnung mit Hilfe der bcigegebenen Abbildungen leicht
zu verstehen ist, hängen die Vorhangsstangen rc. an Schnüren, welche ähnlich wie bei

Herablaßbare und ausziehbare Vorhangsstangen.

Jalousien über Rollen laufen. Ist die Vorhaugsstange rc. ganz in die Höhe ge-
zogen, so fällt, wenn man die Schnur nachläßt, ein Schnapper ein und der Mechanis-
mus ist gesperrt; durch Anziehen der Schnur gleitet dagegen ersten langsam und
sicher vermöge der zu beiden Seiten des Fensters angebrachten Führungsschienen
herab. Damit bei etwaigem Reißen der Schnur die Vorhangsstange nicht plötzlich
hcrabfalleu kann, ist außerdem eine äußerst einfache Sichcrhcitsvorrichtnug angebracht.
Dieselbe kommt dadurch zur Wirkung, daß die erwähnten Führungsschienen eine
Reihe Löcher enthalten, in welchen beim plötzlichen Herabfallen die Schnapphaken
sich sangen. Nähere Auskunft über diese zweckmäßige Erfindung, deren Eigenthums-
bezw. Ausführungsrecht eventuell abgegeben wird, ertheilt das Patent-Bureau von
Reichard Co., Wien, lll, Marxcrgasse 17.

Sprechfaal.

«Für die unter dieser Rubrik cingcgcmgencn Zuschriften übernimmt die Redaktion keinerlei Verantwortung.)

Verehrliche Redaktion!

lcstattcn Sie mir hier, eine Sache zur Sprache zu bringen, die auf die Selb-
ständigkeit der Fabrikanten einerseits und die Zwischenhändler andererseits ein
krasses Licht wirft.

Seit Jahren hat sich meine Möbelfabrik und Tapezierern auf eine solche
Stufe im Verkehr mit feiner Kundschaft gehoben, daß sich nach und nach ein schönes
Lager von Stoffen und Tapeten, besseren Genres, ansammelte. In der ersten Zeit
des Bedarfes kaufte ich vdn den hiesigen Zwischenhändlern; aber diese wiederum
suchten, im Vertrauen auf ihren Einfluß, mir nützen oder schaden zu können, jeder
für sich, mich von ihnen so abhängig zu machen, wie es nur in einer großen Stadt
weit über das Bedürfniß mit Konkurrenten in der Tapeten- und Stoffbranche ge-
segnet, möglich sein kann.

Dieser Verkehr wurde mit dem größeren Umfange meines Bedarfes ein un-
heimlicher, und ich entschloß mich zur Auflage eines Lagers dieser Gegenstände. Ich
fand keinen Fabrikanten, der cs alsdann wagte, sich mir zu nähern; cs war ein
reines in die Acht Erklären Seitens der hiesigen Zwischenhändler, die dem betr.Fabrikanten
mit Entziehung von Aufträgen drohten, falls sic mich besuchten. Ich warf mich nun
auf die englischen Erzeugnisse und neuerdings auf französische und machte hierin gute
 
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